Too matsch

Eine schier unglaubliche Episode hatte ich heute beim Einkaufen. Im betreffenden Supermarkt in Veitshöchheim kaufe ich ja sehr gerne ein, die haben dort eine hervorragend sortierte Weinabteilung, eine gigantisch leckere Wursttheke und superfrisches Gemüse. Die Gänge sind breit, die Joghurt-Auswahl riesig und vor allem wird einem der Einkauf nicht durch Fahrstuhlmusik oder Robbie-Williams-Gesänge verleidet. Einkaufen im Main-Center macht richtig Spaß, findet aber gerade wegen der phänomenalen Auswahl und der vielfältigen Gefahren, die ein so breit gefächertes Angebot für den krisengeschüttelten Geldbeutel bietet, nur einmal monatlich, vorzugsweise nach dem Zahltag statt.
Heute also war ich da und suchte, ganz profan und dauernd gebraucht, passierte Tomaten und sprach eine Mitarbeiterin an, die auf Knien befindlich die abgelaufene Sahne aussortierte.

Ich so: Entschuldigung, wo finde ich denn passierte Tomaten?
Sie so: „Äh, was?“
Ich so: „Na, passierte Tomaten. Bei den Nudeln war ich schon, da isses nicht!“
Sie so: „Wie sieht das denn aus?“
Ich so: „Äh, na wie passierte Tomaten halt aussehen. Würfelförmiger Tetrapak.“

Das Mädel, 20 Lenze zählend vielleicht, erhob sich und ging Richtung Nudelgang. Ich folgte, wohl wissend, dass dort das Gesuchte nicht war. Aber vielleicht hatte ich ja was übersehen?
Zusammen standen wir vor den fertigen Pastasoßen.

Sie so, auf eine Würzpampe für Pizza deutend: „Isses das?“
Ich so: „Nääää, das ist ja alles gewürzt mit irgendwas.“
Sie so: „Was suchen Sie genau?“
Ich so: „Passierte Tomaten halt! Ohne alles!“, ratlos, wie ich passierte Tomaten sonst noch umschreiben sollte.
Sie so: „Hm. Sagt mir jetzt nix.“
Ich so, leicht genervt werdend: „Egal. Lassen Sie’s gut sein! Vielleicht gehen Sie besser wieder zu Ihrer Sahne. Ich werde hier schon jemanden finden, der mir helfen kann!“
Sie so: „Vielleicht schauen Sie mal gegenüber von der Wursttheke?“

Rechtes Schaf das ich bin, bedankte ich mich für die Hilfe, die keine war und tigerte in Richtung Wurstwaren, wo mich beim Ketchup (!) jede Menge willenloser Tetrapaks voll mit passierten Tomaten anlachte.

Das muss man sich vorstellen: Eine ungefähr 20jährige Supermarktangestellte weiß nicht, wer oder was passierte Tomaten sind. Und ich rege mich auf, dass meine 16jährige Tochter behauptet, bis vor einer Woche noch nie von Remarque oder der Schlacht von Verdun gehört zu haben!
Um es kurz zu machen: Weil sie trotz aller Unwissenheit freundlich geblieben war, fuhr ich mit einer Palette passierter Tomaten im Einkaufswagen zurück zur unkundigen Sahneaussortiererin und klärte sie für künftig auflaufende Anfragen auf, wo die gematschten Tomaten zu finden sind, statt mich beim Marktleiter über zwar freundliches aber unkundiges Personal zu beschweren. Ich bin einfach zu gut für diese Welt!

Euch eine schmackhafte Nacht wünscht
moggadodde

Ich bin unmohralisch, eindeutig.

Der Hörbuch-Hype ist ja ungebrochen und ich kenne bislang noch niemanden, der nicht in den höchsten Tönen davon schwärmt, sich ganz kommod und möglicherweise mit geschlossenen Augen was auf die Ohren geben zu lassen. Soweit ich mich erinnern kann, wurde mir in meiner Kindheit nie vorgelesen; bestimmt deshalb nahm ich als Kind das Heft selbst in die Hand und brachte mir schon im zarten Alter von fünf Jahren selbst das Lesen bei.

Die Aussicht, dass Christian Ulmen höchstselbst den neuen Sedaris „Schöner wird’s nicht“ in gesprochenes Wort wandelt, ließ mich zu Weihnachten das Hörbuch auf den Wunschzettel setzen. Jetzt, Ende Januar, hänge ich immer noch an CD 1 von 4.
Egal, wie ich es versuche, ich kriege das nicht gebacken! Im Schlafzimmer ist das Radiowecker/CD-Gerät einfach zu schlecht. Mucksmäuschenstill muss es sein, damit ich was mitkriege und das Schnarchen des MamS, der nach vier Sätzen schon pennt, ist auch eher kontraproduktiv.
Im Ohral Office Wohnzimmer, unter wirklich optimalen, ohralen Umständen, kann ich mich zwar auch lange genug konzentrieren, aber weil es sich bei Sedaris‘ Buch um ein eher Lustiges handelt, muss ich dauernd lachen und während ich das tue, verpasse ich schon wieder den nächsten Satz und muss im Text entweder zurück oder rechtzeitig die Pause-Taste auf der Fernbedienung finden, was schwer fällt, weil ich schließlich nicht schon im Voraus weiß, wann eine lachenswerte Stelle ansteht und kein verdammter Hellseher bin. Außerdem kann ich mich beim Hörlesen nicht entspannen: Meine Augen flackern nervös unter den geschlossenen Lidern, als suchten sie irgendwo die geschriebenen Worte, mit denen mein Oberstübchen da eben bombardiert wird.

Dann hatte ich mir in den Kopf gesetzt, das Hörbuch auf den mp3-Player zu bannen, vielleicht wäre es ja einfacher, wenn das Gehörlesene auf kürzestem Weg ins Gehirn strömt und ich lachen kann, ohne dass ich was versäume, wenn ich das Ding nur laut genug aufdrehe. Es dauerte ein paar Stündchen bis mir däute, dass man eine cda-Datei nicht so mirnixdirnix auf einen mp3-Player ziehen kann und weil bei meiner Winamp-Version diese Konvertierungsart nicht dabei ist, versuchte ich mp4, was sich ja schließlich so ähnlich anhört und auch geklappt hat. Leider ist nun der Speicherplatz auf meinem Player von Haus aus nicht die Welt und dass ich den jetzt leere, um Sedaris draufzupacken, fällt mir ja im Traum nicht ein, weil mir insgeheim dämmert, dass ich auch so nicht aufs Hörbuch anspringen werde.
Wenn ich mir was merken muss, bleibt es eindeutig leichter haften, wenn ich es mir aufschreibe. Einmal aufgeschrieben, kann ich die Notiz noch Tage später vor meinem geistigen Auge „sehen“ und sie bleibt leicht abrufbar, während mir verbal geäußerte oder auch nur gedachte to-do-notes schwuppdiwupp ins geistige Nirvana entgleiten. Ich bin eindeutig der visuelle Wahrnehmungstyp und somit für Hörbücher gänzlich ungeeignet, das habe ich jetzt endlich begriffen.

Mit meiner DéSirée, zugegebenermaßen höchst dilettantisch vertont (nein ich sitze nicht in einem Grab und ich kann auch das „s“ sprechen), könnt ihr das selbst ausprobieren. Wenn ich ihn lese, gefällt mir der Text. Wenn ich ihn, zudem mit meiner, mir selbst so fremden Stimme erzählt höre, finde ich ihn nur grausig.

Gut, dass ich bald Geburtstag habe. Auf dem Wunschzettel wird wieder Sedaris stehen. Aber nur als richtiges, duftendes, vielseitiges Buch, das ich mit den eigenen Händen halten, mit den eigenen Augen lesen und sogar mit der Prinzenrolle vollkrümeln kann, ohne dass es gleich hinüber ist. Ich gucke scheinbar schneller als ich höre, was mich nicht verwundert, weil Licht ja auch schneller ist als Schall und nicht umsonst heißt es ja „Augenmerk“ und nicht „Ohrmerk“.
An mir verdient jedenfalls kein Hörbuchverlag mehr auch nur einen müden Cent.

Euch einen offensichtlichen Tag wünscht
moggadodde

Not only Ameri can!

Die Nachricht, dass in Amerika eine Frau Achtlinge (8linge!!) ausgetragen hat war das erste, was mir nach dem Aufwachen aus dem Radio zugeflüstert wurde. Gleich danach kam die Meldung, dass die USA entschlossen seien, die Antwort auf den Klimawandel zu finden.
Mal abgesehen davon, dass die einzige Antwort die ist, dass wir alle uns ins kerzenbeleuchtete Mittelalter zurückkatapultieren lassen und über offenem Feuer Rinderhaxen grillen müssen, wobei wir dafür auch schon wieder zu viele sind, als dass das funktionieren würde, macht mich diese Aussage ein bisschen nachdenklich. Es gibt keine Lösung, es gibt nur Schadensbegrenzung, Frau Clinton!
Überdies hört sich diese Aussage für meine Ohren auch noch so an, als hätten wir Europäer lieber Taschenbillard gespielt oder in der Nase gebohrt, als eine Antwort auf den Klimawandel zu finden, dabei sind die Hillbillies noch mit der Trompete um den Christbaum gerannt, als wir (abgesehen von den Italienern, die ja bis heute noch nicht mal Müll trennen, geschweige denn anständig entsorgen können) schon dachten, das Wort Recycling wäre deutsch und mit gelben, blauen und sonstwelchen Säcken gepiesackt wurden!

Vielleicht habe ich da auch was in den falschen Hals gekriegt.

Euch einen unmissverständlichen Tag wünscht
moggadodde

Ficus Mogga

Wenn ich so auf die Uhr schaue, bereue ich schon ein bisschen sehr, heute früh zum Telefon gegriffen und den Zahnarzttermin mit der in diesen Tagen glaubwürdigen Simulation eines Noro-Befalls abgesagt zu haben, aber weil ich gerade seit ein paar Tagen schmerzfrei kaltes Wasser, Frischluft und Fruchtsaft an meine Zähne bringen kann, wollte ich mich nicht gleich schon wieder unter die unzarten Hände des Oralsadisten begeben. Die Vorstellung, mittels elefantöser Monsterspritze schachmatt gesetzt zu werden, um eine für mich unproblematische Füllung, die aber lt. Aussage des Dentisten der Renovierung bedarf, rausbohren zu lassen, war heute früh kurz nach Acht einfach zuviel.
Jetzt, gegen Mittag, wäre der Käs‘ schon gegessen und, ach, wenn ich nur nicht gekniffen hätte!
Natürlich ist bei mir weit und breit keine Spur von Noro zu finden und meine kleine NotLüge werde ich Anfang Februar noch mehr bereuen, wenn ich zum Ausweichtermin anrücken muss.

Jaja, ich weiß, klar ist erstmal, dass man gar nicht lügt. In gewissen Situationen ist aber eine Notlüge, im englischen übrigens ganz putzig „white lie“ genannt, unumgänglich und die Grenzen zur richtigen Lüge sind fließend und verwischen, je nach Lage. Manchmal lügt man ja auch, um andere nicht zu verletzen und ich habe heute eben gelogen, um mir selbst Schmerz zu ersparen. Und was ich anderen zugestehe, muss natürlich in allererster Linie auch für mich gelten; so gesehen war die Lüge von heute früh auch eine Art von Notwehr.
Ach, ich bin immer wieder begeistert, wie toll ich mir selbst in die Tasche lügen die blödesten Sachen schönreden kann!

Euch einen ehrlichen Tag wünscht
moggadodde

Besser Karma-Earl Hickey als Jack Pot

Auch wenn die Chance bei 1 : unvorstellbaren 140.000.000 liegt, werden die Lottoannahmestellen heute wieder gestürmt: Der gute Jack und sein Pot locken mit 25 Milliönchen. Klar, auch wir machen einen halben Schein und hoffen, wie der Rest der Nation auf die große Kohle, vielleicht um dem Chef endlich das verdiente Häufchen auf den Schreibtisch zu pullern oder ein Haus zu bauen, in dem man selbst der einzige Egoist ist und wo man sich nicht dauernd über die Unzulänglichkeiten der anderen Mieter ärgern muss.
Mir fielen auch einige Sachen ein, die ich mit dem Schotter anfangen würde: Pilotenschein machen, Flugzeug kaufen, einen Hilfsfond gründen auf den keine Bank Zugriff hat, einen LCD-Fernseher mit HDSchießmichtot kaufen plus eine Putzfrau engagieren und ein paar Extensions machen lassen, dem BMW-Fuzzi einen leiseren Staubsauger kaufen, weil mich das dauernde Gesauge seines Autos nervt.

Seit gestern bin ich aber im Zweifel, der auch einen Namen hat: Earl.
Earl J. Hickey ist ein kleinkriminelles Schlitzohr, das sich mit Frau Joy und den Kindern, die nicht seine sind, mehr schlecht als recht durchs lausige Leben schlägt, bis ihm ein Rubbellos den Gewinn von 100.000 $ verschafft. Trunken vor Freude wankt er jubelnd auf die Straße, wird von einem Auto angefahren und das Loskärtchen wird weggeweht – aus der Traum. Im Krankenhaus sieht er im Fernsehen was über Karma und beschließt, sein Leben ab sofort radikal zu ändern.
Er macht eine Liste mit allen schlechten Dingen, die er bisher getan hat und will sie wieder gutmachen. Als er anfängt mit Nr. 136 („I was a litterbug“) und saubermacht auf dem Parkplatz des Motels, in dem er mit seinem Bruder Randy jetzt wohnen muss weil Joy ihn verlassen hat, fliegt ihm sein Los vor die Füße – Karma, ganz klar! – und mit 100.000 $ Gewinn in der Tasche macht er sich mit Bruder Randy und dessen Freundin Catalina daran, die Liste abzuarbeiten und das ist wirklich haarsträubend und zum Schreien komisch.
So hat er einmal seinen Tod vorgetäuscht, um aus einer Beziehung zu kommen, er verspottete Ausländer wegen ihres Dialekts, er klaute Bier von einem Golfer und einer Einbeinigen das Auto … ich kann es nicht kurz erklären, es ist zu skurril, zu abgedreht und dabei wahnwitzig komisch.

Ich habe die erste Staffel nur im Original, aber mit den Untertitel für Gehörlose als Unterstützung ist es gar kein Problem, der Sache zu folgen. Die Synchronisation soll sowieso nicht gelungen sein and it’s also a terriffic training for some lazy ears, while they have been out of practice for a shitty while.

Wenn ihr könnt, schaut es euch an: „My name is Earl“ ist eine bemerkenswerte Serie mit schwarzem Humor und unglaublich viel Herz und wird dabei aber niemals rührselig. „My name is Earl“ beweist wieder, dass Geld nicht alles, sondern das Gute im Menschen der einzig wahre Schatz ist, auch wenn dieser Schatz keine Rechnungen bezahlt. Dafür und ein bisschen zum Trost, weil für die meisten von uns das mit dem Jackpot heute sowieso in die Hose geht: Scheiß auf den Jackpot! Be a little like Earl!

Euch einen einträglichen Tag wünscht
moggadodde