Bettgeschichte

Schlaf ist einer der Wunderbarsten. Nicht nur diesbezüglich komme ich nach meinem Vater, der es ohne mit der Wimper zu zucken schaffte, zwei geschlagene Tage im Bett zu verbringen, nur unterbrochen zur Aufnahme hingebungsvoll kredenzter Mahlzeiten, die meine Mutter ihm oft direkt an die Liegestatt servierte. Auch deshalb legte ich schon wenige Wochen nach Geburt der Kinder meinen Erziehungsfokus darauf, sie zum Durchschlafen zu bewegen, was in beiden Fällen zum Glück mehr als prächtig gelang. Eine ausgeruhte Mutter ist nämlich auch eine geduldige Mutter.

Zu praktisch jeder Zeit des Tages kann ich mich auf ein Nickerchen absentieren und dabei plastisch und selten böse träumen. Eher der Eulen- als der Lerchenfraktion zugehörig werde ich erst am Abend richtig munter. Aller, sich allmählich einschleichenden Zersetzungserscheinungen zum Trotz bin ich, wenn möglich, immer noch bekennender Gigalangschläfer und optimistisch, gegen die fiesen Erreger der senilen Bettflucht immun zu sein.

Auch das abendliche Einschlafprozedere verläuft immer gleich: Ein paar Seiten Schmökern bis die Lider morphös zucken und Licht aus die Maus. Das Durchschlafen gelingt in 95 % der Nächte wunderbar, von einigen vernachlässigenswerten stress- und familienbedingten Grübelnächten abgesehen.

Die vergangene Nacht war erstmals komplett anders. Lesen, Licht aus, so weit, so gut. In bewährter, kommoder Bauchlage platziert wartete ich auf Herrn Hypnos. Meine Lage schien aber nicht richtig und ich wälzte mich in andere Positionen, die sich im ersten Moment auch gut anfühlten. Nur wenige Minuten oder auch nur Sekunden später schienen diese aber auch nicht zu passen. Ich wurde unruhig und spürte den starken Drang, mich sofort umzudrehen nur um dort sehr schnell festzustellen, dass auch diese Stellung verkehrt war.
Beine und Arme kribbelten nicht wirklich. Es fühlte sich eher an, als hätte ein Witzbold einige Tütchen Brausepulver in meine Adern und Venen gestreut, das jetzt mit Lebenssaft vermischt schäumend durch meine Blutbahnen jagte. Ruhiges Liegen war unmöglich, ich wälzte und wendete und drehte und rollte und rutschte und fluchte, während der MamS neben mir selig schnorchelte.
Sicherheitshalber prüfte ich den Blutdruck, der aber völlig in Ordnung war und versuchte es wieder. Erfolglos. Mit scheinbar schäumender und blubbernder Gefäßbefüllung cruiste ich weiter im Bett umher.
Mittlerweile war es 3 Uhr und mir fiel ein, dass Dixie kürzlich auch von Schlafstörungen erzählt hatte und tat es wie sie: Ich drehte mich um 180°, bettete den Kopf ans Fußende und wartete schon darauf, wieder rotieren zu müssen. Noch ehe ich mich versah, war ich aber eingeschlafen und zwar genau so, wie ich mich hingelegt hatte.

Vorhin erzählte ich Dixie von den Symptomen und sie bestätigte mir, dass es bei ihr dieselben waren und dass auch sie nur mit 180°-Kehren der Sache Herrin wurde.
Jetzt frage ich mich schon, was das soll. Wandernde Wasseradern? Skipping Psi? Poltergeistbefall? Die Rache des Doktor Fuck Feng Shui?
Was immer es sein mag, sei hiermit gewarnt: Beim Schlafen verstehe ich keinen Spaß!

Off for a nap
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