Gleich und gleicher

In den letzten Tagen haben wir uns um unsere Finanzen gekümmert. Rente, Riester, Sparpläne, Abgeltungssteuer, Versorgungslücke, Inflationsrate – lauter trockene und aufwändige Berechnungen, die ich unglaublich enervierend und langweilig finde, die aber leider unentbehrlich sind, wollen der MamS und ich uns auf unsere alten Tage nicht unter der Alten Mainbrücke mit ein paar Pappkartons als Bettstatt wiederfinden.
Vorsichtshalber soll aber trotzdem eine Risikoversicherung auf meine schnöde Existenz dem MamS den ersten Schock über mein mögliches, sozialverträgliches Frühableben erleichtern.
Das Ausfüllen des diesbezüglichen Antrags ist ja eine heikle Angelegenheit. In den letzten Jahren war ich schon wegen der einen oder anderen Angelegenheit beim Arzt – vor zwei Jahren hat mal der Rücken gezwickt, vor drei Jahren habe ich meiner Gallenblase gekündigt und im September ereilte mich die Bändersache. Lebensversicherungstechnisch ist das aber im Grunde aber alles Pillepalle gegen die Raucherei. Egal, ob ich einen lumpigen Glimmstängel oder eine halbe Stange täglich schmauche, die Bedingungen besagen:

„Die zu versichernde Person gilt dann als Nichtraucher, wenn sie in den letzten 12 Monaten keinen Tabak aktiv unter Feuer konsumiert hat.“

In dieser Hinsicht sieht es bei der hiesigen, zu versichernden Person leider reichlich finster aus, auch wenn ich es mit den Fluppen nicht übertreibe. Raucher ist Raucher, ein bisschen schwanger geht ja schließlich auch nicht. Am Risikozuschlag werde ich dank meiner Affinität zu Liberté toujours also nicht vorbeikommen.

Zwar ist die kruselige Formulierung „aktiv unter Feuer“ irgendeinem vernebelten Versicherungsfuzzi sicher im LSD-Rausch eingefallen aber den Satz

„Die zu versichernde Person gilt dann als Nichttrinker, wenn sie in den letzten 12 Monaten keinen Alkohol oral aus einem Glas-, Plastik- oder Porzellangefäß oder einem Fingerhut konsumiert hat“

suche ich trotzdem vergeblich.
Versicherungstechnisch wäre es danach also günstiger, wenn ich täglich fünf bis sieben Rotweinschoppen und ein paar Herrengedecke kippen würde, anstatt ein bisschen zu rauchen, denn jeder rotnasige Spiegeltrinker muss für die gleiche Versicherung weniger bezahlen als ich, was ich schon ein wenig ungerecht finde, denn gesünder ist die Trunksucht sicher nicht.

Der Volksmund sagt „Wer weder raucht noch trinkt, wird als sehr gesunder Mensch sterben“, was mir in diesem Zusammenhang schon ein Quantum Trost gibt.
Apropos: Ist das nicht ein bescheuerter Titel für den neuen Bond?

Euch einen vitalen Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

10 commenti su “Gleich und gleicher

  1. Squalus sagt:

    „Unter Feuer“? Das klingt irgendwie nach Militärjargon: „Die Stellung lag unter Feuer“ oder so… Sofern du also in den letzten zwölf Monaten beim Rauchen nicht beschossen wurdest, giltst du als Nichtraucher. „Aktiv unter Feuer“ bedeutet wahrscheinlich, dass du im Falle eines Falles das gegnerische Feuer nicht erwidern darfst (jedenfalls nicht mit der Kippe im Mund), da du ansonsten deinen Versicherungsschutz verlieren könntest. Ich würde das an deiner Stelle mal von deinem Hausjuristen prüfen lassen.

  2. Georg sagt:

    Saje ich ja schon immer: Alleholika sin durchwech jesunde jeistije Jetränke *hicks* 🙂

  3. moggadodde sagt:

    @ Squalus: *lach* Genau das war meine erste Assoziation … „Ich war doch nie in einem Kriegsgebiet – schon gar nicht rauchend!“
    Deine Vermutung, ich wäre Nichtraucher, sollte ich in den letzten 12 Monaten nicht dabei beschossen worden sein, hört sich plausibel an. Hurra! Ich bin Nichtraucher an einem Tag 😉 …

    @ Georg: Das ist ja schon fast Diskriminierung einer Randgruppe in einer Randgruppe, also Doppeldiskriminierung. Keiner bestraft Sprittis, Kiffer und Schnupftabakuser. Und was ist mit dem ekligen Kautabak-Geschlonze, das jetzt an der Tanke verkauft wird? Ha! Nüscht!
    Salute, Signore!

  4. prey sagt:

    Auch sehr schlimm ist, dass sich Millionen Leute vergeblich abmühen, um wenig Versicherung zu bezahlen und dann kommen sie mit den Alkis in eine Tüte. Ha!

  5. socki sagt:

    Es reicht, wenn man ißt. Schon gehörste in eine Risikogruppe und eine vernünftige Lebensversicherung, die auch was ausspuckt im Falle des Ablebens, ist unerschwinglich.

  6. moggadodde sagt:

    @ prey: So herum habe ich das noch gar nicht gesehen 😉 …

    @ socki: Auch richtig. Ich bin gespannt, ob die mich nochmal checken lassen.
    Ich frage mich, was wäre, wenn ich eine Risiko-LV mit 20 abgeschlossen hätte, als Nichtraucher und dünn wie ein Strohhalm, und dann mit 35 oder so angefangen hätte zu rauchen und zu essen und vielleicht noch was ungesünderes zu tun. Das ist dann wurscht, oder?

  7. “aktiv unter Feuer”:

    Nikotin gilt also nicht, wenn man täglich einen Teelöffel Tabakbrösel lutscht, nein?
    Aber ich bin so dankbar für den Tipp, dass man als Raucher gilt, wenn man mit einer nicht brennenden Fluppe im Mundwinkel in seiner brennenden Küche steht und das Feuerzeug sucht.

  8. moggadodde sagt:

    @ buchstaeblich: Auch ein interessanter Aspekt! Anders herum geht’s aber auch: Gestern an der Waschstraße hat der ähhm, wie nennt man sowas denn … Ableuchter, na, der Typ, der das Auto mit dem Vorwaschstrahl ableuchtet halt, mitten im sprühnebelgeschwängerten Entree der Anlage eine Zigarette im Mund. Was ist mit „aktiv unter Wasser“? Raucher oder nicht 😀

  9. wazi sagt:

    Ich bin hier neu und muss mich etwas wundern.

    Was ist das für eine seltsame Versicherung?

    Ich hab damals angegeben, dass ich unter 20 Zigaretten am Tag rauche und keinen Alkohol trinke.
    Somit steig ich billiger aus, als ein Freund von mir.
    Der hat angegeben, dass er unter 20 Zigaretten pro Tag raucht und mindestens einmal die Woche Alkohol zu sich nimmt.

    Auf das Jahr gerechnet ist das ein Unterschied von ca. 200 Euro.

    Was würde eigentlich passieren, wenn man sein Leben umstellt und aufhört mit der Raucherei, aber dafür nur mehr superfettes Fleisch zusich nimmt?
    Verklagt einen die Versicherung dann?

    In diesem Sinne… wunderliche Grüße aus Wien!

  10. moggadodde sagt:

    @ wazi: Vielleicht sind das deutsche Vorschriften und die Österreicher sehen das mit der Qualmerei nicht so eng? Die Frage nach dem Alkohol wurde nur im Rahmen einer allgemeinen Frage nach Suchtbehandlung beim Arzt behandelt …
    Für die Berufsunfähigkeitsversicherung wären die Anforderungen noch höher gewesen, da hätte ich mich deppert gezahlt … dabei ist mein Lebenswandel gar nicht so schlecht, dachte ich 😀
    Das mit dem Lebenswandelwechsel habe ich mich dann auch gefragt. Denkst du, ich kriege einen Rabatt, wenn ich sage, dass ich keinerlei fettes Gelumpe sondern nur Geflügel esse?
    Viele Grüße in die Praterstadt, leider unbekannterweise …

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