Des Teufels Generalin

Mit einer ehemaligen Kollegin habe ich gestern telefoniert, die mir zu Weihnachten noch immer eine Karte schickt und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich mich noch nicht bei ihr gemeldet hatte. Ich erfuhr also, dass sich in der Kanzlei nicht das Mindeste geändert hat, dass eine Angestellte es gewagt hat, sich schwängern zu lassen, obwohl die vielköpfige Schlange von Gattin des Chefs immer noch denkt, dass mit der Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag bei ihrem Mann automatisch das Recht auf Mutterschaft unter Aktenbergen und losen Gesetzesblattsammlungen zu verschwinden hat, dass immer noch jeder beliebige Intrigantenstadel gegen meinen ehemaligen Arbeitsplatz ein glückseliger Garten Eden ist, denn es wird gelästert, hintergangen, gelogen, hingehalten und mit den Gefühlen und Empfindungen der Untergebenen gespielt, die sich aus Angst vor Verlust ihres Arbeitsplatzes mit Zuckerbrot und Peitsche dressieren lassen.
Dass ich mit den Vorgängen um meine Person, die ja nun, manch geneigter Leser, der mich schon länger begleitet, kennt, offenbar immer noch nicht abgeschlossen habe, zeigt der ziemlich plastische Traum, den ich dann prompt heute Nacht hatte.
Ich träumte, ich sei im Haus meiner Schwägerin. Während mein Schwager die Reste von Schnodder aus dem Flur schippte, die wegen einer Schlammlawine ins Haus gedrungen waren, nahm meine Schwägerin ein Bad im Waschbecken (hey, es war ein Traum …. SchwäSu ist normalwüchsig!) während in der Wanne daneben zwei männliche, französische Austauschstudenten zusammen duschten.
„Excusez-moi“ entschuldigte ich mich formvollendet und wollte das Bad wieder verlassen, als plötzlich die Hydra neben mir auftauchte und wegen der Abläufe um meine Kündigung auf gut Wetter machen wollte. Ha, da war sie bei mir aber an der falschen Adresse! Ich erzählte ihr, was ich wirklich von ihr hielt, dass ich sie für eine der hinterlistigsten und gemeinsten Frauen unter der Sonne sehe, dass keiner, der sie näher kennt, in Wirklichkeit auch nur ein gutes Wort über sie sagt und sie nur aufgrund ihres Status‘ als Ehefrau des immer seniler werdenden Chefs diese schreckliche Macht über die 200 qm Kanzlei und die darin arbeitenden Frauen habe. Der einzige angestellte Mann, der bei Missfallen genauso ihr hysterisches Gekeife abkriege wie die Frauen, ist immer noch der gleiche Hanswurst, der er schon vor zwei Jahren war, auch aus Angst, dass ihm im Fall des Rückzugs des Obersten, ihres Mannes, die Felle davonschwimmen und er nicht dessen Nachfolger werden dürfe.
Das alles sagte ich ihr und auch, dass ich unendlich glücklich wäre, diesem Laden entronnen zu sein und erst danach richtig realisieren und in Worte fassen konnte, was für ein unmenschliches Spiel dort getrieben würde. Sie sei eine Meisterin der Manipulation, eine Psychoterroristin und statt Sprengstoff sei ihre Waffe die Macht ihres Status‘ und ihre umfassenden Kenntnisse darin, Menschen wie Marionetten über die Bühne dieses Irrenhauses tanzen zu lassen, genauso zitternd und unbewegt lächelnd wie in der Augsburger Puppenkiste.
Sie hatte Tränen in den Augen, die Hexe, und ich ließ sie stehen. Sie wollte die Absolution von mir aber ich nahm mir ein Herz, ging zurück und schubste sie eisig lächelnd über die Klippe in die ewige Verdammnis, wo sie hoffentlich solange schmort, bis der Fürst der Finsternis seine beste Nachfolgerin in spe dazu einlädt, auf seinem feurigen Thron Platz zu nehmen und die Insassen seiner kleinen, heißen Hölle mit der glühenden Gabel zu piesacken. Dass sie für diese Tätigkeit geradezu prädestiniert ist, hat sie im wahren Leben bereits hinreichend unter Beweis gestellt. Er wird sie vergöttern, der Teufel!

Als ich aufwachte, fühlte ich mich gut, ausgeschlafen und fit. Ich hätte mich wohl gleich von der Hexe ab- und den französischen Studenten zuwenden sollen, denn als ich in den Spiegel sah, waren die Zornesfalten über meiner Nasenwurzel, die aussehen wie ein „A“ ohne Querstrich, tiefer als je zuvor und ich habe wohl die ganze Nacht sehr böse geschaut.
So wie manche Menschen das Trauma eines Unfalls ihr Leben lang nicht überwinden können, ist mein persönliches Waterloo der Verlust des Platzes in der dunkeln Armee der Nachfolgerin des Teufels, vor nun fast zwei Jahren. Eigentlich sollte ich mich freuen, denn ich habe neue Arbeit gefunden, besser bezahlt noch und ohne manipulative Mätzchen. Und wenn die liebe, arme Kollegin zu Weihnachten wieder schreibt, werde ich sie wohl nicht mehr anrufen, weil ich zumindest dazu endlich meinen Frieden finden will.

Euch einen freien Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

13 commenti su “Des Teufels Generalin

  1. socki sagt:

    Ende der achtziger habe ich bei der Schwester dieser Teufelsnachfolgerin gearbeitet. Die hat sogar ihren Gatten in Gegenwart der Angestellten runtergeputzt. Als ich nach einem Jahr die Kündigung einreichte war sie entsetzt. Hatte sie doch grade ein Kind bekommen und mußte sich jetzt auch noch auf die Suche nach einem Mädchen für alles machen! Schön war die Zeit dort nur, wenn die Alte unterwegs war. Ein Glück,daß ich das hinter mir habe. Solche Menschen können einem das Leben zur Hölle machen.

  2. socki sagt:

    Hast Du schon gehört: bt hat seinen Laden zugemacht. Traurig. Ich werde ihn vermissen.

  3. moggadodde sagt:

    Den Gatten aufs Übelste vor versammelter Mannschaft niederzumachen war eine ihrer leichtesten Übungen, zum Aufwärmen. Und auch bei uns gaben Auswärtstermine, zu der die Generalin den Chef immer chauffierte, Zeit zum Durchatmen.
    Ja, das von bt weiß ich schon. Aber ich bin guter Dinge, dass er uns nicht lange allein lässt. Er wird sich bestimmt etwas einfallen und uns dann davon wissen lassen. Ein ganz Besonderer wie er darf und kann nicht untergehen und wenn er seinen findigen Kampfgeist wieder auspackt, findet er eine Lösung. Da bin ich sicher. Außerdem ist er nicht weg, socki. Wir sehen ihn nur gerade nicht 😉

  4. socki sagt:

    Ich hoffe, Du hast recht. Es wäre ein arger Verlust für das Blogimperium.

  5. morgiane sagt:

    das sehe ich ähnlich, jedenfalls was bt betrifft.

    solche hinter…äähhmm..igen arbeitsverhältnisse kenne ich auch, aber dazu gibts jetzt irgendwie neue literatur, wieviel geld durch solche unfähigen chefs, die dem nicht einhalt gebieten, verloren geht. es passiert ja leider immer erst was, wenn es mit zahlen belegbar wird, der menschliche faktor, die emotionale intelligenz sind ja immer noch unbezahlbar.

    na ja, ich suche jetzt erstmal einen job, über den ich lästern kann…ab 1. april will ich schließlich für mich alleine einstehen können…

  6. Mephisto sagt:

    Gleich zwei Studenten, du bist ja richtig hungrig …

    Es ist traurig, wieviele Menschen in Firmen Intrigen spinnen und noch bedenklicher, wie wenig Vorgesetzte/Firmenchefs diesem Einhalt gebieten. Ein gutes Betriebsklima wirkt sich eigentlich immer positiv auf die finanzielle Firmensituation um (zufriedenere Kunden, motivierter Mitarbeiter, mehr Umsatz, …).

    Ab und zu ist verdrägen des Ganzen vielleicht tatsächlich besser als ständiger Kampf mit Teilen davon.

  7. moggadodde sagt:

    @ morgiane: Ich hatte das „Vergnügen“ ja nur einmal. Wie wär’s mit dem Chef-TÃœV oder Zertifizierung? Wir waren nicht sehr viele, Betriebsrat oder so etwas gab es ohnehin nicht und selbst wenn, wäre die Hexe ohnehin die Vorsitzende gewesen … Dir viel Glück auf der Suche und angenehme Vorgesetzte!

    @ Mephisto: Der Laden läuft doch auch so! Nicht sehr gut, aber gut genug, als dass sämtliche Frustrationen auf die Angestellten projiziert und dort abgeladen werden können.
    Ich bin Meisterin im Verdrängen aber daran habe ich lange gekaut, will sagen wäre beinahe daran erstickt. Und deshalb rührt es mich immer noch an, wenn jemand dieses Grab wieder öffnet.
    Und: Ja, zwei, ich wunderte mich auch. Hätte lieber Italiener gesehen. Die verstehe ich wenigstens etwas. Mein Französisch ist nicht sehr gut und beschränkt sich auf einige Worte. Bei dir ändert sich das ja bald …

  8. Mephisto sagt:

    Mit der Sprache habe ich noch ein Problem, ja. Die Begrüßung habe ich schon gelernt, beim nächsten Mal geht es um Bestellungen im Cafe. Die Praxisnähe ist bislang gegeben 🙂

  9. barbara sagt:

    ich hab mir die Geschichten auch nie gerne angehört, nachdem ich dort nicht mehr gearbeitet habe,. Irgendwie war ich dann wieder mittendrin und hab mir den Kopf zerbrochen mit Sachen, die mich nichts mehr angingen.

    Also ich hab von bt vorhin noch etwas gehört, er ist auf jeden Fall da 😉

  10. moggadodde sagt:

    @ Mephisto: Wenn du dann auch noch im Restaurant klar kommst, dann ist das ja schon die halbe Miete …

    @ barbara: Ja, das hat wieder mal gereicht.
    Und: Klar, bt ist nicht weg, wusste ich doch!

  11. Mephisto sagt:

    Ah nee, im Restaurant sind bei den zwei Personentischen die Stühle meistens gegenüber angeordnet, da kann man schlecht … psst, ähm, … Cafe ist schon in Ordnung.

    Was heißt halbe Miete? Was denkst du von mir?

  12. moggadodde sagt:

    @ Mephisto: Dir als austrainiertem Herzensbrecher muss ich wohl sicher nicht erklären, dass Liebe durch den Magen geht. Und wenn du beim Maitre de Cuisine formvollendet das Menu Surprise und ein formidables Dessert orderst, notiert die Angebeteten ohne Zweifel extra Punkte. Ggf. ist das eben die umgangssprachlich halbe Miete auf dem Weg zum Herzen der Dame vis-à-vis und vielleicht sogar noch weiter …

  13. Mephisto sagt:

    Mit der französischen Küche habe ich nicht die besten Erfahrungen gemacht. Eine Frau, die ich mal am Atlantik kennen gelernt hatte, habe ich im Landesinneren zu einem Mehrgänge-Menü eingeladen, natürlich ohne jeglichen Hintergedanken. Meine Hoffnung, das Vorabprogramm zu wiederholen, fiel ins Wasser. Kurz nach dem Essen kam ihr Essen wieder rückwärts.

    Aber es gibt ja auch Pizzaläden in Frankreich…

    Im übrigen betrachte ich mich nicht als Herzensberecher 🙂

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