Zur guten Nacht

Das nächtliche Geheimnis

Gestern Nachts, als alles schlief,
Kaum der Wind mit ungewissen
Seufzern durch die Gassen lief,
Gab mir Ruhe nicht das Kissen,
Noch der Mohn, noch, was sonst tief
Schlafen macht – ein gut Gewissen.
Endlich schlug ich mir den Schlaf
Aus dem Sinn und lief zum Strande.
Mondhell war’s und mild – ich traf
Mann und Kahn auf warmem Sande,
Schläfrig beide, Hirt und Schaf: –
Schläfrig stiess der Kahn vom Lande.
Eine Stunde, leicht auch zwei,
Oder war’s ein Jahr? – da sanken
Plötzlich mir Sinn und Gedanken
In ein ew’ges Einerlei,
Und ein Abgrund ohne Schranken
That sich auf: – da war’s vorbei! –
Morgen kam: auf schwarzen Tiefen
Steht ein Kahn und ruht und ruht – –
Was geschah? so riefs, so riefen
Hundert bald – was gab es? Blut? –
Nichts geschah! Wir schliefen, schliefen
Alle – ach, so gut! so gut!

Friedrich Nietzsche und ich wünschen eine traumhafte Nacht!

moggadodde

Kein guter Plan

Das goldene Phantom, der seit Wochen in aller Munde und Köpfe herumgeisternde, ominöse Mr. Jack Pot, hat endlich, endlich den Hut gelupft und gefühlte Myriaden Euronen in den dankbaren Schlund wahrscheinlich eines einzigen Glücksritters aus NRW gestopft. Was man mit einem derartigen Kohlenberg alles anstellen könnte! Baufällige Brücken restaurieren, neue Brücken bauen, Regenwälder aufforsten, den Mond besiedeln, ach, was sage ich, das ganze Universum gehörte mir! Nun lebe ich leider in Bayern und bin daher definitiv nicht der Glückspilz, der von der Mehrzahl der Mitbürger grün vor Neid fieberhaft gesucht wird. Wenn ich gewonnen hätte, würde ich dem MamS ein neues Gebiss kaufen.
Trotz peinlich penibler Zahnpflege, die er eisern im empfohlenen Umfang verrichtet, hat er äußerst brüchige Beißer. Zeit seines Lebens putzt er sorgfältig von rot nach weiß und weiß nach rot, vernachlässigt weder das empfindliche Zahnfleisch noch die versteckten Weisheitszähne und unterschreitet auch nur in absoluten Ausnahmefällen die vorgeschriebene Putzdauer. Trotzdem danken es ihm die kleinen, miesen Drecksäcke von Zähnen nicht. Sie zerbrechen auch bei ordnungsgemäßer Benutzung wie eine gefrorene Bierflasche und ohne den Dentisten seines Vertrauens über Gebühr und den grünen Klee zu loben: Ohne diesen sähe die Futterluke des MamS aus wie das Forum romanum. Und zwar in der Gegenwart.

Wohl alle Kassenpatienten könnten eine traurige Geschichte über die Verschlimmbesserung des Gesundheitssystems erzählen, doch eines ist geblieben: Der gute, alte Heil- und Kostenplan. Zwar ist in diesem Namen das Wörtchen „Heil“ zuerst genannt, doch der gewichtigere Teil dieser dicken Nachricht lautet „Kostenplan“ und das nicht zu Unrecht. Zwei Lücken in Ober- und Unterkiefer, die zwei mittlerweile entfernte Zahnleichname hinterlassen haben, wollen gestopft werden und reißen wiederum eine nicht unerhebliche Lücke in unser Portemonnee. Die Füllung der Leerräume mittels Implantaten, vom Dentisten kurzzeitig als Lösung genannt, schlug sich der MamS aufgrund der immensen Kosten schneller aus dem Kopf als ein Bohrer Umdrehungen hat. Nun wird also im Unterkiefer eine Brücke gebaut und im Oberkiefer eine Teilkrone installiert, Summa summarum schlappe 700 Euro Eigenanteil für echte deutsche Wertarbeit, weil der MamS sich standhaft weigert, ins nahe Ungarn zu reisen, um sich dort von hübschen, slawisch aussehenden Schwestern in blütenweißen, raschelnden Kitteln einige Tage bemuttern zu lassen, die zwar kein deutsches Wort aber sicher ihr Handwerk verstehen. Eine weitere, billigere Möglichkeit wäre die Fertigung der Ersatzteile im Mutterland der Zahntechnik, in China, erforderlich wäre in diesem Fall lediglich ein Pit-Stop bei McZahn in Krefeld, wo der Einbau schon im Mund ist, bevor der MamS einmal BigMac gesagt hat.
Aber nein. Old fashioned ist der MamS, besteht auf inländische Fertigung der zu erstellenden Prothesen sowie Einbringung vor Ort von einem niedergelassenen Dentisten mit langjähriger Berufserfahrung. Keinen Mumm in den Knochen der MamS, um neue innovative Wege der Zahnmedizin zu gehen, losgelöst von den verknöcherten, verschimmelten Methoden, die ein Heidengeld kosten und nicht zwingend besser sein müssen …

Nein, Halt, Scherz beiseite. Natürlich soll dem MamS die bestmögliche Behandlung angedeihen, Qualität hat schließlich noch immer ihren Preis und gerade bei ihm als baufälligem Problempatienten ist eine mögliche Reklamation bei seiner Dentisten-Uschi schnell behoben.

Den ersten Teil der Behandlung hat er nun heute hinter sich gebracht und lag zunächst leidend wegen dreier anästhetischer Injektionen auf dem Sofa. Eine offenbar wundersame Genesung fand statt, denn inzwischen konnte er sogar das Endstück vom Hackbraten verzehren. Ich tauge halt einfach nicht zur Krankenschwester.
Jammern ob der zu schulternden Kosten hilft aber hier nicht. So müssen wir eben ohne Lottogewinn zwei neue Brücken bauen, auch wenn sie nur im Mund des MamS zu besichtigen sind …

Euch eine bissige Nacht wünscht
moggadodde

THINK !

Hey, schon Anfang Oktober, allerhöchste Zeit! Lange herbeigesehnt, doch glücklicherweise war es heute soweit: Im Hause moggadodde wurde die Muschelsaison eröffnet! Gleich zum Auftakt erwischten wir außergewöhnlich gute Exemplare der Mytilus edulis aus dem Nordatlantik, klein, zart und äußerst deliziös. Deshalb brachten wir vier es tatsächlich fertig, drei Kilogramm der glitschigen Scheißerli (selbstverständlich Bruttogewicht) nebst eineinhalb Liter sugo di pomodoro zu vertilgen plus zwei kleine Baguette. Nun dümpeln wir hier rabensatt und breit wie Calmund auf den Liegestätten herum und geordnete Gedanken sind Mangelware, was aber auch am leckeren Chianti liegen könnte, dessen letzte Reste sicher nicht mehr lange hier neben mir stehen unverzüglich geleert werden.
Klare Gedanken werde ich allerdings Euch noch abverlangen. In alter Tradition und auch auf die Gefahr hin, dass sich das Gros der geneigten Leser in das wohlverdiente Wochenende begeben hat, präsentiere ich eine neue Kopfnuss, die, das gebe ich zu, wiederum vollsten Köpfcheneinsatz erfordert. Denken à la moggadodde ist gefragt …

Ich suche nur ein Wort, das ich mit

oft variable, unmögliche Lokaladverbiale aus Frankreich

umschreibe.

Eure geschätzten Lösungsvorschläge bitte ich ab sofort hereinzureichen.

Herrschaften, ich für meinen Teil zieh’ jetzt hier noch schnell die Pfütze auf Null und dann begebe ich mich zügig in die Horizontale. „Das Boot“ – Directors Cut – zum (geschätzt) zweihundertsechsundsiebzigsten mal zwar, aber immer wieder sehenswert. Und bei den Echolot-Pings und dem schweißglänzenden Gesicht des Herrn KaLeu mit Kratern, tiefer als der Ärmelkanal, kann ich sicher gut in langsamer Schleichfahrt in Morpheus Arme abtauchen …

Euch eine berauschende Nacht wünscht
moggadodde

Bremsklötze

Die spontane Einladung zum Sektfrühstück bei der Lieblingsnachbarin konnte ich natürlich unmöglich ausschlagen, auch aufgrund des traurigen Umstandes, dass Ende dieses Jahres derlei dekadente Events wegen ihres Umzugs der Vergangenheit angehören werden. Bei meiner Rückkehr gegen Mittag musste ich feststellen, dass der magentafarbene Prämonopolist hinterlistig die Nabelschnur zum WWW gekappt hatte, weshalb ich sofort die Störungsstelle kontaktierte, wo ein netter Herr einen „Großschaden“ diagnostizierte, vom dem 145 Anschlüsse betroffen seien und dessen Behebung noch länger auf sich warten ließe. Hm. Wenn ich zuhause bin, habe ich hier in der Regel eine Standleitung ins Netz und so von Hundert auf Null ausgebremst war ich etwas konsterniert. Was sollte ich mit meiner Zeit nun anfangen? Ich besann mich auf die guten, alten, hausfraulichen Tugenden, unterzog die Räumlichkeiten der Mitesserchen zunächst einer gründlichen Okularinspektion und machte sodann mal wieder gründlich klar Schiff. Nachdem erst am späten Abend die Leitungen geflickt waren, sieht es dort jetzt wieder recht manierlich aus.

Hank fragte mich heute, warum es denn nur Putzfrauen gebe. Ich antwortete, dass es sehr wohl auch „Putzmänner“ gebe, nur nicht so viele und er meinte, dass es ja wohl eklig wäre, den „Dreck von anderen Leuten“ wegmachen zu müssen. Nun erwiderte ich, dass die Putzfrauen das sicher nicht aus Jux und Dollerei tun, sondern auf das Geld aus dieser Arbeit angewiesen sind, weil sie keine andere Arbeit finden können, was an den Umständen liege und manchmal auch an der mangelnden Ausbildung. Er konterte recht flapsig: „Das heißt ja dann, dass Mädchen in der Schule nicht so schlau sind wie Jungs“ und da verschlug es mir die Sprache. Nun hat es wenig Sinn, mit einem Achtjährigen die komplexe Problematik der immer noch restriktiven Einstellungspraxis der deutschen Arbeitgeber zu diskutieren, doch musste ich ihn abschließend auf die unumstößliche Tatsache hinweisen, dass Frauen deshalb, weil sie so einen wie ihn in die Welt setzen wollen, jobmäßig nachher oft einfach die Gelackmeierten sind und keine andere Wahl haben, als den „Dreck von anderen Leuten“ wegzumachen, damit die Prinzen und Prinzessinnen daheim das neue Lego Starwars für Nintendo DS kriegen oder auch nur einfach was zu beißen zwischen die Kiemen. Ich denke, das hat er jetzt kapiert.

Und das

joghurt_trick1.jpg

passt in diesem Zusammenhang ganz gut, finde ich.

Euch eine ungebremste Nacht wünscht
moggadodde

Einmal Hölle und zurück

Ad 1.)
Gestern Abend habe ich mich seit langem einmal wieder bewusst vor die Bildröhre gesetzt und ich glaube, ich habe da irgendetwas nicht mitbekommen. „Die Mauer“ stand auf dem Programm, ARD, 20.15 Uhr, weil ich Herrn Ferch sehr gerne sehe und auch Inka Friedrich mit ihren wunderbaren Rehaugen so mag. Die essenzielle Frage des MamS gegen Ende des Films: „Schafft er’s noch?“. Ich erwiderte, das sei ein Film der ARD und bei den Öffentlich-Rechtlichen gäbe es ausnahmslos ein Happy End, immer, und bei deutschen Filmen erst recht. Erstaunt durfte ich zur Kenntnis nehmen, dass „Die Mauer“ eben kein glückliches Ende nahm, Paule die Flucht aus dem Ossi-Haus auf Wessi-Grund nicht gelang, weil Gaffer gar zu offensichtlich auf das Fluchtfenster starrten und die Vopos aufmerksam wurden. Ich kann mich bewusst an keine deutsche Produktion erinnern, die so unhappy endet und das ermuntert mich, öfter mal wieder bei den GEZ-Kassierern zu gucken.

Ad 2.)
Ein Relikt aus scheinbar längst vergangenen Zeiten ist mir heute mal wieder in die Hände gefallen, in diesem Fall der Rückumschlag zu einer Umfrage des Autobauers unserer Wahl, auf dem rechts oben im Briefmarkenkästchen steht: „Bitte frankieren, falls Marke zur Hand.“ In meinem ganzen Leben habe ich auf so ein Feld noch keine Briefmarke verschwendet, 1.) weil ich prinzipiell keine „Marke zur Hand“ habe und 2.) ich den Teufel tun und extra Marken kaufen werde. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es tatsächlich Leute gibt, die hier das Porto freiwillig auf den Umschlag pappen (selbst wenn sie gerade eine „Marke zur Hand“ hätten), weil ohnehin und klaglos der Empfänger zahlt, wenn der Brief/die Drucksache nicht frankiert ist. Diesen Jux könnte man sich sparen und gleich schreiben „Porto zahlt Empfänger“, wie schon verschiedentlich gesehen. Oder habt ihr hier etwa schon mal freiwillig gelöhnt?

Ad 3.)
Das Beste an dem heutigen Tag dürfte der Umstand sein, dass er bald vorbei ist. Die Katakomben waren heute mal wieder die Wiege des Bösen. Mit einem lendenlahmen Azubi hatte ich heute direkt das Vergnügen, der mir gleich um 7.00 Uhr eröffnete, dass er wegen eines Leistenleidens nicht schwer heben dürfe und selbstverständlich traf gerade heute tonnenschwere Ware ein, die ich zunächst, vertrauend auf ein starkes Rückgrat und die halbwegs ausgebildete Muskulatur, allein herumwuchtete. Mein Tisch-Visavis, die dicke Linda, bat ich nur einmal um Hilfe. Als sie mit mir ein, gefühlt, zentnerschweres Paket auf die Palette zerrte, zogen mir ihre pestilenzialischen Körperausdünstungen in die empfindlichen Nüstern und ich wünschte, ich hätte jemand anderen gefragt. Linda ist unglaublich fett. Sie kann kaum laufen, sie schwankt hin und her wie ein Sumoringer und hebt dabei abwechselnd die Beine, um vorwärts zu kommen. Ihr Geruch lässt sich einordnen zwischen ungewaschenem Intimbereich, permanentem Pups und nassem Schweiß unter synthetischer Kleidung. Außerdem halte ich sie für ein hinterlistiges Aas, das heute versuchte, einen von ihr geschossenen Bock in meine Sneakers zu schieben, was ich beim zuständigen Höllenfürsten aber umgehend klarstellte. Der lendenlahme Azubi gab mir am Nachmittag auch noch eine Info, die ich blöde Kuh ohne nachzuprüfen übernahm, die sich aber dann als falsch herausstellte. Sein „Tut mir leid, dass ich Sie jetzt mit dem Problem alleine lassen muss, ich habe jetzt betrieblichen Unterricht“ klang ehrlich, half mir aber nicht weiter und den restlichen Tag versuchte ich, die Fehlbuchung nachzuvollziehen und zu korrigieren, was meinem Brummschädel noch verstärkte. Ich kann von Glück reden, dass ich mit Linda nur alle paar Wochen das zweifelhafte Vergnügen einer Zusammenarbeit habe. Ich wüsste nicht, was ich täte, wenn das die Regel wäre. Wie sagt man jemandem, der einem auch noch unsympathisch ist, dass er stinkt?

Gottlob hatte Hank seine Hausaufgaben schon geschafft, als ich heimkam, so konnte ich mich beim MamS erst mal gehörig auskotzen. Dixie ist noch immer unterwegs mit dem aktuellen Herzbuben, was später noch zu Diskussionen führen wird, wenn ich mir ihre Hausaufgaben (die sie wahrscheinlich noch nicht gemacht hat), zu Gemüte führe.

Das

Fremdwort des Tages,
mefitisch

bedeutet „verpestend“ nach der Herrscherin der Schwefelquellen namens Mephitis. Und jetzt weiß ich mit letzter Gewissheit, dass die Katakomben doch der Vorhof der Hölle sind …

Euch einen aromatischen Abend wünscht
moggadodde