Burn baby, burn!

Den Jahreswechsel wollte der MamS diesmal ganz anders begehen und so buchten wir ein paar Tage in einem schicken Hotel mitten im hassbergischen Outback. Ein kurzer Spaziergang durch den Ort machte klar, dass wir uns hauptsächlich im Haus aufhalten würden. Außer einer Kirche, zwei geschlossenen Lokalen und einem Kostümverleih gab es absolut nichts – Rügheim ist halt nicht Rio. Neben den preisverdächtig guten Schmäusen aus der Küche wollte also die Wellnessetage ausgiebig frequentiert werden.
Im Gegensatz zum MamS bin ich nicht die große Sauneuse, aber auch kein Spielverderber und so schlüpfte ich mit gemischten Gefühlen in den bereitgestellten Bademantel. Meine letzten Saunagänge vor vielen Jahren hatte ich nur noch in vager, aber durchaus nicht angenehmer Erinnerung.

Nach Abarbeitung gängiger Reglements begab ich mich zu den Schwitzkästen. Neben einer Kindersauna einem Saunarium und einem Dampfbad gab es die „richtige“ Sauna. Finnisch, drei Etagen, die maximal 5 Personen gleichzeitig aufnehmen konnten, so Körperkontakt vermieden werden sollte und ja, das wollte ich jedenfalls. Ich kletterte textilfrei auf den Oberrang. Und saß. Und saß. Und saß. Und schwitzte nicht. Ich schwitze selten. Und schon gar nicht bei 93 Grad in relativer Bewegungslosigkeit. Menschen kamen und gingen. Der trockenen Luft versuchte ich mit mehreren Aufgüssen zu begegnen. Ätherische Schwaden reizten meine lodernden Schleimhäute. Meine Brustwarzen glühten wie die Augen eines diabolischen Tieres. Ich schien pure Lava zu atmen. Meine Körpersäfte drohten zu gerinnen, waberten träge durch angeschwollene Venen und meine Haut ähnelte bald großflächig einem Marmorkuchen aus Blut und weißer Schokolade. Trocken wie die Wüste Gobi verließ ich nach 20 Minuten die Box, schwallbrauste eiskalt, legte mich in den Garten und fühlte mich wie ein Cookie auf dem Auskühlgitter. Noch zweimal verwandelte ich so meinen Körper in einen riesigen Pizzastein, während der MamS jeweils vorbildlich und gleich einem löchrigen Feuerwehrschlauch heftig vor sich hin suppte.

Persönlich kann ich dem Saunieren also rein gar nichts abgewinnen. Manche Leute mögen einen Nutzen fürs Immunsystem behaupten, willkommen für Wohlbefinden, Hautbild oder als Gefäßtraining. Ich empfinde es als Zeitverschwendung und Mühsal, nicht einmal Lesen gelingt in der Düsternis und wahrscheinlich gibt es in diesen Holzkisten auch kein brauchbares Wlan, was ich wiederum nicht testen kann, ohne mein Handy zu backen.
Mit der Nacktpflicht mag ich mich ebenfalls nicht recht anfreunden. Nicht nur die Situation des Gesehenwerdens, sondern auch das Sehen selbst empfinde ich als unangenehm: Unbekannten, baumelnden Gemächten begegne ich auf Augenhöhe genauso ungern, wie ich die eigenen Hügellandschaften südlich des Nabeläquators zur allgemeinen Ansicht bringe.

Verrückte Finnen veranstalteten für ein paar Jahre tatsächlich eine Sauna-Weltmeisterschaft, bis 2010 ein mit Schmerzmitteln und Hautcreme gepimpter Russe bei einer wahnwitzigen Höllensitzung in die ewigen Schwitzhüttengründe einging. Man sollte halt nichts übertreiben und so habe ich herausgefunden, wie ich die Sauna für mein Wohlbefinden am besten nutzen kann: Der beste Saunagang ist der, den ich gar nicht erst antrete.

Eine heiße Nacht wünscht
moggadodde