Miefbusters

Chopper war ja so ein Phänomen meiner Jugend. Ein Geist, der sich in einer Zahnarztpraxis durch blecherne Spucknäpfe mitteilte und die Welt in Aufruhr versetzte. Bis zu seiner Entlarvung als ein aus dem Ruder gelaufener Scherz wurden damals unter den Augen der Welt zahlreiche Parapsychologen, technische Spezialeinheiten und eine Soko der Polizei verschlissen.

Unheimliches spielt sich seit Freitag auch in der hiesigen Küche ab.

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Ein Geruch liegt über dem Raum. Ein seltsamer Geruch. Und würden wir ihn einordnen wollen, täten wir dieses am ehesten in die „bei 30 Grad in die Küche gekotzt und nicht aufgewischt“-Richtung. Er ist nicht dauernd da und lässt sich nicht in einer bestimmten Ecke festmachen. Wir krochen auf Knien mit Nasen schon über Fliesen und Teppich, beschnupperten Schubladen, Pfannenwender und Essensvorräte. Der MamS putzte die Dunstabzugshaube sowie Spülenabfluss und inspizierte sämtliche Regale sowie Backofen, Töpfe, Spülmaschineninnereien. Wir rochen an Stühlen, Wänden und Steckdosen. Wir zerlegten die Blenden an den Unterseiten der Küchenfronten, wuschen Vorhänge und schnüffelten am Rollokasten. Vielleicht hat ja ein verirrtes Tier dort sein Leben ausgehaucht. Georg sagte mal, man erkenne Verwesungsgeruch auch als Erstleichenfinder sofort und ich meine, etwas von „süßlich“ zu wissen. Aber das hier ist anders. Außer einem Stück Knoblauch, der in einem Tontopf der kleinen Zehe einer Wachsleiche gleich vor sich hin müffelte, fanden wir nichts. Die Quelle ist nicht auszuwittern und seltsamerweise ist der Geruch nicht immer aber sehr oft einfach da, sobald man die Schwelle zur Küche übertritt und auch wieder ruchbar, wenn Kaffee- oder Kochdüfte verzogen sind.

Fremde mögen den Geruch gar nicht wahrnehmen oder als normal ansehen. Aber wir wissen, dass er das nicht ist. Es ist zum Haareraufen. Treibt ein Geruchsgeist, ein Stinkspuk, ein Duftdämon oder vielleicht die verfluchte Seele eines hier zubereiteten Schweineschnitzels sein Unwesen? Wenn ja, was soll es uns sagen? „Putz mal wieder durch hier!“, kann es jedenfalls nicht sein; dieser Raum befindet sich nämlich inzwischen auf dem Hygienelevel eines Operationssaals.

So heißt es also warten. Vielleicht ist irgendwann die Luft wieder rein. Der kleine Hank rät zu einer Duftkerze, mein nächster Vorschlag ist entweder ein raumbezogener Exorzismus oder ein neuer Anstrich. Vielleicht in Zahnarztgattinnenweiß. Chopperrot. Oder Cheesy Rider-gelb?

Euch einen duften Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

4 commenti su “Miefbusters

  1. Georg sagt:

    Naja, wie lange hatte es eigentlich gedauert? Weiß ich gar nicht mehr genau, ein halbes Jahr knapp? So um den Dreh, irgendwann war’s weg. Es kam langsam, war dann ein paar Wochen beinah unerträglich und verschwand wieder ganz langsam, so dass man sich beim Abschwellen des Geruchs im Vergleich zur Hochzeit schon freute und ich mich an den leichteren Geruch echt schnell gewöhnte, bis dass ich gar nicht mitbekam, dass längst alles wieder normal riecht.

    Kommt auch drauf an, ob das Tier feucht und kaum oder gar nicht belüftet liegt – und ja, auf die Größe auch. Könnte genauso gut eine Ratte sein, sie sich verirrte, kann auch eine Mäusefamilie sein. Wenn man mit solch einer SiFi-Röntgenbrille mal seine unmittelbare Umgebung der Zwischenwände, -böden und -decken begucken könnte, überall Gerippe 😉

    Süßlich ist auch relativ mangels treffenderer Vergleiche, und Geruch ist sowieso so subjektiv wie Zeugenaussagen nach einem Unfall, da wird bekanntlich schnell aus einem kleinen blauen Wagen ein großes rotes Auto, je nach Bedeutung der Wahrnehmung.

    Könnte auch eine verwesende Katze sein, also da tippe ich bei uns drauf: Ratte oder Katze. Deswegen kann man aber schlecht alles aufreißen, zumal die exakte Ortung für unsere Nasen nicht zu schaffen ist – Elli, die fühlte sich die ganzen Wochen und Monate lang jedenfalls auffallend gut gelaunt und pudelwohl und das, wo’s doch kein Pudel ist *kalauer*.

    Bei mir half über drei, vier Wochen eigentlich nur lüften und sich ansonsten daran zu gewöhnen. Da müsst ihr durch. Ihr habt mein Mitgefühl.

    Achja, und ein frohes neues Jahr euch vieren noch, alles Gute!

    • moggadodde sagt:

      Nach ein paar weiteren Tagen hatte ich die Idee, eine Spalte im Rollokasten abzukleben, um zu sehen, ob’s weniger wird. Ich will den Tag nicht vor dem Abend loben, aber wir bilden uns ein, es riecht seitdem beinahe nicht mehr.
      Eine Maus, ein Vogel oder ein Marder – allmählich glaube ich auch, dass im Rollokasten ein Tier seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Jetzt habe ich natürlich schon Bedenken, den Kasten zu öffnen und überlege, ob eine dauerhafte Abdichtung nicht genügt.

      So wie Dir geht es mir auch, nur andersherum: Selbst wenn ich ihn nicht rieche, bilde ich mir ein, ihn in der Nase zu haben. Ich hoffe, auch das geht vorbei 😉

      Dir wünsche ich auch alles Gute im neuen Jahr, Georg! Möge es glücklich und gesund sein!

  2. Billie sagt:

    Gibbet denn was Neues???

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