Funkstille

Toll, Dixie versteht sich ein bisschen besser mit ihrem Vater! Ist es nicht das, was ich mir sehr lange gewünscht habe? In der Rechnung nicht berücksichtigt ist allerdings, dass im Gegenzug sie und ich einmal mehr massiv auf Kriegsfuß stehen, auch wegen ihrer achselzuckenden Gleichgültigkeit, mit der sie mir verletzende Sätze wie giftige Pfeile in die Brust schießt. Wo andere Menschen ein Herz haben, wabert bei ihr momentan ein zäher Klumpen stinkenden Teers, der sich mit Worten, jedenfalls mit Worten von mir, nicht beseitigen lässt. Ich mag auch nicht mehr reden, davon abgesehen, denn es ist einfacher, mit einem einzelnen Haar eine Auster zu öffnen.
Vielleicht bin ich zu ungeduldig, zu wenig gelassen bei auftretenden Problemen, zu emotional, aber leider bin ich auch viel zu zart besaitet und kann mit ihrer momentanen Härte nicht umgehen, die morgen schon wieder einer vollkommenen Normalität ihrer Stimmung gewichen sein kann.

Alles normal? Hormonelles Karussell? Pubertät? Abnabelungsprozess? Mag alles sein und trotzdem frisst dieser Zustand an meinem Nervenkostüm und es ist so, als würde man tatenlos zuschauen müssen, wie ein Marder an einem Zündkabel nagt. Wenn er fertig ist, ist auch die beste Batterie nutzlos.

Euch einen umgänglichen Tag wünscht
moggadodde

Contact mit Dr. Heigel

Ein, zwei Stündchen Schlaf und ich bin wieder „uffm Damm“ wie der Franke sagt. Zwar ist der Pickel mitten auf der Nase immer noch da und die Haare sehen schlimmer aus als vorher (gibt es eigentlich eine Steigerungsform von „verheerend“?), aber wenn ich um die hiesigen Spiegel einen Bogen mache, ist es gar nicht so schlimm. Eine recht beachtliche Prise Nasenspray und zwei Gläser (aber nicht mehr!) Medizin nach Dr. Heigel und die Welt sieht schon wieder viel rosiger aus.
„Nicht schon wieder Fußball“ war der Tenor beim MamS und bei mir und so genossen wir heute eine Gabe von Georg.
Mein Klagelied die Physik betreffend hat der gute Georg nämlich kürzlich zum Anlass genommen, mir einen Film zu übersenden, von dem ich noch nie gehört hatte.

In „Contact“

Contact mit Dr. Heigel

spielt Jodie Foster eine Wissenschaftlerin, die verbissen nach der Existenz außerirdischen Lebens sucht und im Wega-System schließlich fündig wird. Die Hysterie innerhalb der Erdbevölkerung, das Geklüngel der großen Nationen um die Gunst der möglicherweise existenten Extraterrestrischen ist genauso glaubhaft und greifbar wie der Zweifel, den auch der Zuschauer die ganze Zeit über hegt. Er begleitet Ellie Arroway im Höhepunkt des Films während ihrer atemberaubenden Reise durch die Galaxis und ist Zeuge ihres Zusammentreffens mit einer unbekannten Lebensform. Natürlich hat sie nach ihrem Trip keinen Beweis in der Hand und natürlich wird ihr deshalb nicht geglaubt. Trotzdem erfährt der Zuschauer am Ende, dass sich ein Teil der Prüfungskommission (schön fies: James Woods) sehr wohl der Tatsache bewusst ist, dass die Aufnahmebänder während einer Länge von 18 Stunden aufgezeichnet haben und nicht nur wenige Sekunden, wie publiziert, Ellies Geschichte also wahr sein muss.
Der unüberbrückbare Widerspruch zwischen Verstand und Glauben, Wissenschaft und Religion, wahr und unwahr, sehr anschaulich und sehr spannend aufgeworfen und umgesetzt in „Contact“.
Hank durfte mitgucken und war höchst gebannt, ebenso wie der MamS, der Science Fiction-Inhalten sonst eher unverständig gegenüber steht.
Ich fand „Contact“ unterhaltsam und extrem spannend und danke dem lieben Georg nochmals für die schöne Ãœberraschung. Meine Physikkenntnisse haben sich zwar nur unwesentlich verbessert, aber das war ja auch nicht die Intention der Sache. Auch dank der Kurmaßnahme nach Dr. Heigel und Georgs „Contact“ kenne ich jetzt zumindest den Unterschied zwischen „Vernunft“ und „Glauben“: Es ist ganz sicher nicht vernünftig, mit Schnupfen Rotwein zu trinken, aber ich glaube, in meinem Fall hat es geholfen. Und wenn ich auch fremde Lebensformen entdecken will, muss ich nur bei Dixie unters Bett gucken. Da hab‘ ich dann sogar Beweise.

Euch eine weise Nacht wünscht
moggadodde

Bettruhe

Mein Blutdruck hat sich heute im Keller verschanzt. Bestimmt hat der Blödmann auch meine gute Laune dabei, die kann ich nämlich auch nirgends finden. Außerdem ist mir heute dauerkalt und ich habe einen fiesen Schnupfen. Wenigstens lenkt der dicke Pickel mitten auf dem Nasenrücken von dem Ding auf meinem Kopf ab, das sich auch mit viel Wohlwollen nicht „Frisur“ nennen kann.
Ich hau mich jetzt ein Weilchen aufs Ohr und hoffe, dass meine gute Laune, die Schnepfe, später wieder auftaucht.

Hasta la vista
moggadodde

Geistlos

Wahrscheinlich heißt der Teamgeist deshalb so, weil man einen Geist nicht allzu oft zu Gesicht bekommt. Gestern auf alle Fälle war das auf dem Platz alles andere als ein Team, kein Wunder, wenn man in Klagenfurt spielt, ist eine Wanderung durchs Jammertal doch wohl schon vorprogrammiert. Auch socki hat keine gute Erinnerung an den gestrigen Abend, wenn auch aus anderen Gründen.

Wir sahen das Spiel im Sportstudio, wo das Euphoriethermometer schnell in frostige Regionen fiel. Ganz plötzlich befanden sich lauter Experten im Raum, die dem Bundesjogi lauthals geistreiche Tipps zukommen ließen, was er denn besser machen sollte. Wäre die Besetzung des Sportstudios höchstselbst auf dem Platz gestanden, hätten sie die Gegner ganz lockerflockig in die kroatische Heimat gekickt, hätte man meinen können. So ergriff ich gleich nach dem Abpfiff gleich die Flucht, während ein Teil der Männer den Kummer über den grottigen Kick in geistreichen Getränken zu ersäufen suchte. Natürlich war das Spiel eher blamabel, aber vielleicht auch ein Schuss vor den Bug und die nötige Initialzündung für Montag und den Rest des Turniers.

Die Deutschen machen es halt einmal mehr spannend und ich bin eigentlich ganz zuversichtlich für das Schicksalsspiel gegen Österreich, denn so eine Blöße wie gestern wird sich die Nationalmannschaft nicht noch einmal geben. Und selbst wenn: Die Erde ist rund wie ein Ball und dreht sich auch dann weiter, wenn Wien nicht nur Wien sondern auch Cordoba sein sollte.

Euch einen magischen Abend wünscht
moggadodde

Abführmittel

Wenn ihr sehen wollt, wie ich wie die Madonna von Civitavecchia blutige Tränen weine, braucht ihr nur am Monatsende dabei zu sein, wenn ich meine Gehaltsabrechnung aus dem Umschlag hole.
Wer als Ehepartner in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis beschäftigt ist und, wie sehr häufig, wegen eklatanter Bezügedifferenz der verfluchten Anhängsel-Steuerklasse V zugeschrieben wird, kriegt stets an Ultimo einen feinen Schuss vor den Bug und bekommt mit der jährlichen Steuererklärung nochmals eine lange Nase vom Finanzamt gezeigt.
Nun verfügen wir leider nicht über Vermögen in Luxemburg oder Schleierkonten auf den Kanalinseln und haben dummerweise noch nicht einmal Schulden für dubiose Beteiligungen an Einkaufscentern in den neuen Ländern am Hals. Nix, nada, null, wir sind die Mutter aller statistisch relevanten 4-Personen-Haushalte mit einem Hauptverdienst, einem Teilzeitverdienst sowie zwei kostenintensiven Mitessern und ich frage mich nicht nur am Monatsletzten, wieso zur Hölle ich überhaupt zur Arbeit gehe.

In erziehungsintensiveren Zeiten, in denen ich einem Minijob nachgegangen bin, habe ich hübsch die Kohle kassiert, ein bisschen was zur Seite gelegt und das Finanzamt hat jährlich ein Sümmchen an Steuer wieder ausgespuckt, mit dem wir das eine oder andere Loch stopfen konnten. Seit ich wieder angemeldet arbeite, bedient sich der Frisskus nicht nur an meinen paar Teilzeitkröten über Gebühr und es ist auch nicht nur Essig mit Rückzahlung, sondern wir müssen darüber hinaus noch eine beschissene erkleckliche Nachzahlung leisten und werden ab sofort mit der Pflicht zu Vorauszahlungen belegt.
Steuerlich gesehen wären wir also ungleich besser bedient, wenn ich, anstatt zu arbeiten, das Horizontalsteuersparmodell praktizieren und mich 5 Tage die Woche auf der Couch räkeln würde. Dass die heutige Finanzamts-Post meine Motivation, überhaupt zur Arbeit zu gehen, auf den Gefrierpunkt bringt, muss ich nicht betonen.

Wenn ich nun höre, dass sich die Berliner Bande um eine Erhöhung des Kindergeldes streitet, käme mir die Galle hoch, wenn ich noch eine hätte. Anstatt sich um lumpige 10,00 € pro Kostenstelle Kind zu keilen, die in der Summe einen Betrag von 2 Mrd. Euro ausmacht und an den wirklich Bedürftigen wegen der Anrechnung auf die Hartz-IV-Leistung sowieso vorbeigeht, würde ich es dagegen viel mehr begrüßen, wenn endlich einmal eine auch nur ansatzweise Steuergerechtigkeit einziehen würde.

Wer die Mörderkohle verdient, während die manikürte Gattin daheim die Rosen bespricht und die Lacoste-Kinder zum Green chauffiert, bekommt den Steuervorteil in den Hintern geblasen profitiert von der geltenden Steuerregelung, während die Frau des Mittelschichtlers mit anschaffen geht (und meist auch gehen muss), um am Monatsende bitterlich auf ihren Teilzeit-Gehaltzettel zu heulen und schon mal was abzwackt, um die fällige Steuervorauszahlung zu bedienen.

In bin leider blutiger Laie was Steuerrecht angeht, aber mit meinen Steuergeldern finanziere ich Politiker und eine Armee von Spezialisten, die sich damit auskennen und dafür sorgen sollten, dass es gerecht zugeht. Die Idee der FDP, die Steuerklassen III und V abzuschaffen, um Anreize für die Aufnahme einer Berufstätigkeit der Ehe-Frauen zu bieten, hört sich erstmal nicht schlecht an, aber was die Gelben statt dessen aufs Tapet bringen, weiß ich nicht. Alles, was ich weiß ist, dass ich für das Engagement, die Familie mit meiner aushäusigen Arbeitsleistung finanziell zu unterstützen, mit dem heute erhaltenen Steuerbescheid einen kräftigen Schlag ins Genick bekomme. Aber wenigstens das weiß ich ganz genau.

Euch einen steuerfreien Abend wünscht
moggadodde