Ab auf die Schlachtbank!

Meinen unter fadenscheinigen dreisten dummen Lügen abgesagten Termin muss ich heute nachholen und habe jetzt schon Kreislauf erster Klasse.
Merkt euch, liebe Kinder: Lügen verschaffen einem nur kurzfristig Luft. Irgendwann kommt alles geballt zurück.

Himmel, ich hatte doch bisher nie Schiss vor dem Zahnarzt! Apropos: Muss nochmal schnell wohin …

Euch einen schmerzfreien Tag wünscht
moggadodde

Das Wunder im Hosenstall

Das war eine starke Leistung: Zu verdanken haben wir dieses eigentlich unmögliche Kunststück dem fähigen Fachverkäufer, der schon bei der Begrüßung äußerst dezent mit bloßem Auge unsere noch angezogenen Hintern taxierte, rein beruflich natürlich. Jeder von uns passte und gefiel das jeweils erste, mit zackigem Schwung aus dem Regal gelupfte Beinkleid.
Kein peinliches Fragen nach kryptischen, amerikanischen Größen, die ich mir sowieso nie merken kann, kein frustrierender Probiermarathon, der einem von Hose zu Hose zu Hose mehr die Zornesröte auf die oberen Backen treibt, den letzten Leberkäsweck verfluchen lässt und einen derart ins Schwitzen bringt, dass auch die unbarmherzigen Spiegel in den viel zu engen und ebenso unbarmherzig ausgeleuchteten Kabinen beschlagen.

Was unglaublich klingt, klappt hastenichtgesehen im angenehmen, geräumigen und erfreulich dezent ausgeleuchteten Hosenstall mit dem schlichten Namen Jeanshaus, denn man höre, staune und erstarre in Ehrfurcht:
Drei Weiblichkeiten verlassen mit vier Jeans nach weniger als 30 Minuten ein Geschäft.
Das ist fast ein Wunder, finde ich und vergebe hiermit feierlich 10 Punkte auf der nach oben offenen Shopping-Temposkala.

Euch einen übersinnlichen Abend wünscht
moggadodde

Glar wie Glosbrüh!

Der Franke an sich kann ja ein ziemlicher Sturkopf sein. In der Haute Volet der Regierungsriege ohnehin eher unterrepräsentiert, neigen wir Nordbayern Franken sowieso leicht gereizt auf jedwede Ungerechtigkeit, sei es nun berechtigt oder nur eingebildet. Wer angekettet mit dem bayrischen Löwen in einem Gehege leben muss, darf sich schließlich nicht unterbuttern lassen: Angeknabbert sind wir schon, ganz auffressen lassen wollen wir uns aber nicht.
Der Herr Wirtschaftsminister Glos kommt ja nun hier aus der Gegend und ist somit sogar ein unterfränkischer Franke, wie ich eine unterfränkische Fränkin bin. Wir Franken sind an sich gemütlich bis ins Mark, können wir aber auch ganz anders. Wenn man uns reizt, ist es schnell aus mit der Condenooos Contenance und das Aufsuchen eines Unterschlupfs ist in diesem Fall schon mal keine schlechte Idee, wobei ein Bunker hier gute Dienste leisten könnte.

So geschah es, als Herr Glos von seinem Fahrer ins Kanzleramt chauffiert werden sollte, um dort in Vertretung für die Chefin Frau Kanzlerin den kasachischen Präsi zu empfangen, dass er, in Eile, wie ein Minister nun mal pflichtgemäß zu sein hat, mit einem Ordnungshüter kollidierte, zunächst nur verbal. Der Mann in Grün tat auch seine Pflicht – in dem Moment nämlich die, eine Straße zu sperren und da eine gesperrte Straße nun mal eine gesperrte Straße ist, hat dort auch die Glos’sche Staatskarosse keine Sonderrechte, soviel ist klar.
Nun entsponn sich ein wohl dialogreicher Disput, im Laufe dessen der Herr Minister dem Herrn Polizisten polternd das Ende seiner beruflichen Karriere prophezeite, bevor der ministerliche Streitwagen das CSU-Motto „Näher am Menschen“ eine Spur zu wörtlich nahm und dem Schupo stante pede über den Fuß rollte. Der Minister eilte auf Schusters Rappen von dannen, der Polizist ließ sich den Quanten verarzten und sicher grollte er auch ein bisschen, und zwar absolut mit Recht.
Herr Glos nun hat sich heute umfassend für seine derbere Gangart entschuldigt, welche in der Enge des ministeriellen Terminkalenders begründet war und vielleicht hatte er auch gar keine Lust, als Lückenfüller den kasachischen Obermufti zu begrüßen und war deshalb angepisst ein bisschen mürrisch. Der Polizist hat die Entschuldigung angenommen und man sollte meinen, die Sache wäre damit gegessen. Zwei Kerle streiten, der eine bittet um Verzeihung, der andere akzeptiert: Sowas passiert täglich tausendmal und sollte damit erledigt sein.

Der Obermacker der Gewerkschaft der Polizei fühlt sich aber nun befleißigt, den Kopf Rücktritt des Herrn Glos zu fordern und das finde ich jetzt nicht nur als Nicht-Berlinerin sondern auch als Nicht-Polizistin und Nicht-CSU-Getreue reichlich überzogen. Die Herren vertragen sich schließlich wieder, der Polizist muss nicht auf ewig durchs Leben humpeln und unser amtierender Wirtschaftsminister trägt ab sofort den Ruf eines blasierten, unbeherrschten und rüpelhaften Burschen, was auch Strafe genug sein dürfte. Ich denke, der Polizist ist selbst Manns genug, eine Entschuldigung annehmen zu dürfen oder auch nicht, ohne dass der Häuptling von der Gewerkschaft gleich das Kriegsbeil ausbuddelt und damit auf unseren Ministerfranken eindrischt!

Zugegeben, wir Franken sind stur, hartnäckig und manchmal penetrant. Aber wir wissen, wenn wir einen Bock geschossen haben und stehen meistens auch dazu. Wir mögen mitunter keine Partykracher oder Stimmungskanonen sein und schon gar nicht sind wir everybodys darling, aber wir sind ehrliche Häute, die das Herz oft genug auf der Zunge tragen und schon mitkriegen, wenn wir Mist gebaut haben. Und da brauchen wir jemanden, der unseren Skalp fordert wenn wir sowieso schon am Marterpfahl stehen, genauso wie Marmelade an den Blauen Zipfeln.

Euch eine angemessene Nacht wünscht
moggadodde

Nix zu lachen!

Eigentlich bin ich ganz zufrieden, dass wir insoweit ein gutes Verhältnis zu unserer Tochter pflegen, als dass sie uns eben erzählte, beim Freund ihrer Freundin an einer Lachgas-Session teilgenommen zu haben.

Ich so: „Wie Lachgas?“
Sie so: „Na Lachgas. Ausm Kupsch.“ (= ortsansässiger Supermarkt. Anm. der Red.)
Ich so: „Wie ausm Kupsch?! Ich glaub‘ du spinnst!“

Sie erklärte mir das Prozedere: Kartusche auf Ballon, Gas rein und dann ab dafür. Natürlich musste ich gleich mehr wissen und erkundigte mich:

In der Drogenszene findet Lachgas wegen seiner halluzinogenen Wirkung und der leichten Verfügbarkeit (Druckgaskapseln für Schlagsahne) Verwendung. Das Gas wird in der Regel mittels eines sogenannten Kapslers in Luftballons abgefüllt und aus diesen konsumiert. Der Rausch dauert etwa 30 Sekunden bis 3 Minuten an, unter anderem kann es zu einer Veränderung der Geräuschwahrnehmung (etwa starkes Echo), einem Kribbeln in den Gliedmaßen und traumartigen Halluzinationen kommen. Entgegen landläufiger Meinung ruft der Konsum von Lachgas zu Rauschzwecken kein Lachen hervor. Bei häufigem Konsum besteht wahrscheinlich die Gefahr von Nervenschäden infolge Vitamin-B12-Mangels.

So sagt mir Frau Wikipedia. Da muss man doch erstmal drauf kommen, aus dem Supermarkt Schlagsahne-Aufschäum-Kapseln zu besorgen, um sich damit die Dröhnung zu geben! Ich war, gelinde gesagt, etwas entrüstet und endlich weiß ich auch, warum ich besagte Freundin nicht sonderlich leiden kann, was ich Dixie deutlich zu verstehen gab.

Daraufhin behauptete sie, nur zugeschaut zu haben, ihr sei die Sache ja suspekt gewesen, was ich ihr sogar abzunehmen gedenke, weil sie sogar Angst vor Feuerwerksböllern hat und eben, nach ihrer Rückkehr, keine drogentypischen Ausfallerscheinungen zeigte. Da ist man ja geschult, so als Mutter.
Fix ist aber nix, wie immer bei ihr.
Der MamS, der sich unsere Unterhaltung ruhig angehört hatte, hatte als alter Drogenbaron DJ für uns natürlich gleich die thematisch stilgerechte aber textös ziemlich deplacierte Musikuntermalung parat, nämlich Steely Dan und „Do it again“

Solange es sich nur um lächerliches Lachgas handelt, kann ich ja noch zufrieden sein, finde ich. Trotzdem habe ich ihr den Artikel gezeigt und noch ein bisschen auf die Bremse gedrückt, damit sie auch beim nächsten Mal nichts findet an der Dröhnung aus der Kartusche. Mit welchem Mist man sich als ohnehin schon gepeinigte Erzeugerfraktion doch herumschlagen muss ist echt alles andere als lachhaft und ich finde, wir haben die Kindergeld Erhöhung der Aufzuchtprämie wirklich verdient!

Euch ein komisches Wochenende wünscht
moggadodde