Vierundzwanzigsterzwölfternullneun

Wer sich am Tag vor dem Heiligen Abend in die Innenstadt wagt, sollte vorher ein umfangreiches Stressless-Mantra absolviert haben. Im mir-selbst-etwas-vormachen bin ich ungeschlagene Meisterin: Wenn ich sage, ich habe keinen Stress, dann habe ich auch keinen. Punktum. Das funktioniert eine ganze Weile ziemlich gut, sogar als ich in einem 80 cm breiten Gang in Galerias Parfümerie von einer lippengepiercten Anfangzwanzigerin fast über den Haufen gerannt wurde, was wohl ihre Art war, mir mitzuteilen, dass sie passieren wolle. Ich ließ sie vorbei und rief ihr ein lautes „Bitteschön, gerne doch!“ hinterher, aber sie drehte sich nicht einmal um. Vielleicht hat so ein Lippenpiercing ja Auswirkungen aufs Hörvermögen, vielleicht hat aber auch ihre Mutter nur in der Knigge-Schulung geschlampt und im Nachhinein bedaure ich, dass meine Mutter mir dieselbe hat angedeihen lassen. Es hätte mir insgeheim großen Spaß bereitet, das Gör über meine vom innerstädtischen Schneematsch verspritzten Stiefel stolpern zu lassen, aber ach, es ist schließlich Weihnachten und nicht das Fest der Hiebe, gell?

Ungewollt bereitete ich trotzdem Ungemach: Wer sehen möchte, wie das Lächeln einer Käsefachverkäuferin gefriert, muss an der Käsetheke am Tag vor Weihnachten nur eineinhalb Kilo frisch geriebenen Käse bestellen. Großes Kompliment, dass Frau Antje mich noch freundlich verabschiedete, obwohl sie eine Viertelstunde allein mit mir beschäftigt war, während die Schlange lang und länger wurde.

Apropos: Im Hause Mogga sind die Weihnachtsvorbereitungen übrigens doch schon abgeschlossen. Der Baum steht und mittlerweile liegt bereits der MamS darunter, um sich mental auf den Abend vorzubereiten. Ein bisschen schnarcht er sogar.

Bevor ich nun beim Geburtstagsnachbarn auf ein Gläschen Sekt verschwinde, wünsche ich Euch allen ein paar restlos unverkrampfte Tage mit sensationell leckeren und nicht zuletzt üppigen Speisen, möglichst ohne Streit, böse Worte oder gar Austausch von schlagkräftigen Argumenten. Drei Tage unter geballtem Familienanschlussgetümmel können ganz schön lang werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Aber schließlich haben wir das schon oft genug gemacht, ohne uns am letzten Tag an die Gurgel zu gehen.

Leben und leben lassen – das gilt auch und ganz besonders an Weihnachten.

Euch eine angenehme Zeit wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

4 commenti su “Vierundzwanzigsterzwölfternullneun

  1. socki sagt:

    In diesem Sinne, rein in die Rinne. Prost. Wir halten das Familienanhangsgetümmel in Grenzen. Die Schwiegereltern kommen zum Abendessen und zur Bescherung. Das was dann aber auch. Leider. Ich hätte gerne auch mal wen von meiner Familie über Weihnachten da aber das haut nicht hin.

    Ich wünsche Dir ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute.

    Liebe Grüße
    Socki

  2. Ich wünsche ein fröhliches Fest bzw. auch noch einen schöne Rest vom Fest. 🙂

    • moggadodde sagt:

      Bis jetzt kann ich nicht meckern über das Lustigkeits- und Besinnlichkeitsaufkommen. Gut, heute war’s ein wenig hektisch, mit Vorbereitungen fürs letzte, große Fressen und gleich geht’s auf die Autobahn.
      Hoffe, du hattest ebenso feine Tage bisher und genießt auch den Rest des Wochenendes! Grüße ans schrecklichschöneleben!

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