Mit Körperkraft aus der Klimakrise

Während hierzulande schlaue Forscher den CO2-Ausstoß pupsender Wiederkäuer berechnen und in zahlreichen Familien endlich karminative Nahrungsmittel vom Speiseplan verbannt werden, während Automobilingenieure fieberhaft nach umweltverträglichen Fahrzeugen fahnden und der unbesorgt gebuchte Billigflug wahlweise geächtet oder mit Zuschlägen bedacht werden wird, debattiert man immer noch auch über die zur Neige gehenden Ressourcen der fossilen Brennstoffe und dem Rückzug aus dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie.
Auch hier fällt ein Deutscher einmal mehr mit einem innovativen Einfall auf: Der Verwalter der deutschen Privatschule Swakopmund in Namibia, Horst Fritze, ist abgerückt von althergebrachten Strafen wie Nachsitzen oder Verfassen eines dreiseitigen Aufsatzes zum Thema „Warum ich meinen Mitschülern mit dem Butterfly-Messer meine Initialen nicht ins Schulterblatt ritzen darf“. Wie die „Allgemeine Zeitung“ in Windhuk berichtet, geht Herr Fritze ganz neue Wege: Die Missetäter an seiner Schule werden auf Fitnessräder gesetzt, die an Generatoren angeschlossen sind und durch ihr anhaltendes Strampeln wird möglicherweise vorhandenes Aggressionspotential in sinnvoll zu verwendende Energie transformiert. So weit, so gut. Hinter dieser auf den ersten Blick simplen Disziplinierungsmaßnahme steckt nämlich bei weiterem Nachdenken so viel mehr!
Ãœberfüllte, teure Haftanstalten, deren Insassen mit stumpfsinnigen Beschäftigungsmaßnahmen oft jahrelang restlos entsozialisiert werden, könnten in wenigen Jahren das eine oder andere Kernkraftwerk entbehrlich machen. Flächendeckend werden nicht nur deutsche JVAs mit qualitativ hochwertigem Sportgerät ausgestattet und statt Tütenkleben oder was der Verurteilte sonst eben arbeiten muss, gilt hinkünftig „Pedaletreten“ zum Wohl der Allgemeinheit. Im anstaltseigenen„Energie- und Sportbereich“ könnte wertvoller Strom günstig produziert werden und bei geschickt erstelltem Einsatzplan würde die Platzproblematik ebenfalls der Vergangenheit angehören, weil die Zellen wegen eines 3-Schicht-Betriebs mehrfach belegt werden könnten. Die Insassen verbüßten ihre Strafe in dem Bewusstsein, dass die Außenwelt sie nicht abschreibt, sondern sie vielmehr einen wichtigen Dienst für sich selbst, die Gesellschaft und schließlich auch für die gebeutelte Erde ansich leisten.
Kriminelle Energie gibt es auf unseren Straßen genug, gebündelt, transformiert und in die richtigen Kanäle eingespeist könnten in den Innenstädten kleine „Powerpoints“ entstehen, die eingerichtet sind wie Spinning-Räume in Muckibuden, denn Falschparker erhalten künftig statt eines Knöllchens ein „Energy-Coin“, einzulösen binnen einer gewissen Frist, ebenso wird mit Taschen- und Ladendieben, Geschwindigkeits- und Rotlichtsündern, Wildpinklern sowie motorisierten Verkehrsteilnehmern, die ohne Freisprechanlage telefonieren, verfahren.
Schnell müssten die Kommunen die Zahl der Powerpoints erhöhen und könnten den dort erzeugten, absolut umweltverträglichen Strom profitabel verkaufen. Zusätzlich zum positiven Effekt für Mutti Erde wird Vati Staat mit einem Handstreich aus den Miesen gebracht. Durch die plötzliche Fitness der Bürger sinkt sukzessive die Zahl der Herz- und Kreislauferkrankungen. Endlich vermindert sich auch der Krankenkassenbeitrag auf 0,5 % und Frau Ulla wird arbeitslos, kommt mit der Situation nicht zurecht, wird schnell straffällig und deshalb bald selbst auf die Hamsterrolle gespannt, denn auch die vermeintlich bessere Gesellschaft darf sich vor der Erzeugung gemeinnützigen „Fit-Stroms“ nicht drücken.
Der entstehende Stromüberschuss wird als eine Art unentgeltliche Entwicklungshilfe in die osteuropäischen Netze eingespeist und die dortigen Industriebetriebe nutzen den Muskelstrom, um ihre maroden Fabrikationsstätten auf den neuesten Stand der Technik zu setzen und die CO2-Emission nachhaltig zu reduzieren.
Mit ein bisschen gutem Willen, ein klein wenig Einfallsreichtum und der ursprünglichen Idee eines Schuldirektors aus Swakopmund wäre es möglich, der globalen Klimakatastrophe die Stirn zu bieten, allein durch kraftvollen Einsatz der Oberschenkelmuskulatur. Himmel, es ist doch alles so einfach! Aber, es ist wie es immer ist: Meine Meinung zählt soviel wie die Flatulenzen einer zentralasiatischen Schraubenziege.

Euch einen energiereichen Abend wünscht
moggadodde

Aufschwung!?

Zur Abwechslung einmal eine etwas bessere Nachricht von meinem Vater: Seit gestern ist er wieder auf der normalen Station. Am Dienstag sah ich ihn erstmals seit vielen Wochen sitzend in einem Rollstuhl. Sämtliche Werte, bis auf die der Nieren, sind wieder im normalen Bereich und, soweit wir das feststellen können, denn er kann ja noch nicht sprechen, ist er relativ klaren Sinns. Die Sondenkost verursacht Verdauungsprobleme der flüssigen Art und auch das Schlucken klappt noch nicht zufriedenstellend. Joghurt ginge jetzt schon ganz gut, der nächste Schritt war heute die Gabe von buntem Wackelpudding …
Trotz aller Besserung kann meine Mutter ihn zuhause noch nicht allein versorgen; da würde auch ein Pflegedienst nicht viel ausrichten. Obwohl seine Extremitäten stark abgemagert sind und die Knochen spitz unter der Haut hervorstechen, sieht der Bauch wegen der Nierenproblematik aus wie ein praller, großer Luftballon und mein Vater wiegt trotzdem noch zuviel, als dass meine Mutter ihn beim Aufstehen hochziehen könnte, geschweige denn, bei einem Sturz.
Schweren Herzens stimmte sie einer übergangsweisen Unterbringung in einer Einrichtung für Kurzzeitpflege zu, denn sie sah ein, dass sie mit der häuslichen Versorgung noch überfordert ist. Fraglich ist, wie mein Vater das aufnimmt und ob er realisieren kann, dass er nur für vier Wochen dort bleiben muss. Wenn er hart mitarbeitet und weiter mobilisiert werden kann, ist er in einem Monat wieder daheim. Für die Kurzzeitpflege muss meine Mutter nun knapp 1000,00 € berappen und das ist nicht nur für ein Rentnerpaar eine hübsche Stange Geld. Meine Oma (= seine Mutter, 86jährig und fit wie der frische Frühling), eine kruppstahlharte Bauersfrau die bisher in ihrem beginnenden Altersschwachsinn nur demotivierende Kommentare abgesondert hat („Wenn’s dem Herrgott gefällt, muss er ihn holen“) greift ihnen aber hier netterweise finanziell unter die Arme.

Es ist also nun ein Punkt erreicht, an dem ich wieder große Zuversicht habe, dass meine Eltern doch noch einige Zeit, wenn auch nicht mehr vollkommen unbeschwert so denn leidlich zufrieden, miteinander verbringen können. Und das ist ja so viel mehr, als ich noch vor zwei Wochen zu hoffen gewagt habe …

Euch einen frohen Abend wünscht
moggadodde

Morgääääähn!

Was für eine verfickt beschissene ziemlich unangenehme Nacht. Eingeschlafen gegen 2.00, wild geträumt, aufgestanden gegen 5.00 Uhr. Jawoll. Was uns nicht umbringt, macht uns, naja, blöder Spruch, ich weiß.

Allerdings habe ich bei Herrn Hoffa heute früh schon meine Morgenlektüre genossen und er hat eine Geschichte geschrieben, die mich ziemlich froh gestimmt hat. Das Wort zum Donnerstag sozusagen.
„Jammere hier nicht rum, irgendwann steigst du in einen Hubschrauber und machst dich vom Acker“ habe ich mir gesagt und dann ging es mir wieder besser.
Ich geh‘ in die Katakomben und hoffe, dass die Zeit zumindest wie im Flug vergeht, wenn ich selbst schon nicht fliegen kann …

Euch einen azurblauen Tag wünscht
moggadodde

CSI Lower Franconia

Ansich bin ich ja eine Frischluft-Fanatikerin. Sobald es die Witterung auch nur annähernd zulässt, sind die Terrassentüren im Wohn- und auch im Schlafzimmer bis zum Anschlag geöffnet. Dieses Verhalten werde ich überdenken müssen.
Vorgestern suchte mich eine Mitbewohnerin auf, die mit dem Vater ihrer Tochter in juristischem Clinch liegt. Sie erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen ihn, wonach er sich ihr nicht mehr nähern darf, von Morddrohungen seinerseits war die Rede, und weil die Möglichkeit bestehe, dass er sich durch Läuten an anderen Wohnungen unter einem Vorwand Einlass ins Haus verschaffen wolle, bat sie, ihm keinesfalls zu öffnen. Natürlich sagte ich zu und auch die Kinder wurden instruiert. Heute nun hörte ich, er habe ihr vor ihrer Arbeitsstätte aufgelauert, weshalb sie die Polizei rief, die ihn schnappte und abtransportierte, damit sie unbeschadet nach Hause fahren konnte. Der Hauseigentümer hat eben einen Zettel im Flur angebracht, der jeden unterrichtet, dass Marko K. einem Hausverbot unterliegt und sich auch nicht auf dem ausgedehnten Grundstück bzw. in der Nähe davon aufhalten darf. Sobald er hier gesichtet wird, müsse die Polizei benachrichtigt werden.
Vorhin hörte ich nun, er wäre schon verschiedentlich ums Haus geschlichen und suche einen Zugang und – dummerweise – ist unsere Wohnung mit ausgedehnten Terrassenflächen ziemlich einladend für einen durchgeknallten Irren, der ein Schlupfloch in ein Haus sucht. Umliegend befindet sich eine riesige Wiese und dahinter der finstere Wald und das lebendigste Wesen dort draußen war bisher das eine oder andere Reh sowie das einsame Pferd auf der Koppel unseres Nachbarn.
Gerade genoss ich meine Abendzigarette, selbstredend draußen in stockdunkler Nacht, die Terrasse nur mäßig illuminiert von gedämpftem Licht und den fahlbleichen Sternen und ich ärgerte mich erneut, dass der Eigentümer es versäumt hat, den Terrassen einen Stromanschluss zu verpassen. Ein mulmiges Gefühl hatte ich schon und unsere riesige Mag-Lite hielt ich griffbereit unter meiner linken Achsel. Die einzigen Geräusche verursachten allerdings einige nachtaktive Mäuschen und der eine oder andere Marder, die sich gruselig kreischend durchs Gebüsch arbeitete.
Aber irgendwie macht Rauchen in dem Bewusstsein, dass gleich ein gewaltbereiter Psychopath um die Ecke biegen und mir eins auf die Zwölf geben könnte, keinen rechten Spaß.
Der auf den Schachteln aufgedruckte Warnhinweis „Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit“ dürfte ab sofort zumindest für mich etwas weiter ausgelegt werden.

Euch einen gewaltfreien Abend wünscht
moggadodde

Outbreak

Nun ist es endlich soweit: Irgendwo musste der psychische Ausnahmezustand ja seine Auswirkungen zeigen. Nachdem ich die Beschwerden im Nacken durch regelmäßige Schmerzmittelgabe einigermaßen im Griff habe bis ich einen Termin in der Massagepraxis bekomme, bin ich aufgeblüht. Normalerweise sind Blüten im Frühling ja etwas Schönes, nur leider habe ich meine Blüten auf den Lippen im Gesicht. Den pochenden, brennenden Herpes simplex labialis kenne ich schon seit vielen Jahren, vornehmlich während Schnupfen- oder sonstigen Perioden, die meinem Immunsystem einen schmerzhaften Tritt in den Hintern versetzen, aber dieses mal verzeichne ich gleich drei (!) Bläschenherde, die kurz vor der Explosion stehen. Jetzt sehe ich aus, als sei nicht Herr Austin sondern meine Wenigkeit mit Herrn Klitschko im Ring gestanden, dick aufgequollen sind meine Lippen und ähneln inzwischen den Fahrradschläuchen von Frau Ohoven. Dass ich in diesem desolaten Zustand überdies auf meinen geliebten Lippenstift, Jade Nr. 410, Chocolat, verzichten muss, versteht sich von selbst und dass ich ohne diesen sowieso nur ein halber Mensch bin, wisst ihr ja.
Wegen des massiven Befalls hat mir der Dottore heute eine Kur verschrieben, 7 Tage im schönen Aciclovir, oral und dreimal täglich. Dass ich in diesem Zustand in höchstem Maße ansteckend bin, musste er mir nicht sagen. Für kleine Kinder und alte Menschen bin ich jetzt eine Gefahr, sagt er.
Es ist also nicht empfehlenswert, sich dieser Tage mit mir anzulegen, denn wenn ich meine virulenten Küsse verteile, bin ich beinahe ebenso gefährlich wie ein Briefkuvert mit Milzbrandsporen.
Im Grunde bin ich also jetzt ein personifizierter, biologischer Kampfstoff. Vielleicht sollte ich sicherheitshalber vernichtet werden.

Euch einen sicheren Tag wünscht
moggadodde