Konfusius Hecticus

Verschiedenen Umständen ist es zuzuschreiben, dass es weihnachtsgeschenketechnisch hier noch im Argen liegt.
Für die schwierigsten Besorgungen musste ich heute endlich mal in die Stadt, bewaffnet mit Bargeld, das ich mit der Karte des MamS von der Bank geholt hatte, leidlich guter Laune und einem Sack einer Socke voller Geschenkeideen. Weil die Sonne so schön strahlte und ich ein netter Mensch bin, nahm ich den Anhalter mit, der seinen unbehandschuhten Daumen in die klirrende Kälte streckte. Sowas mache ich manchmal, auch wenn der MamS mich für verrückt erklärt. Er würde nicht einmal ein Eichhörnchen mitnehmen, das am Straßenrand Purzelbäume schlägt und mit dem buschigen Schwanz um eine Mitfahrgelegenheit wedelt bettelt. Als wir so dahinfuhren und uns angeregt unterhielten, dachte ich gar nicht an mich und daran, was ein Fremder im Auto alles tun könnte, aber ich achtete aus dem Augenwinkel trotzdem auf die Hände des Mannes, ob sie nicht vielleicht hinter den Sitz fassen und die Tasche schnappen würden (das Gedankengut des MamS, alle Menschen seien erstmal schlecht, bis ihm jemand das Gegenteil beweist, hat mich offenbar mehr konditioniert, als ich möchte). Aber mein Begleiter war ein netter Kerl (ja, ich glaube nämlich, dass jeder Mensch erstmal gut ist, bis er mir das Gegenteil beweist!) und wir trennten uns erst auf dem Parkplatz in der Innenstadt.

Für den MamS hatte ich noch gar kein Geschenk. Zu seinen wöchentlichen Badminton-Matches nimmt er immer die gleiche, ausgelutschte, vergammelte und uralte Tasche, die er schon vor über 15 Jahren auf den Platz schleppte, zu Zeiten, als wir uns einbildeten, wir müssten unbedingt lernen, wie man zielgerichtet auf gelbe Filzkugeln eindrischt. Ich dachte also, es wäre eine gute Idee, das Ding mal auszumustern und stehe in der Sportabteilung an der Kasse, wo ich mit meiner (neuen) EC-Karte bezahlen will. Ich tippe den PIN in das Kästchen und das Ding sagt, er sei falsch. Ich tippe nochmal, höre, wie die Menschenschlange hinter mir schon mit den Hufen scharrt und die blöde Kuh, die da vorne mal wieder nicht mit der Karte bezahlen kann, zum Teufel wünscht, aber der PIN wird offenbar nicht richtiger. Natürlich werde ich jetzt nervös und wüsste nicht mal mehr meinen Geburtstag, wenn man mich fragen würde und habe die Tatsache, dass ich eigentlich genug Bargeld dabei habe, ebenfalls vollkommen vergessen. So ziehe ich die EC-Karte des MamS, deren PIN ich mir vom vorherigen Bankbesuch noch gemerkt habe und bezahle sein Geschenk von seinem Konto.

In der Papeterie reihe ich mich für zwei Geburtstagskarten in die 10-m-Schlange ein und bezahle bar und bei den Büchern stehe ich in der 5-m-Schlange, die trotzdem länger dauert, weil einige Kunden ihr blödes Buch auch noch verpackt haben wollen. Ich stehe und stehe und plötzlich fällt mir ein, dass ich vorhin am Parkplatz so intensiv mit dem Anhalter geplaudert habe, dass ich gar kein Ticket gelöst habe. Ich würde am liebsten der alten Schrapnelle die Bücher um die Ohren hauen, die sich über die ihrer Meinung nach nicht ansprechende Geschenkverpackung mokiert und schiebe die andere Besorgungen auf, um möglichst schnell zum Parkplatz zu kommen, wo ich mindestens einen Strafzettel erwarte oder vielleicht sogar gar nichts, weil mein Auto inzwischen schon abgeschleppt ist.
Gehetzt renne ich über Abkürzungen zurück, bemerke, dass sich mein Laufgeräusch irgendwie komisch anhört und stelle fest, dass ich mir auf den verfluchten Kopfsteinpflastern in der Pleich den Absatz abgerissen habe und der nur noch kraftlos am Stiefel hängt.

Das Auto steht noch da, oh Wunder, sogar ohne Strafzettel, und ich beeile mich jetzt trotzdem, weil ich mir nicht gemerkt habe, ob Hank heute oder morgen eher von der Schule heimkommt. Weil Dixie ihren mal wieder verbummelte, hat sie Hanks Schlüssel genommen, der womöglich mit seinem Kumpel, der Mittwochs immer mitkommt, schon frierend vor der Tür steht.
Daheim angekommen, schaue ich erstmal nach meiner PIN und versuche, mir eine Eselsbrücke zu bilden, was bis dato nicht gelungen ist. Danach klebe ich meinen ramponierten Absatz mit Sekundenkleber, weil ich die Schuhe für die Beerdigung morgen unbedingt brauche. Ich setze Nudelwasser auf und mir fällt ein, dass die Kinder heute doch erst um 13.00 Uhr Schulschluss haben.
Ich nehme das Nudelwasser wieder vom Herd, weil die Schwiegermutter mich telefonisch bittet, die kalifornische Cousine, die am Mittag in Frankfurt gelandet ist, vom Bahnhof abzuholen, .

Dem MamS habe ich die Tatsache, dass ich sein Geschenk von seinem Geld bezahlt habe, natürlich schon offenbart und ihm erklärt, dass ich den betreffenden Kontoauszug konfiszieren und ihm das Geld wieder gutschreiben werde. Er tat etwas entrüstet ob meiner Schusseligkeit, wozu er allerdings absolut keinen Grund hat, weil ich bereits seit drei Wochen weiß, was sein Geschenk für mich ist, weil er Kaufbelege und mails zum Erwerb allzu stümperhaft bis überhaupt nicht versteckt hat, was ich ihm aber bestimmt nicht aufs Näschen binden werde.

Später werde ich, wie bereits gestern schon, auf einer Geburtstagsfeier erwartet und gegessen habe ich auch noch nichts – noch nicht mal die Betten sind gemacht! Himmel, was für eine Hektik!

Euch einen ruhigen Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

7 commenti su “Konfusius Hecticus

  1. Was sagst man da?
    Richtig.

    Scheiß Weihnachten… 😉

  2. markus sagt:

    …und was sage ich dazu?
    typisch frau! herrlich, schatzi!!
    frohes fest dann noch…

  3. Mephisto sagt:

    Sorry … *lach*

    Tja, es gibt Tage, da sollte man lieber im Bett bleiben (möglichst nicht alleine, aber manchmal sogar das).

    Wird schon *g*

  4. moggadodde sagt:

    @ Rööö: Aber Freihaben ist doch schön, oder? 😀

    @ markus: Mein Kopf ist einfach nicht frei … man könnte jetzt sagen, ich bin gerade nicht besonders belastbar, aber das hat mit Frau nichts zu tun, Schatzi! Krieg‘ du mal wieder eine neue PIN!

    @ Mephisto: Im Bett bleiben … solange ich will … das Paradies! Diese Woche hat’s aber echt in sich. Drei (!) Geburtstage in der Bekanntschaft, eine Beerdigung, ein Konzert (beides morgen), eine Weihnachtsfeier … echt, ey. Ich will nimmer – doch, aufs Konzert will ich schon 😉

  5. socki sagt:

    Ich fühle mit Dir. Hier gehts ähnlich zu. Und wenn man dann auch noch für andere Leute mitdenken muß, bleibt halt mal was auf der Strecke.

  6. Mephisto sagt:

    Auf das Konzert würde ich vermutlich auch wollen 🙂

  7. moggadodde sagt:

    @ socki: Das „für andere mitdenken“ gelingt mir grade gar nicht gut. Ich bin froh, wenn ich mit meinem eigenen Kram rumkomme! Heute früh habe ich einen Einkaufswagen gekidnapped! Der richtige Besitzer rannte mir schon aufgeregt hinterher, als ich noch grübelte, warum da jetzt so viel in meinem Wagen war! Und bis ich meinen eigenen wieder gefunden habe! Hölle in Dosen, echt!

    @ Mephisto: Hätte dir sicher gefallen, das Konzert, bist ja auch ein Soulie … 😀

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