Oma in da house

Und dann war da noch meine Oma, die uns mit meiner Mutter und dem Brüderchen heute besuchte. Bis auf die Arthrose in den Knien ist sie vermutlich in besserer, körperlicher Verfassung als ich an manchen Tagen, was sie nicht daran hindert, unter herzzerreißendem Stöhnen ein ständiges „Ach, Maria hilf!“ zu seufzen. Nur in ihrem Oberstübchen herrscht noch mehr Unordnung, als in unserem Keller. Sie erkannte niemanden von uns als ihre Verwandtschaft, ordnete Brüderchen mir als Gatten zu, Dixie wurde zu Hanks Mutter und der MamS wurde von ihr hartnäckig gesiezt. Wenn jemand vom Tisch aufstand, um etwa kurz in der Küche einen Löffel oder etwas zu Trinken oder einen Zahnstocher zu holen, wurde er mit einem „Und wer ist das jetzt?“ bedacht, dann erklärten wir halt aufs Neue geduldig unsere familiären Verstrickungen und hofften im Stillen, dass unsere Nachfahren genauso geduldig mit uns wären, sollten wir je in einen solchen Zustand geistiger Verbreiiung geraten.

Der Kracher allerdings war, als sie sich an den MamS wandte und ihn mit „Na, wir beide müssten ja ungefähr der gleiche Jahrgang sein, gell?!“. Nun muss man wissen, dass meine Oma im nächsten März auf 90 Jahre zurückblickt. Ich meine, der MamS hat ja nun auch schon ein paar Lenze auf dem Buckel, aber trotzdem sieht er keinen Tag älter aus als, naja, sagen wir Mitte 40. Er klärte sie lachend über sein wahres Alter auf, trotzdem fragte sie ihn einige Zeit später, in welchem Jahr er denn geboren sei. „1919!“ antwortete er jetzt. „Ach, dann sind Sie ja zwei Jahre älter als ich!“, stellte sie fest, was zumindest rein rechnerisch nicht zu beanstanden war.

Als es ans Verabschieden ging, fiel ihr Blick auf mich. „Du bist aber rund geworden!“, rief sie aus. Natürlich weiß ich nicht, ob sie mich verwechselte. Oder ob sie auf meinen Vorher-Nachher-Zustand anspielte (es gab Lasagne, da kann ich mich nur schwer zurückhalten). Zumindest wusste ich aber, dass sie bezüglich des MamS ja auch kein sehr sicheres Auge bewiesen hatte.

Tief im Inneren ist mir ja klar, dass die Oma, was das angeht, nicht vollumfänglich verkehrt liegt. Aus vorweihnachtlichen Gründen habe ich schon Gewicht gemacht, in den letzten Wochen. Aber immerhin hat sie mich nicht auf 90 geschätzt. Das tröstet mich etwas. Aber nur etwas.

Eine gewichtige Nacht wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

4 commenti su “Oma in da house

  1. Birgit sagt:

    Klasse! Hab ich gelacht!:)))) Gut, eigentlich ist es ja immer nicht so lustig, wenn der Geist nicht mehr so mitmachen will….. aber irgendwie, wenn du das so beschreibst, isses ääächt lustiig:)
    ( Mittendrin hab ich mir gedacht – vielleicht tut sie ja nur so… – nein, natürlich nicht)
    Frohes Fest!:)))

    • moggadodde sagt:

      Birgit, es WAR lustig. Und traurig. So trauriglustig halt. Natürlich haben wir sie auch ein bisschen auf den Arm genommen („Und wer ist das jetzt? – Das ist die Köchin, die darf jetzt auch was essen!“)und da hatte ich dann schon den Eindruck, dass sie weiß, was Sache ist.
      Frohes Fest? Sehen wir uns Mittwoch nicht? Gehst du wieder mit der Bühne fremd? Mist!

  2. Birgit sagt:

    Und Mundharmonika kann sie auch noch spielen. Arg schön!:))
    Ja lustigtraurig.. das ist wohl die richtige Bezeichnung.
    Scheint aber so, dass es der Oma selbst recht gut geht dabei….

    ja, ich geh wieder auf der Bühne fremd.Muss ja:)
    Aber vielleicht krieg ich nen SpätAbsacker hin, und radl nach der Vorstellung mal bei Euch vorbei!:)

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