Morbus Mogga

Anamnese:
In unserer Praxis hat sich heute Frau Moggadodde vorgestellt. Sie klagt über diffuse Gedankenfetzen, die sich in ihrer Schädelbasis befänden. Diese Fetzen flitzten unablässig durch ihr Oberstübchen wie durch einen Teilchenbeschleuniger, ohne sich jedoch in Produktivität bis zu ihren Fingerspitzen durchsetzen zu können. Frau M. klagt außerdem über Kältegefühl in den Extremitäten und über fehlenden Antrieb. Dies äußere sich besonders deutlich in der Tatsache, dass sie seit mehreren Tagen nicht mehr gebloggt habe und es darüber hinaus noch nicht einmal vermisse, was ihr große Sorgen bereite.

Untersuchungsbefund:
Am Schädel finden sich keine Auffälligkeiten, innere und äußere wichtige Organe und sogar die Leber ohne Befund, die Extremitäten imponieren unauffällig und kalte Hände und Füße sind bei weiblichen Patienten keine Seltenheit. Wegen der geschilderten Blogmüdigkeit wurde um nervenärztliches Konsil ersucht, auch hier alle lagen alle Befunde innerhalb normaler Werte, was angesichts der familiären Belastung allerdings eher verwunderlich erscheint.

Diagnose:
1. Galoppierende Konzentrationsstörung im Wechsel mit kontemplativen Phasen
2. Ausgeprägte Antriebslosigkeit aufgrund der fragwürdigen Großwetterlage
3. Akutes Blogmüdigkeitssyndrom mit ausgeprägtem Wurschtigkeitsgefühl

Therapie:
Wir verordnen bis auf weiteres absolute Netzabstinenz und die orale Einnahme von hochkonzentrierten Vitaminpräparaten, Obst geht natürlich auch, außer Bananen, die mag die Patientin nicht. Unter reichlicher Dosierung sind in ähnlichen Fällen auch mit gutem Chianti gelegentlich Besserungen beobachtet worden. Möglicherweise sind die Beschwerden allerdings nicht nur temporärer Natur und die Patientin kommt gar nicht wieder aufs Pferd. Wir hoffen das Beste und wünschen Frau M. gute Genesung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Morgenroth-Pfefferherz

Gekauft!

Von meiner vormittäglichen Tour durch die erfreulich leere Innenstadt habe ich gleich zwei Schätze mitgebracht.
Noch eine niedliche Espressotasse ist zwar das letzte was ich gebraucht hätte, aber wie hätte ich an diesem Schmuckstück vorbeigehen können?

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Weil ich eine Empfehlung im Kopf hatte, betrat ich die Buchhandlung und erkundigte mich an der Kasse nach „Kochen mit Fernet Branca“. „Kochbücher sind oben“ beschied mir die Kassendame und ich erklärte, dass es sich nicht um ein Kochbuch, sondern um einen Roman handele. Da könnte sie mir nicht helfen, sagte sie und verwies mich an die Papierfachkraft „gleich da links“. Ich fragte also die Papierfachkraft gleich links nach „Kochen mit Fernet Branca“ und sie antwortete nur kurz, weil sie ihr Privatgespräch weiterführen wollte, „Kochbücher sind oben“ und ich erklärte, dass es sich nicht um ein Kochbuch, sondern um einen Roman handele. Umständlich wies sie mir den Weg zur Belletristik, wo ich dann nochmals fragen könnte. Ich begab mich also in die besagte Abteilung, wo ich die dort hantierende Verkäuferin nach „Kochen mit Fernet Branca“ fragte. „Kochbücher sind oben“, erklärte sie und auch sie durfte ich mit dem Wissen beglücken, dass es sich nicht um ein Kochbuch, sondern um einen Roman handelt. Ein Blick in den Suchcomputer und schon drückte sie mir das Gesuchte endlich in die Hand.
Zwar scheint dieses Werk keinen sehr hohen Bekanntheitsgrad zu genießen, aber schon nach den ersten beiden Seiten kann ich erkennen, dass der Schreibstil und die Story genau meiner Kragenweite entsprechen.

Euch einen unterhaltsamen Tag wünscht
moggadodde

Salz oder Leben! – Drei –

3.

Mr. Taorang greift sich die kleinen Beutel, stopft sie in die große Tüte und geht ohne ein weiteres Wort damit aus dem kleinen Kabuff. Ich habe elendiges Schädelweh und nehme einen Schluck aus dem Plastikbecher, den mir einer der Wächter gerade auf den Tisch gestellt hat. Das Zeug schmeckt gechlort und ist brühwarm und ich würde alles geben wenn irgendwer mit einer leckeren, kühlen Sprite auftauchen würde. Wenn mir hier niemand glaubt, bin ich ganz schön aufgeschmissen, schätze ich und versuche schon mal, mich an ein paar Tricks aus meiner Kampfsportzeit zu erinnern, die ich im Knast sicher werde anwenden müssen. „Ach was“, ich tippe mir in Gedanken selbst an die Stirn: Nachher sitze ich mit einem Cocktail am Pool, lasse mir einige Schüßler-Pastillen auf der Zunge zergehen und lache mich kringelig über diese Episode.

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Salz oder Leben! – Zwei –

2.

Sofort bin ich von drei ebenfalls in Uniform gewandete Zöllnerkollegen des winzigen Asiaten umringt. Während dieser mein Gepäck achtlos wieder in den Koffer quetscht, greifen mich zwei von den Typen an den Armen und halten mich fest wie eine taubstumme Blinde, die im Begriff ist, eine viel befahrene Hauptstraße zu überqueren.
Durch eine Menge glotzender Gaffer bringen sie mich in ein fensterloses Kabuff und drücken auf meine Schultern, was wohl bedeuten soll, dass ich mich auf den vor mir stehenden Klappstuhl drapieren soll. Einer der Wächter verlangt meinen Ausweis, macht sich krakelige Notizen und reicht ihn mir wortlos zurück. Jetzt kommt auch der grimmige Bonsai mit meinem Koffer in der einen und der Plastiktüte in der anderen Hand in den Raum und setzt sich hinter einen abgeschrammelten Resopaltisch, auf dem sich ein Stapel welliges Papier nebst Kugelschreiber und ein altertümliches Telefon mit Wählscheibe befindet. Allzuviel scheinen die hier am Airport nicht zu tun zu haben und die Wächter lassen mich mit dem Bonsai-Zöllner jetzt allein.

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Salz oder Leben! – Eins –

1.

Jeden einzelnen meiner verdammten Knochen spüre ich nach den letzten 13 Stunden in der Holzklasse dieser Low-Budget-Airline. Das ist ganz besonders dann kein Zuckerschlecken, wenn man in der Mittelreihe eingequetscht zwischen einem dicken Dauertranspiranten mit Käsefüßen auf der einen und einem zwar nicht schlecht riechenden aber dafür permanent quatschenden Hessen auf der anderen Seite sitzt wie eine Presswurst im Naturdarm. Ziemlich benebelt von den infernalischen Ausdünstungen des Stinktiers zur Linken kann ich erst mit einem festen Stampfen meiner angeschwollenen Beine zusammen mit einem vernichtenden Blick und einem wenig nonchalanten „Fresse jetzt, sonst raucht’s!“ das verbale Trommelfeuer des Hessen zum Schweigen bringen. Nur kurz herrscht Ruhe, dann ist eine Mittdreißigerin über dem Gang so unvorsichtig, seinen Blick zu erwidern und nun hat er seinen Laber-Fokus in ihre Richtung verlagert. Noch nie in meinem ganzen Leben haben sich 13 mickrige Stunden so verdammt lange gedehnt.

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