Koch doch!

„Birkenhähnchen? Igitt, ich will aber kein Holz essen!“, jammerte Hank und als er sah, was ich mit den Hähnchen veranstaltete, bekam er einen heftigen Lachkrampf.

Bei der Zubereitung eines ganzen Hendls hat mich schon immer genervt, dass es nur an der Oberseite knusprig wird, weil der Vogel mit dem Bauch in Fett und Saft badet. Zwar gibt es bei den einschlägigen Herstellern einen Hähnchenbräter, aber wenn ich alles kaufen würde, was ich nur dann und wann brauchen kann, müsste ich anbauen – und zwar nicht zu knapp.
Da kam der Tipp vom Kochgott Frater Aloisius wie gerufen: Für das „Beer Can Chicken“ braucht man nämlich nur eine ganz ordinäre Dose Bier, von der man sogar ein paar Schlucke naschen darf, bevor das nach eigenem Gusto gewürzte Tier auf die noch zu 2/3 gefüllte Dose gepflanzt wird, genauer, die beercan wird bis zum Anschlag im Hinterteil des Hühnchens versenkt.

chicken on a throne

Bei knapp 200 Grad bruzzelt das Hendl eine gute Stunde im Ofen, bis es rundherum knackig-kross und innen wunderbar saftig auf den Tisch kommen kann. So muss ein Hähnchen aussehen, wenn es mein Herz gewinnen will!

drunken chicken

Ich bin außerdem dem Tipp vom Mettsalat gefolgt und habe auch noch Knoblauchzehen, Rosmarinzweige und Kräuter der Provence ins Bier gegeben und stopfte dem Geflügel auch eine halbe Zwiebel in den Hals, damit der Bierdampf im Bauch bleibt und nicht durch die obere Öffnung verdampft, weshalb das so zugerichtete Tier auch „drunken chicken“ oder „chicken on a throne“ genannt wird.

Verbesserungswürdig ist allein noch das Procedere nach dem Garen. Die Dosen steckten, zumindest bei uns, ziemlich fest in den Vögeln und während der MamS die irrsinnig heißen und noch gut gefüllten Dosen festhielt, zerrte ich die Tiere herunter. Da ist die Gefahr, sich mit dem kochenden Bier zu verbrühen, ziemlich hoch, also aufgepasst!
Dazu gab’s Kreolischen Reis mit Kidney-Bohnen, Chili- und Paprikaschoten, Koriander und Limettensaft – auch die Herren des Hauses waren begeistert.

Absolut lecker und für Liebhaber eines wirklich knackig-krossen Hendls die ultimative Zubereitung – Beer Can Chicken gibt’s bei uns jetzt ganz sicher öfter!

Euch einen schmackhaften Abend wünscht
moggadodde

Yes, she can!

Sollte nach dem langen Tal der Tränen endlich ein klitzekleiner Anstieg in Sicht sein? Mit 27 von 30 Punkten und somit einer 1 hat Dixie die mündliche Englischabschlussprüfung hinter sich gebracht und mein sorgenschweres Mutterherz mit einer 2 in Französisch und einer 3 (!!) in der Mathe-Ex um ein paar Kilo erleichtert.
Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass sie sich aufgrund des grottigen suboptimalen Zwischenzeugnisses in Zeiten der Wirtschaftskrise bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle ganz hinten anstellen muss, gibt aber Anlass zur Hoffnung, sie doch noch in Lohn und Brot zu bringen, bevor sie ins heiratsfähige Alter kommt. Vielleicht hat jetzt endlich auch sie selbst den Ernst der Lage erkannt.
„Hoffnung ist wie Zucker im Tee. Auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles“, sagen auch die Chinesen und auch wenn ich Tee überhaupt nicht mag, diese Hoffnung, gepaart mit dem strahlenden und endlich seelenstreichelnden Wetter – hach, meine Laune steigt schneller als der Blutdruck von Podolski!

Euch einen zuversichtlichen Tag wünscht
moggadodde

Ausgeschlossen!

Spinat wird eisengehaltstechnisch ja bekanntlich gerne überbewertet. Trotzdem ist Spinat gesunder als z.B. eine Schachtel Zigaretten oder ein Pfund Fensterkitt.
Anders sieht die Sache aus, wenn zwischen Köchin und Spinat eine wegen Zugluft zugeknallte Haustür liegt. Wenn sich dieser Spinat in einem Topf befindet, der auf einem eingeschalteten Herd steht, könnte die Sache nicht nur ungesund, sondern sogar richtig brenzlig werden und genau das ist mir gestern passiert.

Wegen des Windes hatte ich alle Terrassentüren und Fenster verrammelt und mangels Ersatzschlüssel unter irgendeinem Blumentopf musste ich von außen hilflos durchs Küchenfenster beobachten, wie der Spinat auf der auf 6 von 10 Punkten befeuerten Platte lustig vor sich hin blubberte. Ich wusste, der Spinat war anfangs noch leicht gefroren, ich hatte also noch ein Zeitfenster von einer guten halben Stunde, bis ich um das Küchenmobiliar bangen und notfalls eine Scheibe einschlagen musste, was sicherlich billiger enden würde, als die Anforderung eines Schlüsseldienstes, der im Zweifel ohnehin erst ankäme, wenn die Hütte längst in hellen Flammen steht.
Beim Nachbarn telefonierte ich der Vermietung hinterher, die, wenn man sie denn wirklich braucht, natürlich nicht erreichbar ist.
„Du hast doch den Generalschlüssel“, bemerkte ein anderer, aufmerksamer Nachbar, was aber wenig hilfreich ist, wenn sich das Sesamöffnedich ebenfalls innerhalb dieser Wände befindet. Doldi, der!
Dixie hing mit ihrem Schlüssel natürlich auch unerreichbar in irgendeinem Park herum, Hank hatte ich eben schlüssellos zum Training gebracht und der MamS … der MamS!

Ewig dauerte es, bis der Muckibudentelefonist in den odorierenden Gängen den MamS auf irgendeinem Fitnessapparat fand, wo er derzeit seine bürolahm gewordenen Muskelgruppen aufbaut. Kalt wie eine Hundeschnauze on the rocks erklärte ich ihm die Lage in einem knappen Satz und trotzdem dauerte es noch eine weitere halbe Stunde, bis der MamS mit quietschenden Reifen vor dem Haus aufschlug. Das Wohnen auf dem Land hat eben nicht nur Vorteile.

Mittlerweile war das Abendessen eine untrennbare Verbindung mit dem Topfboden eingegangen, weshalb ich alles packte, dem Abfall anheim gab, ein paar Brote schmierte und kräftig lüftete, um den impertinenten Gestank nach Angebrannt zu vertreiben.

Also, Leute, lasst euch mein Erlebnis eine Lehre sein: Wenn nicht schon geschehen, deponiert für solche Fälle irgendwo einen gut versteckten Zweitschlüssel!

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde

Lizenz zum Verblöden

Mami möchte, statt dem Balg eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen, lieber mit ihrer Freundin entspannt eine Prosecco-Sause starten und Papi findet Vorlesen sowieso überflüssig weil absolut unmännlich?
Kein Aprilscherz sondern traurige Wahrheit ist, dass uninspirierte und desinteressierte Cappuccino-Mütter zukünftig den kleinkindlichen Nachwuchs nicht mehr selbst bespaßen müssen, sondern ihre fleischgewordenen Statussymbole einfach vor der Glotze dauerparken können, während sie sich in Ruhe der Maniküre widmen, den Innenarchitekten instruieren oder mit dem Briefträger poppen können.
Wem Tom und Jerry für das halbjährige Kind aber etwas zu unruhig sind, für den gibt es jetzt einen Sender mit altersgerechtem Baby-Entertainment.
BabyFirstTV, die erste Fernsehstation für Aufzieher, die sich keine Nanny leisten können, bietet dem lästigen Gelege gleich vielfältige Zerstreuung und es kann ja niemals zu früh sein, die Kurzen mit der bunten Medienvielfalt zu konfrontieren, schließlich sollen sie sich ja spätestens zur Einschulung so ziemlich abgenabelt haben und hinreichend mit ihrem Computer umgehen können, damit sie ihren Produzenten nicht länger auf den Sack gehen!

Es ist also Abend und das Früchtchen will nicht schlafen? Kein Problem: Die psychedelisch anmutende Sequenz „Sinfonie der Farben“ wird unterlegt mit üblem Esoterik-Geklimper und beschert dem Fratz gleich einen Vorgeschmack auf spätere Drogenerfahrungen! Schnell noch ein bisschen „Kaleidoskop“ hinterher, sicherheitshalber wird auch noch das animierte Gute-Nacht-Lied nachgeschoben und wenn das Balg dann immer noch nicht pennt, gibt es eben gleich mal eine Dosis Ritalin, da machen wir doch gar nicht lange rum!

Das erste Babyfernsehen ist wirklich eine vollkommen überflüssige Erfindung, ein Alibisender, der überforderten oder desinteressierten Eltern die ersehnte Absolution erteilt, schon die Kleinsten der Kleinen vor dem Plasmaschirm zu deponieren. Wir tun ja wirklich alles für die Entwicklung von Charlene-Jennifer! Wenn sie dann später feststellen, dass aus ihren Augäpfelchen kleine emotionsgestörte Passivposten mit Sprachproblemen und Aufmerksamkeitsdefiziten geworden sind, ist der Cappu kalt und das Kind in den Brunnen gefallen. Aber vielleicht merken sie das ja gar nicht.

Kinder, besonders und gerade kleine Kinder, bedeuten Arbeit, harte, anstrengende, unterbezahlte, jahrelange Arbeit im 3-Schicht-Betrieb, ohne Gefahrenzulage, doppelten Boden oder Umtauschrecht, die trotz aller Hindernisse mit Geduld, gesundem Menschenverstand und einer unendlichen Menge Hoffnung im Gepäck keine schlechten Erfolgsaussichten bietet und tatsächlich sogar manchmal mehr und manchmal weniger Spaß machen kann. Wer sich dessen nicht ganz bewusst ist, sollte sich das Babyprojekt lieber noch ein paar mal durch den Kopf gehen lassen und dann doch vier Wochen Wellness auf Bali buchen oder einen schicken Zweisitzer kaufen.
Vorlesen bis zur Vergasung, Bilderbücher durchackern bis zur Benommenheit und später „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ bis alle Farben durch sind und „Alle meine Entchen“ in Endlosschleife, das alles ist anstrengend aber im Kleinkindalter das A und verdammte O der Erziehung, weil Beschäftigung mit dem Kind stattfindet und sogar das bescheuerte „Hoppe-Hoppe-Reiter“ ist pädagogisch auf alle Fälle sinnvoller als das Einschalten dieses Baby-Abstumpf-Senders mit der Lizenz zum Verblöden.

Euch einen lieblichen Abend wünscht
moggadodde