Memminger Mundraub

Gestern fiel mir beinahe das Lachen aus dem Gesicht, als ich folgende Meldung las:
Ein 57jähriger Zahnarzt aus Neu-Ulm hat offenbar mehrmals eine 35jährige Frau angemahnt, die ihm trotz Mahnung die fälligen 700 € Eigenanteil für die eingebrachten Prothesen nicht erstatten wollte.
Ende September soll nun der Dentist bei seiner säumigen Patientin vorstellig geworden sein. Als diese ahnungslos die Tür geöffnet hat, soll ihr der Oralklempner brachial in die oberen Backen gekniffen und mit der anderen Hand die im Mundraum eingebrachten, beiden Brücken entfernt haben. Sodann habe er sich wortlos mit seiner Beute vom Acker gemacht. Das mag zwar ungewöhnlich, aber nachvollziehbar sein. Solange das Gewerk nicht bezahlt ist, bleibt es im Eigentum des Handwerkers und das gilt schließlich für Feuchtrauminstallationen genauso wie für Zahnbrücken.
Auch Zahnärzte haben bestimmt kein unbeschwertes Leben mehr. Ständig haben sie die Krankenkassen wie die Hyänen im Nacken und die Patienten stecken ihr Geld lieber in den Strumpf als in die Paradontosevorsorge. Hätte ich den bloßen Mundraub also mit sehr viel gutem Willen noch als halbwegs viertelwegs legitim ansehen können, falls der Dottore kurz vor dem Ruin und mit ein paar Promille vor der Tür der Patientin aufgetaucht wäre, disqualifiziert sich der Dentist mit der hanebüchenen Behauptung selbst, nicht er nämlich, sondern ein Doppelgänger habe der Frau die künstlichen Beißer extrahiert.
Welcher wildfremde Kerl wohl hätte ein Interesse daran, in der Mundhöhle einer 35jährigen nach zwei unbezahlten Brücken zu fummeln?

Jeder kann mal Scheiße bauen. Aber wer nicht genug Eier in der Hose hat, zu dieser fragwürdigen Kapriole wie ein Mann zu stehen und statt dessen wie eine heulsusige Memme einen fiktiven Schattenmann ins Rennen schickt, gehört wirklich ordentlich verknackt, finde ich.

Euch eine bissfeste Nacht wünscht
moggadodde

Der englische Patient

Jahrelang war ich darauf konditioniert, im Rahmen meiner ohnehin bescheidenen Möglichkeiten Beistand in mathematischen Hausaufgabenstellungen zu geben. Seit ca. einem Jahr habe ich bei Dixie damit allerdings verschissen. Selbst mit ihrem eher suboptimalen Kenntnisstand hat sie mich wissensmäßig überflügelt.
Bei Hank stellt sich die Problematik anders dar. Er ist in Zahlendingen recht verständig und schreibt erstklassige, deutsche Aufsätze. Bei ihm hängt der Haken wohl eher in den Fremdsprachen, wobei er sich dauerhaft gottlob nur mit dem angelsächsischen Idiom auseinandersetzen muss.

Seit ein paar Tagen üben wir verstärkt für die Schulaufgabe am Freitag und heute war ich wieder ziemlich konsterniert. Hartnäckig verwechselt er noch immer „there“ und „their“, schreibt die „vier“ noch immer als „vour“. „Where“ ist bei ihm „wer“ und „who“ heißt für ihn „wo“. Überdies schreibt er, wenn er nicht aufpasst wie ein Fox, sämtliche Nomen groß. „It’s there Table“ – wer jemals so einen Satz auf Papier sehen musste, hat in die Hölle geschaut! It’s like milking mice!
Trotz aller aufkommenden Verzweiflung ist oberstes Gebot, nicht zur desperate housewife zu mutieren und schreiend zur fucking furie zu werden: Hank muss beim Lernen mit Glacéhandschuhen angefasst werden. Er ist eher der wachsweiche Lerntyp, der auch für kleinste Fortschritte gelobt werden muss, damit er nicht die Lust und den Glauben an sich selbst verliert. So ist „keep cool“ mein fortwährendes Mantra während dieser Übungseinheiten und ich ahne Böses, wenn ich an die kommenden Jahre denke, in denen er nicht mehr so einfach mit einem freundlich-verbissenen „Ey, come on, try it again!“ zu motivieren sein wird.
Jede popelige Italo-Karre hat heute einen Bluetooth-Anschluss, wenn nicht sogar USB! Sowas vermisse ich schmerzlich nicht nur in Kinderköpfen und ich finde, Eva Evolution hat da in den letzten Jahren den Trend tüchtig verpennt. Ganz unauffällig in einem hohlen Zahn untergebracht, könnte die Schnittstelle doch a goddamn Erleichterung für alle Beteiligten sein!

Ich befürchte allerdings, bis Mutti Natur, die träge Tussi, so etwas Einfaches auf die Reihe bringt, haben ich und meine Kindeskindeskinder bereits den bucket gekickt. So bleibt mir nichts anderes übrig, als in den sour apple zu beißen und meinem Sohniboy beim Erlernen der Weltsprache auf dem old fashioned way zu helfen, damit aus dem Englischen Patienten wenn schon kein Superman, so doch zumindest jemand wird, der sich einigermaßen verständigen kann, ohne dass sich sein Gesprächspartner vor Lachen auf die Schenkel klopft.
Der clevere Angelsachse sagt: „No pain, no gain“. Wenn man als Mutter für sowas Schmerzensgeld kriegen könnte, wäre ich auch finanziell eine ziemlich reiche Frau.

Eine beautiful night wünscht
moggadodde

Her Masters Voice

Ich freu mich wie ein Schnitzel! Ich bin gleich in München, wo der gottgleiche Mr. David Sedaris aus seinem brandneuheißesten Werk „Schöner wird’s nicht“ liest. Hach, bin ich aufgeregt! Leider bin ich nicht in echt in München sondern nur mit den Ohren, die Lesung im Literaturhaus München wird nämlich live und kostenlos im Internet übertragen.
Olli, liebstes Zuckerbrötchen, danke für diesen tollen Tip!

Euch einen bewegten Abend wünscht
moggadodde

Happy Slapping

Es ist Montag, am frühen Morgen, und irgendein Vollpfosten versucht bestimmt schon jetzt, euch den Tag zu versauen. Euer Parkplatz ist schon wieder von der Schnarchnase aus dem ersten Stock belegt, der Chef klebt euch mit irgendeinem beknackten Sonderauftrag an den Hacken, die Kollegen haben am Freitag den Kaffeefilter nicht aus der Maschine genommen und weil der Hausmeister die Heizung nicht zurückgedreht hat, wächst sich dort, wo sonst duftender Hochlandkaffee seine feuchte Heimat findet, ein inzwischen recht üppiger Schimmelpilz aus.
Verärgert? Lasst das nicht zu! Reagiert euch ab beim Backpfeifenbashing , das ich bei Herrn Lucky entdeckt habe.
Irgendeiner hat ein bisschen virtuelle Dresche an diesem Montag im November bestimmt verdient, also:
Haut nei!

Euch einen befriedigten Tag wünscht
moggadodde

Commedia dell‘ arte

Die Nachricht, dass Herr Obama inzwischen in die geheimsten Geheimnisse des amerikanischen Geheimdienstes eingeweiht wurde, hat mich gestern schon fasziniert. Wie darf man sich sowas vorstellen? Vor meinem geistigen Auge sah ich eine matrixoide Horde Agent Smiths mit dicken und mit „TOP SECRET“ beschrifteten Aktenordnern um einen riesigen, ovalen Eichentisch sitzen und dem neuen Präsi Bericht erstatten, während der arme Barack blass und blässer wird. Warum auf geheim zu haltendem Material auch noch der „top secret“-Stempel prangen muss, damit auch der unbegabteste Nachwuchs-007 weiß, wo er suchen muss, habe ich übrigens sowieso nie verstanden.
Auch die Zahlen über die Verteidigungsausgaben der USA unterliegen sicher höchster Geheimhaltung. Ganz exklusiv präsentiere ich euch den hiesigen

Verteidigungshaushalt, der in einem Fach des Küchenschranks Platz findet, gar nicht geheim und vor allem nicht so teuer ist.
Auf den ersten Blick sind das ziemlich viele Pillen, die die Unversehrtheit an Leib, Leben und Gesundheit gewährleisten sollen und genutzt haben sie auch nicht viel – etwas kränklich bin ich trotzdem noch.

Apropos blass und blässer: Vielleicht hatte Herr Berlusconi diese Woche bei Herrn Medvedjev ein bisschen zuviel am Wodka genippt, als er sich positiv gespannt über die künftige Zusammenarbeit mit Herrn Obama zeigte, weil dieser so jung, gutaussehend und sonnengebräunt (giovane, bello e abbronzato – ach, dieser Klang alleine!) daherkomme. Auch wenn Italien jetzt Kopf steht wegen dieses Satzes: Ich glaube gar nicht, dass Silvio Nazionale, selbst glühender Anhänger des Kunstsonnenkults, diese Äußerung rassistisch gemeint hat, es lässt sich halt nur schlecht ein Fettnapf aufspüren wenn man so bodennah unterwegs ist, wie er. Ganz sicher wollte er nur nett sein, so nett, wie es einem haarverpflanzten Pygmäen mit gesteigertem Geltungsbedürfnis halt möglich ist. Und dafür, dass kleine, eitle, kahle Männer mit gehandicaptem Äußeren und mickrigem Selbstwertgefühl oft verbal übers Ziel hinausschießen und das gar nicht böse meinen, ist unser Dirk Bach ja das beste Beispiel.
Herr Berlusconi wird jetzt jedenfalls den Barack Obama mal anrufen und ihm die ganze Sache erklären. Wenn Obama nur ein bisschen schlagfertig ist, wird er dem Silvio eine ganz fleckenfrei wirkende self-tanning-Lotion empfehlen.

Euch una notte meravigliosa wünscht
moggadodde