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Die erste Nachricht aus dem unerbittlichen Radiowecker heute früh war die von Roy Scheider, der mit 75 Jahren an irgendeinem Staphylokokkenbesatz gestorben ist. Ich mochte den Kerl mit der krummen Nase immer sehr gern sehen, er ist auch der Grund, warum sich der MamS nur sehr ungern in offene Gewässer traut. Unzählige Male habe ich „Das fliegende Auge“ gesehen, in dem Roy Scheider den aufmüpfigen Hubschrauberpiloten Murphy spielt und natürlich den „Marathon-Mann“, einen Kultfilm, über den sowieso nichts weiter gesagt werden braucht.
Ganz allmählich dürfte das Heldensterben beginnen, Menschen, die mich seit meiner Jugend in Film und Fernsehen begleiten kommen ganz langsam ins prekäre Alter. Der große Robert de Niro, der Mann, der auch ein Schnitzel spielen könnte, wird heuer schon 65, der zwar rollentechnisch arg festgelegte aber trotzdem brillante Jack Nicholson ist gar schon über 70.
Deutsche Pendents kommen mir erst nach Bedenkzeit in den Sinn: Armin Müller-Stahl vielleicht oder Jürgen Prochnow und natürlich auch Mario Adorf (Via Mala!), ach und dann dieser, von dem mir der Name gerade entfallen ist, stechende blaue Augen, na, Udo Kier, klar! Aber kaum einer hat das Charisma eines Dustin Hoffman oder den Nimbus des aufrechten Helden wie Gene Hackman. Komme mir jetzt keiner mit John Wayne, den konnte ich nie leiden, wie ich die klassischen Cowboy und Indianer-Western generell blöd finde.

Die Nachricht hat mich daran erinnert, dass der Frater Aloisius mir am Wochenende einen Knüppel zwischen die Beine geschmissen hat. Eh ich da noch länger drüber falle, erledige ich die Sache doch gleich hier und jetzt. Die Aufgabenstellung lautet:

1. Das nächste Buch in seiner Nähe mit mindestens 123 Seiten zur Hand nehmen und
2. die Seite 123 aufschlagen, dann
3. den fünften Satz auf dieser Seite heraussuchen und ab dort
4. die nächsten drei Sätze zitieren, woraufhin man
5. dieses Stöckchen an fünf Blogger weiterwerfen soll.

„Aber immerhin, unter Griffiths Fittichen hatte Jack 1957 ein paar Rollen an Land gezogen, meist in Fernsehsendungen, außerhalb der Hauptsendezeit, nichts Weltbewegendes. Griffith mochte Nicholson sehr, obwohl er nicht glaubte, dass er es auf lange Sicht zu etwas bringen würde. So blätterte er, als er wieder einmal mit dem riesigen Musterbuch unterm Arm bei Vorbesprechungen für einen Low-Budget-Film auftauchte, schnell über Jacks Foto hinweg und wies auf den anderen, erfolgreicheren Schönling hin.“

Diese Sätze stammen aus der Jack Nicholson-Biografie „Jacks Life“ von Patrick McGilligan, das ich vor kurzem aus dem Kellerarchiv geholt habe. „Departed – Unter Feinden“ aus dem Jahr 2006 ist heute übrigens im Pay-TV zu sehen, aber ich werde (unter Flüchen zwar wegen der Werbeunterbrechungen) zur Prime-Time „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ anschauen und mich auf dem Boden kugeln vor Lachen.

Weiterwerfen werde ich den Prügel nicht; wie ihr wisst, ist hier die letzte Ruhestätte eines jeden Stöckchens. Aber wer will, darf raten, aus welchem Film dieser so vielfältig verwendbare Satz stammt:

„Ich war überqualifiziert und unterfordert. Oder war es umgekehrt?“

Wahrscheinlich geh’ ich jetzt mal besser in die Küche, sonst werd‘ ich hier gar nicht mehr fertig mit Quatschen.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

15 commenti su “Bookstock

  1. BS sagt:

    jo, ich habe die nachricht ooch erhalten. jahrelang habe ich immer jedacht der typ heeßt schneider ;o). „der weiße hai“ und „das fliechende ooche“ kann ich mit scheider verbinden aber das er ooch im „marathon-mann“ mitjespielt hat, wär ich jetzt nich droff jekommen. den verbinde ich mehr mit hoffmann ;o).

    aber jut, so iss nun mal der loof der dinge. irgendwann legt jeder den löffel inne ecke und sucht sich ne wolke am himmel bzw. een appardement unterhalb der erdekruste. dort wo’s schön warm iss und wo einem von nackten weibern kühles pils serviert wird. hach :o).

    das mit den western und olle john verzeih ich dir. du bist ja ne frau und da kannste die heldenhaften cowboy und indianerfilme nich verstehen. john wayne, dieser schiefköpfige, etwas komisch gehende held ausn wilden westen, iss die pure versinnbildlichung des heldenhaften mannes. een held ieberlegt nich, der zieht und das blitzschnell und dann ballerte los. 10, 20, 30 mal janz kurz hintereenander. und komm mir jetzt nich damit, das een colt nur 6 schuss hat, das iss unwichtich :o).

    lass dirs jut jehn …*küsschen* schatzi ;o)

  2. moggadodde sagt:

    @ BS: Scheider war im „Marathon-Mann“ der Geheimdienstbruder von Hoffman.
    Dass im Jenseits die Getränke von nackten Damen gereicht werden sollen, ist mal wieder typisch männliches Wunschdenken und ich hoffe doch, dass die dortige Belegschaft beiderlei Geschlechts, bzw. wohlgeformtes, männliches Personal in der Mehrheit ist. Auch im Himmi herrscht Gleichberechtigung, hoffe ich!
    Das mit dem Ganzschnellhintereinanderballern nennt man übrigens „Fanning“, auch praktiziert bei „Spiel mir das Lied vom Tod“ vom göttlichen Charles Bronson alias „Harmonica“. „Ich hab‘ schon drei von diesen Mänteln gesehen. Sie haben am Bahnhof auf jemanden gewartet. In den Mänteln waren drei Männer und in den Männern drei Kugeln.“ DAS ist ein Western, schatzi, nicht dieser weichgespülte Pupsi-Wayne-Kram!

  3. socki sagt:

    Ist das nicht die John-Wayne-Ladeautomatik?
    Was hast Du gegen John Wayne? Diese Filme mit Colorado, Mississippi und dem Hinkebein fand ich toll. Die guck ich mir heute noch an. Oder „Ein Sherif braucht mal Hilfe“. Aber da spielt er glaub ich garnicht mit, oder? Wenn Western, dann nur solchene!
    „Spiel mir das Lied vom Tod“ hab ich noch nie gesehen und werde es auch nie.

  4. Al Gore sagt:

    Die besten Western kommen aus Italien, „Spiel mir das Lied vom Tod“ ist kein Western in diesem Sinne, ich meine aber durchaus die früheren Werke von Leone oder die von Corbucci, das sind Mega-Western.

  5. moggadodde sagt:

    @ socki: Ich glaube, ich habe noch nie einen
    Film von ihm bis zum Ende gesehen, vielleicht lag es daran, dass er schon als junger Spund aussah wie sein eigener Opa 🙂

    @ Al Gore: Italo-Western halt! Härter, mit dreckigen, hinterhältigen Mexikanern statt armer Rothäute und mit besserer Mucke. Ennio Morricones Musik zu „Once upon a time“ läuft hier öfter, womit wir wieder bei Robert de Niro wären 😉

  6. morgiane sagt:

    Ich hab es auch vernommen…und an den weißen Hai gedacht, wo er auf dem sinkenden Schiff Auge in Auge mit der Bestie abrechnet…
    Und mein Lieblingswestern ist 40 Wagen Westwärts mit Orakel Jones?
    Den liebe ich heiß und innig, kann immer wieder darüber lachen.
    Spiel mir das Lied vom Tod ist eine Klasse für sich, die blauen Augen von Henry Fonda, die Musik, Bronson und Cardinale…*suberb*…

  7. Georg sagt:

    Oh, ein Dankeschön, liebe Mogga, für die indirekte und unbewusste Erinnerung; hatte ich mir doch seit 2005 vorgenommern, den Film zu sehen. Wie immer im Leben geht vieles daneben 😉
    Wird diese Woche auf DVD (ich hasse Reklame!) nachgeholt.

  8. moggadodde sagt:

    @ morgiane: VWW ist ja eher eine Komödie – da geht’s doch um einen Alkoholtransport, oder? Das gefällt mir wieder 😀

    @ Georg: Schau’s dir nur an! Echt sehr witzig, wobei er natürlich an den ersten Teil nur deshalb herankommt, weil die göttliche Streisand Fockers Mutter spielt.

  9. Die Jack Nicolson-Bio habe ich auch noch vor zu lesen (bevor ich ins „prekäre Alter“ komme).
    Und zu dem zu erratenden Zitat muss man sagen, es war NICHT derselbe Schauspieler, der sagte: Ich bin nicht übergewichtig, ich bin nur untergroß! 😉

    viele gruesse

  10. markus sagt:

    wo wir schon mal bei western-persiflagen sind. da fällt mir cat ballou mit der jungen jane fonda ein. einfach köstlich: lee marvin in der rolle des versoffenen revolverhelden…

  11. moggadodde sagt:

    @ frater aloisius: Ha! Deinen Satz hat Shelley Winters gesagt! Mein Zitat ist aus einem Film mit einem Schauspieler, dessen Vater auch schon Schauspieler war und der, je mehr er altert, seinem Daddy immer ähnlicher wird.

    @ markus: Richtig! Lee Marvin „sang“ doch auch „Wandrin‘ Star“ und versoffen war er nicht nur in der Rolle, sondern auch „in echt“ 😀 – Den mochte ich auch.
    Auch ein prima Western-Verulker ist !Drei Amigos! mit Short, Chase und Martin. Wer Quatsch mag, ist damit gut bedient – mir gefällt er!

  12. markus sagt:

    das zitat stammt aus ‚falling down‘ (ein ganz normaler tag), in dem michael douglas einen angestellten verkörpert, der plötzlich ‚durchdreht‘. richtig?

  13. biffo sagt:

    Roy Scheider hatte ich heute in meinem Cineworld Donnerstags Rätsel. Ich Depp hab mich im Tag vertan. Ich habe doch wirklich gedacht das heute Donnerstag ist.

  14. gibts ja nicht, das mit Shelley Winters stimmt ja sogar! (Dabei hatte ich an Garfield gedacht!)

  15. moggadodde sagt:

    @ Markus: Ganz richtig, schatzi! Auch mal schön gegenbesetzt, der Douglas nicht als Herzensbrecher oder Businessmogul sondern als verzweifelter Irrer!

    @ biffo: Tja, die Zeit rennt zwar, aber nicht so schnell, wie du denkst … manchmal geht mir das aber auch so, dass ich mich im Tag verschätze, vorzugsweise nach ausschweifenden Feiern 😉

    @ frater aloisius: Natürlich stimmt das! Was dachtest du? Immerhin könnte das ja auch mein Motto sein, da merk‘ ich mir sowas! Bei Garfield fällt mir ein: „Etwas nicht zu können, ist kein Grund es nicht zu tun!“ – gerne bei den hiesigen Kindern verwendet. Ich glaube aber, das ist vom ollen Alf.

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