Mars 500 – reloaded

Ein interessantes Projekt startet heute in Moskau, „Mars 500“ heißt ein Experiment, durchgeführt von ESA und der russischen Weltraumagentur Roskosmos. Noch in diesem Jahrhundert soll der erste, bemannte Raumflug zum roten Planeten starten und größer als die technische Problemstellung ist die physische und psychische Herausforderung an die fastquasibeinahesogutwie Weltraumreisenden.
Um die Belastung für Körper und Geist zu erforschen, werden vier Russen, ein Franzose und ein Deutscher in einem nicht allzu geräumigen Nachbau einer Raumstation unter möglichst realistischen Bedingungen isoliert um herauszufinden, welcher Persönlichkeitstyp sich für eine solche Langzeitmission eignet und um gruppendynamische Prozesse zu erforschen. Hört sich der veranschlagte Zeitraum von 105 Tagen zunächst erst einmal gigantisch an, ist er im Vergleich zur tatsächlichen Dauer einer echten Marsreise von satten 520 Tagen doch ziemlich pillepalle.
Die sechs Männer, ausgesucht auch wegen ihres niedrigen Aggressionspotenzials, werden in einem nautilusähnlichen Modell auf 180 qm eingesperrt, überwacht von 16 Kameras ohne Ton, weshalb die Wissenschaftler draußen lediglich aus Mimik und Gestik die Befindlichkeiten der Probanden herauslesen müssen, was ich mir ziemlich schwierig vorstelle.
Ein gleichartiges Experiment ist vor 10 Jahren übrigens bereits einmal gescheitert, weil die dortigen Teilnehmer sich untereinander schon sehr bald stritten und sogar prügelten und jetzt treten diese sechs Männer an, um alles besser zu machen.

Ich persönlich finde ja, dass das Verplempern von 15 Millionen Dollar allein für dieses winzige Mosaiksteinchen innerhalb der gigantischen Operation Marsflug ziemlich überflüssig und das Geld gerade in diesen Zeiten woanders viel besser angelegt wäre. Wurde nicht erst festgestellt, dass es keinen Nachweis für Leben, geschweige denn intelligentes Leben, auf dem roten Planeten gibt? Was will man da oben denn finden, außer rötlichen Felsbrocken und vielleicht ein paar pupsenden Mikroben? 95 % Kohlendioxid und 0,13 % Sauerstoff auf dem Mars, das sagt ja schon alles. Hier zappelt sich doch jeder ab, um den CO2-Ausstoß zu verringern, also taugt der Mars nicht mal als Ausweichplanet, wenn wir diesen hier kaputt gemacht haben!
Gut, die Aussicht mag so übel nicht sein, aber Spielberg würde für einen Bruchteil der Kosten eine Rundumaufnahme zaubern, dass den Erdenbewohnern Hören und Sehen vergeht! Ich finde, der Mars ist schon ausreichend vermessen, begutachtet und erforscht, da muss man doch nicht noch hinfliegen und etliche Millionen Dollar hinterherwerfen, nur um ein paar abenteuerlustigen Akademikern ein Langzeit-Big Brother de luxe zu verschaffen!

Vielleicht sollte die ESA umdenken: Nicht hochqualifiziertes Wissenschaftlermaterial, auf der Erde viel dringender gebraucht, wird ins Weltall geschossen, sondern ein paar verzichtbare Koryphäen aus der Unterhaltungs- und Celebretybranche. Ein Pocher, ein Barth, ein Jackson und für die Frauenquote eine Pooth, eine Madonna und eine Winehouse plus ebendiese 16 Kameras, allerdings mit Tonübertragung. Autopilot an und dann ab dafür! Auf den Privatsendern ausgestrahlt, verkaufen sich die Werbeminuten wie geschnitten Brot, die Mission Mars finanziert sich ganz von selbst und wirft noch Gewinn ab zum Erwerb der Bundesligaübertragungsrechte! Zum Steinesammeln wird die illustre Besatzung ja hoffentlich noch komplett in der Lage sein, vorausgesetzt, Herr Jackson ist vorher noch nicht in seine Einzelteile zerfallen!
Wenn noch Platz auf dem Shuttle sein sollte, könnten ein paar Banker, Manager oder Funktionäre mitfliegen, Platz ist schließlich im kleinsten Zumwinkel und notfalls wird das Ding halt um einige Quadratmeter vergrößert. Ach, und für meine Lieblingsnachbarin ist dann bestimmt auch noch ein Plätzchen frei.
Dann fühlen sich die pupsenden Mikroben auf dem Mars vielleicht nicht mehr ganz so allein.

Euch eine tierliebe Nacht wünscht
moggadodde

Seufzerbrügge

Auf diesen Film hatte ich mich wirklich gefreut: Lob hatte „Brügge sehen … und sterben?“ ja bereits reichlich eingeheimst. Auf den als rabenschwarze Komödie gelobten Film mit der angeblichen Portion britischem Humor hatte ich mich wirklich gefreut. Das und die Tatsache, dass ihn jeder toll findet, hätte mich schon stutzig werden lassen müssen.
„Beknackt“, „verschissen“, „verfickt“ – derlei Vokabular in Beinahe-Endlosschleife schockiert eine Mutter von zwei Pubertieren nur mäßig, Ballersequenzen, bei denen Blut spritzt wie Ketchup aus einer offenen Flasche in einer Zentrifuge gab es ja auch schon häufiger und die Präparation zahlreicher, klaffender Schusswunden war sicher eine Herausforderung für die zweifellos kundigen Maskenbildner. Das alles ist ja kein Grund, einen Film nicht zu mögen, gesetzt den Fall, der Rest haut hin, was ich hier aber nicht bestätigen kann.

Zwei Auftragsmörder in Warteschleife schlagen sich die Zeit in Brügge um die Ohren, bis der eine (Ken) vom Oberfiesling Ralph Fiennes angewiesen wird, den anderen (Ray) zu töten, weil dieser aus Versehen ein Kind erschossen hat und das gegen den Kodex von Herrn Fiennes verstößt. Ken verweigert die Ausführung, wird vom Boss zur Strafe angeschossen, bevor er Ken durch die Straßen von Brügge jagt und mit so vielen Salven versieht, die eine Elefantenherde erledigt hätte und es bleibt offen, ob Ken überlebt. Schließlich erschießt sich Boss Fiennes selbst, weil er denkt, er hätte im Laufe der Ballerei selbst ein Kind erwischt, wobei es sich aber um einen kleinwüchsigen Schauspieler in Schuluniform gehandelt hat.
Wer diesen Film langweilig nennt, liegt vollkommen daneben. Stinklangweilig trifft es nämlich eher, daran ändert auch das intensive Mienenspiel von Herrn Farrell nichts, der seine zeigefingerdicken Augenbrauen derart virtuos tanzen lässt, dass es aussieht, als übten sich zwei haarige Raupen in seinem Gesicht im Synchronkrabbeln.
Keine Komödie, kein Thriller, kein Drama – nicht Fisch, nicht Fleisch und noch nicht mal eine Butterstulle ist dieser Film für mich und schwarz daran waren einzig besagte Augenbrauen von Herrn Farrell, die Straßen von Brügge in der Nacht und die Innenseiten meiner Lider, die mir immer wieder über die Augen klappten.

Nur die Aufnahmen der Stadt selbst haben mir gefallen. Mittelalterliche Treppengiebelhäuser und holländisch-venezianisch anmutende Kanäle, immerhin hat diese Dauerwerbesendung erreicht, dass ich Brügge gern mal sehen würde, vorerst ohne zu sterben selbstverständlich.

Zugegeben, möglicherweise war ich in der falschen Stimmung für diesen Film und vielleicht bin ich generell auch nur angefressen, weil gestern die Vermietung mit der Nebenkostenabrechnung aufgekreuzt ist. Ich denke fast, dass es billiger ist, die Wintermonate irgendwo im Warmen zu verbringen, als hier flüssiges Gold zu verheizen und das Ausmaß der vergangenen Kälteperiode lässt mich auch für die nächste Abrechnung nichts Gutes ahnen. Wenn das mit den Heizkosten so weiter geht, kommen wir niemals nach Brügge sondern landen eher unter der Brücke.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde

Fert-ich

Wer sich fragt, was zur Hölle ich in der letzten Woche getrieben habe, darf mal einen Blick darauf

Runde Hölle

werfen.
Wie ich schon vermutet hatte, war das überflüssige Randstück (unten rechts) der fast geglückte Versuch der chinesischen Puzzleteilemafia, bei der langnasigen Kundschaft Verwirrung zu stiften. Natürlich könnte es sein, dass irgendeinem bedauernswerten Kind (oder einer verzweifelten Mutter) irgendwo auf diesem Planeten der Kamm schwillt, weil er bei seinem Feuerdrachen ein güldenes Randstück vermisst. Bitte melden, ich hab‘ eines zuviel!

Hank hat in den letzten Tagen nur mehr halbherzig geholfen; ich kann es ihm nicht verdenken, hätte ich doch selbst am liebsten gestern noch den ganzen Mist in die Tonne getreten. Wenn er sich nochmal von einer gutmeinenden Oma ein derart kompliziertes Puzzle aufs Auge drücken lässt, wird er vorübergehend im Haushalt des/der Schenkenden einquartiert und kann das dann dort zusammenbasteln!

Euch einen passenden Tag wünscht
moggadodde

Drachenkampf

Zugegeben, ich habe das schon ewig nicht mehr gemacht. Die „Schneewittchen“- und „Findet Nemo“-Phasen der Kinder sind ja schon eine Weile her. Mehrere Stunden brauchten wir deshalb gestern, um wenigstens den Rand des irrwitzigen 1000-Teile-Rundpuzzles hinzukriegen

Drachenkampf

um dann festzustellen, dass dummerweise ein einziges, winziges Randteil übrig ist. Zu dritt haben wir die Teile überprüft, konnten aber ums Verrecken keinen Fehler feststellen. Nun gibt es ja mehrere Möglichkeiten:

a. Wir haben uns doch irgendwo vertan sind einfach zu blöd.
b. Hank hat beim Auspacken in seinem Zimmer ein Teil verschlampt.
c. Die Chinesen haben ein Teil vergessen oder dazugelegt, um uns Langnasen ein bisschen zu ärgern.

Der MamS hat bereits kapituliert, ich starre so lange auf den gülden glänzenden Rand, bis mir die Augen brennen und Hank plädiert schnell für die Radikallösung, nämlich das Neulegen. Wenn ich daran denke, dass wir die Arbeit von ein paar Stunden aufdröseln und die daumennagelgroßen Dinger neu anordnen müssen, bin ich gar nicht entzückt.
Nicht umsonst nennt man so etwas im Englischen „jigsaw puzzle“, denn der gute Jigsaw malträtiert im Film seine Opfer ja auch mit allerlei mechanischen Folterinstrumenten und langsam bin ich geneigt anzunehmen, dass das Rundpuzzle „Dragon Fire“ nur hergestellt wurde, um mich mental fertig zu machen. Bestimmt hat Jigsaw, bevor er psychopathisch wurde, auch tagelang über einer solchen Aufgabe gebrütet.
Ein rundes Puzzle! Was für eine Schnapsidee!

Euch einen passenden Tag wünscht
moggadodde

Störfeuer

Die erste Nacht mit dem Mams verlief äußerst unruhig, aber nicht, weil wir uns vor lauter Wiedersehensfreude übermäßig in den Kissen gewälzt hätten, mitnichten.
Ihn plagen nämlich die Pollen diverser Sträucher aufs Gemeinste, mich beutelt parallel ein ganz normaler Schnupfen, was aber eigentlich ganz praktisch ist, weil wir uns so gegenseitig was vorröcheln und -schnarchen dürfen und weil wir auch ohne den anderen die halbe Nacht wach liegen, ist halbes Leid geteiltes Leid.
Ich glaube daran, dass wir jetzt wieder einen Bettnachbarn haben, müssen wir uns erst wieder ein wenig gewöhnen …

Euch einen ungestörten Tag wünscht
moggadodde