Monster-Mutter

Seit vielen Jahren habe ich gestern wieder einmal „Alien“ gesehen. Im ZDF, ohne Werbung, dafür aber voll düsterer Spannung. „Das Alien ist ein perfekter Organismus. Nur seine Feindseligkeit übertrifft seine perfekte Struktur. Es ist geschaffen, um zu überleben, kein Gewissen beeinflusst es, keine Schuld, keine Wahnvorstellungen ethischer Art“ sagt der Androide Ash über den unentwegt sabbernden, spitzzahnigen Killerwurm und ich werde das dumme Gefühl nicht los, Ridley Scott hat schon 1979 gewusst, was im Jahr 2007 auf MU-TH-R 65 (Mother Mogga) zukommt. Ellen Ripley pustet das Vieh durch ein Loch in der Bordwand ins All, wähnt sich in hübsch trügerischer Sicherheit und legt sich schneewittchengleich in ihre kalte Schlafstätte, nur um einige Zeit später in der Fortsetzung festzustellen, dass sie das bösartige Wesen noch lange nicht zur Räson gebracht hat.
Wenn die kringellöckige Ripley dem wahnwitzig bösartigen Lebewesen, unberechenbar und dauerhungrig per Flammenwerfer begegnet, bebend, dennoch entschlossen, ängstlich doch unbeugsam, erinnert sie mich an mich selbst im momentan aussichtslosen Kampf, aus einem pubertierenden Stachelmonster einen halbwegs passabel sozialverträglichen Organismus zu formen. Ich brauche im Moment nicht viel Phantasie um mir vorzustellen, dass die Alien-Story im Grunde auch den kriegerischen Konflikt pubertierender Töchter mit ihren unvorsichtigen Erzeugerinnen thematisiert.
Ripley ist jedenfalls viel besser armiert als ich, die mit immer stumpfer werdenden Waffen wie Elektronikembargo und tageweisem Arrest operiere. Und seit einigen Tagen wünsche ich mir auch so einen kleinen, glatten Knopf, mit dem ich das zerstörerische Ding aus einer so anderen Welt mit einem einzigen Druck in den lautlosen Weltraum blasen könnte. Das Alien frisst dich mit Haut und Haar auf einen Happen auf. Dixie-Alien nimmt erst einen kleinen Finger, von dem du meinst, du könntest seinen Verlust verschmerzen und reißt dir dann den ganzen Arm aus dem Schultergelenk.
Ich habe keine Lust mehr auf Spielchen, bin es aber schon jetzt leid, dauernd zu kämpfen. Am liebsten würde ich mich auch ein eine vereiste Schlafkammer zurückziehen und erst wieder aufwachen, wenn dieser Albtraum Pubertät ausgestanden ist.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

9 commenti su “Monster-Mutter

  1. markus sagt:

    es geht also auch bei euch richtig los. schlimm, nicht wahr? dabei ist es gar nicht so schlimm, wenn man seine jugend nicht vergessen hat. das schlechte gewissen gegenüber den ‚alten‘, die miserable stimmung, die herrschte. und doch haben auch wir damals nix angenommen. wir mussten unsere eigenen erfahrungen machen. ich denke, dixie ist an dem punkt angelangt, an dem sie nicht mehr erziehbar ist. sie wird lernen. und du, liebste mogga, lass sie lernen. mach das aber auch dem mads klar. ich verstehe dich. du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr…

  2. Mephisto sagt:

    Als nach bestem Wissen und Gewissen Nicht-Vater halte ich mich aus diesem Thema besser raus. Sofern es dich beruhigt kann ich höchstens noch anfügen, dass du, wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, nicht die einzige bist, die Probleme mit dem pubertierenden Nachwuchs hat.

  3. Ruwen sagt:

    Ich habe Teile des Textes gelesen der hinter deinem Link steht. Alle Achtung. Hätte nie gedacht, das knapp 30 Jahre später aus einem simplen (sauguten) Unterhaltungssfilm plötzlich derart tiefenpsychologische und soziologische Erkenntnisse gedeutet werden. Wundersam z.B.: Die Phallische Frau!!!

    So richtig kann ich mir nicht vorstellen, dass du in dem Text die Lösung deines Problems findest. Wünschen würde ich es dir.

    Vorschlag… ähnliches lese ich auch aus dem Kommentar eines Vorredners: Einfach mehr und energischer den zweiten Erziehungsberechtigten einspannen. Wenn er mit härteren Bandagen auffährt als du, umso besser. Pubertäralliens sind eiskalte, berechende Wesen (gelegentlich, wenn es um ihren Vorteil geht). Sie wird sich vielleicht darauf besinnen, die softere Mutter netter zu behandeln, wenn Papa ihr schon bei der geringsten Regelverletzungen kompromiss- und diskussionslos kräftig in den Hintern tritt.

  4. moggadodde sagt:

    @ markus: Nein, ich habe meine Jugend nicht vergessen. Meinen Eltern habe ich auch erzählt, ich schliefe bei einer Freundin, was im Prinzip ja stimmte. Nur fielen wir beide vorher noch in einer der damals verrufensten Discos ein …ich war aber da schon 16. Vorher durfte ich abends nämlich überhaupt nicht weg.
    Sie lügt mich (ähm, soweit ich weiß) nicht an, hält sich aber nicht an Vereinbarungen, „vergisst“ die Zeit und es kann nicht sein, dass eine Vierzehnjährige in einem verheißungsvollen Mikro-Röckchen nachts um 11 mit dem Bus durch die Gegend gondelt.
    Ich weiß, du hast auch so einen Kandidaten an der Backe, kannst deshalb sehr wohl mitfühlen. Ich glaube eigentlich nicht, dass sie nicht mehr erziehbar ist, die Erziehungsarbeit muss einfach nochmal intensiviert werden.

    @ Mephisto: Wie du schon sagst, die hiesigen Vorgänge sind beileibe keine Einzelfälle, aber diese dauernd latent vorhandene und immer wieder aufflammende Erziehungsresistenz ist das harte Stück Brot in der haarigen Suppe, die ich damals ja unbedingt haben wollte. Jetzt ist halt wieder einmal Ende der Fahnenstange mit Vergünstigungen jeglicher Art. Ich habe diese ständigen Scharmützel aber so satt. Ihr Kinderlosen (das mit dem besten Wissen und Gewissen gefällt mir 😉 könnt gar nicht genug ermessen, welcher Kelch da an euch vorbeigeflogen ist …

    @ Ruwen: Ich war vollkommen perplex, als ich das gelesen habe und auch ich bin über die „Phallische Frau“ gestolpert. Ganz sicher finde ich in der Arbeit keine Erleichterung, aber der phantasievolle Ansatz hat mich interessiert …
    Heute liefen keine Unterhaltungen, lediglich ein Streit mit ihrem (sich bei uns einschleimenden) Bruder ließ ihr wieder das Wasser in die Augen treten und sie verließ geschirrklappernd den Essenstisch um mich eine Stunde später ernsthaft zu fragen, ob sie an den Computer dürfe … Aber diesmal werde ich den Teufel tun und nachgeben. Ripley hat auch mehrmals durchgehalten 😉

    Gegen den MamS ist die heilige Inquisition ein Bridgeclub. Aber diesmal darf er wirken, wie es ihm beliebt und ich rede ihm nicht rein. Ich versuch’s jedenfalls Versprochen.

  5. also wenn ich mir den kleinen (13) von sweetest angucke (lies: ihn grade jetzt in den ferien fast täglich erlebe), wünsch ich mir gelegentlich einen gut schallisolierten käfig, optimalerweise im keller. naTÜRlich ohne elektronik jedweder art!
    aber: ich halt mich raus, auch wenns schwer fällt. die rolle der bösen stiefmutter liegt mir irgendwie auch nicht, trotz gelegentlicher anwandlungen.
    in summa:
    a) ich bewundere euch eltern aus tiefstem herzen. ich bin nicht mal in der lage, meine beiden frechen katzen ordentlich zu erziehen. fühlt euch bestärkt und bestaunt und bewundert.
    b)ich werde jeden tag aufs neue daran erinnert, warum genau ich mich dagegen entschieden habe, gegen das aussterben der menschheit ankämpfen zu wollen.

  6. moggadodde sagt:

    @ Hühnerschreck: Es ist ja nicht immer so schlimm, wie geschildert, zerrt aber trotzdem in seinen Spitzen an den Nervenenden. Heute konnten wir schon wieder lachen … auch sie, obwohl die Strafe bestehen bleibt.
    Wenn man es dann von 0 auf 100, so wie du, mit einem Pubermonster zu tun bekommt, ist das natürlich hart. Sei bloß keine böse Stiefmutter. Denk‘ dran: In den Märchen sind das immer die Hässlichen …

  7. yeow sagt:

    Ich kann Deine Gefühle nur allzu sehr nachvollziehen. Meine ist auch 14 und meint, die Weisheit mit großen Löffeln gefressen zu haben.

    Ich habe sie vor einigen Tagen vor die Wahl gestellt. Sie kann sich, bis ich wieder da bin, entscheiden zwischen drei Möglichkeiten :
    – Ich behandele sie so, wie sich sich zeitweilig benimmt – also als 3jährige.
    – Ich behandele sie so alt, wie sie wirklich ist. Also auch mit allen Einschränkungen, die einer 14jährigen zukommen.
    РIch behandele sie als das, was sie gerne sein m̦chte Рals Erwachsene. Aber dann auch mit allen Konsequenzen und Pflichten (Mit besonderer Betonung auf Pflichten).

    Spezieller Aufhänger dieses mal : Ordnung und Sauberkeit ihres Zimmers. Ich musste Ihr erst einmal klar machen, das das Zimmer mit allen Schränken, zwei Leuten gehört : mir und der GG. Und sie hätte sich, wenn ich sie nicht als 3jährige behandeln soll, doch bei einigen Dingen UNS anzupassen und nicht wir uns ihr.

    Ach ja. Ich meinte so nebenbei, dass sie ja versuchen könnte, die Erzieherin beim „Betreuten Wohnen“ an sich anzupassen, wenn es ihr bei uns nicht gefallen würde.
    Da musste sie ziemlich schlucken.
    Allerdings bin ich ein gaaaaanz böser, erpresserischer Papa, der ja gaaar keine Freiheiten ließe.

    Mal sehen, ob ihr Zimmer so aufgeräumt ist, so wie ich von ihr erwarte, wenn ich wieder zu Hause bin. *böse_grins*.

  8. moggadodde sagt:

    @ yeow: Sehr gut gemacht, Papi! Ich bin sicher, das Zimmer wird blitzen! Ich merke gerade selbst, dass eine unnachgiebige Haltung die besten Chancen birgt! Dixie steht ja bis einschl. morgen unter Arrest und PC-Embargo. Was meinst du, was sie im Moment immer noch tut? Sie säubert ihr Zimmer, und zwar so, wie ich es seit Wochen einfordere. Den Staubsauger höre ich immer und schon die dritte 60 l-Abfalltüte hat sie geholt und einen gelben Sack! Darüber hinaus hat sie sich wegen der gähnenden Langeweile mit dem Karnickel Lola beschäftigt UND für ihren Bruder gekocht.
    Es ist erstaunlich, was Bestrafung nach dem ersten Wutanfall bewirken kann!
    Ich wünsche dir, dass deine Tochter auch bald zur Besinnung kommt. Du hast das aus der Entfernung mit zu handlen, es also ungleich schwerer als ich, die den MamS in seiner Rolle als „bad cop“ immer noch vorschieben kann … 🙂

  9. yeow sagt:

    Oooch, ich habe kein Problem, den „Bad Cop“ auch aus der Ferne zu spielen.

    Es ist lustig, einen Wutanfall durch Telefon mit u bekommen, weil man aus 600 Kilometer irgend eine Anweisung gegeben hat, die den Wünschen der jungen Dame zuwieder laufen.

    Und der GG hilt es, wenn Sie die ganz bösen Entscheidungen nicht ganz alleine treffen bzw vertreten muss.

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