Haarscharf vorbei

Ist es nicht grundsätzlich ersteinmal schön, wenn sich zwei Fremde auf einer Straße begegnen, sich beide nur ein kleinwenig von der üblichen, eingefahrenen, langweiligen Route entfernen, sich finden, sich leidenschaftlich ineinander verkeilen, sich umarmen, so stark und kraftvoll, dass aus dieser Begegnung beide nicht ohne Deformationen hervorgehen, sich atemlos zurücklassen mit Blasen im Kopf und Schmetterlingen im Bauch?

Ins Gegenteil verkehrt sich dieser romantische Sachverhalt allerdings, wenn es sich um zwei Teilnehmer am öffentlichen Straßenverkehr handelt und passierte mir eben, als ich die Linkskurve etwas zu weit links nahm und der entgegenkommende Linienbus seinerseits auch seine Rechtskurve etwas zu weit links beschrieb. Es fehlten die sprichwörtlichen Millimeter und unsere Fahrzeuge hätten sich berührt. Schmetterlinge im Bauch hatte ich nach dieser Beinahe-Kollision zuhauf. Gut, dass ich für alle Fälle immer einen Gummi dabei habe. Mein Kleinjapaner verfügt nämlich über einen Airbag.
Und nur um Missverständnissen vorzubeugen, ich kann auch Einparken, ja das kann ich wirklich gut, beinahe so gut wie diese Dame …

Euch einen unfallfreien Tag wünscht
moggadodde

Der Autokrat(z) – Schöne Grüße von der Leber!

Nur gut, dass ich keine Zimtplätzchen mag! Ähnlich wie die Horromeldungen über Acrylamid in Pommes Frites vor einiger Zeit geistert passend zur Vorweihnachtszeit eine neue Gesundheitswarnung durch die Gazetten: Findige Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Zimtplätzchen und Lebkuchen, im Übermaß genossen, Ursache für Leberschäden sein können. Nun hat das Bundesinstitut für Risikobewertung („BfR“, die Existenz einer derartigen Behörde war auch mir unbekannt) Richtwerte für den unbesorgten Verzehr der zimtigen Leckereien herausgegeben. Der Bösewicht in diesem neuen Fall heißt „Cumarin“, ist vornehmlich in aus China stammendem „Cassia-Zimt“ enthalten, der direkt aus der Borke des Baumes gewonnen wird, während der ungefährliche „Ceylon-Zimt“ aus einer dünnen Innenschicht der Rinde des Ceylon-Zimtbaums gewonnen wird, teurer ist und deshalb in der industriellen Fertigung von Zimtgebäck kaum oder nicht vorkommt.

Laut BfR gelten folgende Mengen als ungefährlich:

Für Erwachsene pro Tag bis zu 8 Zimtsterne, bzw. 2 Lebkuchen
Für Kinder pro Tag bis zu 4 Zimtsterne bzw. 1 Lebkuchen

Als Alternative wird der eigenhändige Griff zum Nudelholz genannt, damit die besorgte Bäckerin ihre Zimtsterne mit aus der Apotheke bezogenem Ceylon-Zimt zaubern kann.

Wie bei der Acrylamid-Manie, als besorgte Mamis ihrem Nachwuchs panisch die Chipstüte aus den kleinen Händen rissen oder den weinenden Quälgeistern die Pommes versagten, aber nicht wegen des gigantischen Fettgehalts sondern des bösen, bösen Acrylamids wegen, wird nun der vorweihnachtliche Gebäckteller auf schädlichen Zimt inspiziert und Jaqueline oder Gavin bekommen nach der Tagesration von zwei Lebkuchen nicht einmal mehr einen Dominostein, selbst wenn sie noch so zetern und auch vor dem gefräßigen Gatten werden die gefährlichen Leckereien im Sideboard versteckt. Zur leberschädigenden Wirkung von Kinderpunsch, Glühwein und Weihnachtsbier hat das BfR allerdings nichts verlauten lassen. Vielleicht hat hier die Alkohollobby ein Wörtchen mitgeredet …

Der MamS hat übrigens auch einen Leberschaden. Allerdings nur in übertragenem Sinn, denn seit unserem gestrigen Abendessen juckt es ihn. Angefangen hat es in den Achselhöhlen, der Juckreiz breitete sich über die Handgelenke in die Leistengegend und bis an die Fußknöchel aus und angeschuldigt werden hier die gestern verzehrten Leberknödel aus der Metzgerei unseres Vertrauens, kindskopfgroß und äußerst schmackhaft in einer guten Suppe. Der böse Juckreiz scheint offenbar eine allergische Reaktion hierauf zu sein und verhinderte die Aufnahme der Arbeit heute früh, so dass der MamS mir hier nun kratzend auf die Ketten geht Gesellschaft leistet.

Irgendwie juckt es mich jetzt auch, offenbar auch eine allergische Reaktion, aber ich denke, hevorgerufen in diesem Fall durch die unerwartete Beeinträchtigung meines gewohnten Montagmorgen-Rhythmus …

Euch einen Tag ohne Juckreiz wünscht
moggadodde

Die Rückkehr der Dinosaurier

Ein wunderbarer Abend liegt hinter uns, wieder einmal bei C. und ihrem Oldscool-Rocker J. verbracht, der trotz seiner fortgeschrittenen Lenze anfangs unsere Ohren mit Linkin Park malträtierte, bis er sich nach Veto unsererseits auf alte Hörtugenden besann. Ungeachtet der um Schlaf ringenden Eltern/Schwiegereltern im ersten Stock wurde die sprichwörtliche Sau aus dem Stall gelassen und die Wände bebten dank der Fa. Bose und den guten, alten 70ern und 80ern. Ich weiß, ich bin nicht mehr taufrisch jungfräulich die Allerjüngste, das muss mir wirklich niemand sagen. Aber zu Marc Bolan, T.Rex und diesem Song bin ich nicht zu halten …

Der Brüller des Abends: C. mit „Slade kenn‘ ich. Sacht mir aber jetzt grad nix …“

Moinmoin
moggadodde

2 : 1 für Freundlichkeit

Nochmals Einkaufs-Ochsentour, diesmal in die Innenstadt, diesmal für den MamS.
Es bestand eine einfache Zielvorgabe: Er wünschte ein Polohemd, schwarz oder anthrazitfarbig mit Reißverschluss statt Knöpfen und ohne Brusttasche. In einer Stadt, die mit jeder erdenklichen, möglichen und unmöglichen Klamottenkette aufwarten kann meint man, sei dies ein Klacks und in einer halben Stunde über die Bühne. Weit gefehlt. Zuerst führte unser Weg in das Haus mit dem schon sehr fragwürdigen Slogan „… ich freu mich drauf!“ den ich hier nicht unterschreiben kann. In der Herrenabteilung, vollgestopft mit Bekleidung, wollten wir nicht wertvolle Zeit verlieren und hielten nach Bedienungspersonal Ausschau. Ich erblickte eine junge Dame, fragte, wo wir das Gesuchte finden könnten und sie hob ihren Arm wie die Assistentin eines Zauberkünstlers und beschrieb damit einen Halbkreis, der die halbe Etage abdeckte, was bedeuten sollte, dass wir „da drüben“ fündig würden. Da drüben fanden wir aber nur deprimierend hässliche, dicke Pullover und grauenvolle Sweatshirts, bis ich mir einen Jungspund krallte, der aus dem Auszug kam und ein lustiges, kleines Button am Hemd trug, das ihn als Mitarbeiter des Hauses auswies. Ich erklärte ihm unser Begehr und, natürlich, war er nicht aus der Abteilung, kenne sich deshalb nicht aus und versprach aber freundlich, jemanden für unsere Anfrage herbeizuholen. Er ging schnurstracks zu einem Verkäufer, der schon in dieser Abteilung seinen Dienst versah, als ich noch mit der Trompete um den Christbaum rannte, er ist ein Dinosaurier, ein Fossil und er hat sich in den vielen Jahren kaum verändert. Gewachsen ist er auch nicht und freundlich schauen kann er auch noch immer nicht. Für ihn scheint jeder Kunde ein lästiges Insekt zu sein und er fühlt sich als der einzig sachkundige Schädlingsbekämpfer des Hauses. Der Kammerjäger hing gerade irgendwelche schrecklichen Jacken an einen Ständer und muffelte den Jungspund an, dass er die Kollegin da hinten holen solle. Zwischen zwei Regalen kauerte eine bebrillte Dame, die ihr offenbar gefährliches Glotzofon an die Kette legen muss (ich finde Brillenketten höchst affig, wusstet ihr das?) und auch dieser erklärte der Jungspund die Sachlage. Sie unterbrach ihre Tätigkeit und kam mit einem, nichts gutes verheißenden Blick auf uns zu. „Schon wieder dieses lausige Gesocks von Kundschaft“, schien sie zu denken. „Die vermasseln mir bestimmt wieder die Kaffeepause und der Alte schaut auch schon wieder so komisch.“ Ob sie genau das dachte, weiß ich natürlich nicht, aber ihrem Blick entnahm ich etwas Feindseliges. Ich hob also erneut an, blabla Polohemd blabla Zipverschluss blabla, bloß keine Brusttasche blablabla … Ich hatte kaum meinen Satz beendet, sah ich, wie sich ein verstohlenes Lächeln in ihr Gesicht schlich und sie antwortete: „Neee, also so was hamwirhiernich.“ Sie merkte wohl, dass ich mich mit dieser etwas zu schnell dahergerotzten Antwort nicht recht zufrieden geben wollte und erklärte, mehr pro forma, „da hinten“ nochmals nachsehen zu wollen und steuerte in die Richtung der abscheulichen Pullover, wo sich das Gesuchte selbstredend nicht fand. Es schien mir, als sei sie tief in ihrem schwarzen Herzen froh, nicht das Richtige auf Lager zu haben. Vielleicht war es wirklich kurz vor ihrer Pause, die sie sich nicht durch uns unwürdiges Getier verderben lassen wollte …

Durch diverse andere Geschäfte führte unser Weg und wir landeten in einem der vermeintlich teuersten Herrenbekleidungsgeschäfte dieser Stadt. Was soll ich lang herumreden? Auch hier kein Zip-Shirt weit und breit, aber wir fanden ein anthrazitfarbenes Shirt mit Rollkragen. Schlicht und ergreifend für 16,95 €, aus wundervoll leichtem Material, sehr junge, ausdauernd freundliche und sachkundige Beratung inklusiv. Es geht also auch anders …

Im Schuhgeschäft daneben gefiel mir die Dekoration mit indischen Kissen zwischen teuren Stiefeln so gut, dass ich fragte, ob diese Kissen möglicherweise eventuell und unter Umständen verkäuflich seien und die ebenfalls sehr nette Verkäuferin bejahte tatsächlich, holte sämtliche indischen Kissen aus dem Schaufenster, ließ uns in Ruhe die richtige Farbe aussuchen und ging mit dem Preis sogar noch 1/3 auf 20,00 € runter (Hülle plus hochwertiges Kissen übrigens!). Wenn ich jemals Stiefel für 295,00 € kaufen möchte, komme ich bestimmt wieder …

Eben habe ich noch schnell diesen

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freundlichen Herrn mit einem Hinweis auf Weiterungen im Fall des erneuten Diebstahls der Zeitung an den Briefkasten geklebt. Ja, Leute, heute ist schon wieder Samstag …

Eine geruhsame Nacht wünscht
moggadodde

Danksagung

Manchmal bin ich ziemlich sentimental. So konnte ich mich lange von unserer ersten Espressomaschine

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nicht trennen, die aber durch langes Lagern im Keller sicher nicht besser wird. Nun habe ich sie zu einem guten Preis verkaufen können und musste den Verkaufserlös gleich in dringend benötigte Winterreifen investieren. Wie gewonnen so zerronnen …

Manchmal bin ich auch ziemlich unentschlossen, was sich heute wieder zeigte, als ich mit dem MamS beim Klamottenkaufen war. Geschlagene zweieinhalb Stunden hielten wir uns in der DOB-Abteilung auf. Unermüdlich schleppte er Hose um Hose, Jacke um Jacke, passende und unpassende Schals in die offenbar nach Saunastandards geprüfte Umkleidekabine, nicht meckernd, nicht drängelnd, nicht verstohlen zur Uhr plinsend, und lächelte mich auch nach dem gefühlt 138., leider wieder nicht richtig sitzenden Beinkleid liebevoll an. Auch als danach noch der unvermeidliche Abstecher in die Schuhabteilung anstand, blieb er gelassen, geduldig und vollkommen relaxed.

Manchmal bin ich ziemlich froh, einen solchen Kerl Mann Schatz abgekriegt zu haben …

Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde