Under pressure

Die Definition von Luxus kann ja durchaus unterschiedlich ausfallen: Fällt für manchen Teenager ein eigener Fernseher bereits unter die Luxus-Kategorie oder eine liberale Auslegung der Ausgehzeiten, betrachtet der eine oder andere Yuppie seinen bar bezahlten Lexus, seine B & O –Surroundanlage oder sein Ferienhaus in den Hügeln des Chianti als Luxus. Sehr wohl situierte Personen genießen den Luxus einer 20 m-Yacht oder eines Ausflugs zu einer Weltraumstation. Dass Luxus aber nicht immer von finanziellen Mitteln abhängt, weiß niemand besser als Eltern von halbwüchsigen Kindern. Während des Säuglingsalters lassen sich partnerschaftliche Zweisamkeit mit dem Amt der Elternschaft noch relativ gut vereinen, dank Babysitter resp. Großelterneinsatz lässt sich der eine oder andere freie Abend gewinnen und bei erfolgreich verlaufener Erziehungsarbeit bis dorthin stehen die späteren Stunden des Abends ohnehin zur freien Verfügung. Auch bei Kindern im Alter von Hank etwa, ist das noch kein wirkliches Problem, erstrecken sich Zubettgehzeiten in Schulzeiten doch nicht über 21.00 Uhr hinaus. Erst so mit 14, 15 Jahren beginnt die Zeit, da die Eltern nicht mehr Herr und Herrin des Abends sind. Intimsphäre ist nicht umsonst ein Fremdwort und wird plötzlich Luxus. Es wird nämlich, sagen wir mal, hm, schwierig, den ehelichen Pflichten dann nachzukommen, wenn die beteiligten Personen in günstiger Stimmung sind. Nun ist bei langgedienten Partnerschaften häufig gutes Beischlafwetter ohnehin nicht permanent abrufbar und von einigen, äußeren und inneren Komponenten abhängig, die allein schon einer erfolgreichen Mission entgegenstehen können. Die Schlagfrequenz wird geringer, der alte Clausthaler-Slogan, leicht modifiziert zu „nicht immer aber immer seltener“ wird zum running gag.
Gehen wir vom günstigen Fall aus und nehmen an, die beiden Haushaltsvorstände verspüren relativ kongruent ein Bedürfnis nach einem Zustand, der über Händchenhalten beim Abendprogramm hinausgeht. Ja, sagen wir einfach, die beiden wollen Sex. Jetzt. Sofort. Passiert eh’ zu selten. Eigentlich fast gar nicht mehr. Und jetzt wollen sie es. Beide. Gleichzeitig. Hemmungslos und ohne nachzudenken. Da gibt es nur ein klitzekleines Problem. Das Problem ist in diesem Fall 14 Jahre alt und noch wach. Das Problem hat ein Schlafbedürfnis, das meinem gleicht, weniger ist mehr lautet auch hier die Regel, und vor 23.00 Uhr ist an eine Lösung des Problems durch Eingreifen von Morpheus nicht zu denken. Der männliche Haushaltsvorstand wiederum vermag sein eigenes, erhöhtes Bedürfnis nach Schlaf nur eine gewisse Zeit zu unterdrücken, dann wird Eros, die Memme, von Morpheus’ Vater Hypnos in den Allerwertesten getreten, während der weibliche Haushaltsvorstand ihrer süßen Aphrodite konsterniert hinterher winkt. Lässt sich das Verlangen, die dumme Kuh, allerdings ums Verrecken nicht zügeln, steht man vor der schwierigen Aufgabe, eine günstige Location aufzutun. Das Badezimmer, einzig relativ unauffällig verschließbarer Raum, ist aus bereits aaO genannten Gründen nicht erste Wahl. An der Inkompatibilität von Kniescheiben und Schulterblättern mit Keramikfliesen ändert auch die Fußbodenheizung nicht viel, womit nur noch das in solchen Fällen präferierte Schlafzimmer bliebe, weich und warm und kuschelig zwar, allerdings von innen verschlossen höchst verdächtig und das Problem ist ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen und witterte sofort, was die Haushaltsvorstände darinnen tun. Bleibt also nur, aufs Tempo zu drücken, schnellschnell, ausziehen, aufsteigen, abs, äh, fertig werden immer auf der Hut und mit einem Ohr an der Tür, um bei unvermutetem Auftauchen des Problems eine möglichst unverfängliche Position einzunehmen, denn, sind wir doch mal ehrlich, gibt es Peinlicheres, als die eigenen Eltern beim Sex zu erwischen? Oder könnt ihr euch vorstellen, dass eure Eltern Sex hatten? Ich konnte das nie, obwohl ich weiß, dass es mehrmals passiert sein muss, sonst wären ich und mein Bruder ja nicht auf Erden. Aber ich weiß aus Gesprächen mit Leuten in meinem Alter, dass sich das niemand vorstellen wollte oder konnte. Haben Eltern aus Sicht der Kinder geschlechtslos oder gar asexuell zu sein, sobald sie Eltern sind? Ich bin nicht sicher, ob ihr meine wirren Ausführungen nachvollziehen könnt aber über eines bin ich mir jetzt klar:

Ja, es gibt etwas Peinlicheres, als seine Eltern beim Sex zu erwischen. Nämlich von seinen Kindern beim Sex erwischt zu werden und nach meiner Meinung sind Erfinder des „Quickie“ Eltern halbwüchsiger Kinder. Garantiert.

Euch einen druckfreien Tag wünscht
moggadodde

Zwischen Buntwäsche und Juristerei

Unspektakulär war der Sonntag, um nicht zu sagen stinkfaul waren wir gestern. Die höchste Anstrengung die mir abverlangt wurde, beschränkte sich auf das Ansehen des deutschen Handballspiels und das Einschieben des sonntäglichen Spießbratens in den vorgeheizten Backofen. Damit ist es heute vorbei. Der Bügelberg wächst sich zum familiären Katastrophenfall aus und ein Einsatz meinerseits ist heute nicht mehr aufzuschieben. Außerdem hat Dixie mal wieder Post von ihrem Bonner Mahnanwalt erhalten, bei dessen Mandanten sie sich im letzten August, angelockt durch Werbung auf einer Seite mit Songtexten, zur Anforderung eines Tests zur „Lebenserwartung“ hinreißen ließ. Ich weiß weder, wie hoch ihr IQ laut dem letzten Test im Juli ausgefallen ist, noch wie sich ihre Lebenserwartung gestaltet. Aber besonders letztere dürfte im Wiederholungsfall nicht allzu hoch ausfallen. Dixie beteuerte allerdings, dies sei die letzte, derartige Aktion gewesen.
Jetzt werde ich dem Abmahnfuzzi also schnell das noch gespeicherte Briefchen vom letzten Jahr zukommen lassen und dann, dann werde ich mich ans Eisen schwingen und bin, wenn ich mir den Berg so ansehe, vor heute Abend nicht mehr ansprechbar, fürchte ich …
Jetzt aber erstmal diesen hier,

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damit auch mein Koffeinhaushalt in Ordnung kommt.

Euch einen glatten Tag wünscht
moggadodde

Bye bye, Balboa!

Eine Ära geht blutend zu Ende: Der italienische Hengst geht zum letzten Mal auf die Schlachtbank in den Boxring und wir haben als Teil des Vorpremierenpublikums „Rocky Balboa“ knapp eine Woche vor offiziellem Filmstart genossen gesehen. Aus Angst vor heimlichen Mitschnitten wurden wir vor Einlass strengstens kontrolliert. Meine (immer) mitgeführte Kamera sowie meine Funkgurke musste ich einschließen lassen und während der gesamten Vorstellung standen mehrere, finster aussehende Securityschränke im Saal verteilt und beobachteten das Publikum (das sich zumeist in einem Alter befand, dass es beim Start von „Rocky III“ noch mit der Trompete um den Christbaum gekugelt ist), damit auch sicher niemand ein hineingeschmuggeltes Aufnahmegerät benutzte.
Ausgestattet mit Plastikarmbändern,

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die uns als wahlberechtigt auswiesen, mussten wir vor Beginn des Filmes allerdings noch ein „Nummerngirl“ küren. Mehrere Damen hatten sich beim örtlichen Radiosender beworben, und nun stelzten 6 hübsche Mädchen durch den Saal, leicht bekleidet und mit Nummerntafeln in der Hand und mussten sich den idiotischen Fragen genau des Moderators stellen, den ich in diesem Beruf als Gottes Strafe für absolute Fehlbesetzung ansehe. Gewonnen hat übrigens die Bewerberin erste Reihe rechts, ziemlich maulfaul zwar, aber darauf kommt es beim Gewinn (Fahrt zum bundesweiten Ausscheid und im dortigen Gewinnfall Fotoshooting mit irgendeinem Käseblatt) ja auch nicht an. „Dankeschön für alle, die mich gewählt haben“, so ihr formvollendetes Schlusswort. Meine Favoritin, 2. Reihe rechts, landete auf dem 3. Platz.

Ach, der Film, ja, naja, was soll ich sagen. Herr Stallone sah aus, wie man mit 60 Jahren mit extrem viel Muskelmasse halt nun einmal aussieht und ich rechne ihm hoch an, dass er nichts geschönt hat. Weder die unansehnlichen, hervorquellenden Blutgefäße noch die Unebenheiten am Musculus pectoralis major (ich wusste bisher nicht, dass es Orangenhaut auch auf den männlichen Brustmuskeln gibt) wurden retuschiert. Sehr dialoglastig verliefen die ersten beiden Drittel, aber ich fand Rocky recht sympathisch dargestellt, natürlich mit der erwarteten Extraportion Schmalz und rockyesken Geographieverirrungen („Jamaica, hm, das liegt in Europa“). Aber Stallone verkörpert einen Rocky, der immer noch das Herz auf der Zunge und auch sonst am rechten Fleck hat, inkl. der Entdeckung der zweiten Liebe nach der dahingeschiedenen Adriane. Das letzte Drittel des Films wird von dem unsäglich harten Training (natürlich auch in Paulies Schlachterei!) sowie vom finalen Kampf selbst dominiert und hier trat im Kino dann die juvenile Fraktion auf den Plan, die die vollkommen überzogenen und unrealistischen Übungseinheiten mit Zwischenapplaus bedachte! Als Rocky tatsächlich gegen den desillusionierten, mehrmaligen Weltmeister-Jungspund im Ring steht, wird er selbstredend ziemlich verprügelt, aber er hält die Distanz über 12 Runden, weil sich sein Kontrahent an Rockys Hüfte die Hand bricht und weil er zwischendrin an Adrian und Apollo Creed und an seinen Sohn denkt und so verliert er nur knapp nach Punkten.

Im Grunde war er ganz nett, der Abgesang auf Rocky Balboa. Er komplettiert die Geschichte und lässt die Zuseher im Bewusstsein zurück, dass Rocky im Frieden mit sich selbst und seinem Sohn dereinst in die kalte Gruft neben Adriane zum Liegen kommt. Aber das ist auch schon alles, was an Positivem zum letzten Auftritt vom „Italian Stallion“ zu sagen ist.

Euch eine haferstechende Nacht wünscht
moggadodde

Groggy, Roggy?

Für eine Strecke, für die ich sonst einfach 45 Minuten brauche, habe ich ohne Schnee oder Sturm, lediglich wegen eines Staus auf der gottverdammten A 3 fast 2 Stunden gebraucht! Dixie verbringt nämlich dieses Wochenende bei der SchwieMu und besucht morgen mit Omi und ihrem Cousin das Deutsche Museum in München. Zurückerwartet wird sie erst im Lauf des Sonntags. Ihr wisst, was das bedeutet: Zero Streit und wunderbare Ruhe. Naja. Ruhe ist ja auch relativ. Hank hat nämlich Nirvana entdeckt, während Dixie inzwischen bei Abba und Bruce Springsteen angekommen ist.
Apropos alt: Der MamS hat heute zwei Kinokarten gewonnen und deshalb werden wir morgen Abend Herrn Stallone im finalen Teil seiner Boxersaga anschauen. In einem Trailer habe ich ihn heute erstmals selbst sprechen hören können und muss gestehen, seine Stimme klingt rattenscharf ziemlich sexy. Gut, er nuschelt im Original genauso verwaschen wie mit der deutschen Synchronstimme und ist ziemlich schlecht verständlich, aber hey, lasst ihr euch mal über die Dauer von fast 30 Jahren immer wieder die Futterluke polieren, da ist die prononcierten Artikulation aber so was von gegessen! Außerdem ist die Aussage des Films auch ohne Worte klar: Alte Menschen sollen sich nicht abschreiben. Der Wille ist das einzige Instrument des Erfolgs! Mit kompetenter und schlagkräftiger Unterstützung gelingt es sogar einem abgehalfterten, verwitweten Faustkämpfer (ja, Adriane, „die Tugend herself“ ist inzwischen dem Krebs erlegen) wie dem fast 120jährigen Rocky Balboa, sich aus dem Ohrensessel in den Boxring zurückzuschlagen, wo er auf den zwei Generationen jüngeren, amtierenden Weltmeister trifft. Dummerweise habe ich, Frau Neugier, gelesen, wie „Rocky Balboa“ ausgeht. Aber ich habe in den Trailern auch den immer noch recht ansehnlichen Modellkörper von Herrn Stallone gesehen und diesen muss ich aus Recherchezwecken doch einer genaueren Okularinspektion unterziehen. Ich hoffe für Herrn Stallone aber nicht, dass er bei den deutlich ausgeformten Sixpacks operativ nachhelfen lassen musste. Ich habe schon manch grausige Fotos aus tschechischen Kliniken gesehen, wo man den Herren sechs unförmige Silikonbriketts in die Bäuche pflanzt, um ein perfekt modelliertes Abdomen zu simulieren. Außerdem finde ich diese unrealistischen Underdog-Stories manchmal wirklich unterhaltsam, voll von tranigem Pathos und verwegener Passion und am Ende ist es vollkommen schnuppe, ob Rocky durchhält oder nicht. Er ist immer der Held, der Gewinner, selbst wenn der Gewinn sich auf Erfahrung, Augenbrauencuts und aufgeplatzte Lippen beschränkt. Hoffentlich hat er im sechsten Teil endlich, endlich gelernt, wie man eine Deckung hält! Trotzdem freue ich mich auf morgen, schließlich hat mich Herr Balboa seit meiner Jugend begleitet …„It ain’t over until it’s over“, sagt Rocky. Diesem allumfassenden universellen nichts sagenden Gemeinplatz höchst philosophischen Extrakt ist wohl nichts hinzuzufügen.

Euch einen verletzungsfreien Abend wünscht
moggadodde

Stegreifstock

Die gute barbara hat ausgeholt und einen Ast von Spanien bis hierher geschmissen. Ich hab‘ zwar den Sinn nicht ganz durchblickt, muss ich zugeben, soweit ich es verstanden habe, soll ich ein Wort erklären. Relativ trainiert im Umgang mit fremdem Vokabular schüttle ich, wie gefordert, meine unbestritten zutreffende Erklärung aus dem Stegreif aus dem Ärmel:

Unter Inkubationszeit versteht man in der bacchanalischen Wissenschaft die Zeitspanne, die der durchschnittlich geübte Trinker benötigt,
um ohne Unterbrechung und ohne sich zu erbrechen,
zehn 0,4 l-Gläser Cuba Libre zu leeren.

Ich werfe grundsätzlich nicht mit Zweigen, Stöcken und Ästen. Deshalb bleibt das Ding hier.

Euch einen sicheren Abend wünscht
moggadodde