Tinnef und Trash

Wohltuende Ruhe allüberall. Hank ist noch nicht da und wir erholen uns, denn gestern haben wir Schwerstarbeit geleistet. In einem vierköpfigen 4-Personen-Haushalt fällt im Laufe der Jahre einiges an. Ich bin kein Mensch, der leichtfertig etwas wegwirft; für alles, was unbedacht auf der Deponie landet, könnte es noch eine Verwendung geben. Der hippe, blaue Sitzsack, der nach jahrelangen Gebrauch wegen Dixies nicht unerheblichem Gewicht unter Inkontinenzproblemen leidet, wurde vor zwei Jahren vorübergehend im Keller untergebracht. Vielleicht hätte ich die Myriaden von winzigen Styroporkügelchen ja noch für eine Kissenfüllung brauchen können. Der Bürostuhl mit dem zerschundenen Bezug und dem ausgefransten Schaumstoffinnenleben hätte mit etwas Geschick neu aufgepolstert und bezogen werden können. Zwei 100-l-Säcke mit Matchboxautos, Plastiktreckern, Babyspielzeug und McDonalds-Gimmicks, letztere als Beigabe zum Happy Meal kurzzeitig heiß begehrt, wobei die Leidenschaft dafür genauso schnell abkühlte wie ein Royal mit Käse, gab es auch.
Nachdem ich weder Gelegenheit hatte, Kissen mit Kügelchen zu füllen, noch genügend Geschick besitze um Stühle neu aufzupolstern, darüber hinaus mit Sicherheit keine Kinder mehr gebären werde und schließlich der Keller nicht mehr begehbar war vor lauter Kisten, Kartons und Krempel, wurde der 10-qm-Kellerraum entrümpelt. Das Zeug loszuwerden, ist ja nicht mehr so einfach. In meiner Kindheit kam zweimal im Jahr ein riesiger Müllwagen, der das am Straßenrand aufgetürmte Geraffel kostenlos mitnahm. Am Vorabend gab es regelmäßig eine Völkerwanderung, denn als die „Geiz-ist-geil“-Philosophie noch in Abrahams Worschtkessel schwamm, klapperten Antiquitätenjäger, Sozialhilfeempfänger, Studenten und „Zicheuner“, die es in unserem Stadtteil zuhauf gab, die Sperrmüllberge nach brauchbaren Sitzmöbeln, Lampen, Teppichen und Geschirrteilen ab und förderten dabei mit Sicherheit die eine oder andere preziose Perle aus dem Müll, die sich heutzutage gewinnbringend als 60er Jahre-Rarität verkaufen ließe.
Abfalltrennung, Recyclingwahnsinn und Müllbürokratie lassen derlei heute nicht mehr zu. Zumindest hier auf dem unterfränkischen Land gelten strenge Vorschriften. In unserem Ort darf beispielsweise nur noch Elektroschrott angenommen werden und da wir da nur unsere alte Telefonanlage loswerden können, muss der sperrmüllige Rest in einen anderen Ort gebracht werden. Obwohl der Familien-Kombi über ein recht großes Fassungsvermögen verfügt, musste mehrmals gefahren werden, weil es ökologisch sicher viel sinnvoller ist, auf dem Weg ein bisschen Feinstaub in die Luft zu blasen, als den Großmüll an Ort und Stelle abladen zu können. Die ausladenden Teile bekamen wir dort los, aber die großen Säcke mit Spielzeug wollte man dort so nicht annehmen. Die gehörten in die Restmülltonne, meinte der Bauhofbulle Wertstofffachangestellte und als ich ihm mitteilte, dass unsere Mitmieter mich mit Recht steinigen, wenn ich mit dem Krempel die Tonne blockiere, bot er uns den Kauf der landkreisweit vorgeschriebenen Plastiksäcke an, der pro Stück 5,00 € kostet. Darin verpackt könnte er die Spielsachen annehmen. Ich packte also die Ware unter Protest aus meinen billigen Aldi-Zugsäcken in die Luxus-Premium-Müllbeutel des Landkreises und musste mich zusammenreißen, nicht das eine oder andere Erinnerungsstück wieder auszusortieren war froh, den Mist endlich los zu sein. Weil Müllgebühren ja bereits entrichtet werden, halte ich es für eine üble Unverschämtheit, vor Abgabe von ordentlich verpacktem Abfall zum Kauf von sündhaft teuren Plastikbeuteln genötigt zu werden.
Immerhin ist der Keller jetzt zumindest wieder gangbar und von Spinnen und ekligem Asselgetier befreit und ich habe mir vorgenommen, mich in Zukunft leichter von unnötigem Ballaststoff zu trennen.

Euch einen aufgeräumten Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

3 commenti su “Tinnef und Trash

  1. markus sagt:

    auch son kleiner messie? ging mir genauso im januar als ich umgezogen bin. was sich für ein zeugs so ansammelt über die jahre. ich hab allerdings entrümpeln lassen. war zwar teuer, aber die haben den job erstklassig gemacht.
    hab mir auch geschworen, nix mehr aufzubewahren. wer braucht schon computerzeitschriften, die mehr als 1 jahr alt sind…

  2. moggadodde sagt:

    Ansatzweise auf jeden Fall … Ich war jahrelang „Geo-Saison“-Abonnentin. Sämtliche Ausgaben beginnend 1993 (!) habe ich noch immer, als Relikt an Zeiten, in denen wir uns noch aufwändige Reisen leisten konnten … Ich glaube, die schmeiß‘ ich jetzt auch mal weg 😉

  3. markus sagt:

    dir die hand geb, frau kollegin ;o)

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