Ferien? Job!

Die Wünsche des kleinen Hank halten mit seinem stattlichen Wachstum Schritt. Zwar ist er für mein Verständnis ein am Durchschnitt gemessen anspruchsloser Teenager. Fast ohne Murren benutzt er z.B. Dixies abgelegtes iPhone, ohne Vertrag und meist bar jeglichen Guthabens. Ich kenne Jungs, die mit ihren Eltern umspringen, als seien diese ein paar jederzeit anzapffähige Goldesel und die zum Dank daheim nicht den kleinen Zeh rühren. Willich! Kriegichsowieso. In diese Kerbe schlägt der kleine Hank gottlob nicht.

Sein großes Ziel heißt A1. Unabhängig von Busverbindungen wie in Kolmanskop und von uns, die wir doch vielfach Fahrdienste zu Trainings, Kumpels, Freibädern verrichten: Das ist halt der Preis des hyperidyllischen Landlebens. Der A1 ist der Mopedführerschein und berechtigt zum Führen eines 125 ccm-Rasenmähers: Die kleine Unabhängigkeit des zum Manne reifenden Jünglings.

Das Wissen, dass Geld nicht auf Bäumen wächst, besitzt er bereits. Ein Ferienjob soll seinen Teil des nicht gerade nachgeschmissenen Fahrschulbesuchs plus Erwerb eines verkehrstüchtigen Untersatzes beitragen und seit heute arbeitet der kleine Hank für drei Wochen im Gala-Bau. Was sich so glamourös anhört ist, wie wir nun wissen, Garten- und Landschaftsbau und damit knochenharte, körperliche Arbeit.

Schuh fürs Werk

Schuh fürs Werk

Arbeitsbeginn war 6.30 Uhr. Als ich mein Kind um 17.30 Uhr wieder in Empfang nahm, staubbedeckt und mit Blasen an Händen und Füßen, war mir klar, dass es seinen Führerschein sehr hart wird verdienen müssen. Es beklagte sich keinen Moment. Aber mein Mutterherz weinte stille, bittere Gluckentränen.

In seiner (und meiner) farmvilleverklärten Welt bestand das Gala-Leben aus Blümchen pflegen, hin und wieder ein Pflanzloch buddeln und ansonsten naturbelassene Muttererde hin und her schubkarren müssen. Tatsächlich bestand das Gala-Leben heute aus Pflasterstein-und Abraumtransport mit uralten Transportwägelchen sowie Spitzhackengemetzel. „Jetzt weiß ich, was ich nie machen will!“, seufzte er, als er ins Auto sank und daheim verarzteten wir Blasen an den Füßen, an den Händen und behandelten den Wolf, den er sich zwischen den Beinen gerieben hat. Der Ausschlag an der Brust, sicher den Temperaturen unterm Shirt geschuldet, besserte sich nach der sofortigen Dusche zusehends. Völlig groggy verabschiedete er sich um 19.30 Uhr zur guten Nacht, dem neuen Tag um 5.30 Uhr entgegen sehend.

Alle Achtung. Nicht viele hätten sich nach diesem Tag überhaupt noch zu einem weiteren bereit erklärt. Seine Hoffnung ist, dass er morgen zu einer anderen Baustelle eingeteilt wird, vielleicht zu der mit dem so dröge aussehenden Polier, der einen Gutteil der Arbeitszeit im Lkw verbringt.

Natürlich haben wir unterschrieben, dass die Arbeitszeit von 8 Stunden überschritten werden darf, nicht wissend, dass auf diesen Baustellen Jahrhundertwende-Verhältnisse herrschen. Vielleicht haben wir alle uns das leichter vorgestellt. Bestimmt wird er sich durchbeißen. Und wenn nicht, kriegen wir das mit dem Rasenmäher-Führerschein auch noch hin.

Eine federleichte Nacht wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

4 commenti su “Ferien? Job!

  1. willi sagt:

    bei soviel Einsatz wird das Führerscheinmachen doch dann hinterher zum Kinderspiel 😉

    Wieviel Stunden Maloche für eine Stunde „Rasenmäherfahren“ ?

    • moggadodde sagt:

      Ich hoffe, ein Kinderspiel! Es sind knappe 3 Stunden Arbeit für eine Stunde Führerschein. Und allein die Pflichtstunden sind ein Schlag ins Kontor. Natürlich könnte er auch noch ein bisschen warten und den 3er (heißt jetzt glaube ich nicht mehr so) mit erledigen, aber Geduld ist seine Sache nicht!

  2. yeow sagt:

    Erinnert mich an meinen ersten Ferienjob.

    Betreiber eines Kühlhauses. LKWs mit Fleischkiste aus Rotterdam entladen und auf Paletten stapeln.
    Volle Paletten ins Kühlhaus und in die abholenden LKWs fahren.
    Wobei wir Aushilfen in der Regel nur die Paletten beluden und die Festangestellten die Stapler fuhren. Ging mordsmäßig auf den Rücken und ich habe in 2 Jahren 5 oder 6 andere Aushilfen „überlebt“.

    Aber die Sachen, die ich mir durch diesen Job „erarbeitet“ habe, waren mir sehr viel mehr wert, als die Dinge, die ich mir nicht erarbeiten musste.

    Allerding ist das Verhältnis von 3 zu 1 schon ziemlich bescheiden.

    Alles Gute für seinen Ferienjob auch an den armen arbeitenden, jungen Mann und Ihm viel Erfolg.

    • moggadodde sagt:

      Fleischkisten. Stelle ich mir ähnlich hart vor. Ja, die Erfahrung, dass Geld nicht so leicht verdient ist, wie man das als Schulbankdrücker gerne mal annimmt, hat er nun gemacht. Das ist schon wichtig heute, wo viele Junge denken, das Geld kommt grenzenlos aus dem Automaten.

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