Arbeitskampf für Anfänger

Auf die Titelseite der heutigen Tageszeitung prangt ein großformatiges Foto, das einen ver.di-Aufkleber zeigt mit einer „Ja zum Streik“-Parole. Hank deutet vorhin darauf und verkündet großspurig, dass das doch ganz einfach wäre! Alle, die nicht zufrieden wären, gehörten entlassen und die eingestellt, die mit der angebotenen Entlohnung einverstanden sind. Meine Einwände, dass er sich schon noch umkucken werde, wenn er sein Nutella in grauer Zukunft einmal selbst verdienen müsse, quittierte er mit einem „Pfft!“, drehte mit dem Kumpel im Schlepp ab und hatte seine Bemerkung schon wieder vergessen.

Eben gab ich bekannt, dass er und sein Kollege sich was verdienen könnten, wenn sie das immer noch mitten in meinem Terrassen-Sichtfeld herumliegende Astwerk auf den großen Haufen Schnittgut auf die obere Wiese bringen würden. „Es gibt auch für jeden einen Euro!“ schiebe ich hinterher. „Nur!!!!!“ entrüstet sich Hank. Das sei aber ein großer Haufen und der Weg zwar nicht weit aber beschwerlich. Ein Euro pro Nase wäre ein bisschen wenig.
„Na dann,“ sage ich, „bemüht euch nicht. Ich frage mal den M. von gegenüber. Der macht das allein und dann muss ich den Euro nur einmal bezahlen.“
Jetzt sieht er seine Kohle davonschwimmen, lenkt ein und will den Job plötzlich doch. „Siehst du jetzt, dass ein Streik gar keine schlechte Sache ist, weil es immer jemanden gibt, der die Arbeit billiger machen würde?“ Er nickt und antwortet, dass er und sein Kumpel aber viel schneller seien und ob sie denn danach noch einen Pudding kriegen könnten. „Na dann, mal ran an die Arbeit!“ sage ich und mache schon mal zufrieden die Milch heiß.

Euch einen lehrreichen Tag wünscht
moggadodde

Nur keine Scham!

Den heutigen Abend würde ich gern unter das Motto „Was Sie nie zu fragen wagten aber eigentlich auch nie wissen wollten“, stellen. Sehr viele Leute wollten hören, was Frau Roche aus ihrem Buch vorzulesen hat und auch den mir bis dato persönlich unbekannten aber wie erwartet sympathischen Herrn Biffo machte ich in der ersten Reihe aus.
„Feuchtgebiete“ heißt das Buch und eine direkte Benennung von möglicherweise für manche Menschen heiklen Bereichen ist man von Frau Roche gewöhnt, ja setzt man fast voraus. Ich finde es herzerfrischend, wenn komisch und gerne auch deutlich-deftig über sexuell dominierte Themen gesprochen wird und die Autorin betonte in der nachfolgenden Fragerunde ja auch, dass ihr Werk eigentlich ein Sachbuch hätte werden sollen, ein Plädoyer für die Akzeptanz der eigenen Weiblichkeit mit allen Haaren, Gerüchen und Geschmäckern an jedweden, sich findenden Körperstellen. Weil sie aber nicht oberlehrerhaft erscheinen wollte, so ihre Aussage, verpackte sie die Überzeugungsarbeit in die fiktive Geschichte um ein armes Mädel in der proktologischen Abteilung eines Krankenhauses, das aufgrund einer Analfissur und ausgedehnter, blumenkohlförmig nach außen sich stülpender Hämorrhoiden in Behandlung begeben muss. Hört sich komisch an? Isses aber nicht!
Eine Geschichte wird nicht dadurch besser, wenn man auf einer Seite möglichst oft die Worte „triefende Muschi“ verwendet! Wie man als Frau in der Badewanne zielgerichtet mit dem Duschkopf masturbiert weiß nicht nur ich seit frühester Jugend und auch die als Überraschung für eine sich anbahnende Fickbekanntschaft gedachte, im Schritt zerschnittene Unterhose ist keine ganz brandneue Materie. Die Idee, angetrocknetes Sperma unter den Fingernägeln zu bunkern und bei Bedarf als Kaubonbon zu verspeisen, verdeutlicht zwar den Grundgedanken, mit sämtlichen Körpersäften und intravaginalen Drüsensekreten so alltäglich umzugehen wie mit Bionade und Milchreis. Nur zu! Wenn ich aber ein Junge wäre, würde ich mir trotz der schwanzharten Diktion des Buches lieber die BUNTE zum Wichsen auf die Knie legen und für ein als Mädchen mit Hang zum dirty talking ist die Ausdrucksweise einfach zu plump. Mädels lieben nämlich nicht nur ihre Muschi sondern auch eine Ausgewogenheit bzw. wenigstens einen Wechsel zwischen Hardcore und Romanze.

Ohne Zweifel ist Charlotte Roche eine Frau, mit der ich gerne einen Kaffee trinken gehen würde, sie ist reizend, apart im Umgang mit fragenden Zuhörern, bestimmt ein prima Kumpel und jemand, dem frau als Freundin ohne mit der Wimper zu zucken seine Vagina zeigt und fragt: „Du sag mal, gehört das da so?“
Vielleicht waren die Passagen zu kurz, aber wenn die Stücke, die Frau Roche aus ihren Feuchtgebieten zu Gehör brachte, repräsentativ sind für das ganze Werk (und das sind sie nach ihrer Aussage) handelt es sich um einen im Kern absolut lobenswerten aber nach meiner Meinung nicht sehr geglückten Versuch, den weiblichen und zeitgenössischen Oswalt Kolle für weibliche Teenager zu geben mit dem selbstverständlichen Tenor: Liebe deine Muschi wie dich selbst!

Euch eine befriedigende Nacht wünscht
moggadodde

Good Charlotte

Ganz spontan besuche ich heute mit dem Brüderchen das Auszüge-aus-ihrem-Roman-Vorlesen von Charlotte Roche. Das Wort „Lesung“ hört sich für meine Ohren immer ein bisschen nach Kirche, Predigt und andächtiger Ernsthaftigkeit an und das ist ja wirklich eine ganz andere Baustelle.

Euch einen heiteren Abend wünscht
moggadodde

Das ist der Wahrheit!

Ausnahmsweise hat Hank in der letzten Deutscharbeit mal eine einigermaßen leserliche Schrift gezeigt und irgendwie bin ich froh, dass er sich für seinen Vater als Objekt der Beschreibung entschieden hat und nicht für mich …

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Zwar meinte er vorhin wörtlich und mit roten Ohren, der letzte Satz wäre reinstes „Süßholzgeraspel“; trotzdem wird sich der MamS ziemlich gebauchpinselt fühlen und das hat man als Vater ja auch nicht so oft …

Euch einen schmeichelhaften Tag wünscht
moggadodde

Berührt

Als die Sirenen Alarm schlugen, wollte ich gerade schlafen gehen. Ein paar Minuten später hörte ich die Männer der freiwilligen Feuerwehr in ihren Autos zum Einsatz fahren und dachte an einen Unfall auf der nahen Autobahn.
Während ich mich aber in die Kissen kuschelte, ist bei einem Brand im 4 km entfernten Nachbarort ein kleines Mädchen gestorben. So nah …

Um wenigstens ein bisschen zu helfen, werde ich einen kleinen Obolus auf das von der Gemeinde eingerichtete Spendenkonto leisten und denke mal wieder über die Anschaffung von Rauchmeldern nach.

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde