Nase voll.

WTF„, denke ich entsetzt, als ich spüre, wie mir etwas Warmes über die Lippen rinnt. Am Steuer eines Autos, das mit 100 Sachen über die B 27 saust, kann ich nicht viel tun, außer geistesgegenwärtig auf die Warnblinkanlage zu drücken und zu versuchen, unbeschadet an den rechten Fahrbahnrand zu kommen: Es gibt wahrlich bessere Zeitpunkte für plötzliches Nasenbluten, das sich ergiebig wie der Niagara aus meinem Gesicht ergießt.
Es tropft und läuft und es schmeckt metallisch und gar nicht mal so schlecht. Ja, ich versuche, das Blut so gut es geht in meinen Mund zu bekommen, während ich panisch nach Tempos fummle. Und suche. Und wühle. Es ist übrigens gar nicht so einfach, mit zurückgelegtem Kopf in einer Tasche von der Größe einer Zweizimmerwohnung auf dem Beifahrersitz zu kramen und ich kann so lange suchen, wie ich will: Es gibt hier keine Tempos.
In tiefster Verzweiflung verrenke ich mich ins Handschuhfach. CDs und Parkscheiben sind nicht für besondere Saugfähigkeit bekannt, aber ich bekomme auch einen Antibeschlag-Schwamm zu fassen, den ich mir sofort schnappatmend auf die Nase drücke und warte, bis der Spuk vorbei ist.

Ja, meine Nase ist inzwischen ziemlich im Eimer und das kommt nicht von ungefähr. Es ist Zeit, der Wahrheit ins dreckige Gesicht zu blicken. Ich hänge am Fläschchen, bin süchtig nach einem Stoff, den ich auch ohne mit der Wimper zu zucken aussprechen kann. Xylometazolinhydrochlorid. Seit ich im Februar heftigst mit Erkältung darniederlag, gehört Nasenspray zu meinem beinahe ständigen Begleiter. Ich weiß, dass der Gebrauch längstens 4 Wochen dauern soll, aber es ist ja so erleichternd, die Schleimhäute mit einem kleinen Schwupps auf Normalgröße zu bringen und befreit atmen zu können! Weil ich um die Gefährlichkeit des langen Gebrauchs weiß, versuche ich schon, tagsüber darauf zu verzichten. Manchmal Meist klappt das sogar. Der MamS fordert mich vor dem Zubettgehen stets auf, ich möge mir (wörtlich) „die volle Dröhnung“ geben, damit ich ihn mit meinem Geschnorchle nicht um den Schönheitsschlaf bringe. Nicht zuletzt deswegen sind meine Nasenschleimhäute inzwischen so brüchig wie der Papyrus aus Cleopatras Grab und das muss jetzt aufhören, meine ich.

Mit Kinkerlitzchen wie Kinder- oder Meerwassersprays werde ich gar nicht erst anfangen. Spülungen und Salben zum Befeuchten des Zinkens müssen reichen und der MamS wird ohne meine nächtliche „Dröhnung“ schlafen müssen, notfalls ich auch – auf der Couch. Heute Nacht also Premiere. Schwelle, was wolle.

Wenigstens Euch eine luftige Nacht
moggadodde