Zahlzheimer

Manche meiner Einfälle sind ja besser als andere. So hatten wir Dixie zu ihrem Geburtstag Karten für ein Basketballspiel der s. Oliver Baskets geschenkt, Innenraumkarten, weil Tribünenplätze für das Spiel gegen die Artland Dragons nicht mehr zu bekommen waren.
Nun ist es leidvolle Erfahrung von Innenraumzuschauern der winzigen viel zu kleinen Turnhölle s. Oliver-Arena, dass halbwegs gute Plätze nur bei sehr frühzeitigem Eintreffen in der Halle zu ergattern sind, Gedrängel inklusive, und deshalb hatte ich heute morgen spontan die Idee, für das gerade zum Verkauf freigeschaltete Spiel gegen Bremerhaven einen Tribünenplatz klarzufahren und die Innenraumkarten fürs andere Spiel anderweitig abzugeben.

Bei der Onlinebuchung muss der Käufer allerdings schnell sein. Tribünentickets sind, soweit nicht ohnehin in Dauerkarteninhaberhand, rarer als Gänseblümchen auf der Zugspitze, aber ich hatte Glück und erwischte einen Platz beinahe genau vor Unseren! Yeah! Also fix durch den Buchungsvorgang geklickt, um wie immer mit der Kreditkarte zu bezahlen. Ich gab die Daten ein, aber das System zickte. Also nochmal. Wieder monierte das System die Gültigkeitsdauer meiner Karte. Und nochmal. Wieder nix. Leicht genervt wählte ich als alternative Zahlungsart nun das Lastschriftverfahren und flugs flutschte der Vorgang. Geht doch.

Der vermeintlich Schuldige war ausgemacht. Sofort rief ich bei der Bank an:

Ich so: „Hörnsiemal! Ich wollte eben eine wichtige Zahlung vornehmen und stelle fest, dass meine Karte schon seit 7/12 abgelaufen ist! Wieso werde ich von Ihrem Institut da nicht benachrichtigt, von einer neuen Karte gar nicht zu reden?“

Callcentergirl so: „Wie? 7/12? Ihre Karte gilt doch noch bis Juli!“

Pause …. denk …. Pause

Ich so: „Ach. Oh. 2012 hat ja erst angefangen. Stimmt ja eigentlich“.

Ich entschuldige mich jetzt und gebe der Dame kleinlaut die offizielle Erlaubnis, mit der Geschichte von der irren Kundin, die nicht weiß, welches Jahr gerade ist, später in der Kantine für schenkelklopfende Erheiterung zu sorgen. Schließlich weiß ich, wenn ich verloren habe.

Am späteren Nachmittag, das Online-Ticket ist bereits lange ausgedruckt, kam mir ein neuer Gedanke. Ich hatte zwar das Feld „Lastschriftverfahren“ angeklickt, jetzt, Stunden später ging mir aber auf, dass ich im gesamten Kaufvorgang außer beim fehlgeschlagenen Versuch mit der Kreditkarte gar keine Bankverbindung angegeben hatte. Direkt nach dem Anklicken wurde ich auf die nächste Seite geleitet. Wieso konnte ich das Ticket dann überhaupt drucken?

Sicherheitshalber rief ich nun beim Kreditkartenverein an, die keinen Zahlungsausgang von heute hatten. Dann klingelte ich beim Ticketservice durch um zu erfahren, von welchem Konto diese verflixte Karte denn bezahlt wurde, nicht dass Dixie damit gar nicht in die Halle kommt und bittere Tränen der Trauer weint, weil ihre Schusselmutter irgendwas verbummelt hat.
Der Ticketservicemann bestätigte eine Zahlung. Von meinem Girokonto. Dessen Nummer ich aber heute morgen nirgends (ich schwöre, soweit ich mich erinnere) eingetippt habe. Ich müsste sie aber eingegeben haben, sonst hätte mich das System nicht weitergeleitet, beharrte der Ticketservicemann, dem ich anhörte, dass er mir gleichzeitig in seiner Kartei virtuell schon den Stempel „Vorsicht, Psychopathenkundin!“ verpasste. Der Vorgang sei abgeschlossen und alles in feinster Butter.

Schlimme Selbstzweifel beschleichen mich jetzt. Habe ich das tatsächlich getan? Wieso weiß ich davon nichts mehr? Wo komme ich überhaupt her? Bin ich vollkommen bescheuert? Und haben wir wirklich schon 2012?

Einen konzentrierten Abend wünscht
moggadodde