Zerebralflatulenzen

Einige zusammenhanglose Gehirnpförz Einfallsschnipsel gehen mir an diesem noch nebligen, kalten Morgen durch den Kopf:

A. Sport
Es sei dahingestellt, ob Ashkan Dejagah tatsächlich um die Sicherheit seiner Verwandtschaft im Iran fürchtet oder sich (was ich nicht glaube) aus weltanschaulichen Gründen weigert, in Israel aufzulaufen: Hätte Herr Eilts nicht getratscht und Dejagah, meinetwegen auch mit einer vorgeschobenen Verletzung, einfach nicht aufgestellt, hätte es niemanden gekratzt, ob der deutsche Iraner in Israel mitkickt oder nicht. Die Bayern haben bei ähnlichem Sachverhalt besonnener gehandelt, Hashemian für die Spiele gegen Tel Aviv als verletzt gemeldet und so ein Politikum gar nicht erst entstehen lassen. Jetzt ist der Ball ins Wasser gefallen und wird in den trüben Tümpeln der Journaille und sicher bald auch auf der politischen Bühne noch eine Weile bearbeitet werden.
Manchmal ist es wirklich angezeigt, die Klappe zu halten und Herr Dejagah würde sich im Nachhinein bestimmt selbst gern in den Hintern treten wenn er könnte, weil er den Dieter nicht einfach angeflunkert und erzählt hat, er wäre beim Einkaufen auf einem Salatblatt ausgerutscht.

B. Verkehr 1
Im April habe ich mich noch über mich selbst geärgert, weil ich mal wieder verpennt habe, von Winter- auf Sommerbereifung zu wechseln wechseln zu lassen. Jaja, ich weiß um den Zusammenhang von Rollwiderstand und Kraftstoffverbrauch aber jetzt bin ich ganz froh darum, weil ich mir das Wettrennen um einen Termin beim Reifenwechsler meines Vertrauens erspart habe und beim ersten Schnee auf alle Fälle mit adäquater Besohlung unterwegs bin.

C. Verkehr 2
Ist der Satz, den ich heute in irgendeinem Radiodudelsong gehört habe: „Your touch sends shivers down my spine“ nicht wunderhübsch? Er bestätigt, dass sich manche Vorgänge nur fremdsprachlich richtig gefühlsecht beschreiben lassen. Die deutsche Alternative „Deine Berührung schickt Gänsehaut auf meine Wirbelsäule“ ist ja wohl nicht the yellow of the egg.

Euch einen bunten Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

16 commenti su “Zerebralflatulenzen

  1. BS sagt:

    du sprichts eenen bayernfan 100pro ausm herzen :o))). die bayern handeln besonnen :o))). anstatt dejagah jechen die israelis offzustellen, hätte der dfb lieber lieber sagen sollen, er hat ausschlag am po weshalb er nich spielen kann. wie sieht das denn aus wenn sich een spieler aller 5 minuten am arsch kratzt. obwohl, vorne machen sie das ja ooch dauernd, die spielers :o))).

    wünsch dir ne schöne restwoche …*küsschen* schatzi ;o)

  2. markus sagt:

    liebste mogga, das der junge Ashkan Dejagah aus privaten (religösen?) gründen nicht am länderspiel der deutschen u 21 teilnehmen will zeigt doch nur, dass die integration junger, ausländisch abstammender, deutscher in diesem lande noch nicht möglich ist. hier ist die politik gefordert. aber was soll sie denn machen, wenn in diesem unserem lande eine latente ausländerfeindlichkeit herrscht, die sicherlich auch manche politiker mit eischließt. vom im überwiegend verborgenen, blühenden antisemitismus ganz zu schweigen. wir deutschen und auch die hier lebenden ausländer sind leider noch meilenweit von einer multikulturell funktionierenden gesellschaft entfernt. aber wir sollten die hofffnung nicht aufgeben.

  3. moggadodde sagt:

    @ BS: Schlimmer als das Kratzen finde ich dieses permanente Rumgespucke. Das ist ekelhaft. Nur um das klarzustellen: Ich bin kein Bayern-Fan, das nicht. Aber Herr Hoeneß hat den Laden im Griff, da kann man sagen, was man will.

    @ markus: Ich weiß nicht … wenn er nicht spielen will aus Angst vor Repressalien für seine Verwandten dann ist das doch kein Problem, das die Integration von Ausländern in D betrifft. Wenn er aber nicht spielen will, weil es um Israel geht, gehört er mit hohem Bogen aus der Nationalmannschaft geschmissen, aber so was von, und müsste seinen Deutschstatus aberkannt bekommen, keine Frage.
    Nebenan in der Küche sitzt Hank gerade mit seinem besten Kumpel, einem Deutsch- Indonesier, beide essen Knödel und der Kumpel lehrt Hank dabei die ersten Indonesisch-Brocken. Bei Kindern ist alles so einfach …

  4. markus sagt:

    stimmt. aber auch bei uns erwachsenen sollte es so sein. wird es nie, ich weiß. schade!

  5. Mephisto sagt:

    Zweimal Verkehr in der Ãœberschrift und dann geht’s nur um Musik und Reifen. Pffft.

    Die englische Sprache hat etwas, ich mag sie jedenfalls.

  6. moggadodde sagt:

    @ markus: Ja, so ist es wohl.

    @ Mephisto: Es tut mir leid, dass ich dich trotz verheißungsvoller Überschrift nicht zufriedenstellen konnte. Da sich meine Untermieterin Linda Libido im Moment aber offenbar auf einer ausgedehnten Weltreise befindet, könnte ich beispielsweise auch über Lustgrotten schreiben und am Ende ging es doch nur um die Waschmaschinentrommel.
    Unfortunally, life sucks. Auch ein schöner Satz.

  7. azahar sagt:

    das mit dem „shivers down my spine“ hat auch ein deutscher Autor (Helmut Krausser) mal sehr gekonnt formuliert (in seinem Roman „Der grosse Bagarozy“). Heute abend gibts die Textstelle. 😉

    Ansonsten kann ich bloss bestätigen, dass jede Sprache ihre kleinen Einzigartigkeiten hat die auf die selbe Weise in keiner anderen ausgedrückt werden können (auch die Deutsche!).

  8. Al Gore sagt:

    Ich sehe das, wie du bei mir sicherlich gelesen hast, auch so, dass die Integration so nicht funktioniert, wenn wir stets Verständnis für die andere Kultur haben und die eigene Kultur und das eigene Werteverständnis immer weiter zurückgedrängt wird. Zugewanderte dürfen hier um jeden Schnipsel ihrer Kultur kämpfen, während bei uns nicht wenige kein Problem habe,eigene Identität preiszugeben, um in einem Multikultigewäsch unterzugehen.
    Falsches Zeug vorspielen, davon halte ich gar nichts. Hashemian, der Iraner, der seinerzeit nicht für Bayern auflief, ist Iraner und wird das immer bleiben. Hätte er auch einen deutschen Pass gehabt, hätten da auch die Bayern nicht einfach mitgemacht.

  9. azahar sagt:

    Jetzt hätt ichs beinah vergessen:

    „Der Rausch, den sie ihrer Ära bereitete, der Schauer, das Wirbelsäulenglissando – ihre Stimme war die zum akustischen Phänomen abstrahierte Liebe, die Essenz, das Destilat – ich nehme an, Sie hören keine Callas Platten?“

  10. ruwen sagt:

    Drei derart unterschiedliche Gedanken in einem Beitrag. Meine Hochachtung… und so nett formuliert.

    1. Sport scheint also nicht mehr diese völkerverständigende Nebensache zu sein, die sie dereinst war.

    2. Wir haben seit einem Jahr die Ganzjahresreifen drauf und das war´s dann für die nächsten 6 Jahre. Okay wir fahren wahrscheinlich kaum die Hälfte deiner Jahreskilometer.

    3. Der Schwenk zur Sprache macht mich sozusagen sprachlos. Wenn mir jemand sowas sagt wie in deinem Beispiel, verstehe ich das hoffentlich auch ohne Dictionary und weiß zu reagieren 😉
    (Azahars Schwenk hat mich übrigens angeregt, und wird mich noch ihr Zitat ungefragt ‚fremdverwenden‘ lassen…)

  11. moggadodde sagt:

    @ azahar: Wie wunderschön! „Wirbelsäulenglissando“ – es geht also doch auch auf Deutsch! Danke für den Hinweis und die echte Anregung, den Bagarozy zumindest mal wieder auszuleihen. „Vermutlich wäre ich kein guter Mensch … Womöglich käme ich als Verbrecher zur Welt – oder gar als Rechtsanwalt“ – Herr Krausser scheint ein sehr gescheiter Mann zu sein. Ich kann manchmal verstehen, dass sich sein Teufel lieber in den Tod stürzt als Mensch zu sein.

    @ Al Gore: Ich meinte nur, es hätte für alle einfacher sein können, wenn Dejagah nicht so ehrlich gewesen wäre. Ich finde, man kann ihm keinen Vorwurf machen, wenn seine Absage wirklich in der Sorge um seine Leute gründet, vielmehr sollte man Respekt haben vor seiner Entscheidung, sich nicht mit einer Lüge aus der Affäre zu ziehen (immer vorausgesetzt, es ist so – Herr Zwanziger wird ihm schon auf den Zahn fühlen :-)). Ich finde, man muss auch als „Neudeutscher“ nicht seine Gefühlswelt über den Haufen schmeißen, um krampfhaft als deutschkonform durchzugehen.
    Die Bayern hätten bei Hashemian und einem nur angenommenen deutschen Pass ganz bestimmt kein Exempel statuiert, das ist meine Meinung.

    @ ruwen:
    „Nett“ pfft – ich will nicht nett sein ;-), aber:

    1. Du siehst das ganz richtig: Sport ist nicht mehr nur Spannung, Spaß und Spiel, sondern Politik, Programmatik und Penunze.

    2. Im Vergleich zu euch haben wir hier fast beinahe richtige „Berge“. Da braucht’s im Winter früh um 6 schon ein paar gescheite Schlappen um vom Fleck zu kommen …

    3. Natürlich verstehst du das. Bist ja nicht „auf der Brennsupp‘ dahergschwomme“ (ha, das gibt’s bestimmt nur auf Deutsch!) –
    und wirklich, azahars Zitat macht Lust, mehr über Bagarozy und die Macht der sinnlichen Worte zu erfahren …

  12. BS sagt:

    hochverehrte ;o), das sie nich den bayern fanmäßich anjetan sind, den ollen weiswurschfabrikanten aber dennoch …äääh ich sach ma „respekt“ zollen, find ich jut ,o). soviel größe hat nich jede/r :o))).

    in den kommentaren habe ich een paar wörter jelesen, welche mir noch unbekannt sind. >wirbelsäulenglissandobrennsuppebagarozy

  13. moggadodde sagt:

    @ BS: Ich bin zu gut für diese Welt, ich weiß das 😉
    Lieber Herr BS, einzig das Brennsuppendingens sollte ich einem Nichtfranken erklären müssen:
    Wenn jemand „nicht auf der Brennsupp‘ dahergschwomme“ ist, handelt es sich um einen recht cleveren Zeitgenossen. Alles andere sollten Sie sich für umfassende Information erguuscheln.
    Ich gestehe aber, dass ich als Nichtmusikerin das „Glissando“ auch erst nachschauen musste 😉

  14. […] bei Moggadodde in einer heavy Assoziationskette […]

  15. azahar sagt:

    @ moggadodde
    den Film habe ich zwar auch mal gesehen, kann mich aber kaum mehr daran erinnern, das Buch dagegen hat mich schon immer fasziniert.
    Der Teufel ist nunmal teuflisch gut 😉

  16. moggadodde sagt:

    @ Azahar: Das wird’s wohl sein. Das Böse ist oft interessanter als das Gute 😉

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