Zu Besuch bei Liza und Bruce

Pfft, schon wieder Sonntag, das ging diesmal aber einige Zähne zu schnell für mich …
Zeit, das Wochenende einer Retrospektive zu unterziehen. Kurz habe ich ja bereits über den Freitag berichtet, und bereits am frühen Abend trafen wir in Tonis Trattoria ein. Ein günstiger Umstand ist ja immer, wenn man sich mit dem Wirt der frequentierten Location auf gutem Fuß befindet. Sollte es sich bei den Wirtsleuten allerdings um Tante und Onkel handeln, steht den lukullischen Genüssen nichts mehr im Wege. Tantchen sieht übrigens aus wie Liza Minnelli und der Onkel hat frappierende Ähnlichkeit mit Bruce Willis, wie wir am Ende des Abends erneut feststellten. Nach unseren Wünschen befragt, entschieden wir uns für das „Menu surpresa“, stand zwar nicht in der Karte, aber Zio Antonio ließ sich natürlich nicht lumpen und fuhr aus der cucina allerhand Leckereien heran. Meine Tante ist nur 6 Jahre älter als ich, wir verstanden uns schon immer bestens und an diesem Wochenende war Stadtfest in Wü., d.h. tote Hose in Zio Antonios eher peripher gelegener Trattoria, was ein (nicht für seine Finanzen aber für uns) glücklicher Umstand war, weil endlich, endlich Zeit für ausführliche Unterhaltung war, was sich schon seit Lichtjahren nicht mehr so ergeben hatte. Geplant wurde ein gemeinsamer Trip in Tonis sardische Heimat, die nun leider eine Insel ist und sich nur per Fähre bzw. Flieger erreichen lässt, was Tantchen, die beide Beförderungsmitteln mehr als skeptisch gegenüber steht, den Angstschweiß aus den Poren treibt. Zu dritt insistierten wir und erarbeiteten eine praktikable Bewältigungsstrategie, die neben einschlägiger Medikation auch die opulente Verabreichung alkoholischer Getränke umfasst. Letzteres trainierten wir sogleich an Ort und Stelle und noch gegen 1.00 Uhr saßen wir an der Mainpromenade mit herrlichem Blick auf die Festung und beschimpften die mit quietschenden Reifen vorbeirasenden PS-Protze, während Toni scharfe Salsiccia und Provolone als Snack aus der Kühlung holte und, schon mal da, gleich noch neuen Prosecco und den leckeren, mit Pfirsich aromatisierten Grappa.
Der MamS, der sich dankenswerterweise immer wieder fast freiwillig und dankenswerterweise als Fahrer zur Verfügung stellt, fuhr die Wirtsleute, die beide mächtig angeschickert waren, nach Hause und in einer Viererkette schleppten wir Liza und Bruce die Stufen zu ihrem Haus hoch, immer wieder mussten wir anhalten, weil Tantchen ihre Schuhe oder Tasche oder Schlüssel verlor oder der Zio mich mit seinem massiven Körper und scheinbar hohem Seegang gegen die Mauer drückte. Wie gerne hätte ich die beiden am nächsten Morgen gesehen! Hoffentlich hatten sie genug Alka-Selzer im Haus. Aber es war ein herrlicher Abend und ich danke auch hier ganz herzlich und wenn der Preis dafür ein dicker Kopf am nächsten Tag ist, nehme zumindest ich ihn gern in kauf …

Mein Zwetschgenkuchen ist, was den Belag und hier insbesondere die Zimtstreusel betrifft, ausnehmend gut gelungen. Leider lässt sich der Datschi mit der Gabel nicht zerkleinern, was an mir und meiner puren Unfähigkeit, einen passablen Hefeteig herzustellen, liegen mag. Ich erwähnte meinen Assistenten Dr. Oetker und seine Trockenhefe bereits, allerdings hatte ich kein Öl, bzw. nur Olivenöl, im Haus und war mit der Annahme, der Teig gelänge auch ohne, etwas auf dem Holzweg. Hölzern ist so auch der Teig geworden, aber meine Lieben sitzen jetzt hier und sind voll des Lobes über ein, bezüglich des Teiges dehydriertes Backwerk, das sie notgedrungen mit der Hand verspeisen müssen.

Trotz der angenehmen, familiären Atmosphäre musste ich mit Dixie eben in eine Diskussion bezüglich ihres überreichlichen Gebrauchs von Haarwaschmittel einsteigen. Letzten Dienstag brachte ich zwar preisreduziertes, dennoch hochwertiges Vichy-Shampoo von den Katakomben mit, das nun bis auf einen nicht nennenswerten Rest aufgebraucht ist. 200 ml immerhin in knapp einer Woche geben zur berechtigten Frage Anlass, ob sie das Zeug denn säuft, wobei meine tägliche Haarwäsche wegen des sparsamen Gebrauchs plus Kurzhaarfrisur das Kraut nicht fett machen kann.

Das bringt mich zum

Fremdwort des Tages,

sumptuös,

was „verschwenderisch“ bedeutet und ich bin mit Dixie übereingekommen, dass ich speziell für ihre Funzeln das billige Shampoo von Schlecker besorge, von dem sie dann auch gerne trinken darf.

In der Hoffnung auf einen sumptuösen Sonntag in jeder Hinsicht verbleibe ich mit herzlichsten Grüßen
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

9 commenti su “Zu Besuch bei Liza und Bruce

  1. morgiane sagt:

    danke für die lieben wünsche und mein wochenende war auch schön…
    was töchter, haarshampoos, teure duschgele, cremes und ähnlichem luxus-gütern betrifft…da gibt es einen kleinen, aber feinen unterschied, was ich kaufew, gehört der allgemeinheit, was sie kauft, gehört ihr und wehe ich „leihe“ mir etwas von ihrem duschgel aus, weil das meinige der allgemeinheit zum opfer gefallen ist.
    die jungs sind pflegeleichter, die begnügen sich mit pflegeprodukten aus der low-budget-abteilung…

  2. su. sagt:

    baby….meine allerliebste schwiemu hält sich ja immer mit belehrenden kommentaren zurück, aber den einen, den sie mir mal – gottseidank! – ungebeten gab: die hefe mag kein fett um sich haben, während sie noch geht!…da kann auch onkel oetti nicht gegen an!
    probier´s!
    am besten, wenn wir kommen….oder – naja – vielleicht nicht grad dann?! *g*

    ciao!
    alla prossima volta!

  3. moggadodde sagt:

    @ morgiane: Genau. Meins ist meins und deins ist unser … Das mit den billigen Jungs kann ich so nicht bestätigen. Frag mal den MamS, der ständig schimpfend vor leeren Eau de Clo-Flacons steht!

    @ su: Aberrr die Efe atte gar kein Fett … weder vor noch nach dem Gehen. Und isse trrrotzdem art wie olz … eul …

  4. bt sagt:

    Tja, sind ja die vollechtluxeriösen Verhältnisse bei euch! Die Privatrestauration mit Burgblick… und was für ein Burgblick!

    Du weißt ohne Meckerei komme ich nicht klar, dass brauche ich einfach, um entspannt den Tag zu beschließen, also… Lichtjahre (Zeile 15) meine Liebe, werden nicht zur Verdeutlichung epochaler Ausmaße auf der Zeitachse verwendet, sondern dienen im allgemeinen zur Ãœbertreibung bei Entfernungen. Hier nun eines meiner genialen Beispiele: Einer verschreckt flüchtenden Made deines mittlerweile sterilisierten Bioabfallbehälters, aus dem ich getrost mit den Fingern essen könnte, erschien die Entfernung nach Sardinen, eurem nächsten Urlaubsziel, Lichtjahre entfernt. Zur Ãœbertreibung der zeitlichen Abstände eures Klönschnacks würde sich z. B. sowas wie, „damals war´s, im Neolithikum, die Älteren unter uns werden sich erinnern…“ eignen (oder so ähnlich). Selbstverständlich verzeihe ich dir diesen kleinen Faupeng. Deine beschriebene Schwäche für Zahlenabstraktionen, könnte zur Not auch dafür herhalten.

    Zum Haarwaschmittel, fallen mir die unschlagbar preiswerten Rezepte meines schrägen Chemielehrers ein, der unsere Gemüter damit erregte, indem er uns, abgeschaut aus der asiatischen Eigenurintherapie, die hervorragend schäumende, entfettende und natürlich pflegende Wirkung dieser körpereigenen Flüssigkeit, ausgeschmückt mit allerlei Formeln, ans Herz legte. Anfangs noch etwas verwirrt ob dieses Pflegevorschlages, stieg dieser Pädagoge seitdem enorm in unserem Ansehen und genoß den größten Respekt aller männl. Schüler. Die Mädels haben das natürlich vollkommen anders gesehen (damals nannte man das noch nicht Zickenalarm). Ich verbleibe mit einem untertänigst, respektvollen Gruß an die Damen des Hauses!

    Aus den Backrezepten halte ich mich raus. Bei der Verstoffwechselung helfe ich natürlich gerne.

  5. moggadodde sagt:

    Mir ist die nähere Bedeutung des „Lichtjahrs“ durchaus geläufig, dennoch schien mir die Vokabel in den Kontext zu passen. Ich bin für Belehrungen auf der Grundlage harten Hintergrundwissens jedoch immer offen und danke verbindlich für den wertvollen Hinweis :-)Leider bin ich noch nicht so alt, als dass ich mit dem Begriff „Neolithikum“ so selbstverständlich parlieren könnte und gelobe Besserung, wobei sich dieses Problem von selbst erledigen dürfte.

    Dass der Lehrer bei euch Jungens hoch im Kurs stand, ist mir klar. Wenn Dixie demnächst wieder nach Haarshampoo schreit, kann ich antworten: „Is keins mehr da, aber warte ich muss mal pipi“ Sie wird sich nie mehr die Haare waschen …

  6. bt sagt:

    Genau immer wieder in die gleiche Kerbe des midlifecrisisgebeutelten Kerls. Solltest du jemals so alt werden wie ich aussehe, wirst du schon sehen… ähh mit mir fühlen und diese spitzen Brutalitäten fürchterlich bereuen.

    Übrigens sprach ich von asiatischer EigenPIEPPIEPPIEPtherapie. Du bist doch nicht für alles zuständig.

  7. moggadodde sagt:

    Eigenurin ist meines Wissens nur bei oraler Verköstigung desselben durch den Spender erforderlich. Für die tägliche Haarwäsche beanspruchten Haars hätte der schnöde, nikotin- und alkoholdurchsetzte Mutterharn sicher Wunder getan. Nicht umsonst gibt es Teershampoos (gegen Schuppen) und ein Schuss Alkohol gibt Glanz ins Haar …

    Und wegen MHD: Du bist doch jung, Herrgott, du bist doch noch lange nicht im virilen Klimakterium! Und wenn: Pflaster drauf und gut!

  8. bt sagt:

    Also Teershampoo kenne ich aus alten Zeiten. Das riecht ja noch schrecklicher, fand ich damals.

    MHD=Und ich grüble, und grüble…

    …(benötigt) Malteser Hilfsdienst, Multiple Herrendemenz, Mindesthaltbarkeitsdatum, Mola hängt dauernd, Mann hat Dachschaden, marginale Hodendysfunktion, männliche Hirndehydration, mittelheftiger Dödelkomplex, Männer haben ausgedient…

    …meinst du Pflaster auf den Mund?

  9. moggadodde sagt:

    Nun, lieber bt, deine Auswahl an alternativen Auslegungen bezüglich des MHD hat mich sehr amüsiert. Doch in diesen, für Fleischfresser lausigen Zeiten, war deine dritte Interpretation vollkommen korrekt. Testosteronpflaster sind im Bedarfsfall Mittel der Wahl, angebracht am Hodensack des Patienten. Tja, warum soll es den Männern hormonmäßig auch besser gehen als Frauen?

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