Leichen pflastern unseren Weg

Übernachtungsgästen wird ja oft Einiges nachgesagt. Es heißt, sie fallen wie ein Schwarm gefräßiger Heuschrecken über den Kühlschrank her, zwingen die Gastgeber zu fortwährenden, geistreichen Gesprächen, auch wenn denen der Sinn viel drängender nach gepflegtem Abhängen bei sinnentleerten TV-Sendungen steht, strapazieren die ohnehin eingeschränkte Fitness der inzwischen schon desperate housewife durch den Wunsch nach noch einem „mittelhart aber nicht zu hart“ gekochten Ei und fangen am dritten Tag an zu stinken. Nun hat Hank bereits seit Freitag zwei Kumpel zu Gast und statt dreier Buben im Haus habe ich fast das Gefühl, es ist niemand da. Wie EIN Herz und EINE Seele waten sie durch dicke Schichten teilweise mikroskopisch kleiner Legosteine und nur alle zwei oder drei Stunden lassen sie sich blicken, um ihre neuesten, wirklich phantastischen Kreationen vorzuführen. Nach stundenlang währenden Konstruktionsarbeiten nehmen sie sich eine Auszeit, legen eine gemeinsame Game-Boy-Runde ein (wireless, so sitzt einer auf dem Hochbett, einer im Sessel und einer auf dem Boden), um dann wieder zu konstruieren oder eine Runde mit dem Fahrrad zu drehen. Bis nach 1.00 Uhr hörte ich sie gestern quatschen, über technische Fragen und den schnellsten Renner konferieren, Mädchen spielen wohltuenderweise noch so gar keine Rolle … Heute früh bereiteten sie sich ihr Frühstück selbständig, chillten zur Hörspiel-CD von Star Wars und sind jetzt wieder mit dem Bike unterwegs. Herrlich. Wir sollten die beiden adoptieren …

Nachdem Dixie sich eben außerordentlich überschwänglich eingedieselt hat und jetzt dicke Schwaden von Deodorant durch die Wohnung wabern, gehe ich davon aus, dass ich sie jetzt gleich ins Schwimmbad fahren darf, wo sie sich mit einigen ihrer „Leutz“ verabredet hat. Wenn ich ihr beim ICQ-tippeln über die Schulter plinse, wird mir ganz blümerant zumute, wenn ich des Schreibstils der „Leutz“ da so ansichtig werde. „Da Gangsta P. isn arschtittngeiler Hoppa“ oder „Ich lieb den voll abba der Arsch will mich abba net“, „Wennde des nochma saxt kriegste voll die derbe Schelle, Allda“. Trotz derlei hochintelligenter, schriftlicher Konversation können sie am Telefon einigermaßen verständlich kommunizieren, was mich, ehrlich gesagt, ziemlich beruhigt.

Heute früh erhob sich der MamS aus der warmen Bettstatt, um auf die Jagd zu gehen. Stechmückenalarm Stufe 3 heute früh um 4.00 Uhr! Vor 10 Jahren, als ich und mein offenbar schmackhaftes Blut auf der Speisekarte der Sauger ganz oben standen während der MamS offenbar ungenießbares Blut hatte, da er nie gestochen wurde, echauffierte er sich regelmäßig und lautstark, wenn ich mich des nächtens zur Pirsch nach den kleinen Mistviechern aufmachte. Seit einigen Jahren haben die Blutsauger aber auch ihn als potenzielle Nahrungsquelle entdeckt und während ich nun versuche, meinen Nachtschlaf zu halten, wuselt er mit der Muggepaddsche um und durch das Bett, während es um uns herum sirrt und surrt. Gefangene werden hier nicht gemacht, allein heute Nacht waren 5 Opfer zu verzeichnen. Im letzten Jahr habe ich unser Moskitonetz blöderweise entsorgt, durchlöchert wie es war, bot es fast keinen Schutz mehr. Ein neues Netz steht also morgen auf der Einkaufsliste … Ausrotten, die nichtsnutzigen Drecksmistviecher, alle miteinander!
Dienstbefehl heute: Aufspüren und umgehend eliminieren:

Hier war mal ein Foto einer Stechmücke.

So, ich erhole ich gleich mit Espresso und „Strudel Cookies“ (von Mr. Walton) und wünsche einen groovy Sunday

moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

4 commenti su “Leichen pflastern unseren Weg

  1. morgiane sagt:

    herrlich! und ich habs heute nacht mit ignorieren versucht…was mir eine unruhige nacht und 3 stiche eingebracht hat….heute abend nehm ich die familienklatsche mit ans bett…

  2. Azahar sagt:

    Also ich weiss nicht, obs das Klima hier ist, oder dass wir im 5. Stock wohnen … ist mir schon fast peinlich, das zuzugeben, denn jeder der heutzutage was auf sich hält, muss zumindest einmal die Woche einen dicken Klecks Mückenleiche vorweisen können, … aber wir hatten schon jahrelang keine Mücken mehr im Haus! Schande über mich!

  3. moggadodde sagt:

    Ich kann dir ja mal welche schicken, wenn du möchtest, so ein kleines Starter-Kit mit Männchen und Weibchen und dann bist du total en vogue … 🙂 Vielleicht benutzt du nur einen zu aggressiven Reiniger oder sowas, Mr. Proper ex und hopp oder so?

  4. tf sagt:

    Boa, ich kann diese Jugendsprache auch sowas von überhaupt nicht ab (man bin ich alt). Aber das wird sich wohl mit der Zeit wieder geben.

    Mücken: Einfach gar nicht ignorieren.
    Voraussetzung: Schnell einschlafen können, damit man sie gar nicht erst hört. Und gar nicht erst anfangen zu kratzen. Dann hören sie auch schnell auf mit jucken.
    Folgen: Immer mehr Mücken, folglich immer mehr schöne Blogeinträge wie dieser hier. Und kein Stress mehr am Abend. Was will man mehr?

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