Karnickelcontent

Gerade hat sich Dixie wieder ziemlich im Griff und ihre Blutbahnen werden nicht mehr von hormonellen Tsunamis überschwemmt, da spinnt das Karnickel.
Seit einer Woche, zwischen 5.00 und 7.00 Uhr versucht sie in ihrem Stall ein Loch in den Hartplastikboden zu buddeln. Ganz besonders am Wochenende oder an freien Tagen bringt mich das nervtötende Scharren, abwechselnd mit den beunruhigenden, kratzenden Geräuschen, wenn die fesche Lola beharrlich an ihrem sündhaft teuren Holzstall herumkaut, an den Rande der Mordlust.

Reichlich angesäuert stapfe ich dann schweren Schrittes im Nachtgewand zum Stall vor dem Schlafzimmer, versuche sie mit Salat zu bestechen oder, wenn kein Salat im Haus ist, haue ich auch mal ordentlich auf den Deckel um mich wieder im Bett darüber zu ärgern, dass mein Einsatz der Karnickeldame am Arsch an der Blume vorbeigegangen ist. In solchen Momenten kommen mir die besten Kaninchenrezepte in den Sinn.

Mit ihrem ausgezupften Bauchfell hat sie sich jetzt in einer abgelegenen Ecke des Stalls ein Nest gebaut.

Lola baut

Sie lässt sich nicht gern anfassen oder herausnehmen, säuft viel und pinkelt nicht und meine Recherchen bei Veterinär und Netz haben ergeben, dass das Kaninchen schwanger ist, scheinschwanger um genau zu sein, weil ihr Hausfreund Spielkamerad, das kastrierte Männchen „Flöggchen“ gar nicht mit brauchbarem Samen dienen kann.

Wenn ich wüsste, dass es später auch Abnehmer für ihre Kaninchenkinder gäbe, würde ich ihr ja gerne einen funktionsfähigen Rammler für ein paar Schäferstündchen besorgen. So aber ist im Hasenstall die Null-Kind-Politik beschlossene Sache, auch wenn das auch in Zukunft noch einige Rebellionen im Morgengrauen verursachen wird. Das Kaninchen weiß gar nicht, was ihm alles erspart bleibt, Hasenhirn, das!

Euch einen fruchtbaren Tag wünscht
moggadodde

Assoziativtraum

Eben hatte ich noch einen Traum, in dem Dixie von zwei schmierigen, blondierten Mittdreißigern in einer weißen Corvette mit Frankfurter Kennzeichen abgeholt wird. Ich sehe natürlich sofort, dass diese Kerle alles andere als ein fruchtbarer Umgang für sie sind, aber Dixie besteht darauf, mitzufahren. „Die sind echt nett!“, sagt sie im Wegfahren.
Dass ich von ihr geträumt habe, hängt bestimmt mit der Tatsache zusammen, dass Dixie heute ein einwöchiges Praktikum in einer Krankenkasse beginnt und die sitzt erstens ausgerechnet in der Kaiserstraße (wenn auch nicht in Frankfurt) und zweitens kann man das Wort „Praktikantin“ seit Lewinsky ja nicht mehr reinen Gewissens verwenden. Das Gehirn ist schon ein seltsames Ding, meines zumindest.

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde

Lillebror

Es gibt wirklich unangenehmere Orte, an denen man einen prächtigen Sonntagnachmittag verbringen kann und nachdem Mutter und Brüderchen den jungen Fußballgott Hank noch nie in Aktion gesehen hatten, verbanden wir kurzerhand Muttertagsausflug und Jugendspiel und fuhren zusammen in den Spessart.
Die auf dem Sportgelände gereichten Pommes Frites hätten zwar auch in eine Wand geklopft werden können, hart wie sie waren, aber Brüderchen ist in puncto Treibstoff nicht so wählerisch. Mir selbst allerdings verging der Appetit schon weit vor der Essensausgabe, wo es durchdringend nach Frittenfett müffelte. Dieses schwere, unverwechselbare Odeur kann ich nun aber überhaupt nicht vertragen (es kommt sogar noch weit vor Urinalduftstein und Jil Sander Sun und gleich nach frischem Achselschweiß) und wenn ich auch nur kurz im Dunst einer Friteuse verweile, wird mir sehr schnell sehr lange sehr übel.

Statt also etwas zu essen, unterstützte ich Hank (in blau-weiß) erfolgreich bei seinen stürmischen Vorstößen

Schnell ...Schneller ...Hank!

und weil ich auch mit Szenenapplaus nicht sparte, wurde ich meinem Brüderchen schnell peinlich. Ich meine, ich führte mich absolut nicht unangebracht auf, ich feuerte lediglich unsere „Mann“schaft an und mir war es schließlich auch nicht peinlich, mit ihm und seinem St. Pauli-RETTER-Shirt gesehen zu werden. Als er sich genant von unserer Mutter und mir entfernte um ein paar Fotos zu machen, wies ich ihn darauf hin, dass ich nunmehr langsam in ein Alter käme, in dem man über Peinlichkeit erhaben ist.
Mal ehrlich: Was schert es mich, was andere von mir denken? Ich bin alt und selbstbewusst genug um zu wissen, was wann in welcher Lautstärke und welchem Umfang angebracht ist. Wenn das jemandem peinlich ist, hat er ein Problem, das allerdings nicht meines ist.

Insgeheim glaube ich aber, dass Brüderchen nur so tut, als ob es ihm peinlich ist, weil er nämlich eher ein stiller Vertreter der Spezies Mensch und ein klein wenig stolz auf seine große Schwester ist, die halt auch auf den Putz haut, wenn ihr danach ist. Er gleicht im Charakter sehr unserem ein wenig knorrig gewesenen Vater, während ich wie unsere Mutter eher impulsiv, offenherzig und mitteilsam bin und das könnte auch ein Grund sein, warum wir uns eigentlich ganz gut verstehen ziemlich gern haben ich ihn liebe.

Tja. Und wenn ich ihm peinlich sein sollte ist das, wie gesagt, ein Problem das nicht meines ist. Verwandtschaft kann man sich eben nicht aussuchen. Pech gehabt.

Euch eine einträchtige Nacht wünscht
moggadodde

Brainwashmedial

Gerade wollte ich dem MamS gestern ins Bett folgen, da verfiel ich auf den Gedanken, nur noch mal ganz schnell durch die Programme zu schalten. Schon auf Programmplatz 12, tagsüber vom harmlosen KiKa besetzt, stieß ich auf ein für mich Profizapperin nicht ganz neues Format, den „Kanal Telemedial“. Ein Typ mit fettigen Haaren und grusliger Goldrandbrille, ein hochnäsiges, ungepflegtes, schwer atmendes Schwabensäggl, fertigt kostenpflichtig einsame und unglückliche Leute ab, sabbelt esoterisch verquastes Gelump und zieht den Zuschauern die Kohle aus der Tasche. Es quatscht von Energielöchern und Zeitfenstern und springt mit der zahlenden Kundschaft recht rüde um („Jetzt komm’ auf den Punkt, sonst häng ich dich ab!“), was die hechelnden, weiblichen und offenbar höchst unbefriedigten Groupies aber nur noch devoter werden lässt. Sie hängen an den Lippen dieses Bauernfängers wie Fliegen an einem Hundehaufen.
Herr Thomas Hornauer ist gleichzeitig der Chef von dem Sender, die Baden-Württemberger haben ihm den Laden geschlossen, weshalb er jetzt hauptsächlich von Wien aus operiert.

Als ich zuschaltete, sprach eine blond gelockte Dame mit rotem Jogginganzügle gerade telefonisch mit einer gewissen Astrid, die ihrerseits über familiäre Probleme berichtete. Statt Astrid den erhofften Input zu verschaffen, empfahl die Blondine in schwerem Sächsisch, Astrid möge erstmal „in die Liebe und Vergebung reinkommen“. Wenn Astrid „in die Liebe und Vergebung reinkommen“ könnte, wäre das quasi die halbe Miete und genau ab diesem Zeitpunkt würde sich die arme Astrid besser fühlen.
Astrid, die Gute, war zwar so blöd dort anzurufen, hatte sich aber offenbar einen Funken kritischen Verstandes bewahrt. Sie fragte die Sächsin betont beiläufig nach deren Qualitäten, erkundigte sich über Hintergründe, ihr Leben, ihren Werdegang und wie sie zu Thomas und Kanal Telemedial gekommen sei. Diese wiederum antwortete arglos. Als gelernte Textilingenieurin sei sie ja quasi Designerin im weitesten Sinn und habe auch dreimal im Verkauf hochwertiger Kleidung in der eigenen Boutique versucht. Wieso dreimal, wollte Astrid wissen und die Sächsin erzählte vorsichtig, dass sie dreimal pleite gegangen sei und sich dann eben bei Thomas beworben habe. Astrid fragte nun mit Recht, was die Sächsin denn eigentlich zur Erteilung von Lebenshilfe befähige, ob sie denn eventuell über spirituelle Kräfte verfüge, worauf die Sächsin unsicher antwortet, dass sie eben versuche, Impulse zu geben. Astrid wird mir immer sympathischer und will wissen, was sie denn jetzt bitte für Impulse bekommen haben soll. Dann geht sie in die Offensive: Wie das denn mit Thomas wäre. Im Internet stünden schlechte Sachen über ihn zu lesen und dass er doch auch in Pornosektor verkehrt wäre und damit bringt sie die Sächsin in die Bredouille. Sie stockt und wartet auf Anweisung in ihrem Ohrknopf, bis ihr die Regie eingeflüstert, dass sie nicht über Menschen spricht, die nicht anwesend sind, obwohl der fettige Thomas bestimmt nur drei Meter weit weg sitzt. Astrid insistiert noch ein bisschen, aber plötzlich ist die Leitung tot. Die Sächsin ist sichtlich erleichtert, die Nervtante Astrid von den Hacken zu haben und brabbelt was von leerem Handyakku.

Am unteren Bildrand werden die Zuschauer währenddessen zum „Energieausgleich“ aufgefordert. Dafür, dass sie durch bloßes Zusehen Energie gewinnen, mögen sie doch bitte ihre „Wertschätzung“ zeigen und die eingeblendete Nummer wählen, die pro Anruf mit ganzen 10,00 € zu Buche schlägt. Während ich eine Stunde zugesehen habe, habe ich ganz viel Energie gewonnen, die aber dürfte Herrn Telemedial gar nicht gefallen, sie ist nämlich außerordentlich negativ und ausschließlich auf ihn und seine Erfüllungsgehilfen gerichtet.

Ich habe mich ja schon mal zu den beiden Möpsen mit der Frau dran mit dem netten Namen „Angel“ auf DSF, dem Sportsender mit den nächtlichen Nacktratespielen ausgelassen. Klar, dort kostet auch jeder Anruf, aber immerhin haben die ratefreudigen Herren, die im Feinripp auf der Couch fläzen die Chance, dass die Alpen-Äintschl vielleicht den einen oder anderen Nippel lüftet und ihnen so auf spritzige Weise eine spezielle Lebenshilfe erteilt. Bei Telemedial allerdings werden seelisch labile Leute schlicht verarscht und abgezockt und müssen dabei auch noch fettig aussehende, selbstherrliche Moderatoren ertragen und halbgare Psychotanten, die salbadernd dusseligen Krampf verzapfen.
Dieses Format stellt wirklich alles in den Schatten, was ich bisher an Verdummungsfernsehen gesehen habe. Die österreichischen Medienwächter wären wirklich gut beraten, es den Baden-Württembergern nachzumachen und diesem scharlatanösen Abzocker die Lichter auszudrehen. Das wäre echte Lebenshilfe, kostenlos aber alles andere als umsonst.

Euch einen energischen Tag wünscht
moggadodde

Pimp my place

Was manchem Mann seine Sammlung hochwertiger Kreuzschlitzschraubenzieher im Armeedesign ist, ist der Frau ihr „Hot Rod“, auch ganz leidenschaftslos „Heißklebepistole“ genannt. Mein No-Name-Apparat tut hier auch für ganz wenig Geld gute Dienste und die Packung bunter Nachfüllstäbe ist schier unerschöpflich.
In einer Art ultraspontaner Aktion wollte ich eine hässliche Dachrinne mit einigen Muscheln ein wenig aufhübschen aber jetzt sieht es aus, als wäre die Dachrinne nicht nur hässlich sondern auch an Pocken erkrankt.

Pimp my Dachrinne

Da werde ich mir noch etwas anderes einfallen lassen müssen, fürchte ich.

Dass etwas auf den ersten Blick Schlechtes auf den zweiten aber auch gar nicht so übel sein muss, beweist eine andere Episode. Dixie hat, als sie nach dem Fast-Mittag-Frühstück vom Tisch aufstehen wollte, mit ihren Krakenarmen ein großes Bild von der Wand gefegt, ohne jede Absicht allerdings, das sei ihr zugute gehalten. Ihre jugendlich-leichtsinnige Aussage „Das kann man doch wieder kleben!“ wurde schnell widerlegt, als wir ihr den zersplitterten Holzrahmen präsentierten.
Der MamS saß natürlich sofort auf dem höchsten Blatt seiner Palme aber ich war la calma in persona wie die kleine Schwester des ollen Buddha. Die Rahmenstücke könnte ich zum Ausbessern des Kaninchenstalls eigentlich ganz gut gebrauchen und dann besann ich mich meines Kellerbesuchs vor ein paar Tagen und mir fiel ein, dass da in einer Ecke noch einige, irgendwann abgehängte Bilder in stillem Vergessen vor sich hin stauben. Wir holten eine Auswahl in die Küche und entschieden uns für dieses

Siesta

mediterrane Stück mit Namen „Siesta“ von Monika Dawidowski aus dem Jahr 1994.
Die Tatsache, dass uns dieses Bild da an der Küchenwand jetzt fast besser gefällt als das von Dixie heruntergeholte Exemplar müssen wir ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden, finde ich.

Euch einen bildschönen Tag wünscht
moggadodde