Von Berlin nach Brooklyn

Nach drei Tagen in der Hauptstadt hat uns die unterfränkische Provinz wohlbehalten in ihre tropfnassen Arme aufgenommen. Mein ausdrücklicher Dank an dieser Stelle geht an Herrn bt, der unsere Zeit in Berlin in beeindruckend professioneller Art zu einem Erlebnis werden ließ und zwei und einem halben Dorfbewohner die Kapitale, ihre Schattenseiten und Glanzpunkte sowie den besten Falafel-Fabrikanten nahe brachte. Seine Freundlichkeit und seine Geduld mit uns hinterwäldlerischen Provinzpupsern ist sagenhaft und der MamS und ich dürfen uns glücklich schätzen, die Stadt an seiner Seite kennengelernt zu haben.

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Wie es mit angenehmen Zeiten immer ist, sie gehen viel zu schnell vorbei und so hat uns der Alltag gleich heute wieder in Beschlag genommen. Dämlicher Dauerregen und indiskutable Temperaturen drücken aufs Gemüt und die viel besungene Berliner Luft hat mir offenbar das Gehirn vernebelt, erquickliche Gedanken wollen sich partout nicht einstellen und über die Neuigkeit, dass die zur männlichen Standfestigkeit verhelfenden, blauen V-Pillen zumindest bei Hamstern erfolgreich gegen Jetlag eingesetzt wurden, wollt ihr mit Sicherheit auch nichts wissen. Wie man bei einem Hamster einen Jetlag feststellt, würde mich allerdings schon interessieren.

Deshalb schaue ich mit dem MamS jetzt ein Jerry-Bruckheimer-Frühwerk mit Jan-Michael Vincent „Terror in Brooklyn“ und hoffe, dass die Welt morgen wieder angenehmer aussieht.

Euch einen trockenen Abend wünscht
moggadodde

Ich bin dann mal weg

Vorhin war Telefon.

Ich: Hallo.
Sie: Hallo, hier ist Therese Giese von der Deutschen Telekom. Sie sind doch Kunde bei Call & Surf?
Ich: Hm, ja?

Sie: Ich wollte anfragen, ob Sie damit einverstanden sind, dass sich der Tarif, den Sie gewählt haben, ab dem 15. Juni um 5,00 € verbilligt.
Ich: Naja, also wenn das so ist, dass sich die gleiche Leistung um 5 € verbilligt, hm, neee, also dann, das ist mir nun wirklich zu wenig. Da kann ich den Vertrag ja unmöglich weiter bestehen lassen. Das kann ich ja gar nicht einsehen. Am Ende würde ich noch sparen!
Sie: Sie wollen der Änderung also nicht zustimmen? Gut, dann nehme ich das mal so …
Ich: Na, hallo! Meinen Sie ernsthaft, jemand würde so etwas ausschlagen? Wer hat Ihnen denn den doofen Auftrag gegeben, anzufragen, ob der Kunde mit einer Verbilligung einverstanden ist …
Sie: Ich bin doch hier nur Auszubildende und ich soll das halt machen.
Ich: Ist ja schon gut, Mädchen. Natürlich darf die Deutsche Telekom mir demnächst 5,00 € weniger abbuchen. Schönes Wochenende und sinnvollere Arbeitsaufträge wünsche ich Ihnen.
Sie (kleinlaut): Danke, ebenso.

Das arme Mädel hat ja eine schlimmere Arbeit als ich in den Katakomben und ab sofort werde ich mich darüber nicht mehr aufregen, habe ich mir vorgenommen.

Apropos schlimm: Der Bundestag hat sich ja mit großer Mehrheit erst gestern gegen einen Umzug der Restregierung von Bonn nach Berlin ausgesprochen, weil dieser teurer wäre als das Pendeln der Regierungsleute. Ein solcher wurde vom Bundesbauministerium mit 500 Mrd. € angesetzt, dafür könnten die Abgeordneten 500 Jahre hin- und her gondeln, heißt es. Ich fahre ja auch gern mit dem Zug, vom Fliegen, das ich liebe, ganz zu schweigen. Deshalb wird am Pfingstwochenende Großstadtluft geschnuppert. Berlin, wir kommen! Und mit uns sicher Tausende fußballverrückter Fans, die sich anschauen wollen, wie die Clubberer am Samstag gegen Stuttgart brillieren. In ein paar Stunden fährt der Zug und ich bin einigermaßen gespannt auf die Haupt-Hauptstadt.
Meine Oma hätte heute sicher gesagt: „Zieht euch fei ja a sauwwere Unnerhous aaa! Mer wess ja niii, ob em was bassiert! …“

Euch ein sonniges Pfingstwochenende wünscht
moggadodde

Bikes and drugs and no Rock’n Roll

Nachrichten machen generell keinen Spaß, es sei denn, es wird etwas Erheiterndes über hungerhakige, straffällig gewordene Hotelerbinnen oder temporär glatzköpfige, dackeläugige Sängerinnen berichtet.
Als ich vorhin frühzeitig und ganz spontan die Katakomben verließ und für den Heimweg den Nachrichtensender wählte, war natürlich der Doping-Sumpf, der inzwischen ungeahnte Ausmaße erreicht hat, das beherrschende Top-Thema. Seit Herr Dietz beim dampfplaudernden Dauergrinser Herrn Beckmann am Montag die Büchse der Pandora geöffnet hat, rollen Köpfe unaufhörlich wie Zuckerkugeln aus einem löchrigen Becher mit Liebesperlen. Heute war neben Herrn Aldag auch Erik Zabel fällig. Das Ergebnis der Pressekonferenz dürfte inzwischen durch das Land gerauscht sein. Von Flensburg bis Garmisch und von Görlitz bis Trier redet jetzt jeder Deutsche über die Verfehlungen der Radprofessionellen. Skandal! Doping im Hochleistungsradsport! Unmöglich! Hängt sie höher! Ach was: Teert und federt sie!
Was für eine Heuchelei. Der Radzirkus heißt nicht umsonst so. Um die Gunst der Zuschauer, die Gelder der Sponsoren und zu guter Letzt auch den Job nicht zu verlieren, greifen die Sportler zu unerlaubten Substanzen. Sie müssen schließlich ihre Arbeitgeber und das zahlende Publikum durch erstklassige Leistungen ständig und pausenlos bei der Stange halten, wenn sie in der nächsten Saison nicht als Verkäufer bei Sport-Müller hinter dem Tresen stehen wollen. Um die Fangemeinde bei Laune zu halten (genau jene Gemeinde, die jetzt die Sportler als Sau durchs Dorf jagt), die immer und immer wieder noch überragendere Leistungen fordert und einen Misserfolg sofort und brutalst abstraft und um alle finanziellen Interessen des „Stalls“ (noch eine Bezeichnung, die in den Kontext passt) zu wahren, verkaufen sich die Sportler freiwillig selbst. Sie prostituieren sich wie Frauen in den einschlägigen Etablissements, die ebenfalls Geld damit verdienen und niemand echauffiert sich, wenn Nadine K., um ihr Geschäft anzukurbeln, mit Silikon nacharbeiten lässt oder die eine und andere Botoxladung einpfeift, damit die Kunden sich wieder die Klinke in die Hand geben. Herr Stallone dopt, damit ihm die Fans auch in Rambo 12 noch den Muskelprotz abkaufen und wenn ich selbst morgens nicht in die Gänge komme, nehme ich ein oder zwei Pillen, um mich besser zu fühlen und den Chef der Katakomben mit meiner leistungsfähigen Anwesenheit beglücken zu können, damit er mir am Monatsende ein paar Kröten aufs Konto wirft. Etwas anderes machen die professionellen Radfahrer im Prinzip in meinen Augen auch nicht.

Wer sich diese brutalen Anstiege und mörderischen Serpentinenetappen nur z.B. bei der Tour de France anschaut, kann nicht allen Ernstes behaupten, dass eine Bewältigung dieser Strecken in Fabelzeiten, die ein Herr Landis vorgegeben hat, ohne den Einsatz leistungssteigernder Mittel überhaupt möglich sein kann. Wer von der Konstitution, physisch und psychisch nur ein bisschen schwächer ist, verfällt auch aus Angst vor dem Verlust des Rangs in der Mannschaft und letztendlich des Arbeitsplatzes leicht auf den Gedanken, den unwilligen Muskeln und dem nicht ausreichend gesättigten Blut ein wenig auf die Sprünge zu helfen; genug kundige Mediziner sind ja auch spritzkräftig zur Stelle. Schließlich machen das ja alle. Ist ja nichts dabei. Ich darf mich nur nicht erwischen lassen. Dann fahre ich nächstes Jahr auch wieder mit.

Ich bin absolut nicht dafür, Doping zu legalisieren, im Gegenteil. Aber ich habe zumindest Verständnis für Menschen wie Zabel, die dem ungeheuren Leistungsdruck seitens einer gierigen Öffentlichkeit und eines profitorientierten Arbeitgebers irgendwann nachgeben und schwach werden. Vielleicht hätte ich an seiner oder an Stelle der anderen das Gleiche getan.

Euch einen hellwachen Abend wünscht
moggadodde

Morgengrauen

Ein Tag, der einen auf einen Friedhof führt, ist in den allermeisten Fällen kein angenehmer Tag. Wenn derselbe Tag einen danach aber noch ins Krankenhaus verschlagen wird, um dort die Prognose für den Vater zu hören, bei dem jetzt noch ein anderer, verfluchter Dreckskrebs aus der Ecke gekrochen ist, könnte dies ein richtig, richtig grauenhafter Tag zu werden.

Euch einen besseren Tag wünscht
moggadodde

Val di sogno

Hach, gerade hatte ich einen spannenden Traum. Es war zwar ein Vampir-Kostümfilm, aber die fabelhaften Kleider sahen schon atemberaubend aus. Vor allem der Obervampir, der (natürlich!) aussah wie Pit Bull Brad Pitt in „Interview mit einem Vampir“, hatte es auf meinen roten Saft abgesehen. Ich war eine neapolitanische Adelige, die zwischen Grusel und Hingabe schwankte und bevor ich aufwachte, rannte ich mit wehenden Röcken aus dem Schloss wie Aschenputtel.

Schön war der Traum … vor allem, weil ich Angelina Jolie nicht ganz unähnlich war …

Euch einen traumhaften Tag wünscht
moggadodde