Visualqual á la Würzburg – Tatort Bahnhofsvorplatz

Schon viel ist über die unbestrittene Scheußlichkeit des Würzburger Hauptbahnhofs geschrieben, geredet und geschimpft worden. Völlig zu Recht, der Bahnhof und das angrenzende Gelände sind nämlich optische Umweltverschmutzung in Reinkultur und eine Schande für die Stadt. Für das widerwärtige Gebäude selbst kann die Stadt Würzburg nichts, wohl aber für die Gegend drumherum.

Ein Bahnhof braucht Abstellfläche für die Fahrräder der pendelnden Bevölkerung, das sehe ich ein. Weil die Drahtesel aber kreuz und quer vor der Front des Gebäudes

Stillleben mit Drahteseln

platziert werden, sieht das aus wie bei Hempels unterm Sofa. Anstelle der hässlichen Verkaufsbüdchen aus der Nachkriegszeit mit dem seit 30 Jahren schon provisorisch anmutenden Taxistand am Ende (dort, wo seit langem die billigen Plastikstühle die Fahrer zur Rast rufen) stünde dem Bahnhofsvorplatz seitlich eine verblendete Abstellmöglichkeit (ähnlich der am Kulturspeicher, meinetwegen mit barocken Schnörkseln, damit’s zum Brunnen passt) wirklich nicht schlecht zu Gesicht.

Kaum hatte ich mich wegen des drahtigen Tohuwabohus wieder gefasst, fiel mein Auge auf einige Müllcontainer, blicktechnisch ungünstig so an der Straba-Abfahrtskante platziert, dass meine wie auch die Sicht von sehr vielen Besuchern unweigerlich darauf fallen muss. Bei näherer Betrachtung erkannte ich, dass es sich gar nicht um eklige Müllcontainer handelt, sondern vielmehr um abschließbare Fahrradgaragen, die nur aussehen wie eklige Müllcontainer!

Fahrradgrab im Müllcontainer

Eine Schande, eine einzige Schande ist der Platz und wenn der ADFC bei dieser Scheußlichkeit auch noch seinen Papper draufmacht, diskreditiert er sich selbst. Pragmatismus ist eine Sache, Beihilfe zur Stadtverschandelung eine andere.

Mir ist klar, dass eine mittelgroßstädtische Bahnhofskulisse nicht so putzig perfekt und sauber geleckt aussehen kann wie aus einem Johanna-Spyri-Roman, aber der Vorplatz des Würzburger Hauptbahnhofs ist so abstoßend, dass er eine Beleidigung für jeden Passanten darstellen muss, woran auch der aufwändig sanierte und demnächst wieder installierte Kiliansbrunnen nichts ändert. Kosmetik ist eine Sache, Geschmack ein anderer und wenn die visuellen Baustellen so erdrückend sind wie dort, ist es mit der bloßen Errichtung eines die Optik täuschenden Blickfangs nicht getan.
Hätten die Würzburger Hammel nur nicht den Arcadenbau abgelehnt, dann hätten sie einen ansprechend und einladend gestalteten Platz vor ihrem Bahnhof und kein optisches Brechmittel, in dessen Anhängsel Ringpark sowieso nur meistens allerlei Gelichter zu finden ist.

Manchmal bereue ich nicht, aufs Land gezogen zu sein.

Euch einen bahnbrechenden Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

6 commenti su “Visualqual á la Würzburg – Tatort Bahnhofsvorplatz

  1. Georg sagt:

    Du kannst aber richtig grantig sein, hör mal 😉

  2. Mainbube sagt:

    Bei meinem letzten Besuch in Würzburg ist mir der Bahnhofsvorplatz auch in negativer Erinnerung geblieben. Schlimm finde ich aber, dass ich als Tourist mit guter Laune und einem sehr guten Eindruck von Würzburg zurückkommen möchte, dies aber nicht möglich ist. Denn nach 5-6 Stunden Residenz, Bocksbeutel und allen anderen Sehenswürdigkeiten knallt man wieder gegen den hässlichen Hauptbahnhof 🙁

    • moggadodde sagt:

      Ach Mainbube, das tut mir echt leid, denn so hässlich wie der Bahnhofsplatz ist der Rest von WÜ ja wirklich nicht.
      Ich sehe bis auf weiteres nur eine Lösung: Beim nächsten Würzburg-Besuch einfach noch mehr Frankenwein! Nach dem zweiten Bocksbeutel wird mit etwas Glück sogar dieser Schandfleck zum Kleinod 😀
      Ich hoffe, auch für deinen nächsten Besuch, dass die Aufstellung des restaurierten Kiliansbrunnens nur der Anfang einer umfassenden Beauty-Attacke wird!

  3. Mainbube sagt:

    ..ich meinte auch nur den Bahnhofsvorplatz. Der Rest ist doch ganz schön….

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