Trauma Queen

Eine richtige Erholung ist eine Klamotteneinkaufstour mit Hank: 3 Jeans in die Kabine, zack, alle passen, (natürlich musste es dann die mit einer baumelnden Kette sein), 3 Shirts probiert, zack, alle passen, eins wird genommen, 3 Paar Schuhe probiert, zack, alle passen. Mit der Verkäuferin musste ich allerdings dann kollaborieren, damit Hank nicht die grottenscheußlichen schwarz-weißen Pumas nimmt, in denen sein Fuß aussieht wie ein Kajak auf dem Trockenen, sondern sich für pflegeleichteren und unauffälligeren Treter entscheidet.

Noch lässt sich Hank auch klamottenwunschtechnisch steuern. Das funktioniert aber sicher nicht mehr lange und die Sache mit der Kette an der Jeans gab mir zu denken. In zwei oder drei Jahren könnte ihm der Sinn stehen nach Baggy-Pants mit Schritt in Kniekehlenhöhe und ungeschnürten Phat Farms die aussehen, als hätte der Träger entweder ein orthopädisches oder ein Problem mit der Mafia, die ihn mit seinen Klumpfüßen zuerst im nächsten Gewässer versenken will.
Generell finde ich den HipHop-Style ja noch zum Brüllen komisch. Hobbitgroße Aknepatienten schlurfen mit krass coolen Mienen durch die City, träumen von BlingBlings und der kometenhaften Rapperkarriere oder zumindest einer Laufbahn als Türsteher oder Autoscooter-Chipeinsammler. Manchmal wird aus solchen Kandidaten ja doch noch ein passabler Laubsauger oder geschickter Abo-Verticker.

Mit Dixie läuft das anders. Von 10 Paar Schuhen passt mit Glück eines und bei denen gefällt ihr im Zweifel die Farbe nicht. Ich habe ich es aufgegeben, mir den Mund mit der Info fransig zu quatschen, dass Hipsters an gebärfreudigen Becken gerne nach Presswurst aussehen und XL-Ausschnitte in der Schule nicht unbedingt angebracht sind, sofern man nicht wie weiland Nastassja Kinski im legendären „tatort“ dem Lehrkörper das Gehirn karamellisieren will. Meine Meinung dass ein aus der Hose guckender String hochgradig nuttig daherkommt, tat ich häufig, gerne und sooft sie es nicht hören wollte kund, und meine legendäre Impertinenz scheint Früchte getragen zu haben, denn seit einiger Zeit ist ihre hintere Südkurve wieder ritzenputzerfrei.
Sie geht inzwischen meist allein zum shoppen und ich muss sagen, je älter sie wird, desto vernünftiger werden auch die Klamotten, die sie danach anbringt. Es ist auch diese Zeit des Ausprobierens wohl nur eine Phase, in der Grenzen ausgelotet werden, in diesem Fall einfach die des guten Geschmacks.

Trotzdem fürchte ich mich bereits vor der Möglichkeit, dass der dann nicht mehr so kleine Hank in der kommenden Findungsphase mit „50 Cent Hoody“ (das seltsamerweise fast 40 Mücken kostet, da muss ein Druckfehler sein) und einer Gürtelschnalle einem Namebelt mit der Aufschrift „Bitch“ oder „Porno“ hier aufkreuzt, weil er meiner Impertinenz, anders als seine weiche Schwester besser standhalten wird. Hier werde ich im Ernstfall richtig phatte Waffen auffahren müssen, vielleicht fange ich mit Psychoterror an und Nutellaembargo. Mein letztes und gemeinstes Geschütz wende ich nur im Notfall an. Holms „Mendocino“ und „Moskau“ von Dschingis Khan hat Dixie gerade sehr oft auf der playlist. Etwas in diese Richtung eignet sich ganz sicher hervorragend für die grausame Lärmfolter-Lobotomie-Kombi und dann ist es hundertpro nur noch eine Frage von Stunden, bis Hank von der HipHopMania kuriert ist.

Euch einen harmonischen Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

19 commenti su “Trauma Queen

  1. Al Gore sagt:

    Hiphop ist keine Musik. In ein paar Jahren schämen sich die Jungs alle für das, was sie mal cool fanden.

  2. socki sagt:

    So eine Karriere als Schiffschaukelbremser hat doch was…
    Das mit dem schämen ist immer so eine Sache. Ich finde es blöd, wenn man ständig eingeredet bekommt, daß die Klamotten aus den achtzigern gruslig waren und die Musik auch. Das gleiche gilt für die siebziger und neunziger. Das geht alles vorbei. Wir fanden das damals toll genau wie die Kinder heute ihre Pubertätsklamotten toll finden.
    Die Mode mit dem Ritzenputzer und den Hüfthosen find ich allerdings auch total daneben. Ich hab in einem namhafte Katalog sogar Strings für Kinder gefunden. Das muß echt nicht sein.

  3. Nordlicht sagt:

    Auch dieser Artikel traf wieder voll mein Komikzentrum. So sind sie eben, die Kleinen und Großen Allüren der Heranwachsenden… Dennoch ein herzerfrischender Artikel Mach weiter so!

  4. Mephisto sagt:

    Meine Erfolgsquote in der Umkleidekabine sieht besser aus als die von Hank (ich bin nach wie vor bei dem Thema Kleidung). Mit fünf Jeans und elf Sweatshirts reingehen, drei Jeans und acht Sweatshirts werden dann gekauft. Eine Hose, die richtig gut paßt und mir gefällt, kaufe ich meistens gleich doppelt.

    Die Hoody sehen doch ganz nett aus, bequem sollten sie auch sein. Go Hank, go! 🙂

  5. barbara sagt:

    diese Baggy-Pants sind wirklich grottig und hoffentlich ausgestorben, wenn Hank soweit ist, einen eigenen Geschmack zu entwickeln;-)

  6. morgiane sagt:

    Mit den Hoodys kann ich mich auch noch anfreunden, mein „Kleiner“ trägt zur Zeit BW Klamotten und geht täglich mit (wechselndem) schwarzen, oder mit Bandlogo bedrucktem Shirt zur Schule, da wäre ich als frierende Mama froh, wenn er denn seine Hoodies tragen würde…
    Deine Schilderung erinnerte mich daran, wie ich meine Mama in meiner Punk-Phase an den Rand des Wahnsinns gebracht habe…wie meine Tochter mich mit ihren Maurerdekolletees geärgert hat, (die Nieren, mein Kind, deine Nieren!) und wie sich dann fast alles nach einer Weile regelt…wenn die nötige mütterliche Contenance gefunden ist…

  7. moggadodde sagt:

    @ Al Gore: Mein Fall ist das ja auch gar nicht mehr … und was das Schämen angeht, bin ich nicht sicher. Ich schäme mich auch nicht, dass ich als 14jährige „Rappers Delight“ (die lange Version!) auswendig konnte … 😉

    @ socki: Wie eben geschrieben, ich schäme mich auch nicht. Und sooo schlecht kann die Mode in den 80ern nicht gewesen sein – kommt ja wieder, das Zeuch. Aber wenn ich mir jetzt eine Jacke mit Schulterpolstern anziehen würde, sähe das nur noch beknackt aus. Strings für Kinder *entsetztguck* das ist ja noch bek(n)ackter.

    @ Nordlicht: Schön, dass dir das gefällt … und was Allüren angeht: Als ich eben heim gekommen bin, liegt da ein Zettel: „Bin mit Pepsi am Weiher“. Natürlich, wie ich mir dachte, ist er dort mit den niegelnagelneuen Klamotten. Pepsi ist ein Hund und ein WEIHER, ich meine WEIHER, da ist Wasser und Schlamm … Wenn der nachher hier ankommt wie ein Matschmonster muss ich mir über HipHop-Austreibungs-Foltermethoden keine Sorgen mehr machen, dann isser nämlich schon jetzt fällig!

    @ Mephisto: Was kann man denn alternativ in einer Umkleidekabine machen als umkleiden *irritiertguck* …??
    Naja, du bist ja größtenteils nicht mehr im Wachstumsalter. Dann brauchst du auch nicht so viele Klamotten auf einmal 😉

    @ barbara: Witzig ist ja auch, wenn diese Hosen noch von 20 cm Unterhose überragt werden. Bei manchen frage ich mich, wie das Ding da hält, ohne auf die Knöchel zu rutschen. Wird die irgendwo befestigt?

    @ morgiane: Wenn ich nicht aufpasse, geht Hank auch ohne Jacke. Aber bei diesen halbwüchsigen Hoodietypen, die auch noch die Kapuze auf dem Haupt tragen und wenn ich das Gesicht nicht gescheit sehen kann, kriege ich Mores. Nicht jeder Hopper ist ein Klopper, aber trotzdem habe ich da Respekt.
    Stimmt schon, als Mutter kriegt man die Krise („Nieren, was sind Nieren?“).

  8. Mephisto sagt:

    @mogga: Lotto spielen! Bevorzugt in den 30 Minuten vor Geschäftsschluß, wenn es ruhig im Laden ist.

  9. moggadodde sagt:

    @ Mephisto: Ach so … Lotto! Na klar! Spielst du auch immer mit Super 6?

  10. Surak sagt:

    Mogga, ich habe deinen Eintrag überhaupt nicht gelesen, sondern probiere den meinen Laptop einfach hier mal aus *grins*
    Wenn ich das jetzt gleich lesen kann, funktionierts – und dann lese ich dich auch.
    Hach, im Moment fühle ich mich wie damals, 1996, als ich zum ersten Mal mitten im Wald jemanden anrufen konnte – ein Handy war… (da fehlen die Worte so großartig)
    Naja, viele Grüße nach Bayern ;o))

  11. moggadodde sagt:

    @ Surak: Wie? Du liest das nicht mal? Meine geistigen Schwurbelungen sind schnöde Versuchskaninchen für ein Laptop? Isjanding!
    Viele Grüße nach, hmmm, anywhere halt 😀

  12. mode is halt mode … und die jeweils der pubertät entwachsenen finden die jeweils aktuelle mode in ihrer jeweiligen extremform jeweils grausig.
    an manche sachen gewöhnt man sich jedoch erschreckenderweise (wieder), das waren bei mir hüfthosen – wobei ich zu meiner ehrenrettung dazusagen muss, dass ich die ganz knappen, die nur 2 cm oberhalb der behharungsgrenze von duweißtschonwo enden, nach wie vor nicht leiden kann.
    und in die stiefel gesteckte hosen sind ja auch so eine sache. nachdem ich als spätzünder in den frühen 90ern aufm gymnasium noch so rumgerannt bin und mich damit umfassend zum obst gemacht hab, dachte ich bis neulich, das hätt ich mir einfürallemal abgewöhnt. aber nun rate mal, was sich seit kurzem in meinem kleider- und schuhschrank wiederfindet? – genau. röhrenhosen. und stiefel mit ausreichend weiten schäften.
    hm.
    röhrenhosen und hüftgold.
    HMMM!
    ich sollte werde MUSS nachher ne runde aufs fahrrad!

    schönen, klamottenchaosfreien tach wünsch ich dir!
    (back to work)

  13. biffo sagt:

    Hobbitgroße Aknepatienten schlurfen mit krass coolen Mienen durch die City

    hahahahaha

  14. azahar sagt:

    Na, dann wünsche ich dir noch viel Spass die nächsten Jahre! Kleidung für pubertäre Jungs ist im Moment wirklich mit eine der schlimmsten Modesünden, direkt nach den Glanzleggins der späten 80er Jahre.

  15. Mephisto sagt:

    Ganz im Vertrauen: ich spiele kein Lotto 😉

  16. moggadodde sagt:

    @ hühnerschreck: Hose in Stiefeln … das geht bei mir leider nicht. Der Schaft, der meine muskulösen Wadeln UND eine Jeans aufnehmen kann, muss erst noch erfunden werden 😉 Na, dann wünsche ich viel Spaß und noch mehr Erfolg auf dem Rad! Ich bin seit heute auch auf dem pfundigen Kriegspfad 😀 …

    @ biffo: Die Jungs können doch meist nur schlurfen, mit möglichst wenig Beckenbewegung, damit die Hose „oben“ bleibt 😉

    @ azahar: Glanzleggings – Heimatland … grausam genug schon normale Lycra-Leggings, die ja jetzt auch wieder uptodate sind … Ich habe mal gelesen, dass im Osten diese Dinger „Pantalongs“ heißen (bzw. hießen). Keine Ahnung, warum ich das nie vergessen habe – noch ein Trauma, wahrscheinlich 😉

    @ Mephisto: Super 6 ohne Lottschein? Und die Annahmestelle ist eine Umkleidekabine? Jetzt bin ich schon etwas verwirrt 😛

  17. stimmt, diese unsägliche beinbekleidung hieß in in meiner heimat ossiland tatsächlich pantanlon – da muss wohl eine größere nähe zu den französischen roten als zum klassenfeind im westen der ausschlag gewesen sein. ihr hättet mal die abenteuerlichen schreibweisen sehen sollen, die sich minderbemittelte unbedarfte teenies dafür haben einfallen lassen … da war der anblick der pinkfarbenen glanzbuxe mit weißen socken (…) das kleinere übel …

    n schönen, erfolgreichen und futterfallenfreien tag wünsch ich :o)

  18. DayLight sagt:

    „denn seit einiger Zeit ist ihre hintere Südkurve wieder ritzenputzerfrei“

    Einfach nur göttlich 😀

  19. moggadodde sagt:

    @ hühnerschreck: Ich hab das nur einmal in einem Buschheuer-Buch gelesen. Aber sagmal, wie wurde das denn sonst geschrieben? Bandas? Bondolong? Würde mich mal interessieren, so sprachforschermäßig!

    @ DayLight: 😀

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