Meine frühmorgendliche Indisponiertheit, die dumme Kuh, hat sich wie gewöhnlich schnell verzogen. Der Blick auf den Einsatzplan in den Katakomben zeigte, dass es Karin Kismet gut gemeint hatte mit mir: Tisch Nr. 1, Einzelzelleplatz, nur der Computer, viel Arbeit und ich. Die Zeit verging erstaunlich schnell. Wer hätte das heute früh noch gedacht!
Heute Abend hat sich der MamS die „Blechtrommel“ auf arte in den Kopf gesetzt und auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich jetzt eine ungebildete Banausin und hochgradige Ignorantin nennt: Ich kann damit nicht viel anfangen. Auf die heutige Zeit übertragen hätte sich der kleine Oskar Matzerath so oft die Kellertreppe hinunterstürzen können wie er will: Seine engagierte Mutter wäre schnurstracks zum nächsten Pädiater gelaufen, wo der kleine Oskar so lange mit Wachstumspräparaten versorgt worden wäre, dass er am Ende so groß gewachsen wäre wie Dennis Rodman. Und wenn ihn eine Blechtrommel nicht ohnehin gleichgültig lassen würde weil sie ja nicht eine einzige Batterie benötigt und außerdem ziemlich uncool aussieht, spätestens nach dem ersten Beschwerdebrief der Hausverwaltung wäre Oskar seine Trommel sowieso los. Weil besorgte Nachbarn wegen der nicht kindgerechten, sittlichen Zustände im Haus Matzerath auch das Jugendamt informiert hätten, wäre Oskar in einer wohlsituierten Pflegefamilie gelandet. Wegen des Makels einer recht buckligen Erscheinung, weil der dilettantische Kinderarzt die Hormontherapie versemmelt hätte, würde der einstige Stammkunde in der Schreibabyambulanz aufgrund seiner penetrant hartnäckigen und überaus brutalen Art zum gefürchteten Anführer einer ballonseidenen Jugendgang und weil er des nächtens gerne mal schrill plärrend über Rentner und Randgruppen herfällt käme er in die Klapsmühle, wo ein unheilbares Emotionsvakuum diagnostiziert würde und Oskar stürbe einsam und uneinsichtig im Haus für Geisteskranke „Nervenruh“ in Bad Oldesloe. Oskars Grabstein wäre eine steinerne Trommel, eine Spende der Kollegen aus der Musiktherapie. Hm, immerhin: Die „Blechtrommel“ hat ja 1980 sogar einen Oscar bekommen.
Das bringt mich darauf, dass La Barbara, immer ein Ohr am Puls der Zeit habend und mit geradezu hündischer Spürnase für Trends ausgestattet, mich hier für einen Blogistinnen-Preis nominiert hat und ich muss zugeben, „Blogine“, das hat was. Das hat sogar richtig was. Ich meine, pfft, Oscar, wer will schon den Oscar! Schnapsnasige, zigarrerauchende, lüsterne Mogule der Moviesphere hecheln zahllosen röntgenfotodünnen Botoxbräuten hinterher, die über rote Teppiche stöckeln. Sowas wollte ich gar nicht. Aber in der relativen Anonymität eine Auszeichnung für mein subjektiv betrachtet meist belangloses Geschreibsel zu erhalten, das wäre schon ein dickes Ding.
Auch eine Botoxkanone könnte bei mir nämlich nicht mehr viel verbessern und auf hochhackigen Schuhen gerate ich regelmäßig ins Straucheln. Wer will schon den Oscar?! Ich bin nominiert für die „Blogine“!
Euch eine erfolgreiche Nacht wünscht
moggadodde