Endlich war ich heute mal wieder beim Friseur. Fachfrau Yasmina meinte, es befänden sich aktuell einige graue Haare mehr auf dem Gipfel meines Oberstübchens und ich empfahl ihr genervt, nicht lange zu quatschen, sondern lieber flott die Farbe anzurühren. Dass der Ansatz inzwischen vom straßenköterbraun immer mehr ins greisengrau changiert, habe ich schließlich selbst schon gemerkt und es macht mir nicht besonders viel nicht die Bohne aus. Yasmina ist so verschwiegen, wie eine Friseurin nur sein kann, deshalb beschränken sich meine Äußerungen nur auf Oberflächlichkeiten, während sie mir heute berichtet hat, dass ihre Mutter die erste war, die wusste, dass sie keine Jungfrau mehr ist (außer dem Deflorator selbst natürlich, haha). Meine erste Wahl ist sie aber, weil sie gerade die Meisterschule besucht, somit schnittausbildungstechnisch auf dem Stand der Dinge ist und so eine erfrischend offene Art hat.
Wieder zuhause unterzog mich der MamS einer eingehenden Okularinspektion. Wie immer bin ich gnadenlos durchgefallen, weil ich die Haare für seinen Geschmack zu lang trage. Nun kann man nicht behaupten, dass 10 cm besonders lang sind, aber der MamS ist in dieser Beziehung etwas abseits der vorherrschenden Männermeinung der Ansicht, dass Kopfhaare und speziell die meinen, nicht kurz genug sein können. Am liebsten hätte er das Modell „mit dem Rasenmäher gebügelt“ bzw. „Unfallopfer kurz vor der Hirn-OP“, aber ganz so radikal bin ich nicht mehr.
„Und? Wie findest du’s?“ frage ich gut gelaunt. „Viel zu lang!“ antwortet er enttäuscht und ich weiß, dass er auch die oberen Ohren am liebsten frei sehen will. „Ich bin jetzt leider keine 20 mehr und brauche ein bisschen mehr Frisur um mein nicht mehr ganz taufrisches Antlitz zu pimpen!“ erwidere ich. „Aber du bist auch noch keine alte Frau!“ meckert er unbedacht und gebe ein weiblich-messerscharfes „Ach, du meinst also, mit dieser Frisur sehe ich aus wie eine alte Frau?“ zurück, was zu einer hartnäckig geführten Diskussion über das Aussehen meiner Haartracht im Allgemeinen und meiner Fähigkeit, auch zwischen den geäußerten Worten zu lesen im Besonderen führt. Er meint ich bin verrückt, ich meine, er sollte mich lieber zum Essen einladen anstatt hier den Berufsnörgler zu geben und dafür
hat sich die kleine Debatte doch wirklich gelohnt!
Euch eine versöhnliche Nacht wünscht
moggadodde