Schubladendenken

Der MamS meint, ich wäre eine „alte Schlappsau“. Für Diskussionsstoff sorgt nämlich regelmäßig unser relativ unterschiedliches Ordnungsempfinden. Während er die ihm zugeteilten 3 Schubladen in der bald auszurangierenden Anbauwand „Candy“ in einem mehr als peinlich aufgeräumten Zustand hält, mit einem einzigen Griff sämtliche Steuererklärungen, Bezügeabrechnungen von 1976 und irgendwelche wichtigen oder unwichtigen Tipps zur dynamisierten Privathaftpflichtversicherung daraus hervorzaubern kann, sind in meinen beiden Schüben die Anarchie und das Chaos daheim. Hier findet sich alles, was

a.) meine Person betrifft, wie Gehaltsabrechnungen (Loseblattsammlung, eher lose als gesammelt), Kontoauszüge (dito), einzelne Fotos, eine Kollektion farbigen Papiers und schöner Schreibwerkzeuge, bezahlte Rechnungen
b.) die Allgemeinheit angeht, wie schulische Mitteilungen, Postkarten für Preisausschreiben, Flyer diverser Pizzadealer und Take-away-Chinesen uvm.

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Die gefürchtete Frage „Wo ist denn …“ oder „Wo sind denn …“ (die Briefmarken, der Müllkalender, der Tesafilm, die Visitenkarten, weiße Briefumschläge, der Gallenstein) ist meist der Auslöser für unerfreuliche Wortgefechte, denn es ist für Außenstehende wie den MamS nicht einfach, die Konfusion in den beiden Pressspanbehältnissen zu überblicken. „Irgendwo in meinen Schubladen“, ist dann meine Standardantwort und es folgt ein vorsichtiges „Oben oder unten?“ des MamS, das ich immer wahrheitsgemäß mit „Keine Ahnung, schau halt nach!“ beantworte. Daran anschließend gibt es meist einen keinen Disput, im Laufe dessen ich ihn einen „kleinkarierten Korinthenkacker“ nenne und er mich eben eine „chaotische, alte Schlappsau“. Mit einem, bzw. allerhöchstens zwei oder drei geschickten Verschiebungen des Inhalts fördere ich das Gesuchte dann ans Tageslicht und räume allein aus purem Starrsinn und Trotz die beiden Schübe nicht auf.
In ungefähr zwei Wochen ist es schon wieder soweit, irgendwann nämlich sind die Schubladen so prall gefüllt, dass sie sich nicht mehr ohne Hineinpressen des Inhalts schließen lassen und das ist dann ein Zeichen, dass mein Einsatz gefragt ist. Dann räume ich auf und nicht, wenn der MamS, der alte Nörgler, mit mir meckert. So ist das nämlich. Und nicht anders.

Euch einen geräumigen Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

5 commenti su “Schubladendenken

  1. Anne sagt:

    Immerhin hast du in der einen Schublade ein Hundertwasserbild … das gefällt mir. 🙂

    Aber sonst ists bei uns genauso. ER hält penibel Ordnung – bei mir herrscht Chaos. Und solange ER stichelt, mach ich schon mal gar nix … absolut gar nix! Das tu ich, wann ich das WILL! *g*

  2. moggadodde sagt:

    Ganz richtig so! Den richtigen Zeitpunkt für solche Aktionen muss ich auch selbst bestimmen. Da brauch‘ ich nämlich Muße und Lust zu … Wir haben in der Nähe sogar ein Weingut, das nach der Hundertwasser-Bauart erstellt wurde …

  3. markus sagt:

    wenn ich mir das so ansehe, muss ich gestehen, dass der zustand des inneren meiner schubladen dem der deinigen verblüffend ähnlich ist. mir scheint, wir sind beide anhänger der chaostheorie… ;o)

  4. Anne sagt:

    Oh … wie schön. Da würde ich auch glatt zur Frankenwein-Trinkerin werden, nur um ab und zu mal dort zum Einkaufen zu fahren.

  5. moggadodde sagt:

    @ Anne: Ich war noch nie da … ganz schön peinlich …

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