Master of Desaster

Lautes Schluchzen dringt aus dem Zimmer meiner multitaskingfähigen Tochter, parallel telefonierend und ICQend, erstattet sie ausgewählten Freundinnen Bericht. Scheinbar ist Krise mit dem 125er angesagt und diverse Meinungen zum Sachverhalt müssen eingeholt werden. Ich hatte mich schon gewundert, dass er sich nicht mehr blicken lässt und bin gespannt, welche widrige Wendung Eros hier genommen hat. Gottfroh bin ich, dass inzwischen Notenschluss war, d.h. durchweinte Nächte und in destination love abgelenkte Gehirnwindungen nehmen keinen Einfluss mehr auf ihre erwarteten, zweifelhaften Zensuren.

Der MamS hat sich zur Sitzung des SV aufgemacht. Auch er hatte heute Abend schon eine akute Absence zu verzeichnen, die Hank (obschon mit großer Klappe gesegnet, ist er recht leicht zum Weinen zu bringen) ebenfalls das Wasser in die Augen trieb. Hank saß ganz friedlich auf der Sitzgarnitur und genoss sein abendliches Vanilleeis. Aus purem Versehen gerieten zweieinhalb Tropfen geschmolzenen Eises auf die Sitzgruppe, die, nebenbei bemerkt, äußerst pflegeleicht, ergo unschwer zu reinigen ist. Der MamS, vorher noch gänzlich unauffällig am Nachrichten verfolgen, entriss Hank die Glasschüssel, donnerte sie pläkend auf den marmornen Tisch, wo sie klirrend zerbarst. Das geschmolzene Eis lief nun in alle Richtungen davon, der auf ausdrücklichen Wunsch des MamS kürzlich erworbene und äußerst fleckanfällige Tischläufer wurde selbstredend ebenfalls versaut und Silberrücken mutierte wie Dr. Jekyll zu Mr. Hyde, zum altbekannten Choleriker, wie wir ihn kennen und hassen. Hank verzog sich in sein Zimmer, während ich bar jeden Kommentars die sichtbaren Reste des Lapsus beseitigte. Jetzt, da ich das schreibe, ärgere ich mich selbst mal wieder über mich. Robotergleich scheine ich darauf programmiert zu sein, um des lieben Friedens willen umgehend zu reagieren und ihm bei der Beseitigung des aus reiner Wut angerichteten Desasters unter die behaarten Arme zu greifen. Ein nicht umgehendes Tätigwerden meiner Person provoziert bei ihm noch längere Schimpftiraden, die er zwar später wieder bedauert, die dennoch aber ausgesprochen sind. Dixie also am Heulen, Hank ebenso, wenn sich Silberrücken auch gleich für seine Eruption entschuldigte. Zweieinhalb Tropfen geschmolzenen Vanilleeises waren wohlgemerkt der Auslöser. Manchmal ist der MamS echt krank.

Nun aber zur Abwechslung zu etwas Erheiterndem. In den „Amtlichen Nachrichten“ der hiesigen Tagespresse werden nicht nur Privatinsolvenzen und Zwangsversteigerungen vermeldet, auch neue Vereinseintragungen werden veröffentlicht. Neben Annoncen der rassigen, rothaarigen Ramona und der vaginalfrisierten brünetten Viola war zufällig die Neueintragung des „Schwinger-Club 2006“ ersichtlich, was bei der interessierten Bürgerschaft zu Nachfragen beim zuständigen Amtsgericht führte, mit dem Begehr zu erfahren, ob es sich bei besagtem Etablissement um eine Einrichtung für die pluralistische Freizeitgestaltung handelte. Als das Gerücht aufkam, im neuen Schwinger-Club werde auch eine Übung namens „Hosenlupf“ praktiziert, war die Phantasie nicht mehr zu halten. Der Direktor des Amtsgerichts höchstselbst sorgte für diesbezügliche Aufklärung: „Schwingen“ sei die Schweizer Version des Ringens auf einem Boden aus Sägemehl. Man versuche hier, den Gegner per „Hosenlupf“ am Beinkleid anzuheben und ins Sägemehl zu bugsieren. Es heißt, seit 1992 dürften sich sogar weibliche Schwinger gegenseitig hosenlupfen, was traditionsbewusste Anhänger dieses Sports nicht begeistere. Es heißt aber, die Akzeptanz des „Wyberschwingens“ nehme unter Eingeweihten zu. Unter uns gesagt: Das Männerschwingen wäre mir heute Abend lieber. Und Sägemehl bräuchte ich auch nicht. Ordinärer Betonboden wäre meines Erachtens vollkommen ausreichend. Er dürfte auch mit Nägeln gespickt sein …

Das Fremdwort des Tages lautet kurabel,

das bedeutet „heilbar“. Der MamS ist hier leider nicht mehr kurabel. Sein Geisteszustand hat sich in den langen Jahren meiner Therapie zwar spürbar gebessert. Endgültige Heilung ist allerdings offenbar ausgeschlossen, leider. Operation misslungen. Patient tot.

Danke

moggadodde

Treffer – versenkt

Mit meiner ganz persönlichen „Bestenliste“ der schwachsinnigsten und enervierendsten Phrasen und Vokabeln eröffne ich heute eine neue Rubrik. In loser Serie werde ich hier Ergänzungen vornehmen und beginne mit meinem heutigen Favoriten:

„DAS MACHT MICH BETROFFEN“

In erster Linie wird diese unsägliche Phrase verwendet in der Halbwelt der Politik sowie bei den Quotenprostituierten nicht nur der privaten TV-Stationen. Es scheint einen zweifelhaften Wettbewerb zu geben, wer worüber wie weit und warum überhaupt betroffen ist und ich habe gelesen, Frau Christiansen sei sogar die Betroffenheit in Person. Zu differenzieren ist hier zwischen „Ich bin betroffen“ (von Fußpilz, Tourette, Steuererhöhung oder galoppierender Diarrhoe) i.S. von „Das geht mich direkt an. Ich weiß, wovon hier die Rede ist, weil es mich unmittelbar betrifft“. Hier angeprangert wird das andere, nur lidschäftig unter dem Mäntelchen des heuchlerischen Voyeurs verborgene und mit beinahe feuchten Augen und zitternden Lippen vorgetragene „Das macht mich betroffen“. Ich sehe es dem Verbrecher förmlich an, als ob sich auf seiner Stirn ein Fenster öffnen würde und der gehirneigene Teleprompter zeigt den restlichen Text, den der Sprecherverbrecher wohlweislich ausgespart hat: „Im Grunde geht es mir aber am Arsch vorbei und gottseidank betrifft es mich nicht“. Ich hasse diesen Satz und wünsche mir hier mal wieder das interaktive TV. Dann würde der Sprecher nämlich wirklich betroffen sein, d.h. nicht be-, sondern eher ge-troffen, von meiner 38er nämlich.

Ich bin genervt

moggadodde

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A

absent – abwesend

affrös – abscheulich, häßlich

Amönität – Lieblichkeit i.S. von Anmut

Amuse Gueule – kleiner Appetithappen

apotropäisch – Unheil abwehrend

artifiziell – künstlich oder gekünstelt

augurieren- weissagen

Autopoiesie – Fähigkeit, sich selbst erhalten, wandeln oder erneuern zu können

B

Bathik – niedrige, vulgäre Art des Schreibens oder Redens

Burleske – Schwank, Posse

C

Chasma – Gähnkrampf

Cochonnerie – Schweinerei, Sauerei, Unflätigkeit

D

Debauche – ausschweifender Lebenswandel

defätistisch- sich im Zustand der Mutlosigkeit und Depression befindend, pessismistisch, ohne Hoffnung

degoutant – ekelhaft, abstoßend

Delogierung – Ausweisung aus einer Wohnung

deplorabel – beklagens-, bedauernswert

devorieren – verschlucken

Dipsomane – jmd., der von periodischer Trunksucht befallen ist

dissolvieren – auflösen, schmelzen

distinkt – klar und deutlich (abgegrenzt)

E

Echappement – das Entweichen, Flucht

Empathie – Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellung anderer Menschen einzufühlen

Empirismus – philosophische Lehre, die als einzige Erkenntnisquelle die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten lässt

Ennui – Langeweile, Verdruss, Überdruss

Erethismus – Zustand äußerster Gereiztheit

Eskapismus – Vergnügungssucht

evasiv – Ausflüchte enthaltend

expellieren – verjagen, austreiben

Explorator – jmd. der explodiert i.S. eines Zornesausbruchs

F
Flatterie – Schmeichelei

fletschern – (nach dem am. Soziologen H. Fletcher): Speisen langsam und gründlich zerkauen

frenetisch – stürmisch, rasend, tobend

G

Gyrus – Gehirnwindung

gustiös – lecker, appetitanregend

H

Hypererosie – Liebeswahn, krankhafte Steigerung des Geschlechtstriebs

I

Idiosynkrasie – angeborene Überempfindlichkeit gegen bestimmte Stoffe und Reize bzw. besonders starke Abneigung und Überempfindlichkeit ggü. bestimmten Personen, Lebewesen, Gegenständen, Anschauungen, Reizen

Impasse – Ausweglosigkeit, Sackgasse

indigniert – peinlich berührt, unwillig, entrüstet

Indulgenz – Nachsicht

ingeniös – erfinderisch, kunstvoll erdacht, scharfsinnig, geistreich

Injektomanie – Sucht nach Injektionen, wobei der Akt des Einspritzens als Koitussymbol verstanden wird

injurieren – beleidigen, jmd. die Ehre abschneiden

inkommodieren – bemühen, Unbequemlichkeiten bereiten

J
K

Kakidrose – übelriechende Schweißabsonderung

Kohibition – Mäßigung, Zurückhaltung

Kolportage – Gerüchteverbreitung

Kombatant – Mitkämpfer, Kampfteilnehmer

kontant – bar i.S. v. Barzahlung

konfidenziell – vertraulich

Koprolalie – krankhafte Neigung zum Aussprechen unanständiger, obszöner Worte (meist aus dem analen Bereich)

Kotau – demütige Ehrerweisung, Verbeugung

Koterie – Clique, Vetternwirtschaft

kurabel – heilbar

L
laboriös – arbeitsam, fleißig

M

Meteorismus – Blähsucht

mouse-potato – Abwandlung von couch potato, Person die sich beinahe ausschließlich mit dem Computer beschäftigt

Mutant – Junge, der sich im Stimmwechsel befindet

N
Natis – Gesäßbacken

Nigromantie – Magie, schwarze Kunst

Nosomanie – wahnhafte Einbildung, an einer Krankheit zu leiden

Nutriment – Nahrungsmittel

Nutso – exzentrische bis geisteskranke Person

O

Ochlophobie – krankhafte Angst vor Menschenansammlungen

okkasionell – gelegentlich

oknophil – aus Angst, verlassen zu werden, jmd. mit seiner Liebe erdrücken

ostentiös – prahlerisch

P

panurgisch – listig, verschmitzt

pauperisieren – jemandes Verarmung bewirken oder in kauf nehmen

per aspera ad astra – auf rauen Wegen zu den Sternen

perpetuieren – weitermachen, fortfahren

philobat – enge Bindungen meidend, Distanz liebend

phrenetisch – wahnsinnig

Pleonexie – Habsucht, oder auch der Drang, trotz mangelnder Sachkenntnis überall mitzureden

Polyphrasie – krankhafte Geschwätzigkeit

Prähominine – Vormensch, Übergangsform vom Menschenaffen zum Menschen

Präliminarien – vorbereitende Handlungen

Prätention – Anspruch, Anmaßung

Prohibition – Verbot, Verhinderung

prorogieren – aufschieben, vertagen

proverbial – sprichwörtlich

R
Redunanz – Überreichlichkeit, Überfluss, Üppigkeit

refraktär – widerspenstig, nicht beeinflussbar, unempfindlich (bes. ggü. Reizen)

removieren – entfernen, absetzen

retardiert – in der geistigen oder körperlichen Enwicklung zurückgeblieben

reüssieren – Erfolg haben, ein Ziel erreichen

S

salvieren – retten, in Sicherheit bringen

similär – ähnlich

Skippie – Schulkind mit Einkommen und Kaufkraft, school-kid with income and purchasing power

spinös – heikel und sonderbar, schwierig (im Umgang)

T

U

V
vesikulös – bläschenreich

vomieren – erbrechen

Vorazität – Gefräßigkeit, Heißhunger

W

Woopie – well-off-older-person, wohlhabender, älterer Mensch

X

Y

Z