Und dann war da noch …

… der elegant gekleidete, fremde Herr im Mittelalter am Buffet, der irgendwo zwischen Schokobrunnen und Sushi mit seinen angeblichen 20 Fremdsprachen protzte. Weil er Latein könnte, fiele ihm das Erlernen sämtlicher romanischer Sprachen spielend leicht, daneben beherrscht er neben einigen nordafrikanischen Sprachen auch Bantu und Suaheli. Auf Nachfrage konnte er jetzt zwar gerade leider keinen Satz auf Rumänisch, da müsste er sich erst wieder reinhören, aber zum Beweis seiner bemerkenswerten, sprachlichen Virtuosität zeigte er mir sein Uralt-Handy, das Spanisch eingestellt war. Nicht schlecht, Herr Specht! Soll das etwa Eindruck machen? Sowas kriegt ja Hank sogar hin! Aber nicht wissen, dass „Vitello“ Kalb und „Tonnato“ thunfischisiert heißt! So einer kommt mir ja gerade recht! Kein Arsch in der Hose aber La Paloma pfeifen, gell?
Ich weiß ja nicht, wo der das Anbaggern gelernt hat, aber ich schätze mal, er war in der Münchhausen-Schule. Und ich befürchte, ich bin unglaublich runtergekommen, wenn mich am Buffet schon solche Säcke anmachen wollen.
Sorry der Herr, aber um mich zu bescheißen, müssen Sie etwas früher aufstehen! Und auf Aufschneider kann ich ja generell gar nicht! Setzen! Sechs!

Euch eine ehrliche Nacht wünscht
moggadodde

Alles Neu!

Zugegeben, Bauchschmerzen hat mir die Gästeliste für die anstehende Geburtstagsfeier schon bereitet: Weil zwei Paare und dort insbesondere die Männer, vormals allerbeste Busenfreunde, sich vor einiger Zeit heillos zerstritten haben, stand ich vor der unangenehmen Frage, wie ich einladungstechnisch vorgehen soll.
Sollte ich beide Paare einladen und abwarten, wer kneift oder, wenn keiner kneift riskieren, dass die Streithähne im laufe des Abends zu Stimmungskillern werden oder in angeschickertem Zustand gar schlagkräftige Argumente austauschen? Sollte ich so tun, als wäre nichts und zusehen, wie die Leute mit zusammengekniffenen Lippen rumsitzen, weil jeder fürchtet, was Falsches zu sagen? Sollte ich von den Parteien gar niemanden einladen? Sollte ich zweimal feiern, wie es andere Bekannte zu ihren Geburtstagen handhaben, aufgrund der im dortigen Bekanntenkreis rasant gestiegenen Scheidungsquote?

Das Problem hat sich glücklicherweise von selbst erledigt, denn ich habe im Vorfeld bereits verkündet, heuer leiderleiderleider überhaupt nicht feiern zu können, weil direkt an meinem die SchwieMu zu ihrem 70. Geburtstag zum Brunch in ein feines Hotel lädt. Sorry Leute, aber ich wäre ja dumm, wenn ich mir sowas entgehen ließe! Nächstes Jahr wieder, gell?! Und ein Geschenk habt ihr euch ja so auch gespart, hahaha!

Eigentlich bin ich auch ganz froh, dass ich zum ersten mal seit vielen Jahren am Geburtstag nicht wie ein Chick on Speed durch die Gegend flitzen muss, sondern mich ganz entspannt und vornehm verpflegen lassen kann, ohne Einkaufen, Kochen, Bedienen, Bezahlen oder Abspülen zu müssen. Außerdem ist der MamS nicht da und selbst wenn er nicht die größte Stimmungskanone vor dem Herrn sein sollte, feiern macht ohne ihn auch nur halb soviel Spaß, ganz zu schweigen davon, dass er im After-Party-Saubermachen viel besser ist als ich.

Préludern Reinfeiern ist allein ziemlich öde, dachte ich und wollte mit David Sedaris einem netten Buch eigentlich zeitig ins Bett, habe aber die Rechnung ohne meine lieben Kinder gemacht, die sich die Gelegenheit für ein Gläschen um Mitternacht natürlich nicht entgehen lassen wollen. Mit Herrn Fox haben wir ein bisschen gesungen und ich bin bass erstaunt, dass beide die Texte drauf haben wie andere das Vaterunser, während ich mich mit beträchtlichen Lücken durch „Alles neu“ stammle, was ich jetzt mal nicht aufs Alter schiebe. Auf was ich es sonst schieben sollte, fällt mir aber gerade auch nicht ein. Scheiß Alzheimer!

Nun, da die Buddel aber schon offen ist, trinke ich einen großen Schluck auf euch und den MamS in der Fremde, auf Dixie und Hank, auf sämtliche Faschings-Alkoholleichen und die es noch werden wollen sowie alle, in dieser Nacht unabsichtlich gezeugten Kinder und ganz besonders auf den netten Staubsaugerfuzzi, der mir gestern einen neuen Schlauch vollkommen für lau überlassen hat, wofür möglicherweise mein unwiderstehlicher Charme plus eine ordentliche Portion Frauenbonus verantwortlich ist. Ach ja, und auf mich natürlich.
Vielleicht bleibt ja sogar noch ein Schluck fürs Sektfrühstück übrig … vielleicht!

Euch eine spritzige Nacht wünscht
moggadodde

Denn manchmal wissen sie doch, was sie tun

Gerade habe ich die Meldung über eine Italienerin gelesen, die einen 9jährigen erst angefahren hat und dann abgehauen ist. Kurz nach dem Vorfall kam sie zurück, um die Adresse des Buben zu erfahren und erschien später bei den Eltern, um 600 € für den Blechschaden zu kassieren. Natürlich wurde die Frau jetzt angezeigt und das „kleine Opfer“, wie er im Corriere genannt wird, erlitt Schleudertrauma und Prellungen.

Das erinnerte mich an einen Vorfall von dieser Woche: Ich wollte Dixie nach Schulschluss an der Bushalte aufpicken. Weil ich sie auf den ersten Blick nicht sah und nicht die Busbucht blockieren wollte, fuhr ich auf eine kleine Garagenzufahrt direkt hinter der Haltestelle. Ich war sehr, sehr langsam – überall wuselten schreiende Schüler herum und schubsten sich. Alle gingen einen Schritt zur Seite als ich dorthin rollte, alle bis auf zwei Milchbärte, die es vor meiner Motorhaube wohl ziemlich cool fanden und wie angewurzelt dort standen und mich anglotzten. Ich gestikulierte und hörte die anderen „Was will die denn da?“ rufen und unter anderen Nettigkeiten auch das Wort mit „F“ am Anfang und „otze“ am Ende. Natürlich musste ich an mich halten, um nicht auch ein bisschen ausfällig zu werden aber ich wartete einfach, bis den beiden das Spiel zu blöd war und sie mich passieren ließen.
Ich guckte mich um, fand Dixie nicht, drehte und wollte wieder ausfahren. Schon wieder standen zwei Kerle im Weg. Ob es dieselben Bürschchen waren, weiß ich nicht. Die Biester sehen mit ihren schwarzen Kapuzenjacken ja alle gleich aus. Ungerührt und angewurzelt standen sie mit dem Rücken zu mir vor dem Auto, die Hände tief in den Jacken. Feixend und grölend standen die Kumpels an der Seite und ich rollte an die beiden heran. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich musste mich wirklich schwer zusammenreißen um nicht auszusteigen und den Typen den Marsch zu blasen aber viel lieber, das gestehe ich hier, hätte ich meinen rechten Fuß ein bisschen aufs Gas getippt, um den beiden kessen Evolutionsbremsen in die Hacken zu fahren.
Natürlich macht man sowas nicht. Ich hatte einen guten Tag gehabt und Hank plus Schamhaar-Addi im Auto. Außerdem waren die Kerle in der Überzahl. Ein falsches Wort und die hätten mir das Auto verbeult oder ein Messer gezogen oder was man als Gangsta halt so macht, wenn man gefrustet ist und eine Bitch mit vorlauter Klappe vor sich hat. So wartete ich wieder, bis ihnen langweilig wurde und sie unter bewunderndem Johlen ihrer Kumpels in mehr als schneckösem Tempo Platz machten.

Ich will die Italienerin beileibe nicht in Schutz nehmen – aber spontane Pauschalverurteilungen mag ich auch nicht. Vielleicht hatte sie einen wirklich beschissenen Tag an der Supermarktkasse oder am Fließband und dann kommt vielleicht noch so ein rotzfrecher Blödbengel daher, der sie „puttana“ schimpft und bis auf die Knochen provoziert. Manchen Leuten sind schon für weniger die Sicherungen durchgebrannt. Davon ist zwar nichts zu lesen in den Zeitungen und die Eltern dann auch noch wegen Schadensersatz anzugehen ist natürlich ebenfalls ziemlich dreist.
Nichts liegt mir ferner als die Schuld auf das Kind zu schieben und die Frau muss bestraft werden, soviel ist hoffentlich klar. Sogar ich weiß, dass man auch in Rage niemanden anfährt, egal ob Kind oder nicht. Aber wenn der Vorfall so abgelaufen ist, wie ich ihn mir nach meinem Erlebnis von letzter Woche eben auch vorstellen könnte, kann ich die Tat zwar auch nicht entschuldigen aber zumindest ein klitzekleines bisschen nachfühlen. Respekt ist eben keine Einbahnstraße.

Einen verständigen Tag wünscht
moggadodde

Roll-on, Baby!

Ich befinde mich ja hier quasi in einem olfaktorischen Experimentallabor für Schweiß- und Geruchsbildung bzw. -verhinderung. Hank, der bereits an der Schwelle zur Pubertät kratzt, befindet sich schon seit einer Weile im hygienetechnischen Nirvana. Geduscht wird nur nach Herabwürdigungen (Dusch dich, du müffelst übelst!), Drohungen (Wenn jetzt nicht gleich das Wasser läuft, raucht’s im Karton!) oder gar Bemerkungen an der Grenze der Demütigung (Raus hier! Du stinkst wie ein Bock! Verpeste die Luft gefälligst in deinem Zimmer weiter!).
Harte Bandagen sind in diesem Alter absolut vonnöten und erfolgversprechend. Dieselbe Taktik hat Dixie, einst ruchbare Gossipgöre, schließlich auch in ein duftes Mädel verwandelt.

Hank verwendet die ihm von der Omi geschenkten, schrecklichen Deosprays liebend gerne, um seine Gerüche zu verdrängen und weil die recht kräftig sind, hilft seiner Meinung nach heftiges Sprühen besser als Waschen. Noch schlimmer als schwitzige Körperausdünstungen sind für mich allerdings durch die Wohnung wabernden Treibgase und noch eine Stunde später stinkt der Schuppen hier nach Bahnhofspuff in der Stoßzeit.

Weil ich immer wieder feuchte Anfragen zu verzeichnen habe, will ich die letzte konkrete Suchanfrage („was kann man gegen Schwitzen tun axel“) zum Anlass nehmen und eines ein für allemal klarstellen: Deosprays sind wirklich eklig!
In der Werbung sieht alles ganz einfach aus: Wer nur kräftig aufs Knöpfchen drückt und sich den Sprühnebel seines Deosprays in die Achseln pfeffert, bleibt trocken wie die Wüste Gobi und wird – wenn man nur das Richtige benutzt – sogar zum begehrten Objekt zahlloser, durchgedrehter Frauenzimmer, die den Benutzer fortan verfolgen wie ein Rudel ferngesteuerter aber talentiert gebauter Zombies.

Nachvollziehbar ist, dass diese Vorstellung bei den handelsüblichen und für diese Art von Anmache empfänglichen Männchen vornehmlich jüngerer Provenienz richtig gut ankommt. Welcher Mann wünscht sich nicht an die Stelle des Burschen am Strand, der sich mit Deospray bedieselt, dass die Ozonschicht nur so kracht! Die Wahrscheinlichkeit, nur aufgrund der gewählten Schweißbremse auch so einen Stich in der Damenwelt zu haben, ist aber leider so verschwindend gering wie ein Achter im Lotto. Nachdem ich heute im Radio sogar gehört habe, dass im männlichen Gehirn bei Betrachtung von Nacktfotos dieselbe Region aktiviert wird wie beim Gedanken an Werkzeug, wundert mich nichts mehr.

Ausnahmslos alle Deosprays empfinde ich persönlich als grässlich und penetrant, deshalb versuche ich momentan, Hank für den Gebrauch eines Achselmopeds zu erwärmen, das es in vielen bezaubernd oder auch gar nicht riechenden Varianten gibt. Leider hängt dem Deoroller oder – stick ein uncooler, langweiliger Turnbeutelvergesser-Ruf an und tatsächlich habe ich noch nie einen Clip für diese wunderbar diskrete, unaufdringliche Erfindung gesehen. Das ist doch alles nur eine Frage des richtigen Marketing! Bestimmt hat da die Treibgas- und Blechlobby ihre Hände im Spiel.

Deshalb sehe ich den obigen Axe-Spot auch mit anderen Augen: Die Frauen sind nicht hinter dem Kerl her, um ihm vor Verzückung an die Badehose zu gehen, sondern sie wollen ihm die Dose entreißen und in seinen erwartungsvoll geöffneten Mund stopfen. Das jedenfalls würde ich tun.

Euch eine gewaltfreie Nacht wünscht
moggadodde