Lillebror

Es gibt wirklich unangenehmere Orte, an denen man einen prächtigen Sonntagnachmittag verbringen kann und nachdem Mutter und Brüderchen den jungen Fußballgott Hank noch nie in Aktion gesehen hatten, verbanden wir kurzerhand Muttertagsausflug und Jugendspiel und fuhren zusammen in den Spessart.
Die auf dem Sportgelände gereichten Pommes Frites hätten zwar auch in eine Wand geklopft werden können, hart wie sie waren, aber Brüderchen ist in puncto Treibstoff nicht so wählerisch. Mir selbst allerdings verging der Appetit schon weit vor der Essensausgabe, wo es durchdringend nach Frittenfett müffelte. Dieses schwere, unverwechselbare Odeur kann ich nun aber überhaupt nicht vertragen (es kommt sogar noch weit vor Urinalduftstein und Jil Sander Sun und gleich nach frischem Achselschweiß) und wenn ich auch nur kurz im Dunst einer Friteuse verweile, wird mir sehr schnell sehr lange sehr übel.

Statt also etwas zu essen, unterstützte ich Hank (in blau-weiß) erfolgreich bei seinen stürmischen Vorstößen

Schnell ...Schneller ...Hank!

und weil ich auch mit Szenenapplaus nicht sparte, wurde ich meinem Brüderchen schnell peinlich. Ich meine, ich führte mich absolut nicht unangebracht auf, ich feuerte lediglich unsere „Mann“schaft an und mir war es schließlich auch nicht peinlich, mit ihm und seinem St. Pauli-RETTER-Shirt gesehen zu werden. Als er sich genant von unserer Mutter und mir entfernte um ein paar Fotos zu machen, wies ich ihn darauf hin, dass ich nunmehr langsam in ein Alter käme, in dem man über Peinlichkeit erhaben ist.
Mal ehrlich: Was schert es mich, was andere von mir denken? Ich bin alt und selbstbewusst genug um zu wissen, was wann in welcher Lautstärke und welchem Umfang angebracht ist. Wenn das jemandem peinlich ist, hat er ein Problem, das allerdings nicht meines ist.

Insgeheim glaube ich aber, dass Brüderchen nur so tut, als ob es ihm peinlich ist, weil er nämlich eher ein stiller Vertreter der Spezies Mensch und ein klein wenig stolz auf seine große Schwester ist, die halt auch auf den Putz haut, wenn ihr danach ist. Er gleicht im Charakter sehr unserem ein wenig knorrig gewesenen Vater, während ich wie unsere Mutter eher impulsiv, offenherzig und mitteilsam bin und das könnte auch ein Grund sein, warum wir uns eigentlich ganz gut verstehen ziemlich gern haben ich ihn liebe.

Tja. Und wenn ich ihm peinlich sein sollte ist das, wie gesagt, ein Problem das nicht meines ist. Verwandtschaft kann man sich eben nicht aussuchen. Pech gehabt.

Euch eine einträchtige Nacht wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

2 commenti su “Lillebror

  1. prey sagt:

    Manchaml ist das aber auch ein Segen, dass man sich die Verwandtschaft nicht aussuchen kann. Sonst hätte ich meine Schwester wohl nie getroffen, wo wir so verschieden sind. Das wäre aber äußerst schade gewesen. :o) Bei Euch scheint das ja ähnlich zu liegen.

  2. moggadodde sagt:

    @ prey: Kann sein … Wir sind schon ziemlich unterschiedlich: Ich habe den klassischen Werdegang Schule – Ausbildung – Vergnügen – Heiraten – Kinderkriegen *gähn* während er noch immer im Stadium „Vergnügen“ feststeckt und sich das wohl auch nicht ändern wird, was ich ihm von Herzen gönne. Vielleicht habe ich ihm aber auch nur ein abschreckendes Beispiel gegeben … wenn der immer hört, was hier abgeht, schlägt er wohl drei Kreuzzeichen, ein glücklicher Kolibri zu sein 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert