Nächtlicher Besuch

Heute Nacht erhielt ich überraschend Besuch. Meine alte Freundin Angela Angst setzte sich zu mir auf die Bettkante und wir unterhielten uns darüber, dass ich Gewitter gerne mag. Ich stehe oft am Fenster und schaue den Blitzen zu und zähle die Sekunden bis zum Donner, um auszurechnen, wie weit das Gewitter entfernt sein könnte, wie ein Kind. Allerdings sind die derzeitigen Unwetter derart heftig, dass es in einem fort blitzt und donnert und ein Donner einem jeweiligen Blitz überhaupt nicht mehr zugeordnet werden kann. Egal. Wir schwatzten und ich machte Witze über unseren Nachbarn, der bei dieser Gelegenheit leicht panisch wird und beim leisesten Anzeichen eines Hauchs eines Gewitters sofort alle Stecker zieht und sich unter die Decke verkriecht. Als ich so vor mich hin sinniere, tut es einen Knall, wie ich ihn noch nie als „Donner“ hörte. Zwei kurze Schläge unmittelbar hintereinander, leicht unterschiedlich in der Tonhöhe, so als ob direkt neben meinem Bett jemand ein Schlagzeug aufgebaut und ganz kurz zu den Sticks gegriffen hätte. Angela sagte: „Siehste, reiß mal deine Klappe nicht so auf, die Nulpe!“ und während mein Herz pochte, nahm ich meinen Sohn in Empfang, der natürlich Besuch von Angelas Zwillingsschwester gehabt hatte.
Ich stand kurz auf, versetzte den beiden Schlampen mit dem nackten Fuß einen Tritt in den Hintern und legte mich schnell wieder hin. Man weiß ja nie … Jetzt lagen Hank und ich Seite an Seite und der MamS und ich umfingen den dünnen Hank schützend mit unseren Armen, bis es draußen ruhiger wurde und Angela Angst und ihre Schwester endgültig gegangen waren.

Euch einen trockenen Tag wünscht
moggadodde

Schubladendenken

Der MamS meint, ich wäre eine „alte Schlappsau“. Für Diskussionsstoff sorgt nämlich regelmäßig unser relativ unterschiedliches Ordnungsempfinden. Während er die ihm zugeteilten 3 Schubladen in der bald auszurangierenden Anbauwand „Candy“ in einem mehr als peinlich aufgeräumten Zustand hält, mit einem einzigen Griff sämtliche Steuererklärungen, Bezügeabrechnungen von 1976 und irgendwelche wichtigen oder unwichtigen Tipps zur dynamisierten Privathaftpflichtversicherung daraus hervorzaubern kann, sind in meinen beiden Schüben die Anarchie und das Chaos daheim. Hier findet sich alles, was

a.) meine Person betrifft, wie Gehaltsabrechnungen (Loseblattsammlung, eher lose als gesammelt), Kontoauszüge (dito), einzelne Fotos, eine Kollektion farbigen Papiers und schöner Schreibwerkzeuge, bezahlte Rechnungen
b.) die Allgemeinheit angeht, wie schulische Mitteilungen, Postkarten für Preisausschreiben, Flyer diverser Pizzadealer und Take-away-Chinesen uvm.

imgp1960.JPGimgp1959.JPG

Die gefürchtete Frage „Wo ist denn …“ oder „Wo sind denn …“ (die Briefmarken, der Müllkalender, der Tesafilm, die Visitenkarten, weiße Briefumschläge, der Gallenstein) ist meist der Auslöser für unerfreuliche Wortgefechte, denn es ist für Außenstehende wie den MamS nicht einfach, die Konfusion in den beiden Pressspanbehältnissen zu überblicken. „Irgendwo in meinen Schubladen“, ist dann meine Standardantwort und es folgt ein vorsichtiges „Oben oder unten?“ des MamS, das ich immer wahrheitsgemäß mit „Keine Ahnung, schau halt nach!“ beantworte. Daran anschließend gibt es meist einen keinen Disput, im Laufe dessen ich ihn einen „kleinkarierten Korinthenkacker“ nenne und er mich eben eine „chaotische, alte Schlappsau“. Mit einem, bzw. allerhöchstens zwei oder drei geschickten Verschiebungen des Inhalts fördere ich das Gesuchte dann ans Tageslicht und räume allein aus purem Starrsinn und Trotz die beiden Schübe nicht auf.
In ungefähr zwei Wochen ist es schon wieder soweit, irgendwann nämlich sind die Schubladen so prall gefüllt, dass sie sich nicht mehr ohne Hineinpressen des Inhalts schließen lassen und das ist dann ein Zeichen, dass mein Einsatz gefragt ist. Dann räume ich auf und nicht, wenn der MamS, der alte Nörgler, mit mir meckert. So ist das nämlich. Und nicht anders.

Euch einen geräumigen Tag wünscht
moggadodde

Serenade

Was für eine Erholung! Leise Musik, reichlich erquickliche Gespräche, zumindest Hank bald im Bett und dann das Dinner for two

imgp1954.JPG

aus heimischer Lage, bis der MamS sich verabschiedet und es so

imgp1957.JPG

aussieht. Ich glaube, ich muss meinen Monitor wieder mal putzen …

Eine saubere Nacht wünscht
moggadodde

Frauenbeitrag

Eine ecrufarbene, sehr helle und sehr dünne Leinenhose: 35,00 €
Eine sehr heller und sehr dünner Slip (nein, ich hasse das Wort „Schlüpfer“, bedroht oder nicht): 10,00 €
Ein o.b., Kaliber XXL, der tatsächlich dicht hält: unbezahlbar …

Es gibt, nicht wahr liebe Damen, nichts Peinlicheres und Schlimmeres als festzustellen, dass die verdammte Werbung diesbezüglich einmal mehr maßlos übertrieben hat. Wahrscheinlich hätte es aber nicht einmal etwas gebracht, wenn ich mir Prince Charles höchstpersönlich eingeschoben hätte, so wie das in mir tobt … Kein Loch im Boden, nicht einmal ein klitzekleiner Spalt tut sich auf, wenn man ihn braucht, verdammt …

Euch einen trockenen Abend wünscht
moggadodde

Philate … wie?

Bei der samstäglichen Keller-Entrümpelungs-Aktion hat der MamS einige Relikte aus seiner Jugend zutage gefördert. So entdeckte er seine schätzungsweise 150.000 selbst gesampelten MCs. Für die jüngeren Leser sei hier erklärt, dass es sich um die Urururgroßoma vom iPod handelt, Musikcassetten sind kleine Kästchen mit einem wiederbespielbaren Magnetband, ein Permanentspeichermedium, das allerdings wegen des sehr leicht entstehenden Bandsalats oft schnell permanent in den Abfall wandern musste. In seiner Sturm- und Drangzeit kauerte er mit dem Mikrofon seines Recorders vor dem Radiogerät und schnitt die „Schlager der Woche“ mit Thomas Brennicke oder „Pop nach 8“, moderiert von Thomas Gottschalk mit und später auch die damals angesagten Hits aus der „Wolfman Jack-Show“ auf AFN. Eine Verabredung mit seinem Radio zog er manches mal sogar einem Date mit mir bei Diebels Alt und Kerzenschein vor und ich sehe mich noch heute manches mal stocksauer im Café Klug die Kante geben, weil er mal wieder lieber vor seinem Scheiß-Radio hockte, statt mich zu unterhalten.
Mittlerweile nehmen die Dinger eine Menge wertvollen Platz im unterdimensionierten Permanentspeicher namens „Keller“ ein, weshalb er sich so allmählich mit dem Gedanken einer Entsorgung annähert, denn kein Schwein hört heute noch Musikcassetten. Ihm, dem Musikfreak, blutet das Herz aber die Vernunft gewinnt langsam die Oberhand.
Die musikalische Passion kann ich vollkommen nachvollziehen, aber seine zweite Jugendleidenschaft, die Philatelie, entzieht sich meinem geistigen Zugang komplett. Schon immer betrachtete ich Briefmarkensammler als hornbrillentragende, schnarchzapfige Sonderlinge, die sich mit Pinzette und Lupe stundenlang in ein altbackenes Album vertiefen, um einen abgerupften Zacken zu beweinen und deren natürlicher Feind der Durchzug ist, wenn Mutti mal wieder auf Querbelüftung gestellt hat, während Gleichaltrige so sinnvolle Freizeitbeschäftigungen pflegen wie den neuesten Disco-Tanz einzustudieren oder erste Fingerübungen in der Bluse der Nachbarstochter anzustellen.

Der MamS tat gut daran, mich lieber mit seinem fundierten Fachwissen bezüglich aller, damals angesagter Musiker und Bands zu beeindrucken und noch heute weiß er die Namen von längst vergessenen oder verstorbenen Drummern, Bassisten und Leadsängern aus dem Effeff.
Trotzdem leuchteten seine Augen, als er mir vorhin stolz die Briefmarken aus der ganzen Welt präsentierte

imgp1946.JPGimgp1947.JPG

und die sicher nicht einmal mehr das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden, die er aber nie hergeben würde.
Wenn er damals allerdings mit dem ernsthaften Vorschlag, mir seine Briefmarkensammlung vorzuführen angerückt wäre, hätte ich ihn seinerzeit sofort unter „unbrauchbar“ abgelegt und mit dem nächstbesten John-Travolta-Verschnitt angebandelt, der heute vielleicht zum Spiegeltrinker mit Bierwampe und Wolfgang-Petry-Rotzbremse mutiert wäre, was beweist, dass die meisten Sachen und Menschen es wert sind, nicht nach dem ersten Eindruck beurteilt zu werden. Nicht alles ist nämlich, wie es auf den ersten Blick scheint … auch bei den Philatelisten.

Euch einen vollkommenen Abend wünscht
moggadodde