Mein Englischlehrer hätte mir zu meiner Zeit sowas
mit Schmackes um die Ohren gehauen, nicht mal wegen der haarsträubenden ungewöhnlichen Übersetzung, sondern vielmehr wegen der nur mit einer gehörigen Portion gutem Willen lesbaren Hieroglyphen.
Vom weiblichen Geschlecht heißt es ja, dass es gerne ein ansprechendes Schriftbild an den Tag legt, während die Jungs zum größten Teil mit einer veritablen Sauklaue unterwegs sind und damit sogar das Papier beleidigen, auf dem sie das tun, was sie großzügig „schreiben“ nennen.
Dixie wurde von einem gestrengen Fräulein alter Schule ins Schreiben eingewiesen und legt auch deshalb ein ansehnliches Schriftbild an den Tag, damals wurde das sogar noch benotet. Hank hingegen genoss die ersten beiden Jahre bei einer eher laxen Lehrerin, die auf meine frühen Bedenken wahlweise mit „Das wird schon noch“, bzw. „So schlimm ist das nicht“ reagierte, was Hank natürlich als Lizenz zum Schmieren begriff. Noten gab’s auf die Schrift auch schon nicht mehr und damit nahm das schreibende Grauen Fahrt auf.
Weder Flehen, Drohen oder Nochmalschreibenlassen halfen und jetzt, in der 5. Klasse, kommt seine Schrift nicht individualistisch ausgeprägt, sondern als grobmotorisches Gemetzel daher. Krumm, schief und wie sturzbetrunken torkeln die Buchstaben über die Zeilen und wie er das „o“ schreibt! Als Schleife!
Möglich, dass ich da zu sehr old-fashioned bin: Kein Mensch schreibt mehr Briefe von eigener Hand, was ich unendlich schade finde und vielleicht deshalb etwas überreagiere. Aber gesetzt den Fall, ein globaler Stromkollaps killt Computer, Handy und elektrische Schreibmaschine und das Wohl und Wehe der Welt hängt von der Leserlichkeit der Handschrift der zukünftigen Weltenherrscher ab: Dann sehe ich ziemlich schwarz, weil keiner das Gekritzel lesen kann, weshalb die Besetzung der maßgeblichen Führungspositionen durch Frauen mit von Natur aus leserlicher Schrift mehr als eine Ãœberlegung wert sein sollte. Man stelle sich nur vor, einer dieser Weltenherrscher schriebe im Krisenfall „Don’t wash the red cotton too hot“ und meint die Vorhänge im Oval Office und der betreffende Befehlsempfänger liest „Don’t push the red button too hard“! und drückt extra sanft aber doch wirksam auf den Notstrom-Nuklearknopf! Nicht auszudenken!
Ich wette, Frau Merkel hat eine tolle Handschrift!
Als Lehrerin würde mich durch so eine Krakelei persönlich beleidigt fühlen, aber offenbar sehe ich das mal wieder zu engstirnig, wobei ich über Hanks „I’m to foot“ trotzdem fast in einen verzweifelten Lachkrampf verfiel.
Sowieso bin ich anscheinend nicht mehr up to date: Was früher „Kippeln“ hieß und mit Kopfnuss oder Ohrenziehen (Jungs) bzw. Ermahnung oder Strafarbeit (Mädels) geahndet wurde, heißt heute „dynamisches Sitzen“ und erhöht angeblich u.a. Konzentration und Aufmerksamkeit aber doch auch den Spielraum ehrgeiziger pushy-parents, gegen eine vom Lehrer deswegen ausgesprochene Bestrafung vorzugehen („Sören-Justin hat nicht gekippelt! Er hat sich konzentriert!“).
Leider hilft das Gewackel auf dem Schulstuhl aber nicht gegen so ein unleserliches Gekritzel. Das Kind ist im vorliegenden Fall wohl schon vom Stuhl in den Brunnen gefallen.
Euch einen druckreifen Abend wünscht
moggadodde
Begnadet gut geschrieben!
Das läßt mich schon dunkel erahnen, was mich/uns in ein paar Jahren erwartet, wenn für unsere Tochter die Schule losgeht.
Das mit dem „o“ als Schleife würde ich jetzt einfach mal als innovative Leistung eines wahren Querdenkers anerkennen. Da muss man echt erst mal drauf kommen, das so zu machen 😉
LG
Ein „wahrer Querdenker“ … Mirko, das ist Balsam auf meine geschundene Mutterseele! Eure Tochter ist, was Wunder, ein Mädchen, also braucht ihr euch zumindest schrifttechnisch nicht sonderlich zu sorgen. Voraussichtlich müsst ihr euch nur bei Mathe warm anziehen 😉
Och, ich weiß nicht, das ist doch eine für die 3. Klasse normale Schrift, oder?
Scherzkeks! 5. Klasse! D.h. er muss sich in 5 Jahren bewerben und
sein Servuseine Unterschrift daruntersetzen! So gesehen ist es gut, dass handschriftliche Lebensläufe out sind 😉… meinst du nicht, dass der Posten als Weltherrscher etwas mehr bedarf, als nur einer sauberen Handschrift? Wozu gibts Schreibmaschinen? Abgesehen davon ist der Job eh schon an einen jungen, charmanten Herren vergeben… also zumindest die Anwartschaft… oder anders: ich arbeite daran…
… an deiner Schrift? Vielleicht sollten wir bei Gelegenheit mal Schriftproben von dir sehen, ob du für ein Weltenherrscheramt grundsätzlich geeignet wärst. Nicht schlecht wäre auch ein vorzeigbarer Oberkörper, Putin und Obama haben ja auch schon ihre naggischen Brüste vor die Linse gehalten, einige gute Vorsätze und Ideen und rhetorisches Talent. Zumindest letzteres wüsste ich bei dir sicher vorhanden … deine Chancen auf dieses Amt sind also nicht ganz so schlecht 🙂
Außerdem warst du doch schon kurzzeitig der King of Meck-Pomm … Da konntest du doch Erfahrung sammeln!
Ach, mogga, Du hast einfach nicht genügend Schülerschriften gesehen. Glaub mir, es geht viel, viel schlimmer. Das hier kann man doch gut lesen.
*seufz* Ich weiß ja … und das Thema hatten wir ja auch schon, glaube ich. Die vierte Zeile musste ich jedenfalls bei ihm erst erfragen …
Was sagst du als jemand, der täglich mit solchen Schriftradikalen arbeitet? Wie ist das Verhältnis schönschreibender Mädchen zu Jungs mit Pfote?
Im Schnitt, nach dem, was ich so zu sehen bekomme, schreiben wohl immer noch die Mädchen sauberer. In meiner Sechsten (15 Jungen, 10 Mädchen) allerdings hat die sauberste Schrift ein Junge, gefolgt von 3-4 Mädchen, dann nochmal zwei Jungen. Alles andere fällt nach Mogga-Kriterien schon durch 😉
Meine „Große“ berichtet aus ihrer Zehnten auch, dass die beste Handschrift einem Jungen gehöre.
Die Mädchen neigen immer noch zu besonderen Verzierungen (Schleifen, Kuller, Herzchen), aber auch Jungen leisten sich die eine oder andere besondere Buchstabenform. Man könnte stundenlang…
Meiner Meinung nach wird der Unterschied zwischen „Mädchenschrift“ und „Jungenschrift“ mehr und mehr verwischen.
Du denkst, die gleichen sich an? Unisex-Schrift? Das ist gut möglich … Girl’s day – Mädchen als Malermeister, sie holen auf.
Gestern hat Hank mir eine wunderbare Deutscharbeit gezeigt. Leserlich. Einigermaßen gleichmäßig, möchte sagen eine Augenweide.
Er kann also, wenn es nicht so schnell gehen muss – aber wozu kann man sich heute schon Zeit lassen?
Unisex-Schrift ist gut…
Aber so meine ich das. Die Unterschiede nach Persönlichkeit bleiben, verstärken sich wahrscheinlich sogar. Eine Unterscheidung nach Geschlecht wird immer schwieriger und vielleicht nur noch Sache der Grafologen.
Schön, dass Hank bereit ist, sich diese Mühe zu machen. Das ist nicht bei allen ein Zeitproblem.
In Fächern, in denen er gut ist, schreibt er eindeutig besser. Das hat sicher auch was mit dem Kopf zu tun.
Du möchtest also eine Schriftprobe, sowie Halb-Akt-Fotos von mir sehen? Hast du ein Glück, das ich bereits beides auf meinem Blog veröffentlicht habe…
Schriftprobe vom 29.03.2006
Foto von mir vom 07.03.2007
hm… deine Kommentare mögen keine links?
http://philsphilos.de/2006/03/graphologie/
http://philsphilos.de/2007/03/wettschulden-sind-ehrenschulden-auch-oben-ohne/
Das is ja abgefahren … Sowas wie beim Casting zu DSDSP! Schriftprobe UND Oberkörperakt! Und ich scheue mich nicht zuzugeben, dass mir dein Brustbild besser gefällt als dein Schriftbild 🙂
… naja im Moment bin ich etwas besser in From als auf diesem 2 Jahre alten Bild 😉
Kistenschleppen … ich weiß 😉
Nicht nur… 😉
Sehr gut! Ich wurde heute schon wieder gefragt, ob ich abgenommen hätte, was in letzter Zeit dauernd passiert und ich mangels Waage gar nicht prüfen kann. Vielleicht liegt’s daran, dass ich meine letzte Jeans etwas größer gekauft habe. Alles eine Frage der optischen Täuschung 😀
dynamisches Sitzen. Ich lach mich weg;-)
Wunderbar geschrieben!
Mädchen sind nicht von Natur aus Schönschreiber. Meine Banknachbarn schimpfen immer, weil man bei mir so schlecht abschreiben kann. 😉
Jetzt kommst du und versaust mir meine Vorurteilswelt! Emilyemily … das muss ich mir dann erstmal anschauen. Du übertreibst bestimmt nur …
Ich untertreibe höchstens. 😉 Den Beweis liefere ich Dir gerne, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
„Dynamisches Sitzen“ ist ja wieder so was von herrlich. Trotzdem finde ich, dass du zu streng bist, was die Schreiberei betrifft.
Ich möchte als Jugendlicher nicht unbedingt dich als Lehrerin haben wollen. Obwohl – nachher, wenn man klüger ist, natürlich schon – aber in dem Moment, meine ich 🙂
Ganz ehrlich, ich wäre bestimmt auch keine gute Lehrerin, zu ungeduldig, zu streng und wahrscheinlich hätte ich dauernd o.g. pushy-parents an der Backe, die mir erzählen wollen, dass gerade ihr Ableger (sicher der größte Satansbraten der Klasse) das nächste German Wunderkind ist 😀
ich hatte so ’ne ähnliche klaue. musste damals mit 10 jahren das schreiben noch mal von vorne lernen. mein opa hatte mir das aufgebrummt. ich hab ihn dafür gehasst. heute bin ich dankbar. denke, meine schrift ist lesbar seit dem.
Du wurdest also umerzogen … ziemlich gut gelungen, die Arbeit von deinem Opa. Du hast nämlich wirklich eine angenehm lesbare Schrift!
liebe mogga, lass dir sagen, dass die klaue von sweetests 14einhalbjährigem sohn noch nen zacken schlimmer ist. die sieht aus wie die von hank. und – üblerweise, aber man merkt, wo er es herhat – die von seiner mutter auch. sweetest ist legastheniker, da gestehe ich eine weniger gleichmäßige handschrift zu.
aber die beiden jungs (der große ist 24!!) – da graust es mich jedesmal. und bei den englischübungen des kleinen auch.
aber das ist eine andere (traurige) geschichte.
viele grüße, viel erfolg und ein schönes wochenende!
mme. hü
Ach, Frau Hü., wie sagt man: „Unter jedem Dach ein Ach“ … Es soll ja Lehrer geben, die was sie nicht lesen können, auch nicht bepunkten. Vielleicht würde die Jungs das kurieren 😉
Wenn Denglisch ärgert, also die Ãœberflutung unserer Umgangssprache mit Anglizismen aller Art, was sagt ihr dann wohl dazu: „Alder, wo soll isch fahrn dem Benz, Alder?“
So lautet auf kanakisch die Frage eines Taxifahrers, wo es denn hingehen solle. Kanakisch ist ein Derivat der Jugendsprache, eine Art Dialekt, den in Deutschland junge Menschen bis Mitte zwanzig sprechen, offenbar unabhängig von Regionen und Nationalitäten. Kanakisch kommt mit rund 300 Wörtern aus, die Grammatik ist radikal reduziert.
Darauf müßte ich jetzt wohl „Normal, Alder!“ sagen. Sag‘ ich aber nicht. Ich sage Hey Tube…
Oh ja, das ist eine Entwicklung, die mir auch nicht gefällt. Die „Kanak Sprak“ wie das auch genannt wird, ist inzwischen ja auch für Hank ein beliebtes Stilmittel zur Auflockerung der Konversation mit seiner Mutter. „Mugg disch!“, z.B. wenn ich ihm im Weg stehe, oder „Isch mach disch Krankenhaus“, wenn ihm was nicht gefällt – selbstverständlich alles auf ironischer Basis und mit einem Lachen (seinerseits), während ich das nicht so witzig finde. Das sind Strömungen, denen man sich in diesem Alter vielleicht nicht entziehen kann. Hier auf dem friedlichen Land ist das aber noch nicht wirklich angekommen – worüber ich natürlich froh bin!