Und es geht doch!

Keine Kaffeebohnen mehr im Haus – für einen Koffeinjunkie wie mich natürlich ein untragbarer Zustand. Sehr nett war da eben die Begegnung auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Fast gleichzeitig mit dem vor mit eingefahrenen Kleinwagen kam ich auf dem Parkplatz neben ihm zum Stehen. Der Fahrer des Twingo sprach mich an und sagte: „Entschuldigung, das war wohl ziemlich knapp eben“, dabei ich hatte den Umstand, dass er gerade vor mir mit Karacho aus einer unterberechtigten Seitenstraße gehuscht war, nur ganz am Rande wahrgenommen. Er hatte mich wirklich nicht behindert und das sagte ich ihm auch.
Was mich erstaunt ist der Umstand, dass sich tatsächlich jemand für etwas fast Banales entschuldigt, ohne Not, sogar ohne Anlass oder vorherigen Disput. Neben seiner Sprache verriet mir ein kurzer Blick auf das Kennzeichen, dass der Mann aus der Hansestadt Bremen kommt. Er wirkte nicht gestelzt und ich denke, er wollte auch nicht baggern. Er war einfach nur aufrichtig freundlich und es gibt mir zu denken, dass mir ein bisschen Freundlichkeit so besonders auffällt und offenbart, wie wenig nett die Menschen sonst miteinander umgehen.

Das

Fremdwort des Tages,
konziliant

bedeutet denn auch umgänglich und wer konziliant ist, hat eine freundliche, nette Art.

Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde

THINK !

Das übliche: Dixie mit roher sanfter Gewalt vom Telefon entfernt, die mit Schatzi bestehende Standleitung getrennt, dafür Zorn und knallende Türen geerntet sowie Diskussionen geführt, was Haare waschen nach 20 Uhr angeht und die anschließende Okkupation des Badezimmers für eine Stunde, während ihr Zimmer dem eines Hardcore-Messies gleicht, obwohl sie seit 16.00 Uhr zuhause ist und ja vorgeblich außer Französisch „gar nichts“ auf hat. Der MamS spuckt Gift und Galle und sie schießt giftige Pfeile zurück und ich, ich tue das, was ich so oft tue: Ich sitze emotionell mit meinem Hintern zwischen zwei Stühlen und lasse mich auf keine Seite ziehen. Immerhin wird die seit dem Wochenende geltende Deadline 22.00 Uhr eingehalten und das entspannt den Abend ganz erheblich. Aber ich will euch hier nicht mit langatmigen Berichten über pubertäre Sensationen langweilen, denn reichlich Shinsei und Televisionstherapie in Form von Desperate Housewives sowie Grey’s Anatomy habe ich mir heute selbst rezeptiert; manchmal sind die profansten Selbstablenkungsmanöver einfach am wirksamsten.

Damit ihr aber nicht vergebens (oder sagt man vergeblich oder gar umsonst, ich weiß es noch immer nicht) hereingeschaut habt, zeige ich euch ein Foto und würde von euch gerne wissen, um was es sich hierbei handelt.

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Hinweise wegen der mangelnden Schärfe der Photographie dürft ihr gerne anbringen, aber bitte nicht bei mir; ich hab’s nicht besser hinbekommen. Schlichtweg verkorkst ist diese Aufnahme, genauso wie der ganze Tag … Und weil ich schlecht gelaunt bin, weise ich bereits hier darauf hin, dass ich hinsichtlich eines Preises noch unentschlossen bin. Kann sein, dass der Gewinner außer einem Lob diesmal nichts bekommt.
Aber trotzdem:

Hautnei!

moggadodde

P.S.
So

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sieht das ganze Teil aus. War übrigens ziemlich hart und irgendwie hatte ich das Gefühl, Gummi zu kauen. Ich hoffe, der Türke, der mir das und seine Geschwister verkauft hat, hat den Fisch nicht mit der Dekoration in der Auslage verwechselt, die ja inzwischen täuschend echt aussieht. Geschmeckt hat es, ehrlich gesagt, aber so.
d.O.

Under pressure

Die Definition von Luxus kann ja durchaus unterschiedlich ausfallen: Fällt für manchen Teenager ein eigener Fernseher bereits unter die Luxus-Kategorie oder eine liberale Auslegung der Ausgehzeiten, betrachtet der eine oder andere Yuppie seinen bar bezahlten Lexus, seine B & O –Surroundanlage oder sein Ferienhaus in den Hügeln des Chianti als Luxus. Sehr wohl situierte Personen genießen den Luxus einer 20 m-Yacht oder eines Ausflugs zu einer Weltraumstation. Dass Luxus aber nicht immer von finanziellen Mitteln abhängt, weiß niemand besser als Eltern von halbwüchsigen Kindern. Während des Säuglingsalters lassen sich partnerschaftliche Zweisamkeit mit dem Amt der Elternschaft noch relativ gut vereinen, dank Babysitter resp. Großelterneinsatz lässt sich der eine oder andere freie Abend gewinnen und bei erfolgreich verlaufener Erziehungsarbeit bis dorthin stehen die späteren Stunden des Abends ohnehin zur freien Verfügung. Auch bei Kindern im Alter von Hank etwa, ist das noch kein wirkliches Problem, erstrecken sich Zubettgehzeiten in Schulzeiten doch nicht über 21.00 Uhr hinaus. Erst so mit 14, 15 Jahren beginnt die Zeit, da die Eltern nicht mehr Herr und Herrin des Abends sind. Intimsphäre ist nicht umsonst ein Fremdwort und wird plötzlich Luxus. Es wird nämlich, sagen wir mal, hm, schwierig, den ehelichen Pflichten dann nachzukommen, wenn die beteiligten Personen in günstiger Stimmung sind. Nun ist bei langgedienten Partnerschaften häufig gutes Beischlafwetter ohnehin nicht permanent abrufbar und von einigen, äußeren und inneren Komponenten abhängig, die allein schon einer erfolgreichen Mission entgegenstehen können. Die Schlagfrequenz wird geringer, der alte Clausthaler-Slogan, leicht modifiziert zu „nicht immer aber immer seltener“ wird zum running gag.
Gehen wir vom günstigen Fall aus und nehmen an, die beiden Haushaltsvorstände verspüren relativ kongruent ein Bedürfnis nach einem Zustand, der über Händchenhalten beim Abendprogramm hinausgeht. Ja, sagen wir einfach, die beiden wollen Sex. Jetzt. Sofort. Passiert eh’ zu selten. Eigentlich fast gar nicht mehr. Und jetzt wollen sie es. Beide. Gleichzeitig. Hemmungslos und ohne nachzudenken. Da gibt es nur ein klitzekleines Problem. Das Problem ist in diesem Fall 14 Jahre alt und noch wach. Das Problem hat ein Schlafbedürfnis, das meinem gleicht, weniger ist mehr lautet auch hier die Regel, und vor 23.00 Uhr ist an eine Lösung des Problems durch Eingreifen von Morpheus nicht zu denken. Der männliche Haushaltsvorstand wiederum vermag sein eigenes, erhöhtes Bedürfnis nach Schlaf nur eine gewisse Zeit zu unterdrücken, dann wird Eros, die Memme, von Morpheus’ Vater Hypnos in den Allerwertesten getreten, während der weibliche Haushaltsvorstand ihrer süßen Aphrodite konsterniert hinterher winkt. Lässt sich das Verlangen, die dumme Kuh, allerdings ums Verrecken nicht zügeln, steht man vor der schwierigen Aufgabe, eine günstige Location aufzutun. Das Badezimmer, einzig relativ unauffällig verschließbarer Raum, ist aus bereits aaO genannten Gründen nicht erste Wahl. An der Inkompatibilität von Kniescheiben und Schulterblättern mit Keramikfliesen ändert auch die Fußbodenheizung nicht viel, womit nur noch das in solchen Fällen präferierte Schlafzimmer bliebe, weich und warm und kuschelig zwar, allerdings von innen verschlossen höchst verdächtig und das Problem ist ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen und witterte sofort, was die Haushaltsvorstände darinnen tun. Bleibt also nur, aufs Tempo zu drücken, schnellschnell, ausziehen, aufsteigen, abs, äh, fertig werden immer auf der Hut und mit einem Ohr an der Tür, um bei unvermutetem Auftauchen des Problems eine möglichst unverfängliche Position einzunehmen, denn, sind wir doch mal ehrlich, gibt es Peinlicheres, als die eigenen Eltern beim Sex zu erwischen? Oder könnt ihr euch vorstellen, dass eure Eltern Sex hatten? Ich konnte das nie, obwohl ich weiß, dass es mehrmals passiert sein muss, sonst wären ich und mein Bruder ja nicht auf Erden. Aber ich weiß aus Gesprächen mit Leuten in meinem Alter, dass sich das niemand vorstellen wollte oder konnte. Haben Eltern aus Sicht der Kinder geschlechtslos oder gar asexuell zu sein, sobald sie Eltern sind? Ich bin nicht sicher, ob ihr meine wirren Ausführungen nachvollziehen könnt aber über eines bin ich mir jetzt klar:

Ja, es gibt etwas Peinlicheres, als seine Eltern beim Sex zu erwischen. Nämlich von seinen Kindern beim Sex erwischt zu werden und nach meiner Meinung sind Erfinder des „Quickie“ Eltern halbwüchsiger Kinder. Garantiert.

Euch einen druckfreien Tag wünscht
moggadodde

Zwischen Buntwäsche und Juristerei

Unspektakulär war der Sonntag, um nicht zu sagen stinkfaul waren wir gestern. Die höchste Anstrengung die mir abverlangt wurde, beschränkte sich auf das Ansehen des deutschen Handballspiels und das Einschieben des sonntäglichen Spießbratens in den vorgeheizten Backofen. Damit ist es heute vorbei. Der Bügelberg wächst sich zum familiären Katastrophenfall aus und ein Einsatz meinerseits ist heute nicht mehr aufzuschieben. Außerdem hat Dixie mal wieder Post von ihrem Bonner Mahnanwalt erhalten, bei dessen Mandanten sie sich im letzten August, angelockt durch Werbung auf einer Seite mit Songtexten, zur Anforderung eines Tests zur „Lebenserwartung“ hinreißen ließ. Ich weiß weder, wie hoch ihr IQ laut dem letzten Test im Juli ausgefallen ist, noch wie sich ihre Lebenserwartung gestaltet. Aber besonders letztere dürfte im Wiederholungsfall nicht allzu hoch ausfallen. Dixie beteuerte allerdings, dies sei die letzte, derartige Aktion gewesen.
Jetzt werde ich dem Abmahnfuzzi also schnell das noch gespeicherte Briefchen vom letzten Jahr zukommen lassen und dann, dann werde ich mich ans Eisen schwingen und bin, wenn ich mir den Berg so ansehe, vor heute Abend nicht mehr ansprechbar, fürchte ich …
Jetzt aber erstmal diesen hier,

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damit auch mein Koffeinhaushalt in Ordnung kommt.

Euch einen glatten Tag wünscht
moggadodde

Bye bye, Balboa!

Eine Ära geht blutend zu Ende: Der italienische Hengst geht zum letzten Mal auf die Schlachtbank in den Boxring und wir haben als Teil des Vorpremierenpublikums „Rocky Balboa“ knapp eine Woche vor offiziellem Filmstart genossen gesehen. Aus Angst vor heimlichen Mitschnitten wurden wir vor Einlass strengstens kontrolliert. Meine (immer) mitgeführte Kamera sowie meine Funkgurke musste ich einschließen lassen und während der gesamten Vorstellung standen mehrere, finster aussehende Securityschränke im Saal verteilt und beobachteten das Publikum (das sich zumeist in einem Alter befand, dass es beim Start von „Rocky III“ noch mit der Trompete um den Christbaum gekugelt ist), damit auch sicher niemand ein hineingeschmuggeltes Aufnahmegerät benutzte.
Ausgestattet mit Plastikarmbändern,

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die uns als wahlberechtigt auswiesen, mussten wir vor Beginn des Filmes allerdings noch ein „Nummerngirl“ küren. Mehrere Damen hatten sich beim örtlichen Radiosender beworben, und nun stelzten 6 hübsche Mädchen durch den Saal, leicht bekleidet und mit Nummerntafeln in der Hand und mussten sich den idiotischen Fragen genau des Moderators stellen, den ich in diesem Beruf als Gottes Strafe für absolute Fehlbesetzung ansehe. Gewonnen hat übrigens die Bewerberin erste Reihe rechts, ziemlich maulfaul zwar, aber darauf kommt es beim Gewinn (Fahrt zum bundesweiten Ausscheid und im dortigen Gewinnfall Fotoshooting mit irgendeinem Käseblatt) ja auch nicht an. „Dankeschön für alle, die mich gewählt haben“, so ihr formvollendetes Schlusswort. Meine Favoritin, 2. Reihe rechts, landete auf dem 3. Platz.

Ach, der Film, ja, naja, was soll ich sagen. Herr Stallone sah aus, wie man mit 60 Jahren mit extrem viel Muskelmasse halt nun einmal aussieht und ich rechne ihm hoch an, dass er nichts geschönt hat. Weder die unansehnlichen, hervorquellenden Blutgefäße noch die Unebenheiten am Musculus pectoralis major (ich wusste bisher nicht, dass es Orangenhaut auch auf den männlichen Brustmuskeln gibt) wurden retuschiert. Sehr dialoglastig verliefen die ersten beiden Drittel, aber ich fand Rocky recht sympathisch dargestellt, natürlich mit der erwarteten Extraportion Schmalz und rockyesken Geographieverirrungen („Jamaica, hm, das liegt in Europa“). Aber Stallone verkörpert einen Rocky, der immer noch das Herz auf der Zunge und auch sonst am rechten Fleck hat, inkl. der Entdeckung der zweiten Liebe nach der dahingeschiedenen Adriane. Das letzte Drittel des Films wird von dem unsäglich harten Training (natürlich auch in Paulies Schlachterei!) sowie vom finalen Kampf selbst dominiert und hier trat im Kino dann die juvenile Fraktion auf den Plan, die die vollkommen überzogenen und unrealistischen Übungseinheiten mit Zwischenapplaus bedachte! Als Rocky tatsächlich gegen den desillusionierten, mehrmaligen Weltmeister-Jungspund im Ring steht, wird er selbstredend ziemlich verprügelt, aber er hält die Distanz über 12 Runden, weil sich sein Kontrahent an Rockys Hüfte die Hand bricht und weil er zwischendrin an Adrian und Apollo Creed und an seinen Sohn denkt und so verliert er nur knapp nach Punkten.

Im Grunde war er ganz nett, der Abgesang auf Rocky Balboa. Er komplettiert die Geschichte und lässt die Zuseher im Bewusstsein zurück, dass Rocky im Frieden mit sich selbst und seinem Sohn dereinst in die kalte Gruft neben Adriane zum Liegen kommt. Aber das ist auch schon alles, was an Positivem zum letzten Auftritt vom „Italian Stallion“ zu sagen ist.

Euch eine haferstechende Nacht wünscht
moggadodde