Bis das Blut gefriert …

Zugegeben, nervös war ich schon, beim ersten Aderlass als sogenannter „Vollblutspender“. Angesichts meiner eher unsichtbaren Venen strich der anwesende Student sofort die Segel und schickte den diensthabenden Arzt, der tatsächlich einen Treffer landete, allerdings dauerte es ca. 5 Minuten, bis zwei kleine Proberöhrchen mit meinem roten Saft gefüllt waren. Ich pumpte wie verrückt und rang meinem Arm den letzten Tropfen ab. Dem Dottore schlug ich vor, mich doch auch noch an der anderen Armbeuge und an den Waden anzuzapfen, damit ich bis Mitternacht hier raus wäre. Er winkte ab und meinte, dass er so etwas selten gesehen hätte. Mit dem Spenden würde das heute nichts und tatsächlich blieb der Blutbeutel ungefüllt. Der Dottore schuldigte angesichts dieser Viskosität des Körpersaftes eine mangelnde Flüssigkeitsaufnahme meinerseits an, ich verdächtige eher die Raumtemperatur, die allerhöchstens 15 Grad betrug. Einen dicken, festen Verband verpasste mir der konsternierte BRK-Mitarbeiter und betonte, ich wäre ja guten Willens gewesen und dürfte mir meine Wiener Würstchen trotzdem abholen. In die Spenderdatei wäre ich jetzt jedenfalls aufgenommen und erhielte zum nächsten Termin automatisch eine Einladung. Vielleicht würde ja dann was laufen.

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kann ich ja jetzt noch nicht mit reinem Gewissen behaupten.

Auf der Heimfahrt dachte ich auch über den gestrigen Abend nach und mir fiel ein, dass ich den Zapfmeister nach dem Zusammenhang opulenter Aufnahme von Eierlikör und den möglichen Auswirkungen auf die Liquidität meines Blutes hätte fragen müssen. Vielleicht ist mein Blut ja von zuviel „Advocaat“ auch nur geronnen und ist jetzt ähnlich dick wie Mayonnaise …
Na, jemand Lust auf Pommes rot-weiß?

Euch einen bunten Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

11 commenti su “Bis das Blut gefriert …

  1. socki sagt:

    Alle Achtung vor so viel Einsatz. Meine Venen sind so übel zu finden, daß mir immer am Handgelenk Blut abgenommen wird. Das tut entsprechend weh, wie Du Dir vorstellen kannst. Blutspenden kommt daher bei mir nicht in Frage. Das habe ich zweimal zur Eigenblutspende machen müssen, seitdem kriegt man mich nur noch an die Nadel, wenns unbedingt notwendig ist. Hat aber auch den Vorteil, daß ich definitiv nie als Junkie hätte enden können.

  2. azahar sagt:

    Als hungriger Stundent macht man sowas doch gerne mal für eine Tafel Schokolade, ein bisschen Kaffee und eine Wurstsemmel 😉

    Inzwischen plagt mich eher das schlechte Gewissen, dass ich schon so lange nicht mehr war … Vor kurzem hatte ich es ja wirklich ernsthaft vor, aber schliesslich bin ich einfach nicht früh genug in die Mittagspause gekommen und nach Feierabend war der Blutspendebus dann schon weg.

  3. barbara sagt:

    bei 15 Grad gefriert eben das Blut in den Adern. Dabeisein ist alles 😉

  4. morgiane sagt:

    als ich vor 20 jahren mit verdacht auf blinddarm ins krankenhaus kam versuchte so ein stümper mir einen zugang zu legen…ich sah aus wie ein nadelkissen, was sich danach auch noch von lila über blau bis hin zu den schönsten farbschattierungen veränderte. gottlob war winter, so dass ich diese blamble leistung verstecken konnte. sein spruch: „si möchte ich auch nicht als unfallopfer am straßenrand finden, bis wir ihnen einen zugang gelegt haben sind sie ja schon verblutet“ konterte ich lässig mit „wie gut, dass ich keine fixer-karriere anstrebe“…aber das saß…bis sich dann während der schwangerschaften und in einem anderen krankenhaus menschen fanden, die das fertig brachten ohne mich zu verstümmeln.

    aber blutspenden? sollte ich vielleicht mal probieren…

  5. moggadodde sagt:

    Ich sehe heute aus wie ein Gewaltopfer. Mittelblau und violett leuchtet meine Armbeuge und ich der Tankwart hat gestern wohl doch daneben gestochen. Schon in den Krankenhäusern habe ich den AiP’s das Fürchten gelehrt mit meinen unsichtbaren Venen. Aber ich habe mir vorgenommen, es beim nächsten Mal wieder zu versuchen. So schnell gebe ich nicht auf und vielleicht erwische ich beim nächsten Mal einen fähigen Zapfer. Und dann überschwemme ich die Bude mit meinem Blut …

  6. Anne sagt:

    Da fällt mir ein, daß ich eigentlich schon lange mal zum Plasma-Spenden wollte …

  7. moggadodde sagt:

    Wie läuft das mit dem Plasmaspenden denn (wenn es denn läuft ;-)? Funktioniert das nicht genauso wie normales Blutspenden und dann wird das Plasma da rauszentrifugiert oder so :-)?

  8. bt sagt:

    Ich war auch schon paarmal spenden. Meine Erfahrung: Nur erfahrene Zapfschwestern die das Tag für Tag ausschließlich machen, kriegen das fast schmerzfrei und erfolgreich hin. Wobei das Hämatom keine seltene Begleiterscheinung ist. Aber mit deinem störrischen Blutfluss kann ich aus Erfahrung mitfühlen. Geht mir genauso. Das Zeug läuft einfach nicht bei mir. Bei dir lag es eventuell auch daran, dass der Piekser nicht richtig saß (dafür könnte auch auch das Hämatom sprechen). Wenn er hinten aus dem Gefäß wieder raus kommt, kann ja auch nichts fließen. Es soll helfen nach dem Zapfen den Arm höher zu lagern. Dann sickert nix in das Gewebe nach. Wir gehen immer in die Charité. Da gibt es noch 20 € und die Mädels dort haben es gut drauf. Außerdem hast du jetzt deinen HIV-Test – die melden sich jedenfalls bei positivem Befund 🙂

  9. moggadodde sagt:

    Blutprämie! Das ist hier schon lange vorbei, habe ich gehört. Kaffee, warme Würste und das Wissen, etwas Gutes getan zu haben – mehr ist hier nicht. Oh, und eine Parkscheibe habe ich geschenkt bekommen, die als Eiskratzer auch nicht taugt. Hier mussten ich auch anonym auf einem Zettel ankreuzen, ob meine „Spende“ verwendet werden darf oder gleich vernichtet werden soll, eben wg. HIV. Als ob ein Positiver zum Blutspenden ginge und sich auf der Liege überlegt „Ach, neee, die müssen das ja wegschütten …“ Sehr komisch, das. Wahrscheinlich ist es aber eher wegen der Spender, die in Gruppen kommen, damit sich ein dort evtl. neu Infizierter nicht outen muss.

  10. bt sagt:

    Nee du, ich glaube den Befund gibt es erst Tage später, wenn ich deine Ausführungen jetzt richtig verstanden habe. Irgendwann soll dann so ein unangenehmer Brief eintrudeln, in dem um ein persönliches Gespräch gebeten wird.
    Wir waren ja oft beide zum ‚oazapfen‘. Aber jedesmal war so ein kleinwenig der Gedanke, ob nicht doch was schiefgelaufen sein könnte (…bezüglich unseres Hobbys!) und dann bei uns der Postmann dreimal klingelt.

  11. moggadodde sagt:

    Ich vermute eher, wenn man einem eingespielten Spendergrüppchen angehört(das ist hier so, dass man sich verabredet und dann dort ein bisschen Fez macht)und plötzlich aus anderer Quelle erfahren hat dass man positiv ist, kommt man ja in Erklärungsnöte, warum man nicht mehr mitkommt zum Spenden. So kann man mitkommen, den „uninfizierten“ Schein wahren und gleichzeitig anordnen, dass sein Blut vernichtet wird. Das halte ich allerdings für riskant und ich werde mich beim nächsten mal genauer nach dem Hintergrund erkundigen. Die Bedenken hinsichtlich des Hobbys kann ich nachvollziehen. Da würde mir der Blutdruck auch ganz schön steigen …

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