Dass sich Stefanie Heinzmann in reichlich ungelungener Manier an dem Metallica-Klassiker „The Unforgiven“ vergreift, ist wirklich unverzeihlich. Um diesen Glanzpunkt der derberen Tonkunst angemessen wiedergeben zu können, ist eine nachhaltig desperate Grundeinstellung oder vielleicht auch einfach eine gewisse Reife vonnöten. Das nicht mehr so neue Remake von Frau Heinzmann lässt beides schmerzlich vermissen, es fehlt die Tiefe, die Vehemenz, das Gefühl. So wie sie es darbietet, hört es sich an wie ein Hobbysänger-Beitrag bei der Weihnachtsfeier vom VHS-Töpferkurs. Ihre eigentlich recht gefällige Stimme ist bei weitem nicht dreckig genug und passt zu „The Unforgiven“ so wie Papa Razzi mit Ornat in die Herbertstraße. Diese Gedanken hatte ich heute früh, als ich das im Radio hörte, nicht ahnend, dass ich mich heute nochmal mit dem Thema „gut gemeint, schlecht gemacht“ befassen sollte.
Es gibt schon das eine oder andere nette Remake in der Musik, aber ich habe noch keine filmische Neuauflage vergangener Erfolge gesehen, die dem Original auch nur im entferntesten das Wasser reichen könnte (von „Birdcage“ mal wohlwollend abgesehen). Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an „Fog – Nebel des Grauens“ von anno tobak oder die erste „Nachtwache“, den dänischen Seatgrabber schlechthin (der später mit Ethan Hawke in „Freeze“ leider tüchtig verhunzt wurde). Himmel, hatte ich eine Schiss nach diesem Film!
Mir schwante deshalb nichts Gutes, als ich im Programmheft die Ankündigung von SAT.1 für „Zwei Weihnachtsmänner“ las, aber die Handlung erinnerte mich an einen Streifen aus meiner All-Time-Bestenliste in der Schenkelklopf-Kategorie: „Ein Ticket für Zwei“ mit dem fulminanten Duo Steve Martin/John Candy. In der deutschen Version sind immerhin Herbst/Pastewka am Start, das hätte vielleicht was werden können, also schaute ich rein und wurde bitterlich enttäuscht: Halbgare Scherzchen und lustloses Gespiele, nicht vorhandenes Tempo und dann noch zwei Teile von diesem Mist!
Ich liebe Herbst als Stromberg und mag Pastewka, wenn er die Welt bereist. Der Versuch, sich als Komikerduo auf eine Stufe mit den Koryphäen Martin/Candy aufschwingen zu wollen, ist jedenfalls gründlich in die Hose gegangen, auch wenn kein Geringerer als Tommy Jaud das Drehbuch geschrieben hat.
Warum, warum, WARUM zum Teufel meint man, sich erneut an bereits hervorragend inszenierten Stoffen vergreifen zu müssen? Ist es Überheblichkeit nach dem Motto „Was die können, können wir schon lange!“ oder ist die Triebfeder das Vertrauen in die grenzenlose Debilität des Publikums, das sich auch mit einem müden Abklatsch einer Erfolgsverfilmung zufriedengeben wird?
Ich jedenfalls habe nach einer Stunde Netto-Sehzeit vor lauter Fremdschämen nicht mehr zuschauen können. Und falls jemand von SAT.1 hier vorbeischaut: Produziert ein paar neue Dokus über Blumenbeete, Kellerentrümplungen oder schwangere Alkoholikerinnen und überlasst das Filmemachen einfach den Leuten, die sich damit auskennen!
Euch eine erfolgreiche Nacht wünscht
moggadodde