Schorsch König

Ich hätte auf ihn hören sollen. Er hatte mich ja oft genug gewarnt. „Wir können alles machen. Alles, wirklich alles. Aber niemals, versprich mir das, niemals darfst du mich küssen!“ sagte er. „Das würde ich nicht überleben.“. „Spinner“ sagte ich jedes Mal lachend, aber ich hielt mich daran, auch wenn ich darin keinen Sinn erkennen konnte. Wir hatten eine wundervolle Zeit mit traumhaften Tagen und ausgefüllten Nächten und es fiel mir zunehmend schwerer, mich an mein Wort zu halten. Zu sehr lockten mich die vollen, schön geschwungenen Lippen und der Wunsch, ihn zu küssen, wurde immer stärker.

Als er am letzten Sonntag nach dem Kaffee wie immer gedankenverloren am Rand meines kleinen Teiches saß, konnte ich mich nicht beherrschen. Ich schlich mich von der Seite an, kniete mich schnell vor ihn, packte seinen Kopf und küsste, küsste ihn, presste meine Lippen auf seine und als ich meinen Mund öffnete berührte meine Zunge nur kaltes Metall. Erschreckt öffnete ich die Augen. Mit einem leisen „Plong“ fiel mir mein Märchenprinz vor die nackten Füße.
Ich hätte mich an mein Versprechen halten sollen, denn es gibt wirklich wichtigeres als einen Kuss. An jedem verdammten Abend gehe ich in den Garten, setze mich an den Teich und sehe meinem Prinz tränenfeucht in die kalten Augen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.

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Euch einen märchenhaften Abend wünscht
moggadodde

Genießen für Globetrotter

Mit dem reizenden, leibhaftigen und tatsächlich reichlich bescheidenen Herrn Mephisto durfte ich gestern auf dem Marktplatz un Latte Macchiato genießen. An den von ihm favorisierten Latte Nougato kommt der unterfränkische Latte Nutellato sicher nicht heran aber ich glaube, hat ihm trotzdem recht gut gemundet. Viel zu bald musste sich Herr Mephisto in seiner ziemlich ansprechenden, ledernen Schutzkeidung wieder auf seinen Teufelshobel schwingen aber immerhin, ich durfte ihm leibhaftig begegnen und das ist, gelinde gesagt, ein weiterer Höhepunkt in meinem bisherigen, schnöden Bloggerleben.

Heute nun genossen wir hier zum ersten Mal in dieser Saison die Freuden des heimischen Asparagus. Ein Kilogramm des leckeren Gemüses erschien uns angemessen, nachdem unsere Abkömmlinge derlei Gaumenfreuden aufgrund des gewöhnungsbedürftigen Geruchs der nachfolgenden, flüssigen Ausscheidungen („Igitt, das stinkt auf dem Klo!!“) schöde verschmähen und mit Kartoffeln sowie Holländischer Soße vorlieb nehmen. Recht gut geschmeckt hat er und schon sehr bald werde ich die leckeren Stangen wieder servieren.
Eben auf arte allerdings habe ich einen Bericht über eine thailändische Insektenköchin gesehen. Einerseits würde es mich sehr reizen, einmal frittierte Insekten zu probieren, in den ärmeren Regionen Thailands ist dies unserem täglichen Butterbrot vergleichbar. Auf der anderen Seite aber könnte ich nicht mit letzter Bestimmtheit sagen, ob ich tatsächlich in eine Tüte frittierter Grillen fassen, geschweige denn davon essen würde. In Teilen Amerikas und Asiens werden Grashüpfer geröstet und über Salate gestreut, in Südostasien werden die „Großen Wasserkäfer“ als Delikatesse gar lebendig verspeist, in Kolumbien mag man getoastete Blattschneiderameisen, die nach Speck schmecken sollen und sogar der japanische Kaiser liebt gebratene Zikaden und Wespen, die er mit Reis und Sojasoße genießt. Auch hierzulande scheint die Insektenkost das einst angesagte Sushi-Geknabber abzulösen, immerhin wird bereits ein diesbezügliches Kochbuch angeboten.
Praktisch erscheint mir der Aspekt, durch Sammelaktionen im sommerlichen Gebüsch einen Teil des Speisezettels völlig unabhängig von den gesetzlichen Ladenschlussvorschriften mit proteinhaltiger Nahrung zu versorgen. „Hey Dixie, wenn du noch Hunger hast, ich hab eben einige Grillen im Sommerflieder gesehen …“ oder „Hank, zum Nachtisch gibt’s heute einige roten Waldameisen, direkt aus dem Bau“.
Wunschdenken, all das. Meine Kinder essen noch nicht einmal Spargel, weil danach das Pipi riecht. Weicheicher, allesamt.

Euch eine knackige Nacht wünscht
moggadodde

Für Bastler!

Auf der Suche nach, – und hier lüge ich nicht -, Staubsaugerbeuteln in unserem, zugegebenermaßen ein klein wenig unordentlichen Abstellkämmerle hat der MamS unsere MagLite aus dem Regal geschubst. Sie schlug aus ungefähr eineinhalb Metern auf dem Boden auf und danach klapperte es in ihrem Inneren und sie leuchtete kein bisschen mehr, die Ami-Schickse.
Mit solchen, kleinen Reparaturen bin ich normalerweise nicht überfordert, während der MamS hier sehr schnell die Flinte ins staubige Korn schmeißt und zur Neuanschaffung tendiert. Ich dagegen versuche zunächst alles, um den Schaden selbst zu beheben und
tauschte zunächst das Lämpchen aus, aber es klapperte natürlich immer noch und als ich die Lampe weiter auseinandernahm, fiel mir dieses kleine Schräubchen entgegen, mit dem ich aber ums Verrecken nichts anzufangen weiß.
Ich zähle nun auf eure Hilfe:

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Kann mir irgendjemand verraten, wohin dieses winzige Miniminischräubchen gehört? So wie ich die Amis kenne, haben die das nicht nur aus Jux und Dollerei da hineingetan und ich glaube, der richtige Einbau dieses Winzlings ist die Crux am Wiedererleuchten der MagLite.
Vielleicht habt ihr ja selbst auch so ein Exemplar bei euch daheim, dann wäre es verflixt freundlich, wenn ihr mal nachsehen könntet, wo an eurer Lampe dieses Dingelchen festgemacht ist.
Der MamS hat sich schon nach einer Nachfolgerin erkundigt, die dann aber wesentlich kleiner ausfallen würde. Ich will aber genau dieses große, mit drei riesigen Batterien bestückte Schätzchen wieder haben! Habt ihr eine Idee?

Euch einen strahlenden Tag wünscht
moggadodde

Tscha war da!

Wie berichtet wird in diesem Haushalt das schmutzige Geschirr gezwungenermaßen ökologisch bedenklich von Hand gespült. Hier hatte ich schon erwähnt, dass Tscha diesbezüglich der Ansprechpartner des Vertrauens ist und nachdem ich ihm schon einige Tage hinterher laufen musste, ließ er sich heute endlich blicken.
Nach dem Vorfall im letzten Jahr, als wir den wortkargen Tscha schon einmal konsultieren mussten und er lediglich mit seinen stahlblauen Augen auf die Maschine starrte und sie mit einigen groben Umdrehungen am Einstellknopf wieder zum Arbeiten brachte, kamen wir uns ja schon ziemlich blöd vor. Deshalb hatten wir diesmal täglich ebenfalls minutenlang versucht die Spülhilfe zu hypnotisieren und drehten ziellos an ihrem Knopf herum in der Hoffnung, sie selbst wieder zu heilen. Vielleicht liegt es an unseren alles andere als stahlblauen Augen, bei uns funktionierte dieser Trick jedenfalls nicht.

Tscha kam also und kniete nieder vor der Diva. Er betrachtete sie ruhig, drehte den Schalter in die übliche Position und wartete. Sie schnurrte und gluckerte und nach einer kurzen Weile, – ich konnte es nicht glauben -, lief plötzlich das Wasser und die Sprüharme wirbelten hörbar und wie gewohnt durchs edelstahlene Gehäuse. Mir schoss das Blut in den Kopf und ließ mich neben Tscha auf dem Boden nieder und konnte nicht glauben, dass es ihm mit diesem billigen Zauberheilergedöns schon wieder gelungen sein sollte, mich bis auf die bleichen Knochen zu blamieren. Ich ließ die Mitbewohner auflaufen und bestätigen, dass wir selbst sehr oft versucht hatten, sie zum Laufen zu bringen und Tscha, der große Schweiger, grinste nur und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Er schaltete sie wieder aus, um den Knopf auf eine andere Position zu bewegen und in dieser schizophrenen Situation fing ich tatsächlich an zu hoffen, mir richtiggehend zu wünschen, die Maschine möge diesmal versagen. Sie sollte mit ihrer erneuten Arbeitsverweigerung dem grinsenden Mechaniker hier und jetzt beweisen, dass wir hier nicht alle vollkommen durchgeknallte, geistesgestörte Irre sind, die zu blöd sind, eine Spülmaschine zu bedienen. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich kniete da, ich dumme Kuh, und hoffte auf einen erneuten Aussetzer, um nicht vollkommen und für alle Zeiten endgültig das Gesicht zu verlieren.

Was soll ich sagen? Sie tat mir den Gefallen, dieses zickige Miststück, erst summte sie leise vor sich hin und dann versagte sie auch vor Tscha den Dienst. Ha! Gewonnen! Ich bin nicht verrückt! Juhu! Die Spülmaschine ist hinüber!
Der Blick in die Eingeweide offenbarte allerdings, dass der Nachweis meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit nicht ganz billig werden wird. Tscha murmelte etwas von „Umwälzpumpe“ und, soweit ich ihn verstehen konnte, versucht er, ein Ersatzteil aufzutreiben. Wenn ihm dies nicht gelingt, wären allein an Material um die 200 Flocken fällig und dann, ja dann würden wir wohl eine neue Spülhilfe einstellen.
Auch wenn wir jetzt bis auf weiteres unsere dreckiges Geschirr mühsam und zeitaufwändig im Schweiße unseres Angesichts selbst säubern und so oder so ein Sümmchen berappen müssen: Ich bin zufrieden. Zufrieden für den unbezahlbaren und unumstößlichen Beweis, dass ich a.) nicht geistesgestört bin und b.) der Möchtegern-Schamane Tscha auch nur mit Wasser kocht.

Euch einen sauberen Abend wünscht
moggadodde

Dixiegate

Der kleine Hank widmet sich mit Hingabe seinem neuen Hobby, der Zucht von Zauneidechsen. Er behandelt sie ziemlich liebevoll, nimmt seine Lieblinge, die er mit einfallsreichen Fantasienamen bedenkt, mit zum Schaukeln, unterzieht sie ausdauernd kreativen Dressurversuchen und berichtete mir voller Züchterstolz vorhin, dass eines der Weibchen „schwanger“ sei. Alle zwei Tage erlöse ich des nächtens die gesammelten Tiere und entlasse sie in die Freiheit. Ich habe Mitleid mit den Viechern, denen auch ein sorgsam möbliertes Terrarium die kuscheligen Ritzen und Nischen unserer Trockenmauer nicht ersetzen kann. Erst ein Exemplar hat stressbedingt seinen Schwanz eingebüßt, ich denke, das wächst aber nach.

Kein Mitleid allerdings habe ich mit anderen Kriechtieren, die Auslöser für Dixies nachmittäglichen Beinah-Nervenzusammenbruch waren. Ich hörte sie bitterlich weinen in ihrem Zimmer und tippte zunächst auf ein Beziehungsproblem. Nach einer gewissen Weile betrat ich ihr Zimmer und versuchte den Grund für diese geballte Verzweiflung zu erfahren, sie schniefte und schluchzte und bat mich, sie allein zu lassen. Etwas anderes hatte ich in diesem Stadium, ehrlich gesagt, nicht erwartet. Mittlerweile bin ich Profi was die Erkennung der verschiedenen Stadien pubertären Seelenkummers angeht. Erst wenn der Adrenalinpegel wieder auf Normalwerte abgesunken ist, besteht die Aussicht auf ein vernünftiges Gespräch.
Als es dann soweit war erfuhr ich, dass drei Nachwuchsdrecksäcke versuchen, Dixie mit Erpressermethoden zu drangsalieren. Zu einem der Kandidaten pflegte sie noch im letzten Sommer eine lose Bekanntschaft, die mir schon damals missfiel; nach Kräften versuchte ich, den Kontakt gering zu halten und schob meist die weite Fahrstrecke in das namenlose Kaff vor. Ich konnte den Typen nicht ausstehen und sagte dies auch, was natürlich den Effekt hatte, dass sie sich erst recht mit ihm treffen wollte. Schnell schlief diese Verbindung trotzdem ein und bis jetzt hörte ich nichts mehr über ihn. Die anderen beiden Spackos sind mir noch nicht bekannt.
Die drei scheinen in Dixies Schule schon für allerlei niederträchtige Aktionen berüchtigt zu sein und jetzt haben sie es wohl mal auf sie abgesehen.
Sie drohen mit der Einstellung eines angeblich vorhandenen Videos auf YouTube, das Dixie und einen anderen, nicht näher bezeichneten jungen Mann in verfänglicher Situation zeigt, wenn sie sich nicht im öffentlichen Chat-Gästebuch eines der Drecksäcke der Blödheit und Bescheuertheit selbst bezichtigt.
Auf Frage, ob es denn so ein Video geben kann, kam die Standard-Antwort „Keine Ahnung!“. Sie wisse gar nicht, was die meinten und vielleicht habe sie ja mal mit jemandem geknutscht und sei dabei gefilmt worden, könnte es sich aber nicht vorstellen. Sie wisse nicht weiter und das telefonisch befragte Schatzi hatte für sofortige Anzeigeerstattung bei der Polizei plädiert.
Ich beruhigte sie und versuchte zu erreichen, die Sache locker zu sehen. Was solle schon passieren? Auch wenn sie sich knutschenderweise auf einem verwackelten Handy-Video in YouTube finden sollte, was ich für unwahrscheinlich halte, who cares? Ich riet ihr, den beschränkten Vollpfosten bei erneuter Drohung mit einem lockeren „Ach, wisst ihr was? Tut, was ihr nicht lassen könnt und fickt euch ins Knie“ zu begegnen, was für eine Aufheiterung in Dixies Befinden sorgte und als wir über diesen Witz herzlich gelacht hatten, riet ich ihr, den letzten Teil des zweiten Satzes sicherheitshalber wegzulassen. Sie solle mir aber sofort Bescheid sagen, wenn auch nur einer dieser furzenden Mistfliegen sich noch einmal mit einer auch nur ansatzweise zweifelhaften Bemerkung zu Wort melden würde denn dann würde ich auf den Plan treten und alle nötigen Schritte einleiten und der allererste wäre ein kräftiger Tritt in die bedauernswerten Ärsche der armseligen Ranzratten die noch bedauern werden, geboren worden zu sein.
Jetzt ist sie ziemlich erleichtert und ich sagte ihr, dass sie sich eine Menge Tränenflüssigkeit hätte sparen können, wenn sie gleich zu mir gekommen wäre.

Wenn ich mit den Jungs fertig bin, wäre das Schicksal, das stressgeplagte Zauneidechsen ereilt noch ein Klacks gegen das, was ich mit den widerwärtigen, verkeimten Gullykröten zu tun gedenke.

Euch einen gewaltlosen Tag wünscht
moggadodde