Koffeinknirps deluxe

Was haben ein Picknick auf der chinesischen Mauer, eine Rast inmitten der Eiger-Nordwand und ein Safari-Trip ins kenianische Outback gemeinsam? Es gibt einfach weit und breit keinen anständigen Espresso! Das ist jetzt vorbei:
Mit einer innovativen Kreuzung aus Penispumpe und Schlagstock ist es endlich möglich, auch mitten auf dem Amazonas treibend stilvoll einen kleinen Schwarzen zu vernaschen. Alles, was man braucht ist „Handpresso“, einige Kaffeepads, Tassen und eine Thermoskanne mit heißem Wasser. Ein bisschen pumpen, um den Druck von immerhin 15 bar aufzubauen, Wasser rein, Pad rein und ab die Post!
Auch wenn es erst einmal amüsierte Blicke und frotzelnde Kommentare hageln sollte: Spätestens wenn irgendwo in der Pampa den Zweiflern der Duft frischen Kaffees in die Nüstern steigt, ist der Besitzer von „Handpresso“ der uneingeschränkte Häuptling im Tipi.

Euch einen wachen Tag wünscht
moggadodde

Beauty to go

Der jährliche Besuch beim Zahnarzt ist für mich eigentlich nicht mehr als eine lästige Pflicht, um an den Stempel im Bonusheft zu kommen. Zu diesem Behufe befinde ich mich seit langer Zeit in der Hand desselben Oralsadisten, dem ich heute meine Aufwartung machte. Angst im engeren Sinne habe ich nicht, trotzdem stellt sich aber immer zum Termin ein gewisses Unwohlsein sein. Als ich nachfragte, warum denn die beiden Armlehnen der Kunstledercouch, an denen ich mich stets zur Ablenkung festgekrallt hatte, entfernt worden seien, berief man sich auf den Hygieneaspekt; schließlich müsse man die Lehnen auch dauernd abwischen. Wo ich mich denn nun festhalten könne, fragte ich etwas hilflos und dachte daran, ersatzweise den Oberschenkel vom Herrn Doktor zweckentfremden zu müssen.
Bei genauerem Nachdenken erschien mir aber das feste Verknoten der Hände in betender Haltung auf meinem Schoß als die gesündere Alternative, nicht dass der Kerl mit dem Steinmeißel noch abrutscht und mir den Kiefer perforiert!

Weil ich bei der Behandlung als solcher meist mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl erstarre, ist mein Gehör indes besonders aktiv. Sofort fiel mir auf, dass die Stimme des Dottore anders war. Richtig verstanden habe ich auch sonst nur die Hälfte, aber weil ich aus dem Genuschel meist so etwas wie „Alles in Ordnung!“ oder „Bis in einem Jahr!“ verstanden habe, machte ich mir nie weiter einen Kopf. Im vergangenen Jahr scheinen sich die Stimmbänder des Dentisten allerdings verändert haben. Heute hörte er sich nämlich original an wie Marlon Brando in „Der Pate“: heiser, kurzatmig, nuschelnd, leise und trotzdem hatte ich keine Angst, als er mir „ein Angebot“ machte, weil es sich um das einer professionellen Zahnreinigung handelte, inklusive Ausräumung der Taschen. Weil ich meine Taschen aber lieber selbst ausräume (woher sollte Marlon denn auch wissen, wohin die ganzen ausgeräumten Einkäufe gehören? Am Ende ist die ganze Küche durcheinander!) und gerade keine 55,00 überflüssigen Flocken bei der Hand hatte, musste ich sein Angebot für heute ablehnen, auch wenn es ganz und gar nicht ins Paten-Bild passte.

In der letzten Zeit musste ich überdies feststellen, dass mit zunehmendem Alter nicht nur mein Körper im allgemeinen sondern auch mein Gebiss im besonderen zu schrumpfen scheint und für die vielen Beißer zu eng wird, weshalb sich einzelne Zähne zu verschieben beginnen, was der gute Marlon mir bestätigt hat.
Weil eine Futterluke mit ansehnlichem, relativ gerade gewachsenem Zahnbild aber noch immer ein Zeichen von Gesundheit, Wohlstand, sozialer Integration, der richtigen Krankenversicherung und Garant für kraftvolles Zubeißen auch im Alter ist, zog ich eine korrigierende Zahnspange ganz kurz in Erwägung. Ein Vergleich der beiden „K’s“ (Kontoauszug und Kostenplan) zeigte mir allerdings, dass ich gegenüber einem makellosen aber uniformen Hollywood-Gebiss einer gewissen exzentrischen Individualität in meiner bebauten Mundhöhle den Vorzug geben möchte.

Frau Nielsen hat das ja ganz anders angefangen und damit vielleicht das ultimative Krankenkassenmodell der Zukunft geschaffen:
Angenommen jemand, sagen wir mal ich, wollte eine kieferorthopädische Versorgung außerhalb des gesetzlichen Rahmens. Ich wende mich an einen privaten Fernsehsender, der die Behandlung bezahlt und im Gegenzug das blutige Extrahieren dreier Weisheitszähne und die schmerzhafte Anpassung eines permanenten Drahtzaunes an meinen Zähnen in HDTV-Qualität in die Wohnzimmer überträgt. Der besseren Quoten wegen würde auch der folgende Monat pausenlos von Kameras begleitet, damit die Nation geifernd verfolgen kann, wie ich mit schmerzverzerrtem Gesicht zunehmend angewidert Hühnersuppe durch den Strohhalm schlürfe, meine Kinder sich vor ihren Freunden schämen, weil ganz Deutschland die Mundhöhle ihrer Mutter kennt und ich Krach mit dem Ehemann bekomme, weil vorerst die Option „Oralsex“ aus dem ehelichen Leistungskatalog gestrichen werden muss. Nach einem halben Jahr ist die Behandlung beendet, nach einem weiteren halben Jahr redet kein Mensch mehr darüber aber ich hätte auf Dauer das perfekte Gebiss.
Dieses Modell funktioniert mit Sicherheit auch in anderen Bereichen, aber möglichst blutig, schmerzhaft oder eklig sollte es schon sein, damit die voyeuristische Kundschaft auch was zum Sabbern hat und so widerwärtig ich das auch finde, glaube ich nicht, dass das Ende des Skalpells hier schon erreicht ist. Vielleicht liegt sogar das Konzept für „Die-TV – Alte sterben, Junge erben“ schon in irgendeiner Schublade herum, wo der gemeine Spanner-Spinner per Direktschalte aus dem Seniorenheim „Alter Schwede“ den öffentlichen Exitus präsentiert bekommt?

Ich glaube eigentlich nicht, dass mir ein solcher Irrsinn gefallen würde und deshalb bleibt mein Gebiss lieber so, wie es ist.
Mit schätzungsweise 80 werde ich zwar aussehen wie Muhme Rumpumpel, nachdem sie von der Oberhexe eins aufs Maul bekommen hat, aber ich werde dann meine windschiefen Zähne wie ein furioses Banner der Würde vor mir hertragen, während narzisstische Borderline-Patienten Leute wie Frau Nielsen nach ihrem Hinscheiden wegen giftiger Inhaltsstoffe auf der Sondermülldeponie beigesetzt werden müssen.

Euch einen zuckerfreien Tag wünscht
moggadodde

Ich hab schon Phrasenschweine kotzen sehen

Vor 18.00 Uhr schon einen Bardolino? Na klar, da bin ich dabei … Vielleicht entspann sich deshalb vorhin folgender Dialog mit Hank:

Er so: „Mamaaaa, ich hab‘ Hunger. Was gibt’s denn zum Essen?“
Ich so: „Kleine Kinder mit Senf!“
Er so, lachend: „Au ja! Da will ich mitessen!“
Ich so, todernst: „Wieso? Du BIST das Essen!“

Da hat er geguckt, der Hank!
Schlagfertigkeit ist eine Fähigkeit, die man hat oder nicht. Ich schäme mich ja fast ein wenig dafür, aber mit nur einem Viertele höhergeistiger Flüssigkeit in den Blutbahnen quillt der mehr oder weniger spritzige Esprit noch schneller aus meinem Mund. Ganz von selbst. Die Anlagen sind also vorhanden, müssen nur ein wenig unterspült werden, um ans Tageslicht zu kommen.
Weil ich nicht vollkommen dem Alkoholismus anheim fallen und trotzdem leidlich vif parlieren möchte, habe ich sicherheitshalber das Brevier zur gepflegten Replik mit dem hinreißenden Titel „Niveau ist keine Hautcreme“ von Günther Willen auf die Einkaufsliste gesetzt. Vom richtigen Vademecum unter dem Kopfkissen verspreche ich mir nämlich eine Art „Learning by sleeping-Effekt“ – das hat schon in meiner Schulzeit beinahe einigermaßen funktioniert. Der Lesestoff der letzten Viertelstunde vor dem Wegkippen bleibt nämlich in meinem Gehirn haften wie Klebstoff.
Herr Willen hat sogar einen eigenen Blog, in dem er über die mit Hilfe seiner Fans erzielten, neuesten Fortschritte seiner verbalen Phrasenpirsch berichtet und diese nach Art des Vorturners Bastian Sick im nächsten Band verwursteln wird, was das Amusement allerdings kaum schmälert, denn entscheidend ist was hinten rauskommt und auf die Idee, dass die späteren Leser die Recherche für das Werk quasi selbst betreiben, muss man ja auch erstmal kommen. Alles eine Frage der trefflichen Delegation, wahrscheinlich.

Meine Favoriten-Phrase ist ja seit vielen Jahren „Nix ist umsonst, nur der Tod. Und der kostet das Leben“, gefolgt von der gepflegten Universalanrede „Alles fit im Schritt?“, die ich verständlicherweise nur bei ausgewähltem Klientel verwende. Phrasen sind schließlich das Salz in der Suppe einer jeglichen Konversation, oder nicht?

Dank „Niveau ist keine Hautcreme“ werde ich in Zukunft noch weniger um eine Antwort verlegen sein, als ohnehin schon. Wo ein Willi ist ist nämlich immer auch ein Weg.

Euch einen beschwipsten Abend wünscht
moggadodde

Nur für LiebhABBA

Natürlich könnte es daran liegen, dass ich alles andere als ein Musical-Fan bin. Aber weil ich mit Abba ja quasi aufgewachsen bin, habe ich mit der Ex-Nachbarin heute „Mamma Mia“ im Kino gesehen. Naja, mein Fall ist auch die Kreuzung zwischen Musical und Film nicht.
Eingebettet in eine hanebüchene Geschichte voller Absurditäten bereiten die bekannten Gassenhauer immerhin willkommene Abwechslung, aber das Duett von Frau Streep und Herrn Brosnan („SOS“ – Nomen est Omen) war derart überkitscht, dass es mir die Gänsehaut auf die Arme trieb.
Meryl Streep macht ihren Komödiantenjob nicht übel, obwohl mich ihr hektisches Herumgehampel mächtig nervte, aber Pierce wird an seiner komischen Seite noch heftig arbeiten müssen, wenn er denn mal wieder ins Lustspielfach wechseln wollte. Ich hatte nämlich den Eindruck, auch ihm war seine Rolle dauernd nur peinlich. Colin Firth spielt wie immer zurückhaltend-sympathisch und hat nur wenig gesungen. Apropos: Über die Gesangsqualitäten der beteiligten Akteure vermag ich verbindlich kaum urteilen, doch die nicht künstlich aufbereiteten Passagen hörten sich allesamt recht dünn an.

Uneingeschränkt voll des Lobes bin ich allerdings für den Drehort-Spürhund, dessen Namen ich leider nicht mitbekommen konnte. Gegen Ende der Veranstaltung meinte der Dödel zwei Sitze neben mir, er müsse seine Liebste zwischen uns und damit auch mich mit zwei Liter Popcorn überschütten, weshalb ich den Abspann kurz aus dem Auge verlor um ihn zu fragen, ob er denn noch ganz dicht in der Birne wäre. So bekam ich den Namen des Locationscouts nicht mit und dabei ist er ist für mich doch die eigentliche Schlüsselfigur gewesen! „Mamma Mia“ spielt nämlich irgendwo in der griechischen Inselwelt, wo das Meer funkelt wie geschmolzenes Glas, der Himmel so blau glänzt wie ein blauer Himmel nur glänzen kann, die weiß gekalkten Mauerwerke davor so gleißend hell leuchten, dass man selbst im abgedunkelten Kino eine Sonnenbrille vertragen könnte. Ein honigsüßes, hellenisches Postkartenmotiv reiht sich an das nächste und im Grunde hätte man das, was sich Handlung nennt sowie die dauernde Trällerei getrost sparen und einen mit Panflötenmusik unterlegten Landschaftsfilm drehen können, der natürlich eher Kassengift gewesen wäre.

Für die 8 Euro 30 teure Eintrittskarte hätte ich mir danach glatt fast 3 Portionen Tapas beim Spanier mehr leisten können, wo die Ex-Nachbarin und ich später noch die neuesten Geschichten austauschten. Über „Mamma Mia“ verloren wir kein Wort mehr, wir hatten ihn mit Überschreitung der Kinoschwelle quasi schon wieder vergessen, was bei einem bemerkenswerteren Film sicher nicht passiert wäre aber nichts daran ändert, dass die Musik von Abba noch immer eingängig und nur ein bisschen angestaubt ist. Eine CD tut ihren Dienst hier aber auch.

Die beste Erinnerung des Abends habe ich mal wieder ans Essen. Ich könnte baden in Datteln, die in Serranoschinken gewickelt und dann ein bisschen gebraten sind, habe ich das jemals erwähnt?

Euch eine super trouper Nacht wünscht
moggadodde

Einfädelatio praecox

Falsches Verkehrsverhalten kann zweifelsfrei krank machen. Damit meine ich nicht die latente Gefahr eines harten Schankers oder ein paar Filzläuse, obwohl ich ein paar dieser putzigen Krabbler den Hirnheimern auf der B 27 an die Sackhaare wünsche. Nein, ich meine den Straßenverkehr und die Möglichkeit, dass ich selbst demnächst in einem Anfall akuten Amoks aussteige und gewissen Rentnern und Rentnerähnlichen an die Gurgel springe.

Auf dem Heimweg muss ich nämlich durch das neue Baustellen-Nadelöhr kurz nach der Nordtangente unterhalb vom Löwen am Stein, eine in den Fels gehauene Abbildung eines Löwen, der den „Stein“ genannten Weinberg bewacht. Zwei Fahrspuren vereinigen sich dort und werden zu einer. Was sich eigentlich romantisch anhört, bedeutet allerdings im Berufsverkehr blitzblanke Nerven, drastisch erhöhten Puls und aufkeimende Mordlust, zumindest bei mir.

In Stein gemeißelt ist scheinbar auch die Dummheit. Denn welchen Teil von „Vorne einfädeln“ auf den riesigen Schildern am Straßenrand kann man eigentlich nicht verstehen? „Vorne einfädeln“ bedeutet offenbar nach dem Dafürhalten einer erquicklichen Anzahl unterbelichteter Fahrzeuglenker, dass sofort nach Sichtbarwerden des Schildes, spätestens 300 m vor der eigentlichen Baustelle auf der zu räumenden Fahrspur herumgekrebst, verkrampft nach einer Lücke gesucht und damit der nachfolgende Verkehr behindert werden muss. Weil die Fahrer auf der zu füllenden Spur absolut nachvollziehbar ihre Schlange dicht machen, geht die blinkende Schleichfahrt meist schließlich doch bis vorne. Nur wenige andere und ich wissen offenbar, was „vorne“ bedeutet. Mit „vorne“ ist „vorne an der Baustelle“ gemeint, „vorne“ ist in der Regel noch ganz weit weg, „vorne“ ist, wenn die Absperrbake direkt vor eurer Motorhaube steht, ihr gummibereiften Gehirnvakuumisten!

Jetzt habe ich der Tagespresse entnommen, dass die streitgegenständliche Baustelle noch bis Mitte Dezember mein Pendlerherz peinigen wird. Entweder also ich arrangiere mich und präge mir

a. ) beim Vorbeizuckeln gelassen jedes Detail des in den Stein gehauenen Löwen ein, weil ich mich vorher ordentlich opiatisch stimuliert habe oder ich werde
b.) anlässlich einer möglicherweise blutig verlaufenden Kurzschlusshandlung stationärer, psychiatrischer Behandlung zugeführt, die Klinik wäre in der Füchsleinstraße ja auch gleich um die Ecke.

Die erstgenannte Variante ist mir jedenfalls sympathischer. Und vielleicht hat auch die letzte, schnarchnasige Dachlatte bis zum Winter kapiert, dass vorne da ist, wo die Baustelle anfängt, was meistens noch verdammt weit weg ist, fast genauso weit wie Dezember.

Euch einen beherrschten Abend wünscht
moggadodde