Verliebt – Verrückt – Verhaftet

Für Aufsehen hat in der letzten Woche das Erlebnis einer Frau aus einem der Nachbardörfer gesorgt, die im Schlaf von einem Vermummten überfallen, mit einer Stofftasche über dem Kopf bedacht und gefesselt wurde. Der Täter ließ die Frau im Schlafzimmer zurück und soll nach Zeitungsberichten erst einmal anständig gevespert haben, ehe er von einem zufällig vorbeikommenden Arbeitskollegen der Überfallenen gestört wurde und das Weite gesucht hatte.
Schon letzte Woche fand ich die Geschichte seltsam. Ich jedenfalls bin noch nie von Kollegen oder Bekannten spontan um 6.30 Uhr besucht worden (um um diese Zeit ungestraft bei mir aufkreuzen zu dürfen, müsste der Besucher auch schon einen triftigen Grund haben!) – da musste doch irgend etwas anderes dahinter stecken.
Heute nun kam heraus, dass Täter und Retter ein und dieselbe Person sind. Ein 36jähriger Kollege des 30jährigen Opfers war über sein bisheriges, erfolgloses Liebeswerben so verzweifelt, dass er sich diese Räuberpistole einfallen ließ, damit seine Angebetete ihn, den vermeintlichen Retter, endlich erhört.

Dass dieses Ansinnen gründlich in die Hose gegangen ist, versteht sich von selbst und ich nehme einmal an, dass die bedauernswerte Frau die Erinnerung an diese Nacht ihr Leben lang nicht los wird. Aber stellt euch nur mal vor, die Frau wäre bei dem Überfall vor Schreck einem Herzschlag erlegen? Dann wäre der liebeskranke Idiot auch am Tod seines Herzblattes Schuld gewesen!
Ein gerüttelt Maß an Phantasie ist in Liebesdingen bestimmt ein hilfreiches Instrument, aber dieser Erotomane hat wohl zu viele zu schlechte Filme gesehen.

Besser, als unschuldige Frauen fast zu Tode zu erschrecken, hätte er seiner Verzweiflung auch anders Luft machen können, singend zum Beispiel und wenn sich das nur halb so ulkig angehört hätte wie die schaurig-schöne Intonation von Hank Williams hätte das bestimmt mehr Eindruck gemacht als diese jämmerliche, buchstäblich kriminell schlechte Anmache.

Euch einen sicheren Abend wünscht
moggadodde

THINK !

Ganz ohne Erinnerungs-SMS von meinem Brüderchen habe ich an unseren Hochzeitstag gedacht, während der MamS ihn mal wieder vergessen hat, was mir aber, unter uns gesagt, gar nichts ausmacht. Trotzdem wird er selbstverständlich noch eine kleine, verbale Breitseite von mir erhalten, damit das nicht einreißt er mich zur Wiedergutmachung zum Spanier ausführt, mit Tapas, Rioja und allem Pipapo. Den Zwanzigsten im nächsten Jahr würde ich ja rasend gern in Rom feiern – da sollte ich wohl schon ein bisschen eher insistieren.

Als Kopfnuss habe ich mir nach langer Zeit einmal wieder ein Bilderrätsel ausgedacht. Was, verehrte Ratefüchse, suche ich mit dieser

zugegebenermaßen luschigen künstlerisch hochwertigen Zeichnung?
Sachdienliche Lösungshinweise bitte ich

ab morgen, 20.00 Uhr

einzureichen. Nur für eines der gezeigten Objekte wären übrigens Kenntnisse der englischen Sprache nicht verkehrt. Ich bin gespannt, was euch dazu einfällt.

Hautnei!
moggadodde

No risk – no fun!?

Hank ist ja ziemlich etepetete, was die Verfallsdaten von Lebensmitteln angeht. Durch seine Futterluke wandert wissentlich kein Joghurt, der auch nur einen Tag über dem aufgedruckten Datum liegt und penibel wird jede Milchtüte, jede Käsepackung, jeder Schokopudding inspiziert. Natürlich ist er schon dann und wann mit der einen oder anderen Kühlschrankleiche konfrontiert worden, so etwas gibt es schließlich in jedem Haushalt; diese Erlebnisse haben ihn offenbar geprägt.
Wenn ich ihn ärgern will, genügt ein beiläufiges „Schau mal nach, ob das noch gut ist. Das steht schon eine Weile!“, um ihn sogar bei seinem Hauptnahrungsmittel Nutella aufhorchen zu lassen. Dann sucht er sofort auf dem Glas hektisch nach dem Datum, das natürlich noch lange nicht ansteht, weil Nutella bei uns nie alt wird, aber sein Misstrauen ist jedesmal größer.
Ich sehe das ja nicht so eng und habe auch schon mal Joghurts gegessen, die zwei oder drei Monate abgelaufen waren. Mein Geruchssinn spielt die Hauptrolle beim Frische-Check und so gilt: Alles, was noch nicht geöffnet war und einer eingehenden Inaugenscheinnahme standhält ist erst einmal genießbar, bis mir meine Nase oder Zunge etwas anderes sagen. Wenn sich jemand aus der Familie tatsächlich einmal den Magen verdorben hat, war Verursacher stets die aushäusige Küche eines Restaurants. Die Erinnerung an die „Frutti di Mare“-Pizza irgendwo bei Ingolstadt verursacht mir noch heute übelste Bauchkrämpfe.

Meine Kollegin Mati ist da schon ein anderes Kaliber. Sie lässt gerne mal Fünfe gerade sein und vertraut in jeder Lebenslage eisern auf den lieben Gott. Trotzdem ist es ein Ding der Unmöglichkeit, Mati mit einem einen dreckigen Witz zu erheitern – sie kennt nämlich alle schon. Müßig zu erwähnen, dass Mati zu meinen Lieblingskolleginnen gehört. Sparfüchsin die sie ist, durchstreift sie auch gerne mal bewaldete Gefilde und sammelt Pilze, die sie dann für sich und ihren Gemahl zubereitet, so auch in der letzten Woche. Mati erzählte, dass sie sich bei einem Fundstück nicht ganz sicher war, allerdings stellte der Pilz, den sie mit ihren rudimentären Kenntnissen als prächtigen Bovisten identifizierte, den Hauptteil der Sammlung dar und nach dem Motto „Vertrauen ist gut – Kontrolle hält nur auf“, mischte sie das dubiose Objekt unter die übrigen Schwammerl und servierte sich und ihrem Mann das fragwürdige Mahl zur Nacht. Der Gute wusste natürlich nicht, dass seine Gattin gewisse Bedenken hegte, selbst aber tapfer mit schmauste. Der liebe Gott … ihr wisst schon.
Auch wenn ich selbst in der eigenen Küche kein Verfechter allzu erbsenzählerisch-hysterischer Lebensmittelkontrolle bin, war ich ehrlich entsetzt. Wie Mati das denn tun konnte!? Und ob denn niemandem wenigstens ein bisschen übel geworden wäre?! Und überhaupt: Ob sie denn noch ganz dicht sei?!
Sie erwiderte meine Tirade mit einem Lächeln und berichtete, dass sie sich sicherheitshalber einen Wecker gestellt (!) und in der Nacht dann die Vitalfunktionen ihres Gemahls geprüft habe. Weil er noch am Leben und ihr nicht schlecht war, konnte sie beruhigt wieder einschlafen, erzählte sie worauf ich ihr versicherte, dass ich niemals in ihrem Haushalt jemals auch nur einen Bissen werde essen können, was sie gar nicht recht verstehen konnte.

Heute nun gab es hier aus Zeitgründen als schnelles Abendessen ein Bami Goreng und ein paar tiefgekühlte Frühlingsrollen als Starter. Ich stöberte in den hintersten Tiefen der Vorratsregale, ob sich dort nicht etwas zur Verfeinerung des frugalen Mahls finden ließe und tatsächlich stieß ich auf ein Glas Miso-Paste und eine Flasche Pflaumensoße, original verschlossen. Beide Produkte bestanden sowohl die olfaktorische als auch okulare Inspektion und besonders die delikate Pflaumensoße kippte der kleine Hank in rauher Menge über seine Röllchen. Natürlich verschwieg ich ihm, dass diese offenbar bereits in der Ming-Epoche hergestellt und schon im November 2005 abgelaufen war.
Auf der Miso-Paste prangte sogar das MHD Mai 2004. Ihr wurde seinerzeit zur Gärung der Koji-Schimmelpilz zugesetzt und das fand ich nach der langen Zeit dann doch ziemlich widerlich.
Ich hätte es natürlich auch der lieben Mati mitbringen können, die stellt sich bei Pilzen aller Art ja nicht so kleinkariert an, aber ich warf das Glas dann doch lieber in den Abfall. Der liebe Gott kann ja schließlich nicht überall sein.

Euch einen schmackhaften Abend wünscht
moggadodde

Pleiten, Pech und Pannen

Die ersten Tage nach dem Urlaub haben meine Beine ganz gut durchgehalten. Zwar lag ich am Abend flach wie ein erschossener Hase, aber es hat ja auch niemand behauptet, dass Arbeit ein Zuckerschlecken ist.
Die Behandlung beginnt zu wirken, wenn auch der Begriff „Krankengymnastik“ äußerst irre führend ist. Bisher unbeleckt von derartigen Heilmethoden stellte ich mir eine Mischung aus Seniorenmobilisierung und rhythmischem Ringelpietz vor. Tatsächlich ist es allerdings noch viel weniger. Die Behandlung besteht in erster Linie aus Kneten, Ziehen und Drücken der betroffenen Regionen, sämtliche im Liegen ausgeführt und teilweise auch ein wenig schmerzhaft. Unterstützend könnte wirken, dass mein Physiotherapeut die bei weitem stechendsten Augen hat, derer ich bisher ansichtig werden durfte. So blau wie polierter Stahl und so durchdringend wie Röntgenstrahlen und sogar ein klein wenig unangenehm ist sein Blick, fast ein bisschen hypnotisch, so dass ich froh bin, mein Gesicht meist zur Decke wenden zu können, während er am anderen Ende herumdrückt. Allerdings scheinen seine Akupunktur-Augen auch das Muskelgewebe in meinem Bein zu beeindrucken, auf ebenem Geläuf kann ich jetzt nämlich schon fast wieder ohne Humpelei gehen. Bei Nachfragen des Unfallhergangs erzähle ich jetzt übrigens immer etwas von einer Sportverletzung, weil „Ich bin die Treppe heruntergefallen“ sich doch ein bisschen nach extremer Blödheit anhört.

Apropos Blödheit: Fast schon ein alter Hut ist der peinlich-teure Faux-Pas der Berliner Bandengruppe „Kompetenzzentrum für Weichbirnen“, kurz „KfW“, die mal eben per automatischer Überweisung 350.000.000 fremde € verschürt, weil ein paar unfähige Grützbirnen Montagfrüh anscheinend lieber noch eine Nummer schieben ihren Hintern nicht aus dem Bett kriegen. In Franken kommentiert man so etwas mit dem kernigen aber zutreffenden „Die sind zu blöd zum Scheißen“, was den Vorfall ziemlich treffend umschreibt, finde ich.

Ach, und weil ich gerade beim Stoffwechsel bin: Ungemein amüsiert hat mich heute die Aktion eines hiesigen Bäckerbetriebs, der für seine neueste Création eine Namensfindungsaktion ausgerufen hat. Neben so einfallsreichen Ideen wie „Dicke Lippe“, „Morgenfreund“ und „Glückszapfen“ hat nun das fürchterliche Wort „Meisterzipf“ das Rennen gemacht, was als Bezeichnung für ein handgeknetetes Brötchen möglicherweise ein wenig zweideutig sein dürfte. Ich jedenfalls werde den Teufel tun und beim Müllerbäck mit rotem Kopf einen „Meisterzipf“ bestellen, weil das in etwa so ist, als würde ich mich im Kaufhof über drei Regalreihen hinweg bei der Verkäuferin lautstark über den Lagerort des neuesten Vibrators erkundigen. Also bitte!

Euch einen merkwürdigen Tag wünscht
moggadodde

Geld stinkt nicht

Gut gelaunt und mit Geldscheinen wedelnd kam Dixie vorhin von der Stadt. „Ihr glaubt nicht, was mir heute passiert ist!“ erklärte sie und erzählte von einer seltsamen Begegnung am Nachmittag.
Vom Busbahnhof aus ging sie in den nahen Ringpark, wo sie verabredet war. Dort setzte sie sich auf eine Bank und wartete, als ihr ein heruntergekommener Mittdreißiger auffiel, der sie offenbar beobachtete und der sich nach einigen Minuten schließlich zu ihr setzte. Er erklärte ihr, dass ihm ihre Ballerinas gefallen würden und ob er denn ihre Füße fotografieren dürfte. Dixie fühlte sich jetzt leicht unwohl, aber als er im nächsten Satz sagte, dass er ihre Feinstrümpfe für 30,00 kaufen wollte, leuchteten bei meiner ewig klammen Tochter statt der Warnlampen die Euro-Zeichen und sie war sofort einverstanden, bestand aber auf Vorkasse.
Der Typ machte zwei Handy-Fotos von ihren beschuhten Füßen, erkundigte sich nach der Tragdauer und machte sich dann mit den Kniestrümpfen davon.
Natürlich war ich im ersten Moment entsetzt. Ich meine, wie krank ist das denn, wenn man sich an getragenen Strümpfen, die vorher auch noch in olfaktorisch bedenklich einzustufenden Synthetikballerinas steckten, aufgeilen kann? Und der Gedanke, dass Dixies Füsse nun als Stimulationsvorlage für gewisse Handlungen an der Reproduktionseinheit des Fotografen dienen, gefällt mir eigentlich ganz und gar nicht.
Auf meine Vorhaltungen warf sie ein, dass es noch heller Tag war und auch viele Leute da gewesen wären. Trotzdem ermahnte ich sie dringend, sich künftig nicht mehr allein in den Ringpark zu setzen, bin aber nicht sicher, ob sie sich daran hält, denn dieses mal ist sie ja so ganz schnell an Kohle gekommen, ohne dass etwas passiert ist.
Und wenn sie wieder mit überschüssigem Geld heimkommt und erzählt, das habe sie auf der Bank bekommen, werde ich erstmal nachfragen müssen, ob sie die Volksbank oder die Parkbank meint.

Euch einen aromatischen Abend wünscht
moggadodde