Nach unten offen

Niemand kann behaupten, ich hätte Supertramp je gern gehört. Aber eben im Radio hat sich doch tatsächlich jemand an „Breakfast in America“ vergangen. War das Original schon scheiße, ist dieses psychedelisch anmutende und doch inkonsequent reggaeös angehauchte Machwerk ein musikalisches Verbrechen. Es gibt offenbar nichts, was nicht noch schlechter gemacht werden könnte.

Euch einen besseren Start in den Tag wünscht
moggadodde

Nur geträumt!

Als mir der MamS gestern mit einem herzhaften Tritt in die Seite in der ihm eigenen, liebevollen Art zu verstehen gab, dass die Nacht für mich zu Ende war, erinnerte ich mich an den Traum, der sich noch vor wenigen Minuten sehr plastisch ins Postdormitium gerettet hatte:
Ich befand mich in der oberen Etage eines Doppeldeckerbusses, der sich in einer sehr engen Straße sehr langsam fortbewegte. Es war dämmrig und ich sah in das hell erleuchtete Behandlungszimmer einer Zahnarztpraxis. Auf dem Stuhl lag ein älterer Mann, die Hände ruhig im Schoß gefaltet, zu seinen Füßen stand der Dentist im weißen Kittel und neben dem Stuhl stand unser Ortspfarrer in hellem Ornat und gold-weißer Stola und wedelte mit einem silbernen Weihrauchfässchen über dem reglosen Patienten. Mir war sofort glockenklar, dass der arme Kerl auf dem Stuhl die Letzte Ölung erhielt.

Zweimal im Jahr besuche ich meinem Zahnarzt, einen kleinen, dicken, kurzatmigen Ossi, der sein spärliches Haupthaar über dem Ohr scheitelt und während der Behandlung ohne Punkt und Komma quatscht. Im Sommer versuche ich, den Termin in eine meteorologische Tiefdruckphase zu legen, weil der dottore leicht in den Achseln zu schwitzen beginnt und wenn er mir dann berufsbedingt auf die Pelle rückt, fühle ich mich leicht unbehaglich. Allerdings schwatzt er mir keine Brillis in den Eckzähnen, hippe Bleachings und unnötige Röntgenfotos meiner Kauleisten auf und deshalb halte ich ihm seit über 15 Jahren die Treue. Außerdem zickt er nicht rum, wenn ich nach einer Spritze verlange, sobald sein Tun auch nur ansatzweise in schmerzhafte Dimensionen führen könnte.
Er nuschelt sich mit seinem komischen Dialekt durch meinen Zahnstein und ich muss mich sehr auf ihn konzentrieren, wenn ich ihn verstehen will, weshalb evtl. Muffensausen sowieso schon im Keim erstickt werden würde. Ich habe ein ziemlich stabiles Gebiss und keine Angst vor dem Zahnarzt, nicht mal die Entfernung dieser beiden Gesellen

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konnte mich erschüttern, obwohl ich mich noch sehr genau an die knirschenden Geräusche erinnern kann, als der dottore sie schwitzend aus meinem Kiefer drehte. Ja, das sind meine Weisheitszähne, die ich sentimentalerweise in der Vitrine hüte und ja, ich habe auch meinen taubeneigroßen Gallenstein aufgehoben, den ich euch aber nicht zumuten möchte.
Trotzdem gibt mir der Traum zu denken. Gleich morgen vereinbare ich meinen Wintertermin …

Euch einen schmerzfreien Tag wünscht
moggadodde

Mundwerk

Gegen den ausdrücklichen Wunsch des MamS habe ich gestern den Nudelsalat eines hoch dekorierten Küchenvirtuosen nachgekocht. Obwohl das abgebildete Foto im Kochbuch eine genaue Kopie des pastösen Pframpfs zeigte, der sich nun in meiner großen Porzellanschüssel befand, stieß das Ergebnis auf wenig Gegenliebe der anwesenden Mitesser. Der MamS verzog sogar angewidert das Gesicht, als er hungrig die Kochzone enterte. Er ist ziemlich zimperlich was den Geruch von Essig betrifft und verweigerte vehement die Verkostung, trotz meines hochheiligen Schwurs, dass sich nicht ein Tropfen Essig in der Schüssel befinde. Lediglich, wie vorgeschrieben, etwas Gewürzgurkensud hatte im Zusammenspiel mit Joghurt und Miracel Whip die Hörnchennudeln begattet! Auch die untergemischten Mandarinenstücke vermochten den MamS nicht zu verführen. Mit einem Leberwurstbrot auf dem blau geblümten Geschirr schaute er seinen Unterhaltsverpflichteten zu, die mit mäßigem Appetit auf ihren Tellern herumstocherten.
Ein, grob geschätztes, halbes Kilo Curry sowie Heinz Chili-Curry-Gewürzketchup „Extra Hot“ vermochten das fiktive Essigaroma endlich zu neutralisieren. Derart verfeinert konnte sich auch der MamS überwinden und aß von dem einst faden Fehlschlag, der lt. Kochbuchverfasser „der Nudelsalat mit dem Geschmack meiner Kindheit“ ist. Wenn das stimmt, muss es in der Jugend des kochenden Autors verflixt düster und öde zugegangen sein. Verdammtes, lobhudeliges Kochbuchgequatsche. Und ich falle darauf herein! Typisch ich!
Unbestritten ist der Nudelsalat, den der MamS in die Schüssel bringt, um beträchtliche Längen besser dazu geeignet, in einem Kochbuch veröffentlicht zu werden, offenbar hatte der MamS eine bessere Kindheit als der geschmacksverirrte Superkoch. Ich bekenne und bereue: Nie mehr Experimente hinsichtlich Nudelsalat. Keine kochtechnischen Abwege. Niemals mehr folge ich falschen Pasta-Propheten. Der MamS ist schlicht und ergreifend fähiger als so mancher Supersmutje, trendy hin oder her.

Apropos: Könnte mir bitte mal jemand plausible Gründe nennen, warum unter den vermeintlichen Superdupergenialfirstclassköchen auch in Deutschland kaum eine Frau zu finden ist? Ich persönlich vermute ja, dass der Grund hierfür schon in der Neandertalerhöhle vergraben ist, in der die Aufgabe der Nahrungszubereitung originär in den schwieligen Händen der grunzenden Weibchen lag. Für sie war und ist es, Ausnahmen ausgenommen, bis in heutige Tage harte, tagtägliche Fronarbeit, auch wenn sie sich heute schon artikulieren können. Für die Männer der Neuzeit ist es wohl eine Art Sport geworden, die grandiose weibliche Bastion „appetitliches und geschmackvolles Nutrimentenmanagement“ einzureißen und den Muschis mal so richtig zu zeigen, wo der geschmackliche Hammer hängt. Frauen spielen heute Fußball und hauen sich im Boxring auf die operierten Näschen. Männer kochen und belegen Töpferkurse. Spekulationen hin, Mutmaßungen her, ich selbst vermute bei den Spitzenköchen ja eine verkappte Art von umgekehrtem Penisneid, um ehrlich zu sein.

Die Tatsache, dass der MamS, ganz ohne Essig und aus dem mäßig behaarten Handgelenk geschüttelt, einen fabelhaften Nudelsalat zuzubereiten versteht, könnte mir nach diesen Ausführungen zu denken geben. Auf unter mein ebenfalls einzigartiges Zucchinirisotto gemischte, heimliche Testosterongaben werde ich allerdings tunlichst verzichten. Dazu schmeckt sein Nudelsalat einfach zu gut!

Euch eine formidable Nacht wünscht
moggadodde

Rückrufaktion!

Nicht nur der gewohnheitsmäßige RTL 2-Zuschauer weiß, dass es immer mehr deutsche Arbeitssuchende ins Ausland verschlägt. „Wohin es uns treibt“ oder wie diese Formate auch immer heißen mögen, berichten von Marie-Luise aus Erfurt, die in der Abgeschiedenheit des australischen Outback eine Thüringer Würstelbude eröffnet oder Ronny aus Lichtenfels, der versucht, in der Wildnis Kanadas eine Meefischli-Braterei zu etablieren und, wie dumm, ganz vergessen hat, dass es in Kanada gar keine Meefischli gibt.
Auch das Arbeitsamt oder wie sich dieses Format heutzutage nennt, schickt arbeitssuchende Personen inzwischen gerne ganz offiziell über die deutschen Grenzen, zur Zimmermädchenfront nach Österreich beispielsweise, wohin es jetzt auch Frau Holle verschlagen hat und das finde ich schon reichlich dreist. Die ösitanischen Werbestrategen haben unsere gute, alte, deutsche Frau Holle nämlich vor den Propagandakarren gespannt und werben mit dieser treulosen Tomate für die Schneesicherheit in ihren Kitzbüheler Alpen!

Nun ist es nicht so, dass ich Frau Holles Arbeit sonderlich schätzen würde; im Gegenteil, das weiße, nasse Zeug, das sie über die Lande zu verstreuen pflegt, brauche ich persönlich so dringend wie einen Pickel am Po. Altruistisch wie es meine Natur ist, denke ich aber an die vielen rotnasigen Kinder, die ihren Erzeugern einen Schlittenausflug in die deutschen Mittelgebirge, z.B. in die Rhön, aufnötigen. Wegen der Arbeitsverweigerweigerungshaltung, die Frau Holle hier fast dauerhaft an den Tag legt, rutschen die schneehungrigen Tagestouristen mit ihren karbonfaserverstärkten High-Tech-Lenkschlitten verzweifelt und deprimiert die immergrünen Hügel der Wasserkuppe hinab und frohlocken über jede vereinsamte Flocke, die sich aus dem grauen Himmel schält. Für die Gegend, in der ich wohne, hat Frau Holle sowieso keine Kapazitäten mehr und wirft im Zweifel nur ihre schmutziggraue, matschige Nachgeburt auf die Erde, während sie es in Österreich so dick treibt, dass mit etwas Glück auch der deutsche Teil der Alpen noch ein Stück vom kalten Kuchen abbekommt.

Dem deutschen Arbeitsamt ist hier offenbar ein böser Schnitzer unterlaufen, Frau Holle gehört nämlich originär nach Deutschland und ist keinesfalls entsendungsfähig, weshalb die Einstellung von Frau Piefke-Holle schnellstmöglich rückgängig zu machen ist, weil ihre Dienste in den deutschen Mittelgebirgen und hier speziell der Rhön, höchst dringend benötigt werden, hier liegt ein typischer Fall von Eigenbedarf vor, würde ich sagen. Zum Ausgleich könnten wir ja sofort einige Schneegeister, Glatteisgnome und Hagelhexen über die rot-weiße Grenze schicken, für die haben wir hier nämlich wirklich keine Verwendung.
Ich vermute allerdings, dass die mittleren Höhenzüge auch heuer wieder schneetechnisch mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, weil Frau Holle in Kitzbühel einen Saisonvertrag unterschrieben hat. Bestimmt wird sie in Österreich auch schlicht und ergreifend besser bezahlt. Jeder ist käuflich, sogar eine Frau Holle.

Euch einen trockenen Tag wünscht
moggadodde

Die Kammer des Schreckens

Diese Röntgenaufnahme meines Kopfes aus der familieneigenen Mikrowelle beweist es:

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Inmitten meiner Kommandozentrale hat sich ein voluminöses Vakuum gebildet, das das Verfassen eines auch nur halbwegs sinnvollen Postings augenblicklich zu einem schier unmöglichen Unterfangen macht.
Einstweilige Abstinenz und das Sammeln frischer Inputs sollten die Höhle in meinem Gehirn bald wieder auffüllen. „Watt mutt datt mutt“ sagt der Mediziner …
Ach, eines noch: Der alte und so negativ besetzte Begriff „Kurschatten“ hat ausgedient, zeitgemäß und unverfänglich nennt man das jetzt „Therapiebegleiter“.

Euch eine erfüllte Zeit wünscht
moggadodde