Mia kennad au schaffa!

Zugegeben, des Schwabeseggl der Bundesjogi hat in unserem Schland im Frühsommer dieses Jahres einige Freude bereitet: Den Tankstellen ein Umsatzplus wegen dauernder, vollkommen überflüssiger Autocorsi (oder heißt es -corsos?), den Gastronomen einen satten Gewinn durch die neue Sitte des Rudelguckens mit angeschlossener Bölkstoffversorgung, vom Verkauf unzähliger Perücken, Fähnli, Gesichtsschminkstifte, Bikinis, Schlüpfer und Sonnenbrillen in Landesfarben ganz zu schweigen. Auch das Volk selbst taumelte glückselig durch den Fußballhimmel, die Wirtschaft brummte für 4 Wochen und am Ende gewannen doch wieder die anderen.

Dafür und für die Verdienste um das Auftreten der Nationalmannschaft wurde Herr Löw ja jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Das Bundesverdienstkreuz ist bekanntlich nichts, was man mal eben so als Giveaway am Kaugummiautomaten kriegt, sondern eine richtig dicke Nummer, wenn auch eher so ideell. Aber selbst der kleine, fußballverrückte Hank konnte diese Nachricht nicht anders als mit einem trockenen „Hackt’s jetzt? Das ist doch sein Job!“ kommentieren.

So sehe ich das auch. Er hat seine Sache so übel nicht gemacht, genauso wie der Metzger, der mir ungefragt ein besonders schönes Stück Schweinsbraten verkauft, die Friseurin, die der Kundschaft so innig den Kopf massiert, dass es ihr wohlige Schauer bis zum verlängerten Rücken jagt, die allein erziehende Mutter, die nach einem beinharten Arbeitstag genug Nerven hat, um mit ihrem Kind eine Stunden Vokabeln zu pauken und dann noch eine weitere Stunde Kniffel zu spielen oder ich, die ich mich kopfüber in eine neue Arbeit stürze, von der ich keine Ahnung habe, um ein paar Extra-Flocken zu verdienen.

Wir alle machen unsere Arbeit nach Kräften gut und hätten eine Auszeichnung nicht minder verdient. Aber, natürlich, es ist wie in der Dreigroschenoper:

Und die einen sind im Dunklen

und die anderen sind im Licht.

Doch man sieht nur die im Lichte,

die im Dunklen sieht man nicht.

Dabei ist es doch so, dass es ohne die Arbeit von Herrn Löw zwar schon einen Tick dunkler, ohne die tagtäglichen Leistungen von uns allen in unserem schönen Schland ja wohl mächtig zappenduster wäre.

Einen ausgezeichneten Abend wünscht
moggadodde

HRE? pbb? WTF!

Die Nachrichten stellten mich mal wieder vor Fragezeichen. Mein Verständnis von Geldtransaktionen bewegt sich normalerweise auf Kleinkindniveau, weshalb ich die Kompliziertheit von der Auslagerung von toxischen Papieren bei der HRE im ersten Moment nicht nachvollziehen konnte. Hey! Papiere einfach in die Kiste und weg damit in die Bad Bank! Was ist daran so schwer?
Natürlich ist es nicht so. Die HRE war ja wohl das, was man landläufig unter „pleite“ versteht, weshalb der Staat ihr mit ein paar Milliärdchen einige Male aus der Patsche half, aber das Loch war doch größer, als sich die offenbar dyskalkulischen Finanzspezialisten vorher gedacht hatten. Anstatt die HRE wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen mit Zahlungsschwäche vor das Insolvenzgericht zu ziehen, beschließt man, stets das Schild der Systemrelevanz vor sich her tragend, die Bank zu verstaatlichen und pumpt Hilfsgelder und Rettungsschirmchen und Garantien in die HRE wie die kolumbianischen Drogenbarone Stoff über die ganze Welt.
Aus meinen Ausführungen wird sicher klar, dass ich von Dingen wie „Free-float“-Kriterien keine Ahnung habe und ein „Squeeze out“ mir nur bei Südfrüchten geläufig ist, deshalb sehe ich die Dinge von einer einfachen Warte:
Systemrelevant ist meine Autoreparaturwerkstatt für mich nur so lange, wie es sie gibt. Ginge sie pleite, würde ich mich kurz ärgern, weil die Rammschutzfolie für den Kofferraumdeckel noch immer bei ihr rumdümpelt und einen anderen Autoschrauber suchen, so wie viele andere mit mir auch. Ich meine, es gibt doch Banken wie Sand in der Wüste! Ist es wirklich notwendig, mit 123 Mrd. Garantien und über 7 Mrd. Soforthilfe dem guten Geld unentwegt Schlechtes hinterher zu werfen, das überdies nicht den großzügigen Rettungsdienstlern sondern den Steuerzahlern gehört, um damit einen gefräßigen Bankenmoloch vor dem Absaufen zu bewahren und dann zusehen zu müssen, wie die Vorstände wie die Lemminge wieder auf die höchste Klippe krabbeln, um sich und die Moneten in den Abgrund zu stürzen?

Die schrottigen Papiere sind am Wochenende, wie oben erwähnt, umgezogen in die sogenannte „Bad Bank“, die schon von der Namensgebung her nicht sehr Vertrauen erweckend klingt. Von dort aus soll versucht werden, das wertlose Gerümpel doch noch an einige, unentwegte Glücksritter zu verscherbeln, anstatt es irgendwo zu verbuddeln oder einen Schrottpapiere-Flohmarkt auf Tapeziertischen im Kanzleramt’schen Vorgarten zu veranstalten.

Aber seit einigen Tagen heißt die HRE ja nun Deutsche Pfandbriefbank, kurz pbb (was uns Franken ganz nebenbei vor einige, sprachliche Herausforderung stellt), was die Misere grundlegend ändern dürfte: Man gibt dem Patienten einfach einen anderen Namen und ein paar Spritzen und, siehe, er wird überleben (bis wieder die Lemminge …, s.o.)!
Ganz am Ende wird es sein, wie bei der werbewirksamen Umtaufung einer bekannten Süßkram-Nascherei in den 80ern: Aus Raider wird Twix, sonst ändert sich nix.

Just my two cents.

Einen flüssigen Tag wünscht
moggadodde