I wish! – Das Pomegranate NS08

Noch ein Monat und ein paar Tage, dann steht das Fest der Liebe wieder vor der Tür. Wie in jedem Jahr bin ich relativ ratlos, was die zu verteilenden Gaben betrifft. Allzuviel Wallung um den Mammon werde ich aber ohnehin nicht veranstalten. Hank war so ungeduldig, dass er sich das DS-Spiel von seinen Ersparnissen vorzeitig selbst gekauft hat, was die bereits erstellte Wishlist auf so bescheidene Dinge wie eine Simpsons-DVD und einen Jahreskalender für 2009 verringert hat.
Dixie wünscht sich ein neues Mobiltelefon. Für die Erfüllung technischer Träume ist traditionell mein Brüderchen zuständig, denn ihm kann bezüglich Handy- oder Hardwaretechnik niemand das Wasser reichen, so dass ich mir für seine Ernennung zu Dixies Taufpaten noch heute selbst auf die Schulter klopfen könnte.
Um die Suche etwas einzugrenzen habe ich mich umgesehen und dabei in der letzten Woche ein sensationelles Gerät entdeckt. Ich fürchte, der gute Steve Jobs wird sich warm anziehen müssen:
Das phänomenale Pomegranate NS08 ist, so heißt es, nämlich endlich die eierlegende Wollmilchsau im Mobiltelefonbereich. Nicht nur, dass es hinreißend aussieht und garantiert kein Hopel-Popel-Volkshandy werden wird – das Pomegranate NS08 kann nicht nur all das, was ein modernes Mobiltelefon können muss, sondern verfügt außerdem über den unglaublich nützlichen Global Voice Translator, der simultan in fast alle Sprachen inklusive Farsi übersetzt, sowie über einen integrierten Projektor für Präsentationen oder Filme. Mit seinem Pomegranate NS08 könnte der musikalisch ambitionierte Telefonbesitzer in der Mittagspause die Kollegen mit einem Solo auf der Mundharmonika unterhalten und immer und überall eine schöne Tasse frischen Kaffees genießen, denn das Telefon kann auch das. Die Herren der Schöpfung werden auch für die Shaver-Funktion, mit der sie sich auf dem Weg vom one-night-stand ins Büro von businessschädlichen Bartstoppeln befreien können, dankbar sein.
Ein Telefon, dass all das kann – kein Wunder, dass der weltweite, triumphale Siegeszug des Pomegranate NS08 bereits kurz nach seiner Erscheinung nicht mehr aufzuhalten ist.

Ihr meint jetzt sicher, das wäre zu schön, um wahr zu sein und, es tut mir in der Seele weh sagen zu müssen, dass ihr leider völlig Recht habt.
Nur wer nämlich die Präsentation nicht einfach abbricht, sondern beispielsweise nach Betrachten des perfekt aufgemachten Filmchens über die Kaffeezubereitung erklärt, jetzt genug gesehen zu haben erfährt, dass es sich um die Kampagne der kanadischen Provinz Nova Scotia handelt, mit der diese für ihre offenbar ganz nette Region wirbt. Während hierzulande sich zum Beispiel meine schöne Heimatstadt Würzburg mit einem eher suboptimalen und umstrittenen Werbeslogan („Provinz auf Weltniveau“) mächtig viel Sinn für Selbstironie beweist, fasst die kanadische Provinz Neuschottland mit „Werbung auf Weltniveau“ so richtig in die kreative Trickkiste und bedient sich des Viralen Marketings um für ihre Region zu werben, die im Gegensatz zu dem leider imaginären Handy alles bieten soll, was man sich wünscht. Ehrlich gesagt hätte ich die Gegend vor der Pomegranate-Granatenkampagne auf der Landkarte nur sehr vage einkreisen können und immerhin haben die Neuschottländer erreicht, dass ich ihre Gegend im Hinterkopf behalte, falls mich irgendwann einmal mit kanadischen Urlaubsplänen oder gar Auswanderungsgedanken beschäftigen würde.

Für Dixie bedeutet es aber, dass wohl kein Handy unterm Tannenbaum liegen wird, mit dem sie sich das Pauken von Französischvokabeln sparen kann. Es wird wohl einfach nur telefonieren können.

Euch eine kreative Nacht wünscht
moggadodde

Eiskalter Einbrecher

Seit Tagen wird in Radio und Fernsehen gewarnt. Und seit vielen Jahren treibt dieser Kerl immer wieder sein Unwesen. Jeder zittert vor ihm, aber Sicherheit gibt es für niemanden. Stacheldrahtzäune, Alarmanlagen und geschlossene Fensterläden taugen nicht zur Vorsorge. Auch Überwachungskameras sind wirkungslos. Dass es wieder passiert ist, merkt man erst, wenn es längst zu spät ist.
Auch in diesem Jahr wird er seine Einbruchserie kaltschnäuzig fortsetzen.
Wieso kann niemand endlich mal dem Winter das Handwerk legen?

Euch keinen kalten Tag wünscht
moggadodde

MoggaDodde und die Kammer des Schreckens

Zu den unangenehmsten Aufenthaltsorten überhaupt zähle ich neben einem Plumpsklo am Straßenstrich hinter der tschechischen Grenze oder Rambos blutegelverseuchtem Foltertümpel in Vietnam die Warteräume von Medizinern. In Orthopäden-, Chirurgen-, Hautarzt- und auch Radiologenwartezimmern bin ich nicht so empfindlich, weil dort ganz einfach die Infektionsgefahr fast gegen Null geht.

Einige, viel zu lange Jahre war die Kinderarztpraxis für mich wartezimmertechnisch der Vorhof zur Hölle. Zuvorderst bin ich heilfroh, dass ich in diesem Leben nie wieder einen Fuß in einen wahnwitzig überhitzten Kinderarzt-Warteraum setzen muss, wo dir dauernd kleine, verschnupfte, fiebrig-rotbackige Teppichratten mit schokoladeverschmierten Pranken zwischen den Beinen herumkrabbeln, wo du permanent Gefahr läufst, einen Holzklotz an die Rübe geworfen zu kriegen oder dass irgendein Knirps sein Gesicht an deiner Hose abputzt, nachdem die lustige Rotzblase an seiner Nase beim Ausatmen immer wieder auf Standardhandballgröße angewachsen ist.
In der ganzen Praxis ist es ohrenbetäubend laut, die Kurzen brüllen wie am Spieß vor Angst oder Schmerz oder Langeweile oder Nervosität oder was auch immer, das weiß man bei kleinen Kindern ja oft nicht und es stinkt überall nicht nur unterschwellig nach zum Bersten voller Windel und durch die Hitze sauer gewordene Milch.
Der ziemlich zerfetzte Lesezirkel pappt beim Blättern an den Händen und jeder Versuch, ein Fenster wenigstens zu kippen, wird von den bissigen, überbesorgten Muttertieren mit bitterbösen Blicken quittiert und unterbunden. Ein Besuch bei dem Vernehmen nach hochqualifizierten Pädiater in der Innenstadt kann schon mal einen halben Arbeitstag dauern, zerrt an den Nerven wie ein schauerlicher Zombiefilm und ist das allerschlimmste, was Vati oder Mutti passieren kann. Ein Besuch beim Kinderarzt ist wie ein verfluchter Höllenritt mitten durchs Fegefeuer. Aber Eltern sind ja leidensfähig, sonst wären sie keine.

Wie gesagt, aus dem Kinderarztalter sind Dixie und Hank jetzt raus. Nachgerückt in das Spitzenfeld der schlimmsten Aufenthaltsorte auf diesem Planeten ist jetzt das Wartezimmer eines Allgemeinarztes, wo ich mit meiner Erstgeborenen gestern einsitzen musste.
Dixie, die manchmal ein wenig auf der Hysterikerschiene in Richtung Hypochonder fährt, fühlte sich unwohl und vermutete wegen ihrer seit Freitagnacht gehäuft auftretenden Kopfschmerzen schon einen Hirnschlag, wenn nicht Schlimmeres. Die Frage, vor der sich alle Eltern fürchten, die aber irgendwann unweigerlich ansteht, musste deshalb von mir gestern erstmals gestellt werden: „Haste was genommen bei der Fete am Freitag?“. Dixie verneinte vehement und ich will glaube ihr auch. Ich meinte, sie solle einfach einen Tag im Bett bleiben, hübsch ein paar Pillen schlucken und morgen sehe das alles bestimmt schon wieder ganz cremig aus. Sie bestand aber darauf, sich einem Arzt vorzustellen.

So saßen wir also am späten Nachmittag in dem Wartezimmer, zunächst allein. Nach und nach tröpfelten weitere Patienten ein und mit jedem sah ich mehr Bakterien und Viren durch die helle und äußerst unvorteilhafte Beleuchtung des Raumes schwirren. In diesem Licht sähe sogar Herr Obama so ungesund aus wie das Gespenst von Canterville.
Aus der linken Ecke bellte jetzt ein trockener, irgendwo im Kehlkopfbereich beheimateter Husten, die Frau im dicken Norweger gegenüber nieste in 3-Minuten-Intervallen ins Neue Blatt auf ihrem Schoß und aus der halbrechten Ecke gesellte sich noch ein äußerst locker sitzender Husten dazu, der bei jedem Anfall eine große Menge Lungenbutter nach oben beförderte, die von seinem Übergangsbesitzer deutlich gekaut und dann wieder in bronchiale Abgründe befördert wurden. Das ist eklig? Ja, das finde ich auch.

Den Gipfel des Grauens aber bildete das Bazillenmutterschiff mit Schnupfennase und drei orgelpfeifigen Apfelbackenkindern im Schlepp. Zugegeben, die Kleinen saßen recht matt auf ihren Stühlchen neben mir und gaben fein Ruhe, während Mami in ihre pulloverne Ellenbeuge hustete, was ich ja immerhin noch hygienischer finde, als die Hand vor dem Mund. Plötzlich klingelt das Telefon des Muschiffs und sie gibt ihrem Gatten Auskunft, dass sie sich beim Arzt befindet. Es muss ihr Gatte sein, denn sie deckt ihn gleich mit Einkaufsaufträgen ein. Der Kinderarzt (ja, sie nannte genau den in der Innenstadt, bei dem ich mit Dixie in früher Kindheit auch war) habe heute geschlossen. Ach, und ich dachte, sie sei die Patientin. Naja, egal. Plauderplauderplauder. Bis auf das trockene und das feuchte Husten aus den Ecken und das Niesen der Norwegerfrau herrscht Ruhe und jeder hört dem Telefonat zu, obwohl jeder so tut als wäre er unheimlich in seine Blättchen vertieft. Jetzt verkündet das Muschiff laut ihrem Gatten, dass sie nämlich stark annehme die Kinder hätten Scharlach und dass der Allgemeinarzt den Scharlach-Test schließlich auch machen könnte. Wie bitte? Scharlach? Neben mir? Ich glaub’ es hakt!

Als wäre hier die Hauptversammlung der fränkischen TBC-Kranken nicht genug, schleppt die Frau hier auch noch drei Streptokokkenverdachtsfälle ein? Na super!
Ich wechsle mit Dixie vielsagende Blicke, versuche möglichst flach zu atmen und überlege ernsthaft, ob wir nicht vor der Tür warten sollen, aber es ist kalt draußen, da holt man sich ja erst recht noch den Tod!

Endlich hat die Sprechstundenhilfe aber nun ein Einsehen und holt uns, die wir äußerlich keine Krankheitszeichen aufweisen in ein Besprechungszimmer, wo der Doktor bei Dixie natürlich nichts feststellen kann, ein bisschen Paracetamol empfiehlt und noch einen Tag ohne Schule, aber den Zahn kriegt sie schon auf der Heimfahrt von mir gezogen.

Bei einem Chirurgen, Orthopäden, Radiologen, Hautarzt oder erst recht auch Urologen bin ich, wenn schon, viel lieber. Da kommt man in der Regel nämlich nicht noch kränker raus, als man reingegangen ist.

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde

Kommissarin Lund Auflösung

Ätsch! Gibt’s hier nicht! Auch wenn hier noch ein paar Hundert Leute nach Einschaltquote und Auflösung suchen: Ich hab‘ doch selbst keine Ahnung! Und wehe, wehe, !WEHE! dem der mir verrät, wer die beiden armen Mädels auf dem Gewissen hat!
Die Auflösung gibt’s eben erst am nächsten Sonntag. Ich bin selbst mordsmäßig gespannt und tippe ja immer noch auf den bebrillten Wahlkampfhelfer von Politiker Hartmann, der bisher ja so gar nicht verdächtigt wurde. Eine Woche kann ziemlich lang sein, das weiß ich. Deshalb könnt ihr euch bis Sonntag hier beim ZDF nochmal höchstpersönlich auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen, tippen, wer der Mörder ist und direkt in Kopenhagen mittels „scene locator“ selbst auf Spurensuche gehen.
Also: Bitte weitergehen! Hier gibt es nichts zu sehen!

Allen Suchenden keinen grausigen Fund wünscht
moggadodde

Außen hui, innen pfui

Ich bin ja ernährungstechnisch eher der risikofreudige Typ. Die fränkische Devise „Was der Bauer net kennt, frisst er net!“ ist nicht meine. Ausprobieren ist alles, wegschmeißen geht immer noch.

So komme ich z.B. in der Obstabteilung im Supermarkt an keiner exotischen Frucht vorbei. Oft stehe ja ahnungslos vor allerlei verführerischen Tropifruttis, von denen auch das Personal in den allermeisten Fällen keine Ahnung hat.

Auf Verdacht legte ich also am Freitag dieses

Stück ins Körbchen, dessen Name ich schon bei den Milchprodukten wieder vergessen hatte. Nähere Auskünfte über Geschmack und Konsistenz konnte die etwas überforderte Jungfrischfruchtverkäuferin nicht geben. Ich wollte es, weil das warzige, baseballförmige und extrem spitze Stachelding nach Melone schmecken soll, wie das Schildchen auswies. Der MamS wollte es wegen seiner dekorativen Reize in der Obstschale.

Heute haben Hank und ich als Nachtisch das Ding essen wollen. Ich erwartete viel, aber als wir die aufgeschnittene Frucht aufklappten, sah das so aus:

Hunderte von winzigen Samenkernen, ähnlich denen von Melonen, nur viel härter, kleben an dem, was wohl das Fruchtfleisch sein soll. Die schwabbelige, gallertartige Masse des Fleisches will erst mühevoll von den Kernen gelutscht werden, was mit einem Maulvoll harter Kerne eine gewisse Zungenfertigkeit erfordert. Hank und mir war das zu blöd.
Wir versuchten schließlich mit Handschuhen, das Stachelmonster auszupressen, was ungefähr 2 cl grünen Saft ergab, der wie Kiwi mit Zitrone an einem Hauch Melone schmeckte und wie frisches Krötenpipi aussah.

Fazit: Die äußerlich einer Kaktusfeige ähnelnde Frucht ist der absolute Hingucker in der Obstschale, aber leider viel zu schwer zu essen, um den überraschend sauren Geschmack zu rechtfertigen.
Ausprobieren ist alles, wegschmeißen geht immer noch – und das habe ich schließlich auch gemacht. Und nächste Woche gibt’s wieder Äpfel!

Euch einen bombigen Abend wünscht
moggadodde